Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR 
Freitag, 10. November 2000 1 3 
Ein Meister stellt ein Meisterwerk vor 
Johann Sebastian Bachs genial-kompositorischer Blick in die Neuzeit 
Unter dem Titel «J. S. Bach: 
Januskopf zwischen Alter 
tum und Neuzeit» gab 
Hans-Udo Kreuels, Profes 
sor für Klavier und Musik 
wissenschaftler am Lan 
deskonservatorium Feld 
kirch, im dortigen Vor 
tragssaal eine Beweis 
führung dieser These an 
hand von Bachs «Chromati 
scher Phantasie und Fuge». 
Gerolf Hauser 
Sehr geschickt gliederte Hans- 
Udo Kreuels den Abend in die 
Erläuterung von Formen und 
Gliederung der Komposition an 
hand von Notenbeispielen und 
Demonstrationen am Klavier, 
das Ganze eingerahmt vom 
zweimaligen Vortrag des ge 
samten Werkes, einmal zu Be 
ginn und zum Abschluss des 
Abends. Dabei gab es nicht nur 
beim ersten Vorspielen einen 
grossartigen musikalischen Ge- 
nuss, sondern beim zweiten 
Vortrag aufgrund der fundierten 
Erklärungen viel Neues zu er 
hören - das Bachsche Werk 
wurde durch- und einsichtiger. 
Glanzlichter 
«Wer kann sich anmassen, et 
was über das Genie Bach zu sa 
gen?», fragte Hans-Udo Kreuels 
zu Beginn. Er wolle anhand der 
«Chromatischen Phantasie und 
Fuge, d-moll, BWV 903» einen 
Hans-Udo Kreuels gab am Landeskonservatorium Feldkirch anhand von Bachs «Chromatischer Phantasie und Fuge» eine Beweisführung 
der These *J. S. Bach: Januskopf zwischen Altertum und Neuzeit». (Bilder: Ingrid) 
Weg zur Annäherung gehen. Je 
des andere Bach-Stück wäre 
auch möglich gewesen; bei die 
sem aber wolle er mit der Ana 
lyse mit dazu beitragen, den 
'Ruf, es sei ein ausschliesslich 
virtuoses Stück, zu revidieren. 
Der bekannte Pianist Glenn 
Gould habe dieses Werk einmal 
als «Ausrutscherstück» Bachs 
bezeichnet. Dem könne er nur 
insofern zustimmen, als es eine 
zentrale Schlüsselstellung in 
Bachs Kompositionen einneh 
me. Nach dem ersten Vorspiel 
fragte Hans-Udo Kreuels: «Kann 
man nicht spüren, dass es ein 
besonderes Stück ist?» Andere 
Gesetze scheinen dahinter zu 
stehen, Gesetze voller gestischer 
Kraft, voller Freiheit und doch 
strukturiert, trotz des ungeheu 
ren Formenreichtums, zugleich 
ein Sprengen der damals übli 
chen Architektur der Akkordfol 
gen, damit weit über seine Zeit 
hinausreichende Spannungsfel 
der schaffend. Schon das erste 
Vorspiel liess durch das grosse 
Können des Pianisten, dessen 
Interpretation geprägt war vom 
tiefen Verständnis der Komposi 
tion, Glanzlichter des Musikali 
schen aufleuchten, liess das Be 
sondere tatsächlich spüren. 
Ein Prototyp 
Bachs wiederholte Reisen 
hatten ihm den Ruf einge 
bracht, der bedeutendste Orga 
nist seiner Zeit zu sein, sein 
kontrapunktischer Stil hinge 
gen galt seinen Zeitgenossen 
als veraltet. Die meisten von ih 
nen verkannten seine Komposi 
tionen, bevorzugten die neuen, 
vorklassischen Stilrichtungen, 
die homophoner und weniger 
kontrapunktisch waren als 
Bachs Werke. So wurden seine 
Schöpfungen lange nicht be 
achtet. Erst im 19. Jahrhuridert 
erwachte das Interesse an Bachs 
Werken erneut. Eines der ent 
scheidenden Ereignisse war die 
Aufführung der Matthäuspassi 
on durch Felix Mendelssohn 
Bartholdy im Jahr 1829. Schon 
zu Bachs Lebzeiten wurde die 
Chromatische Phantasie und 
Fuge als Werk von herausra 
gender Bedeutung erkannt. In 
ihrer konventionslosen, inspi 
rierten Form mit exzessiver 
Chromatik steht dieses Werk 
selbst in Bachs Schaffen einzig 
artig da. Hans-Udo Kreuels 
zeigte in eindrücklichen Worten 
und grossartigen Musikaus 
schnitten das «Janusköpfige» 
dieser Komposition, die «ein 
Prototyp ist des zusammenfas 
senden und zugleich abschlies 
senden Denkens von Bach.» Er 
fasse Renaissance und Barock 
zusammen und weise gleichzei 
tig, mit dem herauszuspürenden 
Subjektivistischen der Klassik, 
voraus auf die Sturm-und- 
Drang-Zeit. Dies zu zeigen, hör- 
und erlebbar zu machen, gelang 
Hans-Udo Kreuels in seiner Be 
weisführung so, dass sowohl 
«Musikeingeweihte», wie auch 
«nur» Musikfreunde grossen 
Gewinn davon hatten. 
REKLAME 
Roberto Altmann: «LIEUX DE LIMAGINAIRE» 
Präsentation und Übergabe der Serigraphie in der Tangente 
Am-Montag, den 13. Novem 
ber um 18.30 Uhr. lädt die 
Tangente zur Präsentation 
und offiziellen Übergabe der 
Serigraphie LIEUX DE LIMA 
GINAIRE ein. An diesem An- 
lass erhalten die Gemeinden 
Balzers, Schaan, Mauren, 
Ruggell und Schellenberg so 
wie die Liechtensteinische 
Post AG in Vaduz ihre Exem 
plare ausgehändigt. 
Zur Entstehungsgeschichte 
dieser Serigraphie: 1999 hat 
die Tangente aufgrund des 20- 
Jahr-Jubiläums 20 Künstler 
innen angefragt, an einem 
Projekt mitzuarbeiten. Unter 
diesen war auch Roberto Alt 
mann, der im Sommer 99 eine 
neue Serie von Arbeiten be 
gann, die aus einer «Aktion» 
und einer «Dokumentation» 
dieser Aktion bestand. Unter 
dieser «Aktion» versteht er 
sein Bemühen um und Befas 
sen mit denjenigen Orten 
weltweit, die sein künstleri- 
LUST AUF ZUKUNFT 
sches Denken und Schaffen 
beeinflusst haben. 
Die «Dokumentation» hinge 
gen ist die Herausgabe einer 
Serigraphie, die aus gedruck 
ten Briefumschlägen von ob- 
genannten Orten besteht - also 
sogenannte fiktive Briefe - die 
original frankiert sind mit den 
Briefmarken des jeweiligen 
Landes und rechtmässig durch 
die jeweiligen Poststellen vom 
jeweiligen Ort gestempelt sind, 
von . wo der Brief «versandt» 
worden wäre. Alle Blätter sind 
vom Künstler signierte, nume 
rierte Originale. 
Die erste Serigraphie ist im 
Okt. 99 erschienen, sein Bei 
trag an das 20-Jahr-Jubiläum 
des Tangente-Vereins. Wenige 
Blätter sind noch erhältlich. 
Die zweite Serigraphie, wegen 
der dieser Anlass gefeiert 
wird, hat zum Thema: die 11 
Gemeinden Liechtensteins - 
LIEUX DE LIMAGINAIRE. Auf 
11 Feldern sind alle Gemein 
den unseres Landes vertreten, 
aus denen Roberto Altmann 
einen imaginären Brief erhält 
mit originalen Briefmarken, 
gestempelt mit dem Datum des 
letzten Tages letzten Jahres: 
31.12.1999. 
Der Übergang in ein neues 
Millennium soll bewusst ge 
macht werden. 
Alle Interessierten sind 
herzlich eingeladen, an dieser 
Präsentation teilzunehmen. 
Tangente 
Etwas von Jungen für Junge tun 
Rock- und Partynacht und Turnerunterhaltung Sargans 
Erstmals in der Region wagt 
der Turnverein Sargans einen 
Ausbau der Turnerunterhal 
tung. Am Freitag, dem 10. 
November steigt in der RSA 
ab 20 Uhr die Rock- und Par 
tynacht mit Autside, Alfred 
und das Echo vom Hangsack. 
Die Unterhaltung findet dann 
am Samstag, den 11. Novem 
ber statt. Das Volksblatt ver 
lost Karten für den Freitag. 
Manuela Schädler 
Da die letzte Turnerunterhal 
tung vom Turnverein Sargans 
(TVS) erfolgreich war, aber der 
finanzielle und materielle Auf 
wand zu gross, waren neue 
Ideen gefragt. «Meine Kollegen 
vom 100-er- Klub haben spon 
tan ihre Unterstützung zuge 
sagt, eine Rock- und Party 
nacht zu organisieren» erzählt 
der OK-Präsident Urs Becker. 
Das Ziel sei es, etwas von Jun 
gen für Junge zu machen, 
meint er weiter. Für die Veran 
stalter gibt es vor allem im 
technischen Bereich einen 
Mehraufwand. 
Heute Abend beginnt bereits 
der Aufbau. «Neu haben wir 
bei den Raiffeisenbanken Sar 
ganserland / Werdenberg auch 
einen Vorverkauf, wir hoffen,, 
dass dieser auch genutzt wird», 
erklärt Urs Becker. Ausserdem 
wird auch eine VIP-Karte, wel 
che zum Apero mit Autside 
vor dem Konzert berechtigt, 
geboten. Aut6ide, Alfred und 
das Echo vom Hangsack sind 
alles Bands aus der Region. 
Und auch DJ Mario, der von 
seinen tollen Auftritten bei der 
Sarganser Fasnacht bekannt 
ist, wird dort sein. Durch die 
Erweiterung wird das Publi 
kum sicher breiter. 
Turnerunterhaltung 
Die Tumerunterhaltung 
spricht junge wie ältere Men 
schen an. An der Unterhaltung 
wird eine turnerische Plattform 
geboten, wo die Turner zeigen, 
was sie können. 
Ausserdem ist die Turnerun 
terhaltung ein traditioneller Be 
standteil der Veranstaltungen in 
der Gemeinde. «In diesem Jahr ist 
das Besondere, dass in dieser Zeit 
keine anderen .Turnerunterhal 
tungen stattfinden», erklärt Adri 
an Kocherhans, Präsident des 
TVS. Das Motto der Unterhal 
tung heisst dieses Jahr «Rund um 
den Bahnhof». Es gibt Sketches, 
welche zwischen den Nummern 
integriert sind. Zum Tanz spielt 
anschliessend das Trio Laredos 
auf. 
Ausserdem wird am Freitag 
und Samstag die Fundgrub-Bar 
betrieben und die Kaffeestube 
wird vergrössert. Am Samstag- 
naetymittag geniessen die Kinder 
zur Unterhaltung freien Eintritt. 
Mit den Vorbereitungen beginnt 
das Team bereits nach den 
Sommerferien. Die Ideen wer 
den schon früh ausgewählt, 
dann geht es an die Umsetzung 
des Themas, Die Planung be 
ginnt schon im Februar. «Ein 
grosser Aufwand bedeutet vor 
allem das Schreiben des Regie 
buches», erzählt Adrian Ko 
cherhans. Die Veranstalter hof 
fen, dass die Begeisterung beim 
Publikum da ist und das Ange 
bot an beiden Tagen genutzt 
wird. 
«Wir freuen uns auf den An 
lass und hoffen, dass die Jun 
gen es schätzen, wenn wir für 
sie etwas auf die Beine stellen», 
sagt Urs Becker. 
Verlosung 
Das Volksblatt verlost Ein 
trittskarten für die Rock- und 
Partynacht am Freitag 
10.11.2000. Wer weiss, wie der 
Name des DJ lautet, kann 
unter der Telefonnummer 
237 51 61 heute um 14 Uhr 
sein Glück versuchen. 
Haldengcme 510 • FL 94^2 Eschen 
W '*473 - 373 2t) 17 • F«. -il'3 ■ 3/3 Ao 
www tcmcji'nti' Ii e 'TKJ-i ti 
AUSSTELLUNG 
WERKSTATT 
KÜNSTLERISCHE 
LITHOGRAPHIE 
BERLIN 
Druckgrafik von 
Michael Dieckmann, 
Elli Graetz, Yvonne Jeske, 
Martin Lötz, Henry Ruck, 
Marianne Schröder, Martin 
Seidemann,Frank Siewert, 
Frank Zucht. 
Steinskulpturen von 
Rudolf J. Kaltenbach.. 
geöffnet: 
Fr. 10.11.17-20 Uhr 
Sa 11./So 12.11.15-18 Uhr 
(am 12. Nov. sind 
3 Vertreter der Lithowerkstatt 
Berlin anwesend.) 
Sa. 11. Nov. 2000 
20.15 Uhr 
STEWY VON 
WATTENWYL TRIO 
Stewy von-Wattenwyl p 
Daniel Schläppi b 
Peter Horisberger dr 
Mo. 13. Nov. 2000 
18.30 Uhr 
Präsentation der Sörigraphie 
UEUX DER LIMAGINAIRE II 
von Robert Altmann 
Übergabe an die Gemeinden 
und die Liecht. Post AG In Vaduz 
Kuhuf vwfeindtt 
VERWMTUNGS- UND MIVAMANK AO 
FW49I Vbdus • Im Zartrwi • U *421 / 235 «6 55
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.