Liechtensteiner VOLKSBLATT
KULTUR
Samstag, 28. Oktober 2000 29
Zwei Uraufführungen beim
Orgel- Solo-Konzert
Organist Thomas Nipp spielt am 5. November in der Pfarrkirche Balzers
Das anspruchsvolle Pro
gramm, welches der Orgel
virtuose Thomas Nipp, Bal
zers, fiir sein Konzert am
5. November mit Beginn
um 17.00 Uhr zusammen
stellte, ist sehr abwechs
lungsreich, denn es enthält
neben Werken verschiede
ner Stilrichtungen auch ei
gene Kompositionen, zwei
davon werden zum ersten
Mal zu hören sein. Wir ba
ten den Künstler, uns eini
ge Fragen zu beantworten:
Mit Thomas Nipp
sprach Dr. Emma Hahn
VOLKSBLATT: Weshalb be
ginnt das Konzert mit einem
Werk von Johann Sebastian
Bach?
Thomas Nipp: Heuer ist das
Bach-Gedenkjahr, denn vor ge
nau 250 Jahren ist dieser gros
se Meister der Orgelkunst in
Leipzig verstorben. Die Toccata
in F-Dur, die ich vortragen
werde, ist die grösste und um
fangreichste seiner Toccaten.
Und darauf folgt dann gleich
ein Sprung in unser Jahrhun
dert?
Frank Bridge (1879-1941)
stammt aus England und sein
Allegretto grazioso, das ich
spielen werde, ist dem spätro
Organist Thomas Nipp, Balzers, wird bei seinem Orgelkonzert am Sonntag, den 5.
zers auch eigene Kompositionen vortragen, zwei davon als Uraufführungen.
November um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche von Bal-
(Bild: Dr. Emma Hahn)
mantischen Stil zuzuordnen.
Auch war er Lehrer des briti
schen Komponisten Benjamin
Britton (1913-1976).
Nun zum Höhepunkt des Or
gelkonzertes: Das sind die
mit Spannung erwarteten
«Drei Stücke über gregoriani
sche Themen», komponiert
von Thomas Nipp (1969).
Dazu ist zu sagen, dass" ich
das dritte Stück «Lumen ad re-
velationem gentium» schon
einmal bei einem Konzert vor
getragen habe, nicht aber das
erste und zweite Stück mit den
Titeln «Ubi Caritas et amor» und
«Adoro te devote». Diese wer
den am Sonntag, den 5. No
vember zum ersten Mai aufge
führt. Eigentlich gehören diese
drei ja in ihrem Ablauf zusam
men. Das erste Stück ist an
fangs laut und aufwühlend, lei
tet dann aber ruhiger werdend
über zu dem zweiten, welches
anbetend meditierend eine
kontemplative Stimmung auf
kommen lässt, und das dritte
Stück, eine Fuge, virtuos und
strahlend erklingen wird.
Ein Werk von Joseph Gabriel
Rheinberger darf wohl In
Ihrem Programm nicht feh
len?
Ich habe ein weniger bekann
tes Werk dieses grossen liech
tensteinischen Komponisten
(1839-1901) gewählt, der auch
als Kompositionslehrer hochge
schätzt war. Aus seinen zwölf
Meditationen fiir Orgel werde
ich die Nummer neun mit dem
Titel «Tema variato» vortragen.
Und, wie fügt sich In dieses
Programm das letzte Werk
ein, das Sie spielen werden?
Der Bezug zu diesem Werk
von Max Reger (1873-1916),
welches ich ausgewählt habe,
ergibt sich aus zwei Gründen:
Erstens heisst das Werk «Phan
tasie und Fuge über den Namen
Bach», Opus 46 , womit wieder
an den Anfang erinnert wird,
und zweitens, weil Max Reger
diese Phantasie Joseph Gabriel
Rheinberger widmete, sie «dem
Herrn Geheimrat in besondere
Verehrung zugeeignet» hat, wie
auf dem Notenblatt oben ge
schrieben steht.
Herzlichen Dank für das in
teressante Gespräch und vor al
lem viel Erfolg für die beiden
Uraufführungen.
Tragen's mir Sorg zu meinem Kind!
«S'Puppele by Christel» präsentiert Gemeinschaftsausstellung in Gamprin
An der Vernissage von gestern
Abend bot sich die Gelegen
heit, nicht nur die ausserge-
wöhnlichen Reproduktionen
von antiken Porzellanpuppen
von Christel Pangerl, sondern
auch die Werke ihrer Kollegen
Claudia Zäch, Herta Batliner
und Clemens Ackermann zu
bewundern.
Tamara Frommelt
Als Christel Pangerls Interesse
sich 1998 das erste Mal den an
tiken Porzellanpuppen zu
wandte, ahnte sie nicht, dass
sie nach zwei Jahren intensiven
Lernens an der Puppenschule
in Biel mit einer Gold- und
Bronzemedaille von der Euro-
doll 2000 in Bregenz zurück
kehren würde.
Qualität durch Perfektion
An ihren Puppen macht sie
alles selber: Kleider, Accessoi
res und die Perücken. Das er
fordert natürlich sehr viel Ge
duld. Diese muss auch Claudia
Zäch aus Krummenau für ihre
REKLAME
v.l.n.r. Herta Batlinger (Gemälde), Claudia Zäch (Porzellanmalerei), Christi Pangerl (Reproduktionen
von alten Porzelanpuppen), Clemens Ackermann ( Limousinendienst Ackermann, Bad Ragaz), Elfrun-
Edelinde Leemann (Vernissagerednerin)
kunstvollen Porzellanmalereien
von Figuren und anderen Ge
genständen aufwenden. Die Öl
bilder und Aquarelle von Herta
Batliner sind hier im Ländle
wohl den meisten ein Begriff,
besuchte doch die begabte Ma
lerin Kurse bei Künstlern wie
Anton Ender und Eugen Jussel.
Inspiration für ihre vielfältigen
Werke schöpfte sie auch aus
ihren Aufenthalten in der Pro
vence, im Schwarzwald und
Kaschmir. Etwas aus dem Rah
men fällt die Leidenschaft von
Clemens Ackermann. Wer bei
ihm eine Fahrt mit einer seiner
eleganten Limousinen buchen
möchte, wird sich fühlen wie
ein Filmstar. Wer wollte nicht
immer schon wissen, wie
gemütlich es sich in einer stil
vollen Stretchlimousine chauf-
fiieren lässt? Etwas kostspieliger
ist der Erwerb einer wertvollen
Porzellanpuppe, wie sie Christel
Pangerl mit grösstem Aufwand
und viel Liebe anfertigt, natür
lich schon. Aber diese Investiti
on lohnt sich.
Um sich ein genaues Bild der
Kunstobjekte zu machen, be
sucht man die Ausstellung am
besten selber.
Die Möglichkeit dazu besteht
heute und morgen von 10 bis
17 Uhr und jeden Nachmittag
im November. Ausstellungsort:
S'Puppele by Christel, Fehra-
tfass 22/24, 9487 Gamprin. Te
lefon: 373 42 83.
Tak-Kinotipp
«Life on a string» von Cheng Kaige
In einer mythischen Landschaft
von grandioser Schönheit und
unendlicher Weite zieht ein
blinder Meister von Dorf
zu Dorf, um seine Lieder zu
spielen und seine Balladen zu
singen.
Sein ganzes Leben hat er auf ei
ne Hoffnung gebaut, von einer
andern Welt geträumt: Laut ei
ner Weissagung soll er sehen
können, wenn er 1000 Saiten
seines Instruments zum Zer
springen gebracht hätte. Sein
blinder Schüler will allerdings
das Leben nicht auf eine Hoff
nung bauen: ihn bannt die Liebe
zu einem Mädchen. Chen Kaige,
der talentierteste Regisseur
Chinas, hat sein poesievolles
Gleichnis zwischen Wasser und
Wüste, Himmel und Erde ange
siedelt: mit dem Hinweis darauf,
dass das Herz viel mehr zu sehen
vermag als die Augen. Gleich
zeitig stellt der Film die Frage
nach dem tiefsten Sinn der
Kunst. «Life on a string» steht
heute Samstag um 20 Uhr auf
dem Programm des TaKino.
«El viaje» von Fernando
E. Solanas
Der Argentinier Fernando So
lanas schickt den 17-jährigen
Martin Nunca, der mit seiner
Mutter und dem Stiefvater in
Ushuaia, dem südlichsten Zipfel
Argentiniens lebt, auf eine lange
Reise der Entdeckungen durch
den latoinamerikansichen Konti
nent. Mit dem Fahrrad bricht er
auf, um seinen Vater zu suchen.
Unterwegs sammelt er Erfahrun
gen, lernt die Facetten verschie
dener Orte und Länder kennen.
«El viaje» ist ein zweistündiges
Feuerwerk voller Poesie, das die
Reise zum Genuss und zur Ent
deckung macht, vielleicht der
umfassendste Film zum Konti
nent. «Ich will Lateinamerika
durch das Prisma der Jugend
wieder entdecken», hat Fernando
Solanas, dieser Marquez des Ki
nos, beim Erscheinen seines Fil
mes gesagt, «denn es gibt kein
schöneres und kein rebellische
res Alter, das so voller Liebe,
Träume und kritischer Hellsicht
wäre wie dieses.» «El viaje ist als
Abschluss dieser kleinen Reihe
morgen Sonntag um 20 Uhr im
TaKino zu sehen.
«Haut les eoeurs!»
Die gut aussehende, lebensbe
jahende Musikerin Emma, frisch
verheiratet, ist im vierten Monat
schwanger. Bei einer Routineun
tersuchung erfährt sie, dass sie
von einem bösartigen Krebslei
den befallen ist. Emma fallt in
eine Depression. Aber nach und
nach kommt ihre kämpferische
Natur zum Vorschein, ihre Liebe
zum Leben. Was die junge Re
gisseurin Anspach in ihrem Erst-
lingsfilm eindrücklich auf die
Leinwand bringt, hat sie selber
erlebt.
Dokumentarisch, detailtreu
und fern jeder Schönfärberei
und Sentimentalität schildert
Anspach die verschiedenen Spi
talaufenthalte, Untersuchungen
und Behandlungen. Sehr
berührend: die wunderbare Dar
stellung Emmas durch Karin Vi-
ard («La Nouvelle Eve»), die
dafür 1999 mit dem C&ar aus
gezeichnet wurde.
«Haut les coeursl» ist morgen
Sonntag, 29. Oktober um 18 Uhr
im TaKino zu sehen.
Kleinkunstbühne «Alte Weberei» Triesen, Dorfstrasse 24
ehemalige Spörryfabrik Eingang Radio L
John Wright Band, Schottland
Kenny Spears, Gitarre - Stewart Hardy, Fiddle -
John Wright, Stimme
Balladen aus Schottland, Irland
und England
Donnerstag, 2. November 2000, 20 Uhr
Karton zu Fr. 25.- an der Abendkasse ab 19.30 Uhr