Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LAND UND LEUTE 
Freitag, 27. Oktober 2000 1 3 
Einblick in alte Wohnkultur der Vorfahren 
Volksblattserie «alte Häuser und ihre Bewohner»: Das 300 Jahre alte Walserhaus südlich der Pfarrkirche in Triesenberg 
Das gut 300 Jahre alte 
Walserhaus im Zentrum 
von Triesenberg konnte 
1959 von der Gemeinde 
gekauft werden. Während 
zwei Jahrzehnten wurde 
es als Walser Heimatmu 
seum genutzt. Heute wird 
im Haus die Wohnkultur 
der Vorfahren gezeigt. Be 
sichtigungen sind auf 
Voranmeldung möglich. 
Adi Lippuner 
Die Entwicklung der Walserge- 
meintie Triesenberg spiegelt 
sich auch in der Baukultur. Ein 
wichtiges Zeugnis der einfa 
chen Wohnkultur der Vorfah 
ren ist das Haus Nummer 19, 
südlich der Pfarrkirche. Haus 
und Stall sind, wie dies bei den 
Walsersiedlungcn in Triesen 
berg üblich ist, getrennt. 
Gemäss dendrochronologischer 
Untersuchung wurde der 
Hauptteil des Hauses Nummer 
19 im Jahre 1601 erbaut. 
Werdegang schriftlich 
festgehalten 
Der Werdegang des Museums 
kann im Museumsführer, ver- 
fasst von Josef Eberlc, nachge 
lesen werden. Dort ist festge 
halten, dass der Ortspfarrer En 
gelbert Bücher bereits in den 
vierziger Jahren die Entwick 
lung des Dorfes erkannte und 
mit den) Sammeln von altem 
re Vcrdicnstmöglichkeiten im 
Tal. Alte Gerätschaften ver 
schwanden, wurden auf Estri 
chen gelagert oder an Altwa 
renhändler verkauft. 
Dank der Sammeltätigkeit 
von Engelbert Bucher entstan 
den bereits im Jahre 1952 Plä 
ne zur Errichtung einer heimat 
kundlichen Sammlung. Die Ge 
meindevertretung hatte ein of 
fenes Ohr für dieses Anliegen. 
1959 konnte die Gemeinde das 
in der Dorfmitte gelegene Haus 
Nummer 19 kaufen. 
Eröffnung im Oktober 
1961 
Das Vorhaben, ein Walser 
Heimatmuseum einzurichten, 
konnte in Angriff genommen 
werden. Erfolgreich war auch 
der Aufruf an die Bevölkerung, 
wertvolle Gebrauchsgegenstän 
de zur Ausstellung dem Muse 
um zu überlassen. Im Oktober 
1961 war es dann so weit, das 
Walser Heimatmuseum Trie 
senberg wurde eröffnet. 
Während 20 Jahren war 
wichtiges und wertvolles Kul 
turgut im alten Walserhaus 
ausgestellt. Die Bedenken, dass 
die Sicherheit der wertvollen 
und unersetzlichen Stücke im 
alten Holzhaus nicht länger ge 
währleistet werden konnten 
wurde ernst genommen. Mit 
der Planung des neuen Ge 
meindezentrums sei deshalb 
der Entschluss gereift, dem Mu 
seum und damit dem Ausstel- 
Kulturgut begann. Der Wandel 
vom Agrar- zum Industriestaat 
prägte auch die Walsergemein- 
de Triesenberg. Die Anzahl der 
Bauernbetriebe ging nach dem 
zweiten Weltkrieg zurück, die 
Leute fanden Arbeit und besse 
lungsgut eine neue Heimstätte 
zu geben. 
Ergänzende Ausstellung 
Das alte 'Walserhaus dient 
seit dem Dezember 1981 als er 
gänzende Ausstellungsmög- 
Das 300 Jahre alte Triesenb$gertycjß(ifytaus gibt interessierten Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die bescheidenen Wohn- 
In der Nebenkammer des alten Walserhauses steht ein Bett, wie es 
die Vorfahren benutzt haben. (Bilder: adij 
Verhältnisse der Vorfahren. 
lichkeit zum eigentlichen Hei 
matmuseum. Ein Rundgang 
durch das Haus gibt Einblick, 
wie einfach die Bewohner sei 
nerzeit gelebt haben. 
Über sechs Treppenstufen 
wird der Eingang zum «Vor 
haus» erreicht. Bergseits gele 
gen ist der Schweinestall. Der 
Trog zur Fütterung der Schwei 
ne ist vom «Vorhaus her sicht 
bar. Der eigentliche Hausein 
gang führt direkt in die russge- 
schwärzte, spartanisch einge 
richtete Küche. Im offenen Ka 
min wurden früher Fleisch 
stücke und Würste geräuchert. 
Sichtbar ist auch der Platz, wo 
ganz früher das Wasserkessi 
stand. 
Der nach altem Vorbild nach 
gearbeitete Lehmofen wird von 
der Küche aus beheizt. In der 
Wohnstube ein Tisch mit Sta 
bellen, ein altes Sofa, ein Büffet 
und beim Lehmofen auf zwei 
Seiten eine Holzbank. Die Ne 
benkammer wird durch eine 
Verbindungstüre von der Stube 
her erreicht. Während der kal 
ten Jahreszeit heizte der 
Lehmofen nicht nur die Stube, 
sondern auch die Nebenkam 
mer und dank einer kleinen 
Öffnung über dem Ofen wurde 
auch die darüber liegende 
Kammer ganz leicht temperiert. 
Platz für Vorräte 
Im oberen Stock auf der 
«Dieli» ist der grosse Kamin 
sichtbar. Auch die Truhe, in der 
früher die Vorräte wie gedörrte 
Birne oder Apfelschnitze auf 
bewahrt wurden, hat ihren an 
gestammten Platz behalten. 
Eine Türe der spätbarocken 
Art führt in die grosse Kammer. 
Der Raum liegt über der Stube 
und der Nebenstube. Es wird 
vermutet, dass der grosse Raum 
früher vielleicht durch eine 
Bretterwand getrennt war. Die 
Einrichtung mit Betten und 
(Bild: Josef Eberle) 
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Besichtigungauf Voranmeldung 
Das alte Museum ist heute als 
Wohnhaus in musealer Form 
eingerichtet. Interessierten Be 
sucherinnen und Besuchern 
wird gezeigt, wie die Men 
schen früher gelebt haben. 
Führungen für Gruppen bis zu 
20 Personen können beim 
Verkehrsverein Triesenberg 
vereinbart werden. Der Mu 
seumsleiter Josef Eberle er 
zählt bei einer Führung nicht 
nur, was im Haus zu sehen ist, 
er geht auch auf die Lebens- 
Kasten ist äussert einfach und 
zeigt, wie bescheiden die Men 
schen früher gelebt haben. An 
stelle einer Matratze liegt in 
den Betten ein Laubsack. 
Selbstgewobene Leintücher 
und Bettüberzüge ergänzen die 
Ausstattung. Die Besitzer und 
Bewohner des Hauses konnten, 
umstände der früheren Be 
wohner ein. In der Regel wer 
de das alte Museum im Zu 
sammenhang mit dem Walser 
Heimatmuseum im Dorfzen 
trum besichtigt, war vom Mu 
seumsleiter zu erfahren. 
Das Haus Nummer 19 ist im 
Besitz der Gemeinde Triesen 
berg. Mitarbeiter der Gemein 
de besorgen den Gebäudeun 
terhalt und kümmern sich 
auch um den Blumenschmuck 
am Haus. 
basierend auf den Grund 
bucheinträgen ab 1813, ermit 
telt werden. Das Haus darf, 
gemäss dem heutigen Wissen 
stand, als Stammhaus der 
Familie Lantpert (Stamm VII) 
«d'Hagar» angesehen werden. 
Die «Müller-Beck» haben sich 
1813 eingekauft. 
Geschirrschrank, Platz für das Wasserkessi und darüber das Gestell für die Pfannen, so präsentiert Der alte Herd unter dem ofj'e- In der grossen Kammer über Stube und Nebenkammer ist ein 
sich ein Teil der Kücheneinrichtung. 
neu Kamin in der Küche. 
Schrank mit alter Bettwäsche zu bewundern.
	        

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