Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Samstag, 4. November 2000 27
Bilderreise in die Welt des Tango
Vernissage mit Bildern von Betty Hummel im Haus Stein-Egerta
Bilder, die überwiegend
«nur» ein Thema behan
deln, den Tango, die aber
in den unterschiedlichsten
Techniken von Betty
Hummel erarbeitet wer
den, sind im Haus Stein-
Egerta in Schaan bis zu
den Weihnachtsferien zu
sehen.
Gerolf Hauser
Anlässlich der Vernissage be
reicherten Mitglieder der Mu
sikschule Feldkirch, was liegt
näher bei der Thematik der Bil
der, die Ausstellung durch ihre
gemeinsame Leidenschaft, den
klassischen argentinischen
Tango, die «getanzte Umar
mung».
Die Künstlerin
Betty Hummel ist in Argenti
nien, dem Land des klassischen
Tangos, geboren und dort auf
gewachsen. Ihr Pädagogikstudi
um absolvierte sie in Buenos
Aires. Parallel zum Lehrberuf
befasste sich Betty, in Designer
kursen an der Universität in Bu
enos Aires, mit Malerei und
Weberei. Ab 1975 besuchte sie
Aus- und Weiterbildungskurse
bei verschiedenen Künstlerin
nen in Argentinien (Volponi,
Edgardo Tempone Ana Marini).
Seit 1989 wohnt Betty Hummel
mit ihrer Familie in Liechten
stein. Ihr Interesse gilt der spa
nischen und lateinamerikani
schen Kunst und Kultur (Wei-
Ingrid Gappisch vom Haus Stein-Egerta in Schaan (links) durfte die Künstlerin Betty Hummel (3.v.l.)
zur Ausstellung *Bilderreise in die Welt des Tangos» begrüssen. Mit auf dem Bild sind ihre Freunde
Heinz Laukas und Adele Sehädler. (Bild: bak)
terbildungskurse in München,
Berlin und Madrid, Mal- und
Zeichenkurse bei Bruno Kauf
mann an der Liechtensteiner
Kunstschule, Aktzeichnen bei
Hildegard Unterweger und Re
nate Ludescher und PanArt bei
M. Baumgartner). Jetzt besucht
Betty Hummel die Schule für
Gestaltung in St. Gallen. Von
sich selbst sagt sie: «Das Experi
mentieren mit Farben und
Techniken auf verschiedenen
Materialien wie Papier und
Stoff bereitet mir grosse Freude.
Immer wieder entdecke ich
neue Formen, die aus dem Far
benspiel auftauchen. Tangomu
sik, die ich oft beim Malen höre,
ruft in mir auch Erinnerungen
an Landschaften wach. Doch
sind dies innere Landschaften,
die zu meiner Lebensgeschichte
gehören. Die Bilder, die dann
entstehen, ermöglichen es mir,
diese innere Welt mit anderen
Menschen zu teilen.»
Intensives Leben
Adele Sehädler erläuterte in
ihrer Vernissagerede die Tech
niken, mit denen Betty Hummel
arbeitet. «Es sind Bilder in ver
schiedenen, z.T. nicht alltägli
chen Techniken. Beinahe
möchte ich sagen wie Betty, sie
ist für mich auch nicht alltäg
lich. Für mich ist Betty ein be
sonderer Mensch mit bemer
kenswerten kreativen Fähigkei
ten... Sie bearbeitet Textilien,
die als Malgrund dienen, mit
Acryl- oder Gouachefarben.
Hier ist der Zufall ein willkom
mener Gast und bestimmt zum
grössten Teil, wie die Farbspu
ren auf dem Stoff verlaufen.
Mit Spachteln, Rechen oder
Kämmen wird die Farbe über
den Stoff gezogen, mit Rollen
verteilt... So entstehen Struktu
ren und Farbverläufe, die
scheinbar nichts beinhalten...
Betty hört beim Malen oft
Tangomusik und so erstaunt es
nicht, dass sie in den Spuren
der so entstandenen Farbgrun-
dierungen Tango tanzende
Paare entdeckt. Auch bei den
Drucken beschäftigt sich Betty
mit dem Thema Tango. Hier
wird zuerst das tanzende Paar
mit einem heissen Lötkolben in
Styroporplatten geschmolzen.
Dann wird die Platte eingefärbt
und auf das Papier gedruckt.
Mit einer so bearbeiteten Styro-
porplatte können mehrere
Drucke entstehen. Betty sorgt
mit ihrer Farbgebung dafür,
dass jeder dieser Drucke, ein
besonderes Einzelstück wird.
Mich persönlich faszinieren die
der Natur nachempfundenen
Farben, die die Bilder mit tex-
tilem Hintergrund kennzeich
nen. Sie lassen mich erahnen,
dass Betty aus einer Kultur
stammt, in der Leben intensiv
und voller Gefühle sein darf.»
Kerzen gestalten
VERANSTALTUNGEN
Malerei und Skulp
tur in der Kunst des
20. Jahrhunderts
SCHAAN: Am Dienstag, 14.
November, beginnt um 20.15
Uhr im Haus Stein-Egerta in
Schaan ein Seminar unter der
Leitung von Dagmar Streckel,
das der Malerei und Skulptur
des Expressionismus und Futu
rismus gewidmet ist (insgesamt
drei Dienstagabende).
Unter dem grossen Eindruck,
den speziell die Malerei van
Goghs, Gauguins und Edvard
Münchs bei der jüngeren Gene
ration hinterlassen hatte, ent
wickelte sich von 1905 an, na
hezu gleichzeitig in verschiede
nen Ländern, der neue Stil des
Expressionismus, wobei der
Schwerpunkt des Kurses auf der
Kunst des deutschen Expressio
nismus liegen wird. Die Begeis
terung für die moderne fran
zösische Malerei ist eine der
wenigen Eigenschaften, die die
unterschiedlichen Vereinigun
gen und Einzelkünstler des
deutschen Expressionismus
miteinander verband. Mit der
1905 in Dresden gegründeten
und ab 1910 dann auch im Le
ben der Grossstadt Berlin akti
ven Künstlergemeinschaft «Die
Brücke» um Ernst Ludwig
Kirchner, Erich Heckel und Karl
Schmidt-Rottluff - Emil Nolde
kam später hinzu - stellte sich
die erste von zwei Richtungen
vor, die der Expressionismus in
Deutschland einschlug. 1911
trat dann in München die
Gruppe «Der blaue Reiter» (Ale-
xej von Jawlensky, Franz Marc
und August Macke) unter der
Führung Wassily Kandinskys
hinzu. Zwar beeinflusste Kan
dinskys Drang nach Vergeisti
gung auch das Werk seiner
Freunde, doch finden sich im
engeren Kreis der Gruppe auch
romantische Auffassungen des
Gegenständlichen. Etwa zur
gleichen Zeit machte in Italien
die Gruppe der Futuristen um
Filippo Marinetti mit ihrer be
dingungslosen Zustimmung zu
den technischen Entdeckungen
der Zeit von sich reden. Mit ih
rer avantgardistischen Ent
schlossenheit, die Schönheit des
zivilisatorischen Fortschritts an
die Stelle alter Traditionen zu
setzen, wird sich der dritte
Abend des Kurses befassen. Ver
anstaltet von der Erwachsenen
bildung, mit Voranmeldung.
RUGGELL: Am Donnerstag,
den 9. November um 19.30
Uhr beginnt im Vereins- und
Jugendhaus in Ruggell der
Kurs 214 unter der Leitung
von Rita Böckle. Zur Weih
nachtszeit darf eine schöne
Kerze nicht fehlen. Mit Blatt
wachs verzieren wir Kerzen
zum Verschenken oder zur ei
genen Freude. Anmeldung und
Auskunft bei der Erwachse
nenbildung Stein-Egerta in
Schaan, Telefon 232 48 22
oder E-Mail: info@erwachse-
nenbildung.li,
«Interkulturelles Fest fördert Klima der Toleranz»
Landeshauptmann Sausgruber: Dank an alle Aktive und Mitarbeiter für die erfolgreiche Durchführung
BREGENZ: Das 5. Interkultu
relle Fest, das Anfang Sep
tember in Bregenz stattfand,
war ein voller Erfolg. In einer
Feier im Montfortsaal im
Landhaus in Bregenz sprach
Landeshauptmann Herbert
Sausgruber gestern allen Ak
tiven und Mitarbeitern, die
für die erfolgreiche Durch
führung gesorgt hatten, sei
nen Dank aus.
«Veranstaltungen wie das Inter
kulturelle F^st tragen dazu bei,
ein Klima der Toleranz und Of
fenheit gegenüber den unter
schiedlichen Kulturen zu för
dern,» so Sausgruber.
Am Interkulturellen Fest
nahmen 16 Volksgruppen teil.
Rund 300 Aktive und weitere
200 Mitarbeiter sorgten für ein
tolles Programm. «Ziel des 5.
Interkulturellen Festes war es
nicht, eine Folkloreschau mit
Trachtenumzug zu organisie
ren, sondern den Zuschauern
eine echte Volkskultur nahe zu
bringen und damit das Ver
ständnis füreinander zu vertie
fen», führte der Landeshaupt
mann in seiner Dankesrede an:
«Dies ist sehr gut gelungen.»
Der Landeshauptmann sprach
den Vertretern der 16 Volks
gruppen seinen herzlichen
Dank aus: «Mein Dank geht
aber auch an alle Mitarbeiter,
ohne deren ehrenamtliches En
gagement dieses Fest nicht hät
te veranstaltet werden kön
nen.» (VLK)
Landeshauptmann Herbert Sausgruber bedankte sich bei allen, die am Gelingen des 5. Interkulturellen Festes beteiligt waren.
NACHRICHTEN
Jazz Im Saumarkt
FELDKIRCH: Am Donners
tag, den 9. November um
20.15 Uhr im Theater am
Saumarkt präsentieren CO-
LORS OF RHYTHM'N JAZZ
mit Klaus Raidt, Drums,
Kompositionen, Manfred
Junker, Gitarre, Heiner
Merk, Kontrabass und Wolf
gang Huber, Hammond Or
gel, einen heissen Cocktail
aus Rhythm'n Blues, moder
nem Jazz und New Orleans
Groove, angelehnt an die
berüchtigten Hammond /
Gitarre / Drums - Trios der
60-er Jahre.
Fritz-Lang-Retro-
spektive
BERLIN: Die Internationalen
Filmfestspiele Berlin wid
men dem Regisseur Fritz
Lang (1890-1976) die Retro
spektive der 51. Berlinale im
nächsten Jahr. Gezeigt wer
den sollen alle erhaltenen
Lang-Filme, teilten die Ver
anstalter am Freitag in Ber
lin mit. Spektakuläres
Hauptereignis solle die Ur
aufführung einer von Mur-
nau-Stiftung und Bundesar
chiv initiierten Rekonstruk
tion des Klassikers «Metro
polis» werden. Die neue
Musik zum Film habe Bernd
Schultheis komponiert. Für
die Aufführung sei das
Rundfunk-Sinfonie-Orche-
ster Berlin unter Leitung
von Frank Strobel gewon
nen worden. Viele Filme aus
Längs Werk können nach
den Worten der Veranstalter
in herausragender Bildqua
lität gezeigt werden. Zudem
seien in der Vorbereitungs
zeit unbekannte Materialien
gefunden worden, darunter
zu zahlreichen deutschen
Filmen die Originalnegative.
Konzipiert worden sei die
Retrospektive vom Filmmu
seum Berlin - Deutsche Ki-
nemathek. Lang feierte sei
ne ersten grossen Erfolge in
der Weimarer Republik.
1933 verliess er das natio
nalsozialistische Deutsch
land und emigrierte über
Frankreich in die USA.
Auch seine amerikanischen
Filme speisen sich häufig
aus einem politischen Impe
tus und sind von einem
«utopiefeindlichen Fatalis
mus» geprägt.
«Dichter zu (aast»
SALZBURG: Die drei unga
rischen Autoren Imre Ker-
tesz, Peter Nadas und Peter
Esterhazy werden gemein
sam «Dichter zu Gast» bei
den Salzburger Festspielen
2001 sein. Dies berichteten
die überregionalen «Salz
burger Nachrichten» am
Freitag. Die Festspiele
selbst wollten auf Anfrage
der Nachrichtenagentur
dpa dazu nicht Stellung
nehmen und verwiesen auf
eine Erklärung in einigen
Tagen. Der Auschwitz-
Überlebende Kertesz wurde
mit «Roman eines Schick
sallosen» bekannt. Nadas
beschrieb in «Ende eines
Familienromans» den Ter
ror der Stalin-Ära in Un
garn. Esterhazy machte
sich mit Werken wie «Tho
mas Mann mampft Kebab
am Fusse des Holstentores»
einen Namen als Satiriker.
Die Reihe «Dichter zu
Gast» wurde 1998 von
Ivan Nagel ins Leben geru
fen.