Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)


pp/Journal 
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Liechtensteiner 
Samstag 
16. Dezember 2000 
Fr. 1.- 
VOLKSBLATT 
Amtliches Publikationsorgan • 122. Jahrgang, Nr.289 
Verbund i Südostschweiz 
SAMSTAG 
Wenn der Hand- 
harmonika-Club 
loslegt... 
SCHAAN: Wer meint, der 
Handharmonika-Club friste 
ein langweiliges Dasein, der 
hat sich gewaltig getäuscht. 
Es kommt nicht von unge 
fähr, dass beim Jahreskon 
zert der ganze Saal bis auf 
den letzten Platz ausver 
kauft ist. Die Mitglieder 
pflegen die Geselligkeit und 
Kameradschaft, Vereinsaus 
flüge, lockere Abende und 
Überraschungsständchen 
stehen regelmässig auf dem 
Programm. Bei Musikvyett- 
bewerben erreichte der HCS 
immer wieder Spitzenklas 
sierungen. Seite 13 
FL-Weltcupfahrer 
mit hohen 
Erwartungen 
SKI-ALPIN: Wochenlang 
hat man sehnsüchtig auf 
ihn gewartet, jetzt ist plötz 
lich zu viel da: Das Ab 
schlusstraining für die heu 
tige Herren-Abfahrt in Val 
d'Isere - mit Jürgen Hasler 
- musste am Freitag nach 
starken Schneefallen abge 
sagt werden. Am Sonntag 
steht, ebenfalls in Val d'Ise 
re, der Riesentorlauf der 
Herren auf dem Programm, 
bei dem Marco Büchel (Bild) 
sein bestes Saisonresultat 
erreichen will. Seite 21 
Dritter 
Adventsonntag 
Morgen am 16. Dezember 
wird der dritte Adventsonn 
tag gefeiert. Während der 
Vorweihnachtzeit haben 
Kerzen und Kränze einen 
festen Platz in vielen 
Familien. Das Volksblatt 
wünscht allen Leserinnen 
und Lesern eine besinnliche 
Adventszeit. Seite 30 
s 
Akademische Feier 
-I , 
75 Jahre Staatsgerichtshof im Fürstentum Liechtenstein 
Mit der Verfassung vom 5. 
Oktober 1921 war zwar der 
Staatsgerichtshof Liechten 
steins geschaffen, firnk- 
tionfähig war er damit aber 
nicht, da ein entsprechen 
des Gesetz fehlte. Rund vier 
Jahre später - am 19. De 
zember 1925 - schlug seine 
Geburtsstunde. 
Iris Frick-Ott 
Beträchtliche Vorarbeiten wa 
ren im Zusammenhang mit 
dem Landesverwaltungspflege- 
gesetz von 1922 geleistet wor 
den. Erst im Sommer 1925 - 
die beiden Verfasser Dr. Wil 
helm Beck und Dr. Emil Beck 
waren mit Arbeit überlastet - 
wurde ein Gesetzesentwurf und 
ein Kommissionsbericht vorge 
legt. Der Landtag behandelte 
und verabschiedete das Staats 
gerichtshofgesetz in der Sit 
zung vom 5. November 1925. 
Am 14. Dezember desselben 
Jahres wurde es von Fürst Jo 
hann II. sanktioniert, und vier 
zehn Tage später wählte der 
Landtag den ersten Staatsge 
richtshof. 
Der Staatsgerichtshof gilt als 
«Krönung» der Verfassung von 
1921. Tatsächlich war er das 
erste europäische Verfassungs 
gericht mit umfassenden Prü 
fungskompetenzen hinsichtlich 
der Verfassungsmässigkeit so- 
Nach der akademischen Feier in Bendern trafen sich Gäste zum festlichen Bankett in Triesenberg. 
wohl letzinstanziieher Gerichts 
entscheidungen als auch von 
Gesetzen und Verordnungen. 
Der lange und manchmal 
sehr beschwerliche Weg in der 
75-jährigen Geschichte des 
Staatsgerichtshofes wurde ges 
tern Abend im Liechtenstein- 
Institut in Bendern beleuchtet. 
Die Referenten Dr. Herbert 
Wille (Forschungsbeauftragter 
für Rechtswissenschaften am 
Liechtenstein-Institut), Dr. 
Hilmar Hoch (Rechtsanwalt 
und {Mitglied des Staatsge 
richtshofs) sowie Prof. Dr. Da 
niel Thürer (vom Institut für 
Völkerrecht und ausländisches 
Verfassungsrecht an der Uni 
versität in Zürich und während 
elf Jahren Mitglied beim 
Staatsgerichtshof) nahmen die 
Einladung zur akademischen 
Feier gerne an. Die zahlreich 
erschienen Gäste durften sich 
über einen sehr informativen 
Abend freuen. Seiten 6 und 7 
Ukraine legt Tschernobyl still 
14 Jahre nach dem weltweit schwersten Atomunfall 
KIEW: Mehr als 14 Jahre nach 
dem weltweit schwersten Ato 
munfall ist das Unglücks 
kraftwerk Tschernobyl end 
gültig stillgelegt worden. Ein 
Angestellter des Atomkraft 
werks stellte am Freitag den 
einzigen noch betriebenen 
Reaktor ab, nachdem der 
ukrainische Präsident Leonid 
Kutschma von der Hauptstadt 
Kiew aus per Videoleitung die 
Abschaltung angeordnet hatte. 
Eine Explosion in Reaktor Vier 
hatte am 22. April 1986 weite 
Teile der Ukraine, Weissruss- 
lands und Russiands verseucht 
und eine radioaktive Wolke 
über Europa freigesetzt. 
«Um die Entscheidung des 
Staates und die internationalen 
Verpflichtungen der Ukraine zu 
erfüllen, ordne ich hiermit den 
Beginn der vorzeitigen Schlies 
sung von Reaktor Drei des 
Atomkraftwerks Tschernobyl 
an», sagte Kutschma während 
einer Zeremonie im 135 Kilo 
meter von der Anlage entfern 
ten Kiew. Kutschma betonte in 
seiner Rede, Tschernobyl sei ei 
ne Gefahr für die Menschheit. 
Aus Rücksicht auf die globale 
Sicherheit stelle die Ukraine ei 
nen Teil ihrer Eigeninteressen 
zurück. Der Reaktor war nach 
einer Panne erst am Donners 
tag wieder ans Netz gegangen. 
Aus Sicherheitsgründen lief er 
vor der Abschaltung nur bei ei 
nem Prozent seiner Kapazität. 
Ein weiterer Reaktor wurde 
1991 nach einem Feuer stillge 
legt. Der dritte Meiler wurde 
1996 abgeschaltet. Wegen Pan 
nen und Wartungsarbeiten 
wurde der letzte noch betriebe 
ne Block immer wieder vom 
Netz genommen. 
Nach dem weltweit schwersten Atomunfall ist das Unglückskraft 
werk Tschernobyl nach 14 Jahren endgültig stillgelegt worden. 
Nach der Katastrophe hatte 
die sowjetische Regierung den 
Vorfall lange geheim gehalten 
und die Evakuierung benach 
barter Städte tagelang verzö 
gert. Feuerwehrleute und ande 
re Einsatzhelfer, die zum Un 
glücksort eilten, wurden zum 
Teil ungeschützt der Radioakti 
vität ausgesetzt. 
Der Unglücksreaktor wurde 
unter dem Einsatz von Hundert 
tausenden Arbeitern mit einem 
Beton- und Stahlmantel, dem 
sogenannten Sarkophag, verse 
hen. In seinem Innern strahlt er 
noch immer. Die Hitze macht 
den Beton porös, die Stahl 
decke rostet und ist an vielen 
Stellen undicht. Die Schäden 
der Katastrophe in der Ukraine, 
in Russland und Weissrussland 
können ebenso wie die Zahl der 
Toten nur geschätzt werden. 
Vermutlich starben allein in 
der Ukraine mehr als 4000 Ein 
satzhelfer, rund 70 000 wurden 
durch die Radioaktivität invali 
de. Schätzungsweise 3,4 Millio 
nen Ukrainer wurden ver 
strahlt. 
Für die Bekämpfung von 
Folgeschäden wandte die Re 
gierung nach eigenen Anga 
ben rund 290 Milliarden Mark 
auf. 
KOMMENTAR 
Seit 1997 herrscht bei der 
Landespolizei eine tiefe 
Führungskrise. Man möchte 
meinen, dass die Regierung 
im Interesse der Sicherheit 
des Landes an einer raschen 
Klärung interessiert sein 
müsste. Umso erstaunlicher 
ist, dass die Parlamentarische 
Untersuchungskommission 
(PUK) ihren Bericht nicht 
abschliessen konnte, weil 
aus *Zeitmangel* weder die 
betroffenen Personen in der 
Regierung, noch der Polizei 
chef befragt werden konnten. 
Führungsverant 
wortung 
Man halte sich vor Augen: 
Nicht weniger als 34 Perso 
nen wurden von der PUK be 
fragt. Ausgerechnet aber 
beim zuständigen Innenmi 
nister Michael Ritter, bei 
dem für das Staatspersonal 
verantwortliche Regierungs 
chef Mario Frick und bei 
Polizeichef Reto Brunhart 
gibt es offensichtlich »Zeit 
mangel»! Somit Bleiben nicht 
nur die schwerwiegenden 
Vorwürfe gegen die betroffe 
nen Personen im Raum 
stehen. Vielmehr wird hier 
durch diese offenkundige 
Verzögerungstaktik VU-Par- 
teikalkül vor die Landesin 
teressen gestellt. Bedenklich 
auch, dass Landtagspräsi 
dent Peter Wolff (VU) als 
PUK-Vorsitzender einen der 
art inakzeptablen Berichts- 
entwurf vorlegte, dass er von 
der Mehrheit der Kommissi 
on abgelehnt wurde. Allein 
diese Tatsache lässt erahnen, 
dass es sich hier wohl um 
sehr happige Vorwürfe han 
deln muss. Die Führungsver 
antwortung in der Regierung 
und die Personalhoheit (in 
klusive Polizei) liegt beim 
Regierungschef. Ob Regie 
rungschef Mario Frick wirk 
lich der *absolute Führen 
ist, wie ihn seine Partei jetzt 
vor den Wahlen darzustellen 
versucht, werden die mündi 
gen Bürgerinnen und Bürger 
entscheiden. Tatsache ist 
einfach: Damit Liechtenstein 
nach vorne kommt, müssen 
diverse Probleme gelöst wer 
den. Dazu braucht es aber 
eine Regierung, welche die 
geforderte Führungsverant 
wortung wahrnimmt. 
Peter Kindle 
Aus für Liechten 
steiner Anzeiger 
Wie Radio L gestern meldete, 
wird der Liechtensteiner An 
zeiger nicht mehr erscheinen. 
Dies bestätigte der Inhaber 
der Zeitung. Beat Schuirte, auf 
Anfrage von Radio L Haupt 
grund fllr die Einstellung 
seien personelle Engpässe. 
Seit August erschien die Zei 
tung alle zwei Wochen mit ei 
ner'Auflage von aber 15 000 
Exipnplaren pro Ausgabe. 

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