Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

1 2 Montag, 18. Dezember 2000 
LAND UND LEUTE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
auf» 
«Ungeahnte Farbwechsel treten 
Werner Gamper, Gründer 
und Leiter der Galerie Al 
tesse in Nendeln, sehloss 
sein Ausstellungsjahr so 
ab, wie er es begonnen 
hatte: mit dem Fördern 
Liechtensteiner Künstler. 
In der ersten Ausstellung 
im Jahr 2000 zeigte Ale 
xandra Schädler ihre Ar 
beiten, nun sind bis zum 
14. Januar 2001 die Bil 
der von Thomas Kranz 
aus Nendeln zu sehen. 
Gerolf Hauser 
Thomas Kranz, geboren 1959, 
wuchs in Nendeln auf, lebt und 
arbeitet auch heute in Liech 
tenstein. Vor etwa sieben Jah 
ren begann Thomas autodidak 
tisch mit ersten Malversuchen. 
Schon damals herrschten kräf 
tige Farben und dicker Auftrag 
vor. Um seine Kenntnisse unter 
fachkundiger Anleitung vertie 
fen zu können, besucht er seit 
1995 die Liechtensteinische 
Kunstschule. 
Thomas Kranz zeigt neue Arbeiten in der Galerie Altesse in Nendeln 
Thomas Kranz stellt noch bis 14. Januar 2001 seine Bilder in der Galerie Altesse in Nendeln aus. 
(Bild: Ingrid) 
Intensive Farben 
In der Einzelausstellung zeigt 
Thomas Kranz grossformatige 
Bilder, bei denen er das Blatt in 
verschiedene «Abteilungen» 
gliedert, in denen die Motive, 
abstrakte und sehr intensive 
Färb- und Formkombinationen, 
in verschiedensten Metamor 
phosen auftauchen. Sepp Kop 
pel aus Gams, Fotograf und 
Maler, sagte dazu in seiner Ver- 
nissagerede: «Thomas' Arbeiten 
haben ein Niveau, das Verglei 
che mit Sam Francis und 
Jackson Pollock zulässt. Ich se 
he auch Ähnlichkeiten mit 
Claude Monet oder sogar mit 
Alexei von Jawlensky, ist doch 
Monet einer der ersten, der sich 
mit dem Thema der Serie aus 
einander gesetzt hat. Und Jaw 
lensky hat die Serie eigentlich 
ausgelebt. So stark, dass einzel 
ne Bilder aus der Serie heraus 
genommen wesentlich an Kraft 
verlieren. Nun der Vergleich zu 
Kranzens Bilder ist sicher nicht 
im Motiv, eigentlich auch nicht 
direkt in der Serie zu suchen. 
Denn seine Bilder bestehen 
auch als Einzelbilder ganz klar.» 
Das Handwerk lieben 
«Die Wiederholung sehe ich 
nicht im Bild, nicht direkt im 
Motiv, sondern vielmehr in der 
Entstehung derselben. Ich 
konnte zusehen, wie der Farb 
auftrag, der Malvorgang, das 
Auseinanderbreiten der Farbe 
mit dem Spachtel, und der Ein 
satz des Pinsels eine Wiederho 
lung sondergleichen darstellt. 
Das Handwerk, das aus meiner 
Sicht immer zur Kunst gehört, 
kommt voll zum Tragen. Tho 
mas lebt und liebt das Hand 
werk, reizt es bis an die Gren 
zen aus. Das ist für mich die 
Wiederholung, die letztendlich 
auch zum Fortschritt, zur Ent 
wicklung der Qualität, und zum 
erreichten Niveau beiträgt. Sie 
sehen aber auch, dass Verglei 
che hinken, hinken müssen, 
Kranz ist weder ein Pollock 
noch ein Monet, und überhaupt 
kein Jawlensky. Die Genannten 
mögen mir verzeihen, das ich 
sie zum Vergleich hergezogen 
habe. Vergleiche hinken immer. 
Vergleiche bleiben immer nur 
. Erklärungshilfen und Er 
klärungsversuche. Denn Tho 
mas sucht Neues. Neues, das 
auf seinen alten Arbeiten auf 
baut. Neues Sehen entsteht in 
letzter Zeit bei Thomas, indem 
er seine fertigen Bilder unter 
das Messer nimmt, sie zer 
schneidet, um nicht zu sagen 
zerstört. Und dann in einem 
weiteren Arbeitschritt die Frag 
mente wieder zu einem neuen 
Ganzen zusammen zu setzen. 
Es entstehen Verwerfungen, 
neue Strukturen werden sicht 
bar, harte Linen treffen auf 
weiche Formen. Neue Rhyth 
men werden erkennbar. Unge 
ahnte Farbwechsel treten auf. 
Die Dichte nimmt zu. Kurzum 
die Aussage wird verstärkt. Da 
bei tritt die Materialwahl in den 
Hintergrund, ob Gouache auf 
Papier oder Öl auf Karton, ob 
mit oder ohne Quarzsandbeimi 
schung, all dies wird ne 
bensächlich. Die Idee, die Ar 
beit bestimmt sein künstleri 
sches Werk.» 
Musik lebendig gemacht 
Bachs Weihnachtsoratorium mit dem Rheinberger-Chor, dem SOL und Solisten 
Unter der Leitung von Albert Frommelt gab der Josef-Gabriel-Rheinberger-Chor gestern ein Weih- 
nachtskonzertonzert in Schaan. (Bild: Ingrid) 
«Wir leben in diesem Werk», 
hatte Dirigent Albert From 
melt während der Probenzeit 
zum Weihnachtsoratorium 
von Johann Sebastian Bach 
gesagt. «Wir versuchen, ein 
möglichst grosses Verständnis 
für das Oratorium zu schaf 
fen.» Dass dies gelungen ist, 
war gestern Nachmittag in der 
Kirche in Schaan zu hören. 
Gerol f Hauser 
Mit einiger Verspätung konnte 
das Konzert erst beginnen, woll 
te doch der Strom der Zuhöre- 
rlnnen nicht enden. Die letzten 
mussten sogar auf die Orgelem 
pore verwiesen werden, da bis 
ganz hinten im Altarraum alle 
Plätze besetzt waren. Sie hatten 
wirklich gearbeitet und eine 
musikalisch geglückte Auf 
führung gebracht. Sie, das sind 
der Josef-Gabriel-Rheinberger- 
Chor, das Symphonieorchester 
Liechtenstein (SOL) und die So 
listinnen Ingrid Amann, Veroni 
ka Schaaf, Christian Büchel und 
Karl Jerolitsch unter der Leitung 
von Albert Frommelt. Welch rei 
ner und kindlicher Glaube wur 
de damals, vor über 250 Jahren, 
in diese hohe Kunstform gegos 
sen? Und welch unbeirrbarer 
Glaube beseelte die Musiker, zu 
sagen, wir schaffen das? Sie ha 
ben es geschafft. 
Wunderbar, wie Albert From 
melt Chor, Orchester und So 
listen zusammenhielt und die 
Einsätze gab, das Aufstürmen 
und Abklingen der in Töne ge 
gossenen Geschichte anzeigte; 
grossartig, wie das Orchester 
zurückhaltend die Solisten be 
gleitete, um mit warmem Klang 
anzuschwellen zwischen den 
Gesangspartien, oft mit den 
leuchtenden Trompetenklängen 
über allem. 
Viele der bekanntesten Weih 
nachtslied-Melodien stammen 
aus diesem Oratorium, dessen 
Texte von der Geburt Jesu er 
zählen, von der Verkündigung 
durch den Engel und der Anbe 
tung der Hirten. Bach folgt dar 
in in grossen Zügen den für die 
einzelnen Sonn- und Festtage 
vorgeschriebenen Evangelienle 
sungen, weicht jedoch überall 
da von der kirchlichen Eintei 
lung ab, wo es gilt, die Konti 
nuität der Erzählung zu wahren. 
Die Sängerinnen 
Karl Jerolitsch sang mit ei 
nem strahlenden Tenor die Re- 
zitative des Evangelisten und z. 
B. im 2. Teil die Arie «Frohe 
Hirten, eilt» in einer traumhaft 
schönen Korrespondenz mit der 
Querflöte. Ingrid Amann (Alt), 
sie hatte einige Arien zu sin 
gen, glänzte durch schöne 
Klangdifferenzierungen oder z. 
B. im 1. Teil («Nun wird mein 
liebster Bräutigam») in herrlir 
chem Einklang mit dem schal 
meienartigen Klang der Holz 
bläser. 
Christian Büchels Bass-Stim 
me Hess den Jubel erklingen in 
«Grosser Herr, o starker König» 
und sang in intimem Miteinan 
der mit den Bläsern und den 
Sopranen des Chors das «Es ist 
auf Erden kommen arm». Vero 
nika Schaaf gab im 2. Teil als 
Angelus die strahlende Verkün 
dung der Geburt Jesu und sang 
mit sauberem Sopran die Arie 
«Herr, Dein Mitleid», im Duett 
mit Christian Büchel. 
Der Chor meisterte sogar so 
schwierige Passagen wie z. B. 
den sehr schnell gesungenen 
Beginn «Jauchzet, frohlocket», 
den Beginn des 3. Teils, bei 
dem die Tenöre alleine begin 
nen, die Soprane folgen, oder 
das schwierige «Ehre sei Gott 
in der Höhe». Berührend, mit 
ausgezeichnet herausgearbei 
tetem Tenor, sang der Chor den 
Choral «Wie soll ich dich emp 
fangen» und beim Choral am 
Ende des 2. Teils, dessen Melo 
die für das Weihnachtslied 
«Vom Himmel hoch» benutzt 
wird, gab es ein musikalisch 
beeindruckendes Miteinander 
mit der Melodie 4 er Biäser- 
gruppe aus der Eingangs-Sin- 
fonia, die Hirten symbolisie 
rend. Wie hatte Albert From 
melt gesagt? «Wir versuchen, 
ein möglichst grosses Ver 
ständnis für das Oratorium zu 
schaffen.» Und so waren das, 
was hier ein Nacheinander- 
Aufzählen ist, bei der Auf 
führung deutlich hörbar Teile 
eines zusammengewachsenen 
Ganzen. 
Jörg Kachelmann 
in Balzers 
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Weihnachtsklänge 
auf der Panflöte 
Konzert des Panflötenchors in Balzers 
Unter der Leitung von Robert Schumacher fand gestern das Advents 
konzert des liechtensteinischen Panflötenchors statt. Drei Konzerte 
gab der Panflötenchor heuer. Neben Balzers in Appenzell und Leipzig. 
Die sehr zahlreich erschienenen Zuhörer genossen Weihnachtsmusik 
aus der ganzen Welt. Die ca. 65 Musiker, unter der Begleitung eines 
Kyboardes, gaben Lieder aus England, Irland, Südafrika, Rumänien, 
dem vorderen Orient usw. zum Besten. (Bild: Ingrid)
	        

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