Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
INLAND 
Donnerstag, 7. Dezember 2000 3 
«Gute Nachbarschaft ist mehr 
als ein Versprechen» 
Pressekonferenz des FBP-Regierungsteams «Liechtenstein und die WeSt» - Aussenpolitik soll Interessen unseres Landes vertreten 
Unter dem Titel «Liech 
tenstein und die Welt» lud 
das Regierungsteam der 
Bürgerpartei gestern zu 
einer Pressekonferenz, 
an welcher Regierungs 
chefkandidat Otmar Has 
ler zusammen mit den 
Regierungsratskandidaten 
Rita Kieber-Beck und 
Ernst Walch einerseits ih 
re Ideen für eine künftige 
Aussenpolitik darlegten, 
andererseits aber auch 
Red und Antwort fiir auf 
tretende Fragen standen. 
Peter Kindle 
«Die Herausforderung, seine In 
teressen wirksam wahrzuneh 
men, bedeuten für Liechtenstein 
eine zunehmend anspruchsvol 
lere Aufgabe», stellte Otmar 
Hasler, Regierungschefkandidat 
der Bürgerpartei, in seinem Sta 
tement zur zukünftigen Gestal 
tung der liechtensteinischen 
Aussenpolitik fest. Entschei 
dend sei, dass die zuständigen 
staatlichen Organe, nämlich 
Fürst, Regierung und Landtag, 
permanent die Interessen unse 
res Landes in den sich rasch än 
dernden Verhältnissen in unse 
rem internationalen Umfeld 
analysieren. «Darauf aufbauend 
müssen Strategien und Mittel 
festgelegt werden», welche die 
Interessenvertretung unseres 
Landes ermöglichen. 
Problemfelder rechtzeitig 
erkennen 
Regierungschefkandidat Ot 
mar Hasler führte aus, dass eine 
wirksame Aussenpolitik nur 
dann funktioniere, wenn Prob 
lemfelder rechtzeitig erkannt 
und entsprechende Schwer 
punkte gesetzt werden. Es sei 
unabdingbar, dass die Regie 
rung Liechtenstein in Zukunft 
«inhaltlich wirkungsvoll» ver 
trete, damit unser Land von 
aussen gesehen nicht «zu einem 
Objekt der Entwicklung» wird. 
«Unser kleines Staatswesen 
wird immer wieder Anfechtun 
gen von aussen ausgesetzt 
sein», so Otmar Hasler. Ent 
scheidend sei aber, so der Re- 
gierungschefkandidat, dass un 
ser Land seine Identität positiv 
besetzen müsse, gleichzeitig 
sich aber auch «in der Zeit des 
fortschreitenden Integrations 
prozesses» die Frage nach der 
FBP-Regierungscheßandidat Otmar Haskr zeigte die Eckpunkte 
einer zukünftigen liechtensteinischen Aussenpolitik auf, die grös- 
senverträglich ist. (Bilder: bak) 
FBP-Regierungsratskandidat Ernst Walch:«Unser Land muss über 
ein effektives Krisenmanagement verfügen». 
Grössenverträgiichkeit unseres 
«Staatsseins» immer wieder 
stellen muss. 
Interessenpolitik allein 
genügt nicht 
Obwohl Aussenpolitik eine 
Interessenspolitik sei, mipjls f 
welcher die wirtschaftliche und 
politische Stellung Liechten 
steins abgesichert werde, reiche^ 
dieser Ansatzpunkt jed9Ch t 
nicht, betonte Otmar Hasler. 
«Liechtenstein soll seinen Mög 
lichkeiten entsprechend einen 
Beitrag für die Völkergemein 
schaft bringen», erklärte der 
FBP-Regierungschefkandidat. 
Das Regierungsteam der Bür- • 
gerpartei ist überzeugt, dass » 
dies in den Bereichen der hu-f 
manitären Hilfe, der Men-? 
schenrechte, der Rechtsstaat-!; 
lichkeit und der Vermeidung! 
von internationalen Konflikten:, 
geschehen muss. Wichtigste : 
Voraussetzung für ein nachhal 
tiges Funktionieren der Aus 
senpolitik sei aber, dass diese 
auch innerhalb der Bevölke 
rung auf breiter Ebene disku 
tiert und getragen werde. 
Sicherheit und Vertrauen 
schaffen 
Durch die wirtschaftliche 
und kulturelle Einbindung 
Liechtensteins in unsere Regi 
on, 4 so Otmar Hasler, sei es 
nötig, durch den Beweis von 
guter Nachbarschaft und re 
gionaler Verankerung unseres 
Landes, Sicherheit und Ver 
trauen zu schaffen. «Das Ver 
hältnis zu unseren Nachbar 
staaten prägt unser tägliches 
Leben. Eine Vertiefung der Be 
ziehungen ist anzustreben. Im 
Rahmen der europäischen Inte 
gration ist die enge Zusam 
menarbeit mit dem Zollver 
tragspartner Schweiz von 
grosser Bedeutung», betonte 
Otmar Hasler. Des Weiteren er 
klärte der FBP-Regierungs 
chefkandidat, dass «wo immer 
sinnvoll, Aufgaben delegiert 
werden müssen, damit unser 
Land seine Kernaufgaben wir 
kungsvoll und grössenverträg- 
lich wahrnehmen kann». So sei 
unter anderem zu prüfen, ob in 
REKLAME 
Wussten Sie, dass 
Berlin, im Sinne der Bezie 
hungsvertiefung zu Deutsch 
land, eine ständige Botschaft 
errichtet werden soll. 
Krisenmanagement nötig 
«Schon im April dieses Jahres 
hat die Bürgerpartei der Regie 
rung im Zusammenhang mit den 
Vorkommnissen um den Finanz 
platz vorgeschlagen, einen so ge 
nannten Think-Tank einzuberu 
fen», stellte Regierungsratskandi 
dat Emst Walch an der gestrigen 
Pressekonferenz fest Dieser Ex 
pertenrat soll in Zukunft unserem 
Land gewährleisten, dass man 
auf Krisen vorbereitet ist. Die 
Notwendigkeit eines funktionie 
renden Krisenmanagements sei 
unerlässlich, betonte der Regie 
rungsratskandidat. Dieser Beirat 
soll gemäss Vorstellung des FBP- 
Regierungsteams mit 10 bis 12 
Persönlichkeiten aus dem In- und 
Ausland besetzt werden, welche 
eine gesamtheitliche Betrachtung 
unseres Landes vornehmen. «Ent 
wicklungen und Trends sollen er 
kannt und auch beeinflusst wer 
den können», so Ernst Walch, 
«damit wir nicht zum Objekt der 
Gegebenheiten werden, sondern 
diese trends aktiv mitbeeinflus 
sen können». Ernst Walch beton 
te aber ausdrücklich, dass es sich 
bei diesem Expertenrat nicht um 
ein «Schattenkabinett» handeln 
dürfe, sondern dass dieses Gremi 
um lediglich in beratender Funk 
tion, ohne Übernahme von staat 
lichen Aufgaben, seine Tätigkeit 
ausüben dürfe. Die Angst vor ei 
ner Fremdbestimmung sei unbe 
gründet. 
Solidarität nicht nur 
finanzieller Natur 
Regierungsratskandidatin Ri 
ta Kieber-Beck ging an der 
Pressekonferenz auf den 
Aspekt der Solidarität einer 
rität zu zeigen, sondern gerade 
auch im eigenen Land sei es 
von ausserordentlicher Wich 
tigkeit, diese zu leben. 
Heutiger Regierung 
mangelt es an Sensibilität 
Es sei unbestritten, dass die 
Bevölkerung unseres Landes im 
mer wieder mit grosszügigen 
Spenden notleidenden Men 
schen helfe. «Leider mangelt es 
der heutigen Regierung hin und 
wieder an Sensibilität», erklärte 
die FBP-Regierungsratskandida- 
tin. So habe die Regierung erst 
aufgrund öffentlicher Kritik die 
Verbundenheit Liechtensteins zu 
den Notleidenden in den Unwet 
tergebieten der Schweiz und Ita 
liens ausgedrückt «Freundschaft 
und gute Nachbarschaft zeich 
nen sich gerade in schlechten 
Zeiten durch grosszügige Hilfe 
stellung aus. Gute Nachbar 
schaft ist mehr als ein Verspre 
chen.» Solidarität bedeute aber 
nicht nur die Ausschüttung von 
Finanziellen Mitteln, sondern 
mit dem richtigen Wort am rich 
tigen Ort bekundet und erlebt 
der Kleinstaat Sympathie. 
Rita Kieber-Beck nahm zu 
dem die Gelegenheit wahr, über 
drei Projekte zu berichten, wel 
che die Bürgerpartei, wenn sie 
bei den Wahlen die Mehrheit 
zugesprochen bekommt, ver 
wirklichen möchte: Einerseits 
soll die humanitäre Hilfe in Zu 
sammenarbeit mit einer auslän 
dischen Partnerorganisation 
verstärkt werden. Strukturen 
sollen erarbeitet werden, damit 
personelle sowie materielle Res 
sourcen für Direkteinsätze be 
reitgestellt werden können. 
Ein zweiter Punkt sei die Auf 
gabe, dass die Projekte des LED 
nicht nur finanziert werden sol 
len, sondern dass sich unser 
Land auch die nötige Zeit 
FBP-Regierungsratskandidatin Rita Kieber-Beck betonte, dass gute 
Nachbarschaft mehr als nur Versprechen bedeute. 
zukünftigen liechtensteini 
schen Aussenpolitik ein. «Soli 
darität steht gerade einem 
Kleinstaat wie Liechtenstein 
an», betonte Rita Kieber-Beck 
in ihrem Statement an der ges 
trigen FBP-Pressekonferenz. 
Gerade auch aus dem Umstand 
heraus, dass unser Staat jähr 
lich Reserven bilden könne - 
und dies ohne eigenes Zutun - 
sei es an Liechtenstein, Solida 
rität gegenüber Schwächeren 
zu beweisen. Es sei jedoch nicht 
das vordergründige Ziel, nur im 
Ausland diese Art der Solida- 
nimmt, die Probleme kennen 
zulernen und die Projektarbeit 
vor Ort zu würdigen. 
Ein weiteres Projekt, welches 
eine FBP-Regierung initiieren 
möchte, beschäftigt sich mit der 
internationalen Konfliktverhü 
tung. Ein entsprechendes Insti 
tut soll sich auf wissenschaftli 
cher Ebene mit einem Teil der 
Konfliktforschung auseinander 
setzen, damit Liechtenstein ei 
nen nachhaltigen Beitrag zur 
Daseinsberechtigung als Klein 
staat innerhalb der Staatenwelt 
aufzuzeigen vermag. 
...bisSommer 2001 weltweit 
200 UMTS Konzessionen 
vergeben werden? Davon sind 
zur zeit 12 UMTS-Netze 
im Aufbau. 
O(,r!I< 1 f Mc ! mOf). ; 1 ■••n 
Freiheit, Sicherheit und Verbundenheit 
Eine Pro-Mobilfunk Initiative, 2000
	        

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