Liechtensteiner VOLKSBLATT
LAND UMD LEUTE
Dienstag, 7. November 2000 5
«Take it easy im ersten Semester!»
Nicht alle Probleme beim Studienbeginn sind so gross, wie sie zunächst erscheinen
Verunsichert beobachtet
ein Neuling die überfüllte
Eingangshalle der Univer
sität. «Und wohin muss ich
jetzt?» Der frischgebackene
Erstsemestler ist nicht der
einzige mit vielen Fragen.
Mehrere Tausend neue
Studenten haben vorletzte
Woche ihre akademische
Laufbahn gestartet, davon
auch viele Liechtensteiner.
Der Studienanfang ist
nicht einfach.
Janine Köpßi
«In den ersten Tagen ist mir alles
sehr fremd vorgekommen. Die
Uni ist einige Nummern grösser
als das Gymi und es ist ganz
schön kompliziert, bis man da
die richtigen Räume gefunden
hat», erzählt Oliver Beck aus
Schaan, der am 23. Oktober mit
seinem Publizistikstudium in
Zürich loslegte. «Welche Vorle
sungen muss ich besuchen? Wo
finde ich was? Wen frage ich
um Rat?» Dass Unineulinge ge
gen die totale Orientierungslo
sigkeit ankämpfen müssen, ist
nicht verwunderlich. Die Uni-
versitätskomplcxe sind riesig
und die einzelnen Institute sind
meist über ganze Stadtteile ver
streut. Da soll sich jemand ohne
Stadtplan gleich auskennen?
Unmöglich. Dazu kommt auch
noch die Angst, als unfähig zu
gelten, wenn die ersten Ein
drücke einen eher enttäuschen.
Entscheidende Infos
Kurz vor und bei Beginn des
Semesters stehen die Ratsu
chenden vor den Uniberatungs
stellen Schlange. Sic haben tau
send ungeklärte Fragen. Dr.
Franz Berger, Leiter der Kanto
nalen Studienberatung Basel-
Stadt, betont, dass sich diese
nicht mit Tipps und Ratschlägen
beantworten lassen. Die Proble
me seien meist verzwickt. «Eine
Beratung besteht daher aus un
serem Verständnis nicht aus Rat
geben, sondern aus «mit sich zu
Rate gehen», das heisst aus einer
offenen und ehrlichen Ausein
andersetzung und gemeinsamen
Klärung von Schwierigkeiten
und einem Entwerfen von Lö
sungen im Gespräch», meint Dr.
Franz Berger. Reden ist sowieso
etwas, vom Wichtigsten über
haupt, gerade in einer Welt, die
noch mit Fragezeichen vollge
stopft ist. Mitstudenten, Fach
gruppenmitglieder, einfach alle,
die irgendwie mit der Univer
sität zu tun haben, sind dafür
die beste Anlaufadresse. «Oft
spielt so der Zufall entscheiden
de Infos zu», weiss der Studien
berater.
Ausserdem gibt es gerade zu
Semesterbeginn zahlreiche Ver
anstaltungen der Institute, Se
minare und Fachgruppen, wel
che die «Frischlinge» in den Uni
alltag einführen. Studienfiihrer,
Wegleitungen, kommentierte
Vorlesungsverzeichnisse und
Reglements geben ebenfalls
ausführliche Auskünfte. Hilf
reich kann auch der Beitritt zu
einem Studentenverein sein.
«Wir helfen den Neulingen sich
auf dem Campus zurechtzufin
den, zeigen ihnen, wo man
günstig und gut einkauft und is-
st oder wo es Unisportmöglich
keiten gibt. Wir vermitteln
Bücher und geben sonstige
Lerntipps», erzählt Daniel Tschi-
kof, Präsident des Studenten
vereins in Fribourg.
«Schon in einer der ersten
Vorlesungen bin ich auf dem
ten halben Jahr werden also
keine Wunderdinge erwartet»,
weiss Daniel Tschikof, der in
zwischen sein 5. Semester be
gonnen hat. Nach einiger Zeit
ist es auch nichts Besonderes
mehr, sich je nach gewähltem
Fach seinen eigenen Stunden
plan zusammenzustellen.
«Learning by doing»
Im Gymnasium ist mehr oder
weniger alles vorgegeben.
«Learning by doing» ist die bes
te Methode für den Studenten,
die neue und ungewohnte
Selbstständigkeit an der Uni zu
meistern. Das ist nicht immer
einfach. Vielleicht spuken Ge
danken wie «Kann es das wirk
lich sein?» durch den Kopf.
Doch wer auf die eigenen
Fähigkeiten und auf die Res
sourcen in der Umgebung zu
bauen beginnt, wird es schaf
fen, so Dr. Franz Berger.
Sind Fachwechsel immer
möglich?
Oliver belegt das Fach Publi
zistik. Bis jetzt gefällt es ihm gut,
auch wenn vieles noch unge
wohnt ist. Doch was tun, wenn
einen die gewählten Fächer nicht
oder nicht mehr überzeugen? Das
Fach ist todlangweilig, es ent
spricht absolut nicht den Vorstel
lungen oder die hohe Studenten
zahl ist einfach unerträglich - ein
grosser Teil der Studenten über
denkt die Fachkombination meist
noch einmal, aus welchen Grün
den auch immer. Formal ist ein
Studienfachwechsel unkompli
ziert. Er ist zweimal im Jahr, je
weils bei Semesterbeginn, mög
lich. Etwas anderes ist die Wahl
eines passenden Studiums. «Dies
braucht Zeit und Aufwand fiir In
formationssuche, Praxiseinblick
und Entscheidungsfindung», er
klärt der Basler Studienberater.
Der Studienanfang ist nicht leicht. Im ersten Semester versuchen sich die Unineulinge zu orientieren
und den richtigen Studienweg zu finden. (Archivbild)
Boden gesessen, weil es keinen
Platz mehr gab. Man muss sich
zuerst daran gewöhnen, dass
nicht mehr 20 Leute wie im Gy
mi, sondern 300 Leute und mehr
in einem Hörsaal sitzen», be
richtet Oliver von seinen ersten
Erfahrungen. In den ersten Wo
chen geht es allen gleich, das
zeigen Gespräche mit Studenten
älterer Semester. Niemand ist
hundertprozentig auf die neue
Unisituation vorbereitet und
niemand kann alles wissen. Es
wird jedoch besser, sobald die
ersten Kontakthemmungen
überschritten sind. «Take it easy!
Das erste Semester ist so aufge
baut, dass man die Stadt und die
Uni kennenlernen kann. Im ers-
10 Tipps zum Studienbeginn
1) Take it easy im ersten Semester. Niemand erwartet Wunder
dinge (ausser vielleicht in Medizin).
'2) In der ersten Zeit einfach drauflos fragen. Frechheit siegt!
3) Den Stundenplan nicht Qberladen. Erfahhingsgemäss belegen
bzw. besuchen Studienanfänger oft zu viele Veranstaltungen.
4) Nur kein Lemstress, auch das Studentenleben hat seinen Reiz.
Ein Gleichgewicht zwischen Büchern und Fun finden. ■
5) Keine Angst, wenn, nicht immer alles sofort klar ist Den an
deren Studenten geht es nicht anders. t
6) Leugnen von Schwierigkeiten hilft nicht weiter und macht
zudem noch Unsicherer. Sicherheit und Selbstvertrauen gewinnt
man hingegen/wenn man sich den auftauchenden Problemen
mit offenen Augen stellt und lernt, sie zu bewältigen.
7) Fachwechsel sind zweimal im Jahr möglich.
8) Bei Fragen: Die Uni lebt von Menschen und die sind an
sprechbar.
9) In Gruppen lernen hilft und macht Spass. Man tauscht sich
aus und es werden einem Probleme bewusst, die einem selbst
nicht in den Sinn gekommen wären.
10) Eine Studienfachberatung kann helfen den richtigen Weg zu
finden. In jeder Studienrichtung sind einzelne Dozierende
und/oder Assistenten mit der Studienfachberatung beauftragt.
Sie beantworten alle Fragen zur Studiengestaltung (Stundenplä-,
ne, Aufbau des Studiums, Fachkombinationen, Aibeitstechnik,
Prüfungsvorbereitung). Daneben gibt es Studienberatungsstel
len, die Hilfe bei Studienschwierigkeiten und persönlichen Pro
blemen bieten.-,
Quellen: Basler Studienführer, Dr. Franz Berger, Leiter des Kan
tonalen Studienberatungsdienstes Basel-Stadt, Daniel Tschikof,
Präsident des Studentenvereins in Fribourg.
Wie modern dachten die alten
Griechen?
SCHAAN: Am Freitag, 17. No
vember möchten wir Sie zu ei
nem Dia-Vortrag einladen, der
der Frage nachgeht, ob die grie
chische Philosophie auch in un
serer Zeit noch aktuell ist (20.15,
Haus Stein-Egerta, Schaan)?
Vor zweieinhalb Jahrtausen
den (500 Jahre v.Chr.) traten in
griechischen Koloniestädten
der kleinasiatischen Küste
Männer auf, die mit ihrem
neuartigen Denken ein Unter
nehmen auf den Weg gebracht
haben, das zur späteren Wis
senschaft und damit zu unserer
abendländischen Zivilisation
führen sollte. Das 6. Jh. v. Chr.
ist einer der bedeutendsten
Wendepunkte in der Mensch
heitsgeschichte. Damals voll
zog sich den Schritt vom My
thos zum Logos, von der bild- •
haftmagischen Weltdeutung
zur vernunftgeleiteten Welter
klärung. Vor allem in der Han
delsstadt Milet begannen eini
ge Denker, an den Mythen ih
rer Vorfahren zu zweifeln und
die Welt rational zu erforschen.
Sie waren die ersten «Aufklä
rer» des Abendlandes. Es ist
schier unglaublich, was diese
«Physiker» an modernen Ideen
- bis hin zur Vorstellung eines
«Urknalls» des Weltalls - vor
weggenommen haben. Selbst
der Gedanke, dass die Natur
sich gesetzmässig verhält und
' nicht alles von Göttern gere
gelt wird, war ihnen im Prinzip
schon klar. Damals lebten aber
auch berühmte Ethiker, deren
Moralvorstellungen heute ak
tueller denn je sind, so Epikur
von Samos mit-seiner Lehre
vom glücklichen Leben oder
Sokrates, der für seine Ideeri
gestorben ist Die Gedanken der
zwei bekanntesten und gröss- ,
ten Denker im alten Athen.
Piaton und Aristoteles, sind bis
in unsere Tage wirksam
In diesem Vortrag werden
durch Folien 'und zahlreiche *
Dias die alten Denker so leben
dig, wie sie es auch in unseren
Tagen noch zu sein verdienen.
Der Referent, Mag. Dr. Alois
Reutterer,. unterrichtete Biolo-
. gie, Psychologie und Philoso
phie am Bundesgymnasium in
Bludenz. Daneben verfasste er
mehrere Bücher u.a. im Bereich
Philosophie. Veranstaltet von
der Erwachsenenbildung Stein-
Egerta, keine Voranmeldung,.
Abendkasse ;
Mach dich auf den Weg nach Europa!
EUROPEAN YOUTH DAY am 8. November
Am 8.J 1.2000 feiert die Eu
ropäische Union und die 30
beteiligten Länder die offiziel
le Eröffnung des EU-Pro-
gramms «Jugend».
An diesem Tag organisiert die
Europäische Kommission ver
schiedene Aktivitäten. Am
Mittwoch, den 8.11.2000 von
13.30 bis zum 18.30 Uhr wer
den die Jugendlichen im «aha»
in Schaan die Möglichkeit ha
ben, alles, was ihnen die EU im
Bereich «Jugend» anbietet, zu
erfahren!
Die Europäische Kommission
wird ihre Experten den ganzen
Tag durch eine «E-Mail hotline»
european-youthday@nety.
cec.eu.int - zur Verfügung
stellen. Für diese Gelegenheit
hat die Kommission auch ein
Internet-Forum - http://nety.
cec.eu. int/youth-white-paper-
open - gestaltet, in dem die Ju
gendlichen ihre Meinung, ihre
Vorschläge... einbringen kön
nen.
Hier in Liechtenstein wird
das «aha» - Tipps und Infos für
junge Leute als National-
©
m
0
TIPPS UND
INFOS
FÜR JUNGE
LEUTE
Agentur für das Programm «Ju
gend» eine vielfältige Veran
staltung anbieten. Folgende
Aktivitäten stehen auf dem
Programm des Nachmittags:
• Präsentation der neuen Ho
mepage mit ihren aktuellen
Seiten über Jugend:
http://www.aha.Ii/Europa/
• Lancierung der «Ideenbox»:
ein Openspace für Jugendliche
(Austauschbörse, Tandemkurs
angebote usw...): http://www.
aha.li/Europa/service
• Vorstellung von 'Jugendaus
tauschprojekten und Jugend
initiativen, die schon im Rah
men des EU-Programms «Ju
gend» durchgeführt wurden.
• Engagierte Jugendliche,
die Liechtenstein bei verschie
denen Anlässen, z.B. die
Weiss-Buch-Konferenz, ver
treten haben, werden auch im
«aha» sein, um Fragen zu be
antworten und um sich in
Kontakt mit der Kommission
zu setzen.
Für weitere Fragen oder Vor
schläge stehen wir gerne zur
Verfugung: «aha» - Tipps und
Infos für junge Leute, Stich
wort: European Youth day,
Bahnhof, Postfach 356 Schaan,
Tel: 232 48 24, Fax: 232 93 63
(E-Mail: aha@aha.li).
EINLADUNG
zur Nominationsversammlung
Dienstag, 7. November, 19.30 Uhr
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