Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE 
Montag, 6. November 2000 7 
Wien, Wien nur du allein... 
Passivkonzert Gesangsverein Kirchenchor Eschen im Gemeindesaal 
Mir bekannte/1 Wiener-Melodien und Schrammelmusik trat der Gesangsverein Kirchenchor Eschen am vergangenen Samstag vor das 
Publikum. (Bild: Daniel Ospelt) 
Mit bekannten Wiener- 
Melodien und Schram 
melmusik trat der Ge 
sangsverein Kirchenchor 
Eschen am vergangenen 
Samstag vor das Publi 
kum. Mit ihrem Dirigen 
ten Pascal Borer hatten 
die Sängerinnen und Sän 
ger ein reichhaltiges, ab 
wechslungsreiches Pro 
gramm einstudiert. 
Theres Matt 
Vize-Präsidentin Sandra Kräs- 
sig begrüsste die Gäste, unter 
ihnen Vertreter des öffentlichen 
Lebens, zu einem Liederabend 
mit der weit über die Grenzen 
hinaus bekannten Wiener Mu 
sik. Sie betonte, dass die Solo- 
Stücke von Chor-Mitgliedern 
gesungen würden. An den 
herbstlich dekorierten Tischen, 
beim bunten Bild, das die Chor 
mitglieder auf der Bühne boten, 
herrschte allsbald fröhlich er 
wartungsvolle Stimmung unter 
den Gästen. 
Stimmungsvolle Wiener- 
Atmosphäre 
Mit «Ich hab dich lieb mein 
Wien» gings hinein in einen 
fröhlichen Konzertabend mit 
dem gemischten Chor, begleitet 
von Markus Wagner am Kla 
vier. Mit «Wien bleibt Wien» 
spielte sich die Schrammelmu 
sik mit Helga Frommelt und Ot 
to Mattheisel, Violine, Albert 
Matt, Gitarre, und Elisabeth 
Huppmann, Handorgel, in die 
Herzen der Zuhörerlnnen. Pas 
cal Borer - mit einer Wienerin 
verheiratet - führte mit Anek 
doten und Insider-Kenntnis 
durchs Programm, stellte das 
«Wegerl im Helenental» lebhaft 
vor Augen. Ein «Liebespäärle», 
begleitet vom Männerchor mit 
Schrammelmusik, liess sich 
blicken, «'s Wäschermadl von 
Lichtental» intonierten die 
Frauen frisch-fröhlich, und 
beim Schrammelstück «Mei 
Muatterl war a Wienerin» wur 
de allseits mitgesummt. Unter 
den neun Darbietungen im be 
geisternd lebendig vorgetra 
genen ersten Programmteil 
erntete «Einer hat immer das 
Bummerl», von Delia Koch vor 
getragen, Sonderapplaus, wie 
auch der Ohrwurm «Im Prater 
blühn wieder die Bäume». 
Verdiente Sänger- 
Kameraden 
Sandra Krässig würdigte die 
Verdienste zweier Jubilare, und 
Pfarrer Paul Deplazes wies auf 
die besondere Bedeutung des 
liturgischen Gesanges hin. Kurt 
Oehri erhielt die goldene Nadel 
für sein dreissigjähriges Mit 
wirken im Kirchengesang. Wal 
ter Marxer wurden Dankes-Ur- 
kunde und goldene Nadel für 
vierzigjährige Sangestreue 
überreicht. Lob und Anerken 
nung wurde den beiden Jubila 
ren allseits zuteil. 
Nach schwungvoller Begrüs- 
sung durch die «Schrammein» 
mit «Jetzt trink'n ma noch a 
Flascherl Wein» kamen dem 
Publikum im zweiten Teil wei 
tere Glanzpunkte zu Gehör. 
Facettenreich entwickelte der 
Chor all seine hervorragenden 
Eigenschaften mit sicherer In 
tonation, einheitlicher Klang 
farbe und guter Artikulation. 
Hugo Pfatschbacher, Sandra 
Krässig, Albert Schächle und 
Andrea Borer wussten sich mit 
ihren einfühlsam dargebotenen 
Solo-Vorträgen in die Herzen 
des Publikums zu singen. Mit 
«Frühling in Wien» und einem 
«Wiener Potpourri» verabschie 
deten sich Chor und Schram- 
melmusikerlnnen mit einer Pa 
lette beliebter Operettenlieder. 
Wohlverdienter Applaus ei 
nes begeisterten Publikums be 
sagte Dank und Anerkennung 
einer hinreissenden Musikwie 
dergabe, eines stimmungsvol 
len Lieder- und Musik-Abends 
mit besonderen Details. Mit 
Blumen und einem guten Trop 
fen wurde das Mitwirken der 
Schrammel-Musikerlnnen, des 
Klavier-Begleiters und der 
Solisten verdankt, wie auch die 
Leitung des Dirigenten. Ver 
dienten Applaus erhielten nicht 
zuletzt die Chor-Mitglieder für 
einen frohmachenden Lieder 
abend. Zugaben wurden erbe 
ten. Die altbekannten Wiener- 
Melodien werden noch in so 
manchem Konzertbesucher 
nachklingen. 
LESERBRIEFE 
«Hell Hitler» 
Das zu diesem Gruss gehörige 
Gedankengut gehört mittlerwei 
le zu tamna ghöriga Fäscht bi 
üs im Ländle». 
Freitagabend. Ort des Ge 
schehens: Dorfsaal Schellen 
berg: *Panta Rhei». Alles ßiesst 
am Fest derJGS (Jugendgruppe 
Schellenberg). Der Anlass ent 
wickelt sich zu einer Lehrbuch 
veranstaltung zum Thema 
Rechtsradikalismus im FL. Hier 
hätte die von Ihnen, Herr Vize 
regierungschef Michael Ritter, 
beauftragte Fachgruppe 
»Rechtsradikalismus» einen ex 
emplarischen Anschauungsun 
terricht bekommen. Wo war an 
diesem Abend die Polizei, die 
eigentlich die Aufgabe hätte, 
»im Bereich des Rechtsradika 
lismus genau zu beobachten, 
rechtsradikalen Vorkommnis 
sen konsequent nachzugehen 
sowie alle Massnahmen zu tref 
fen, um rechtsradikalen Akti 
vitäten vorzubeugen bzw. zu be 
gegnen?» (Vaterland vom 
2.11.2000). 
Ach ja, die Polizei war ja 
anwesend, sogar in zweifa 
cher Hinsicht. Zum ersten 
kam sie mit Blaulicht und Si 
renen, sogar gleich zwei Strei 
fenwagen bot man auf, ange 
fahren. Aber irgendwie hatten 
sie die Sache mit dem Timing 
nicht so ganz im Griff, denn 
die Bescherung, wie man so 
schön sagt, war bereits ange 
richtet. Ein junges Mädchen 
lag mit einem Messer im 
Rücken am Boden. 
Glücklichemeise hat ihre 
Jacke den grössten Teil des 
Stosses abgefangen, so dass sie 
keine gröberen Verletzungen 
davon trug, was jedoch die Tat 
in keinster Weise verharmlost. 
Zweitens amüsierten sich, 
was ihr gutes Recht ist, Polizis 
ten in ihrer Funktion als Pri 
vatpersonen an diesem Fest. Ich 
möchte betonen, dass ich diesen 
kein rechtsradikales Gedanken 
gut vorwerfe, sondern nur da 
mit darlegen möchte, dass man 
sehr wohl weiss, was an einem 
solchen Anlass so alles von 
statten geht. 
Was wird von Seiten der zu 
ständigen Ämter unternom 
men? 
Ich nehme keine konkrete 
Hilfe wahr. Das Problem des 
Rechtsradikalismus ist bei uns 
im Lande fast kein Thema. Es 
wird von der Politikerseite he 
runtergespielt, es ist auf einmal 
kein Problem mehr, sondern 
höchstens noch ein Prob 
lemchen. Der Landtag hat ja 
Ende des letzten Jahres eine 
A nti-Rassismus-Strafnorm ver 
abschiedet, die heuer im Früh 
jahr in Kraft getreten ist. Bis 
heute ist es, laut zuverlässiger 
Quelle, noch zu keiner Anzeige, 
geschweige denn zu einem Ver 
fahren in dieser Sache gekom 
men. Die Landespolizei, zumin 
dest von offizieller Seite her, 
war am Sonntag, den 6.11. lei 
der nicht gewillt bzw. in der 
Lage, mir diese Tatsache zu be 
stätigen. Das Nötigste, um un 
seren «guten Schein» zu bewah 
ren, haben wir mit der Ein 
führung des Art. 283 des Stgb 
(Antirassismusartikel) ja getan. 
Es sind nicht nur eine Hand 
voll Jugendliche, die rechtsra 
dikales Denken eindeutig nach 
aussen hin vertreten, und von 
denen einfach behauptet wird, 
die momentan gerade so eine 
Art *Trotzphase» durchma 
chen, nein, es sind um viele 
mehr, und deren Zulauf stei 
gert sich von Fest zu Fest. Aus 
meiner Sicht bestellt eindeuti 
ger und vehementer Hand 
lungsbedarf in dieser Sache. 
Dieser Meinung bin nicht nur 
ich, sondern so denken viele 
Jugendliche in unserem Land, 
i 
die regelmässig mit Ausländer 
feindlichkeit konfrontiert wer 
den. Ich wünsche mir, dass 
sich möglichst viele Jugendli 
che in unserem Lande eindeutig 
vom Rechtsradikalismus dis 
tanzieren. Zeigt, dass ihr mit 
dem, was bei uns passiert, 
nicht einverstanden seid. 
Um auf diese Messerstecherei 
zurückzukommen. Schnell ver 
breitete sich an diesem Abend 
das Gerücht, dass der Täter 
ausländischer Herkunft sei. Ich 
kann das weder dementieren 
noch bestätigen. Ich halte 
grundsätzlich nichts von 
Gerüchten und Pauschalverur 
teilungen. Ich hoffe, dass der 
Täter von Gesetzes wegen mit 
voller Härte bestraft wird, aber 
es war sein Glück, dass er so 
fort nach der Tat geflohen ist, 
denn wäre er dort geblieben, er 
wäre gelyncht worden. Die auf 
geschürte Gewaltbereitschaft 
äusserte sich auch in eindeuti 
gen, lautstarken und fremden 
feindlichen Parolen. Hinzu 
kam, dass sich vereinzelte Per 
sonen, vorwiegend aus auslän 
derhassenden Gruppierungen, 
nun dazu berufen fühlten, als 
die igerechten Rächer», für die 
se Tat aufzutreten. 
Zuletzt möchte ich noch ei 
nen Kommentar an die Adresse 
der Veranstalter, die JGS (Ju 
gendgruppe Schellenberg), los 
werden. Letztes Jahr an der sel 
ben Veranstaltung gab es schon 
zahlreiche gewalttätige Aus 
schreitungen, so dass der Kran 
kenwagen und die Polizei an 
rücken durften. Das Fest muss- 
te damals frühzeitig abgebro 
chen werden, da man die Situa 
tion nicht mehr im Griff hatte. 
Viele Jugendliche waren heuer 
nicht mehr gekommen, weil die 
Erinnerung an die letztjährigen 
Vorfälle sie abschreckten. Ja, 
ihr habt dieses Jahr ein ganzes 
Team von Sicherheitsleuten 
(Security) aufgestellt, aber die 
waren heillos überfordert, auch 
wenn es doppelt soviele gewe 
sen wären. 
Was habt ihr denn erwartet, 
wenn ihr zumindest inoffiziell 
mit dem Slogan werbt:«Kommt 
zu uns und sauft euch zu Dum 
ping-Preisen die Birne voll.» 
Es Ist klar, dass ihr dann ein 
Publikum anzieht, bei dem die 
Gewaltbereitschaft in Verbin 
dung mit dem ausgiebig flies- 
senden Alkohol vehement zu 
nimmt. Das Resultat kennt ihr 
nur all zu gut. Hand aufs Herz, 
könnt ihr euch da von einer 
Mitschuld noch ausschliessen? 
Elias Jehle 
Jahrgang 1981 
Runkelsstr. 29 
Triesen 
Gedanken zum 
«Sountschäk» 
Am Montag lasen wir im Liech 
tensteiner Volksblatt auf Seite 7 
'Rechtsradikalismus: die Ge 
fahr ist da, das 3. Jugendforum 
beschäftigt sich mit dem Thema 
Ausländerpolitik». Auf Seite 13 
weiter der Bericht über den 
«Sountschäk» vom Samstag, 
den 28. Oktober 2000 im Trie- 
senberger Saal. Die Journalistin 
verliert kein Wort über die Vor 
kommnisse des Abends. 
Wir wollen den beiden Grup 
pen (hip-hop und breakdance), 
die anders waren als der übli 
che «Sountschäk», nur noch sa 
gen, dass wir es toll finden, was 
sie gemacht haben. Ob die dar 
gebotene Musik gut oder 
schlecht, beurteilt wird, ist je 
dem selbst überlassen. Doch so 
viel Toleranz muss doch sein, 
dass Jugendliche, egal aus wel 
chem Land sie sind, bei uns auf 
der Bühne stehen können, ohne 
sich «Nigger» oder *Scheiss-Ju- 
go» anhören zu müssen. Der 
ganze Saal war ja auch tolerant 
genug, sich die anderen Stil 
richtungen anzuhören. Denn 
gestört haben uns viel mehr an 
dere Bands und ihre Fans, doch 
waren wir, und auch viele an 
dere, teils zu tolerant oder teils 
zu feige, etwas zu sagen. 
Das Jugendparlament hat 
sich Gedanken zum Thema 
Rechtsradikalismus gemacht. 
Doch sollten wir uns das nicht 
alle? 
Andrea Heeb, Gamprin 
Margit Hassler, Mauren 
TODESANZEIGE 
Leg alles still in Gottes Hände, 
das Glück, den Schmerz, 
den Anfang und das Ende. 
Wir nehmen Abschied von meinem geliebten Gauen, unse 
rem lieben Vater, Grossvater, Bruder, Schwager, Schwieger 
sohn, Götti, Onkel und Cousin 
Anton Eugen Ackermann-Bitzi 
10. Juni 1943 - 3. November 2000 
Er starb nach langer, schwerer Krankheit, jedoch völlig uner 
wartet, nach erfolgter Operation an Herzversagen. 
Balzers, 3. November 2000 
In stiller TVauer: 
Katharina Ackermann-Bitzi Gattin 
Veronika mit Niklas 
David 
Rosaria >• Kinder 
Silvan 
Franziska 
Rosmarie und F^edi Hidber-Ackermann Schwester 
mit Nico, Christian und Stefanie 
Anton und Käthy 
Bitzi-Betschart, Udligenswil Schwiegereltern 
Der liebe Verstorbene ist in der Friedhoflcapelle in Balzers aufge 
bahrt. 
Wir bitten, seiner im stillen Rosenkranzgebet zu gedenken. 
Die Beerdigung mit anschliessendem Gottesdienst findet am Mitt 
woch, den 8. November 2000 um 15.00 Uhr in Balzers statt.
	        

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