Liechtensteiner VOLKSBLATT
WIRTSCHAFT
Freitag, 24. November 2000 1 9
SAir Group-Aktie unter Druck
Anleger über Nullentscheid des Verwaltungsrats enttäuscht
ZÜRICH/KLOTEN: Die Ak
tien der Flugverkehrshol
ding SAirGroup sind ge
stern an der Schweizer
Börse unter Druck gestan
den. Analysten begründe
ten den Abschlag damit,
dass der Verwaltungsrat
die Hoffnungen zahlrei
cher Anleger auf einen
strategischen Entscheid
am Mittwoch nicht erfüllt
habe.
Die Aktien der SAirGroup fie
len nach Handelsbeginn in ein
Loch. Vorübergehend wurden
die Papiere fünf Prozent unter
dem Schlusskurs des Vortages
gehandelt. Im Verlaufe des Tags
erholte sich der Titel wieder,
blieb aber im Minus. Mitte
Nachmittag wurden die Aktien
für 255,5 Franken gehandelt,
rund zwei Prozent billiger als
am Vortag.
Derweil gingen die Spekula
tionen um den künftigen Kurs
des Konzerns weiter, nachdem
der Verwaltungsrat an seiner
ordentlichen Sitzung keine
strategischen Entscheide gefällt
Die Aktien der SAirGroup sind gestern an der Schweizer Börse SWY zur Eröffnung um knapp 5 Pro
zent abgesackt.
hatte. In einer kurzen Mittei
lung war bekannt gegeben
worden, dass ein Verkauf der
Swissair, wie gerüchteweise er
wartet worden war, nicht zur
Diskussion gestanden habe und
auch nicht stehe. Der Nullent
scheid der SAirGroup-Spitze
wurde in den Medien als
Rückenstärkung für Konzern
chef Philippe Bruggisser inter
pretiert, der seit 1997 eine ag
gressive Expansionsstrategie
mit Beteiligungen an meist
kleineren Fluggesellschaften in
ganz Europa fährt. Ob diese
Wertung richtig oder falsch ist,
konnte Konzernsprecher Rainer
Meier nicht sagen. «Ich weiss
nicht mehr, als im Cömmuniquc
steht», sagte er auf Anfrage.
Ziel der Einkaufstour unter
dem Dach der so genannten
Qualiflyer Group ist es, die
Swissair in Europa als eigen
ständige Kraft im Konkurrenz
kampf mit den grossen Luftver
kehrsallianzen behaupten zu
können. Dieser Expansionskurs
kostet allerdings viel Geld und
wird durch die aktuellen Prob
leme im Fluggeschäft zusätz
lich verteuert. Im ersten Halb
jahr erzielte der Konzern gera
de noch drei Millionen Franken
Gewinn. Das Fluggeschäft erlitt
einen Betriebsverlust von 155
Millionen Franken. Zudem
benötigt der Konzern gut 700
Millionen Franken für die Sa
nierung des deutschen Ferien
fliegers LTU, sowie für die Zu
sammenführung von AOM, Air
Littoral und Air Liberte in
Frankreich. Ob sich das wirt
schaftliche Umfeld im zweiten
Halbjahr weiter verschlechter
te, wie gerüchteweise behaup
tet wird, zeigt sich erst im kom
menden Frühjahr bei der Prä
sentation des Geschäftsab
schlusses. Neunmonatszahlen
wird der Konzern laut Meier
nicht veröffentlichen.
Castle Private Equity
Erneut substantieller Anstieg des inneren Wertes
Der innere Wert der Aktie der
Castle Private Equity AG nahm
im Oktober um 6.4 % auf USD
126.31 zu. Der erneute Anstieg
des inneren Wertes wurde
durch Wertzunahmen insbe
sondere in den Bereichen Tele
kommunikationssysteme und
Biotechnologie ermöglicht.
Dr. Roberto Paganoni, Präsi
dent der LGT Private Equity
Advisers, zeigte sich erfreut
über das Ergebnis: «Mit der
anfangs Monat abgeschlosse
nen Kapitalerhöhung haben
die Aktionäre neue Mittel zur
Verfügung gestellt, um die
Wachstumsziele der Gesell
schaft zu verfolgen. Es freut
uns sehr, jetzt bereits weitere
Erfolgsmeldungen in einem
ansonsten schwierigen Markt
umfeld präsentieren zu kön
nen.» Mit einer Börsenkapitali
sierung von über einer Milliar
de CHF werde einmal mehr die
Attraktivität und Akzeptanz
der Castle Private Equity als
bedeutende alternative Inves
titionsmöglichkeit untermau
ert.
Über die Gesellschaft
Castle ist nach dem Fund-
of-Fund-Prinzip in mehr als
80 Private Equity Partners-
hips investiert, die ihrerseits
direkt an über 1200 Unter
nehmen weltweit beteiligt
sind. Die Struktur des Portfo
lios erlaubt es, auch in einem
generell schwachen Börse
numfeld von den Aufwärt
strends einzelner Sektoren zu
profitieren. Castle Private
Equity wird in CHF an der
Schweizer Börse SWX sowie
in USD an der Bourse de Lu-
xembourg gehandelt. Castle's
Anlagen sind auf die Sektoren
High Tech und Informations
technologie (29 %), Einzel
handel (20 %), Medien und
Telekommunikation (20 %),
verarbeitendes Gewerbe (18
%) und Biotechnologie (13 9/b)
ausgerichtet und befinden
sich mehrheitlich in den USA
(57 %} und in Europa (33 %).
VP BANK FONDSLEITUNG AG
9490 Vaduz* Schmedgass 6
Geldmarktlonds
VP Bank Geldmarktlonds
Schweizer Franken
Euro
US-Dollar
Obllnatlonentonds
CHF 1'044.41
EUR 1'072.30
USD 1'227.01
VP Bank Obligationenfonds
Schweizer Franken
Euro
US-Dollar
Aktienfonds
CHF 991.40
EUR 1'011.38
USD 1'063.80
VP Bank Aktlsnfonds
Schweiz
Euroland
USA
Japan
Gemischte Fonds
CHF 1'162.50
EUR 1'228.23
USD 942.88
JPY 75'094
VP Bank Anlagezietlonds tür Stiftungen
Schweizer Franken CHF 1'003.19
Euro EUR 1'020.94
Ausgabe-'/Rücknahmepreise per 23.11.2000
'plus Kommission
VP Bank Fonds - Die Alternative
Gerne stehen Ihnen die Kundenbetreuer der VP Bank
unter der Telefonnummer +423 / 235 66 55 für
Fragen zur Verfügung.
^ W. Jäggi AG
an Phönix
GmbH verkauft
BASEL: Die deutsche Univer
sitätsbuchhandlung Phönix
GmbH hat die Mehrheit der
Basler Buchhandlung Jäggi
übernommen. Der Kauf gilt
rückwirkend per 1. Oktober,
wie Jäggi mitteilte. Jäggi setzt
mit 200 Angestellten 45 Mio.
Franken um. Phönix ist Tochter
der Douglas Holding AG. Zur
Douglas gehört auch die Patfii-
meriekette gleichen Namens.
Talfahrt der Technologietitel
Nemax-All-Share mit unter 3000 Punkten auf neuem Jahrestief
FRANKFURT/MAIN: Der Aus
verkauf der Technologietitel
geht ungebremst weiter: Am
Donnerstagvormittag sackte
das Barometer für Wachstum
stitel der Nemax-All-Share
unter 3000 Punkte auf ein
neues Jahrestief.
Nach einem Verlust in den
ersten Handelsstunden von fast
vier Prozent lag der Index am
frühen Nachmittag bei 2966,82
Punkten. Erneut hatte die ne
gative Stimmung an der US-
Technologiebörse Nasdaq, die
mit einem Minus von 116,11
auf 2755,34 Punkte geschlos
sen hatte, auch auf den deut
schen Wachstumsmarkt über
gegriffen.
Experten bezeichneten den
anhaltenden Ausverkauf der
früheren Börsenlieblinge als
nicht mehr nachvollziehbar.
Wie auch schon an den Vorta
gen hielten sich die Verluste der
Old Economy in Grenzen. Der
DAX lag am Nachmittag mit
0.14 Prozent nur leicht im Mi
nus, der Dow Jones war um
95,18 auf 10 399,32 Punkte ge
fallen. Während der Neue
Markt seit seinem Höchststand
im'Frühjahr mittlerweile mehr
als* 60 Prozent verloren hat,
ging es beim DAX, der nach
seinem Jahreshoch von über
8000 Punkten derzeit bei 6500
Zählern pendelt, vergleichswei
se noch moderat bergab.
Die aktuelle Entwicklung ha
be mit rationaler Betrachtung
nichts mehr zu tun, sagte Jür-
gert Kurz von der Deutschen
ScWutzvereinigung für Wertpa-
pieijbesitz. «Derzeit regieren die
Bären das Parkett». Der Markt
differenziere derzeit nicht nach
guten und schlechten Unter
nehmen. Auch die etablierten
Werte am Neuen Markt würden
abgestraft. Es sei nicht auszu-
schliessen, dass auch noch der
Nemax50 unter 3000 Punkte
fallen könnte. Dann werde der
Druck noch grösser. Bis zum
Nachmittag war das Barometer
für die «Bluechips» bei den
Technologiewerten um 3,4 Pro
zent auf 3077,54 Punkte ge
sackt.
Wie auch schon in der Ver
gangenheit vollzögen die deut
schen Märkte die Entwicklung
in den USA nach, argumentier
te Kurz. Damit habe sich die
Hoffnung, dass sich der Akti
enmarkt in Deutschland von
den USA abkoppeln könne, als
reine Wunschvorstellung er
wiesen.
NACHRICHTEN
Credit Suisse
Group übernimmt
JO Hambro
ZÜRICH: Die Credit Suisse
Group (CSG) übernimmt die
britische Vermögensverwal-
tungsgesellschaft JO Ham
bro Investment Manage
ment Ltd. (JOHIM). Der Ver
trag wurde gestern unter
zeichnet. Die JOHIM behält
ihren Namen und Sitz und
wird als selbstständige Ein
heit unter dem Dach von
Credit Suisse Private Ban
king tätig sein, wie die CSG
mitteilte. Zum Kaufpreis
wurde Stillschweigen ver
einbart. Die JOHIM ist eine
auf reiche Privatkundschaft
spezialisierte Vermögens
verwaltungsgesellschaft mit
Kundenvermögen von um
gerechnet rund vier Milliar
den Franken. Zu den Kun
den gehören Privatpersonen
und Familien, Familienfir-
men, aber auch wohltätige
Organisationen und spezia
lisierte Anlageunterneh
mungen. Die Kunden verfü
gen in der Regel über Porte
feuilles von mehr als einer
Million Pfund (rund 2,5
Millionen Franken).
Alcan verkauft
Bauxitmine
ZÜRICH: Die Alcan-Gruppe
hat per 19. Oktober die still
gelegte Bauxitmine Sierom-
co an die Republik Sierra
Leone verkauft. Nach der
Übernahme strebe die Re
gierung direkte Verhandlun
gen mit interessierten
Unternehmen an, um die
Bauxitmine wieder zu eröff
nen. Die Bauxitmine
Sieromco war im Januar
1995 Ziel eines Angriffes
der RUF-Rebellen und mus-
ste in der Folge die Berg
bautätigkeit einstellen. Erst
im Mai 1996 habe die da
malige Alusuisse Gelegen
heit zu einem Augenschein
gehabt und dabei schwere
Beschädigungen festgestellt.
Anstrengungen, den Betrieb
wieder aufzunehmen, und
Bemühungen, die Anlagen
an Geschäftspartner zu ver
mitteln, seien leider ohne
Erfolg geblieben, schreibt
Alcan gestern weiter.
Couchepin erwar
tet Wirtschafts
wachstum
BERN/BUENOS AIRES:
Bundesrat Pascal Couchepin
erwartet für die nächsten
zwei Jahre ein etwas abge
schwächtes, aber anhalten
des Wirtschaftswachstum
von 2,0 Prozent. Damit sei
en die Perspektiven für die
Schweizer Wirtschaft so gut
wie seit zehn Jahren nicht
mehr, sagte der Wirt
schaftsminister gestern vor
der schweizerisch-argenti
nischen Handelskammer in
Buenos Aires. Optimistisch
gestimmt zeigte sich der
Wirtschaftsminister auch
im Hinblick auf die bilate
ralen Verträge mit der EU.
Von diesen Abkommen er
wartet Couchepin gemäss
schriftlichem Redetext, dass
es die Schweizer Exportpro
duktion in den nächsten
zehn Jahren allein im Gü
teraustausch mit der EU um
rund zwei Prozent ankur
beln kann. Dies wäre laut
Couchepin ein Nettogewinn
von acht Milliarden Fran
ken.