Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

24 Montag, 16. Oktober 2000 LETZTE SEITE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
NACHRICHTEN 
Blutiger Familien- 
Streit in Wattwil 
WATTWIL: Bei einem Fami 
lienstreit in Wattwil SG hat 
ein 53-jähriger Vater seinen 
26-jährigen Sohn am Sams 
tagnachmittag mit einem 
Küchenmesser schwer ver 
letzt. Der Sohn befindet sich 
gemäss Polizeiangaben vom 
Sonntag ausser Lebensge 
fahr. Der Vater wurde fest 
genommen. Dem Streit zwi 
schen Sohn und Vater - die 
Familie ist vietnamesischer 
Abstammung - war eine 
Auseinandersetzung des Va 
ters mit der Tochter voraus 
gegangen. 
In Indien bringt 
der Postbote 
künftig Kondome 
NEU DELHI: Indien startet 
ein ungewöhnliches Experi 
ment zur Familienplanung: 
Im bevölkerungsreichsten 
Bundesstaat des asiatischen 
Subkontinentes sollen künf 
tig Kondome per Post kos 
tenlos an die Einwohner 
verschickt werden. Wie die 
Zeitung «Indian Express» 
berichtete, werden in Uttar 
Pradesh auch Präservative 
mit der morgendlichen 
Milch ausgeliefert. Nach 
Schätzungen stieg die Be 
völkerung in Uttar Pradesh 
in einem Jahrzehnt von 120 
auf 170 Millionen Einwoh-. 
ner an. 
Papst Johannes 
Paul II. traut acht 
Paare in Rom 
ROM: Papst Johannes Paul 
II. hat am Sonntag auf dem 
Petersplatz in Rom in strö 
mendem Regen acht Paare 
getraut. Etwa 200 000 Zu 
schauer verfolgen die Hoch 
zeit, bei der sich die Paare 
aus fünf Kontinenten in 
ihren Muttersprachen das 
Jawort gaben. Die mehr als 
zweistündige Zeremonie 
fand unter Schirmen in den 
Farben des Vatikans statt, 
gelb und weiss. Der Papst 
dankte am Ende allen Teil 
nehmern und Zuschauern, 
die trotz des schlechten 
Wetters geblieben seien. 
Premiere für 
Boris Becker als 
Gitarrist 
HANNOVER: Mit einem 
Auftritt als Musiker hat 
Boris Becker die Zuschauer 
in Hannover überrascht. Er 
spielte, ohne dass dies vor 
her bekannt geworden war, 
in der Band von US-Sänger 
Lionel Richie mit, der sei 
nen neuen Hit «Angel» 
sang. Die musikalischen 
Fähigkeiten hat der Tennis 
star bisher verborgen 
gehalten. 
Tod und Verwüstung im Wallis 
Erdrutsch in Gondo - Der Kanton ist isoliert - 15 Vermisste 
BRIG: Eine Naturkatastro 
phe von noch nicht ab 
sehbarem Ausmass ist am 
Wochenende über das 
Wallis hereingebrochen. 
Erdrutsche und Hochwas 
ser brachten Tod und Ver 
wüstung. Das Dorf Gondo 
wurde durch eine 
Schlammlawine zerstört. 
Insgesamt werden 15 Per 
sonen vermisst. 
Gondo, Samstag 14. Oktober, 
10.30 Uhr: Eine Schlammlawi 
ne lösst sich oberhalb des Dor 
fes und reisst innerhalb weni 
ger Sekunden eine Schneise ins 
Dorf. Vor den Augen der Dorf 
bewohner werden ganze Häu 
ser ins Bachbett der Doveria 
gerissen - und mit ihnen mög 
licherweise bis zu 13 Men 
schen. Wenige Minuten zuvor 
hat der Zollangestellte Rolf 
Gruber aus Gondo seine Kinder 
in die Zivilschutzanlage ge 
schickt. Er sieht den Erdrutsch 
durchs Dorf donnern. «Häuser 
stürzen ein, werden verschüttet 
und von einem riesengrossen 
Wildbach mitgerissen,» schil 
dert Gruber die Ereignisse. 
Seine Tochter sieht hinter sich 
den Stockalperturm, ein histori 
sches Gebäude, einstürzen. 
«Meine Kinder waren wohl die 
letzten, die lebend durchs Dorf 
gingen» sagt Gruber später. Die 
Feuerwehr von Gondo ist voll 
ständig auf sich gestellt. Das 
* Dorf, gebaut zwischen hoch 
aufragenden Felsen auf der 
Fliegende Arzte 
abgestürzt 
BAJA CALIFORNIA: Beim 
Absture eines Flugzeuges im 
mexikanischen Staat Baja Ca 
lifornia sind sechs Mitarbeiter 
der Hilfsorganisation Fliegen 
de Ärzte ums Leben gekom 
men. Die zweimotorige Cess 
na 320E stürzte rund 80 Kilo 
meter südlich der Grenze zu 
den USA in einem Wohnge 
biet in der Nähe des mexika 
nischen Militärflugplatzes 
Area 3 ab, wo der Pilot landen 
wollte. Die Maschine verfehlte 
dabei nach Angaben der Poli 
zei in Ensenada nur knapp ei 
nige Wohnhäuser. 
Erdrutsche und Hochwasser brachten im Walliser Dorf Gondo Tod und Verivüstung. 
Südseite des Simplonpasses, ist 
von der Umwelt abgeschlossen. > 
Die Strassen Richtung Norden 
und Süden sind durch Geröll 
massen blockiert. Wegen der 
anhaltenden Regenfalle hatten 
der Gemeindepräsident und der 
Feuerwehrkommandant bereits 
vor der Katastrophe, am Sams 
tagmorgen um 06.15 Uhr, die 
Evakuierung von einigen Häu 
sern am Rand der Doveria ver 
anlasst, da der Bach über die 
Ufer zu treten drohte. Erst am 
Samstagnachmittag gelingt es 
Entführung unblutig beendet 
BAGDAD/DUBAI: Die Ent 
führung eines saudi-arabi- 
schen Flugzeugs mit 105 Men 
schen an Bord ist in der Nacht 
zum Sonntag in der iraki 
schen Hauptstadt Bagdad 
schnell und unblutig zu Ende 
gegangen. 
Nach etwas mehr als einstündi 
ger Verhandlung Hessen die 
beiden Entführer alle Passagie 
re frei. Sie hatten das Flugzeug 
auf dem Weg von der saudi 
schen Hafenstadt Dschidda 
nach London in ihre Gewalt ge 
bracht und mit der Sprengung 
gedroht. Die beiden saudi-ara- 
bischen Luftpiraten nannten 
als Motiv den Protest gegen die 
politischen Verhältnisse in 
ihrem Land sowie die Solida 
rität mit den Palästinensern 
und Irakern. Sie werden zur 
weiteren Befragung nach dem 
Hintergrund ihrer Tat in Bag 
dad festgehalten. 
Die Passagiere sollten im 
Laufe des Sonntags nach 
Dschidda zurückkehren. An ei 
ner Medienkonferenz hatten 
die beiden jungen Männer ge 
sagt, sie seien strikt gegen US- 
Militärbasen in ihrem Land. 
Ausserdem kritisierten sie «die 
grosse Ungerechtigkeit» in ihrer 
Prügelnde Ehemänner an den Pranger? 
Wirbel um Initiative in Spanien 
MADRID: Von ihrem Ehemann 
war Pilar Villarrubia schon oft 
beschimpft und auf offener 
Strasse beleidigt worden. 
«Robbe» nannte er sie ab 
schätzig wegen ihres Überge 
wichts. Die Frau nahm 40 Ki 
logramm ab, doch Streit gab es 
immer wieder. 
Als sie ihrem Mann vor weni 
gen Tagen eine vorübergehende 
Trennung vorschlug, rastete 
dieser aus: Er griff nach einem 
Messer, stach auf sie ein, setzte 
mit einem Fleischklopfer nach. 
Die 33- Jährige verblutete auf 
dem Sofa - ihre fünf Jahre alte 
Tochter wurde Zeugin des Mor 
des. 
In Spanien ist das kein Ein 
zelfall. In dem Land, das welt 
weit den Begriff des «Machos» 
prägte, wird im Schnitt mindes 
tens eine Frau pro Woche von 
ihrem Ehemann oder Lebensge 
fährten umgebracht. Bereits 54 
Todesopfer zählten Hilfsorgani 
sationen in diesem Jahr. «Ich 
habe sie getötet, weil sie mir 
gehört» - in den Köpfen vieler 
Täter sitzt dieser Besitzan 
spruch immer noch fest. 
Die Anzeigen von Frauen, die 
von ihren Partnern misshandelt 
werden, nehmen seit Jahren 
stetig zu. 1999 stieg die Zahl 
auf fast 22 000. Und die Dun 
kelziffer ist hoch. Schärfere Ge 
setze haben bislang so gut wie 
nichts bewirkt. 
Pranger 
Für grossen Wirbel sorgt nun 
der Vorschlag, prügelnde Män 
ner öffentlich an den Pranger 
zu stellen. Nach dem Vorbild 
Grossbritanniens, wo Kinder 
schänder in der Presse entlarvt 
wurden, sollen die Namen und 
Fotos verurteilter Schläger in < 
den spanischen Zeitungen ab-' 
gedruckt werden. «Sie sollen 
sich vor aller Welt schämen 
müssen und öffentlichem Hohn 
ausgesetzt werden», meint der 
Sozialist Josö Bono, Chef der 
Regierung der mittelspanischen 
Region Kastilien-La Mancha. 
Bei Frauenverbänden stösst Bo 
nos Initiative auf grosse Zu 
stimmung. 
Die konservative Zentralre 
gierung lehnt den Vorschlag 
aber ebenso wie Rechtsexperten 
strikt ab. Innenminister Jaime 
Mayor Oreja wirft Bono De 
magogie vor. «Gegen das Übel 
der Gewalt in der Ehe gibt es 
keine Wundermittel, dies ist ei 
ne Angelegenheit für Polizei 
und Gerichte.» 
Juristen warnen ihrerseits vor 
einer «Lynchjustiz». Die Veröf 
fentlichung von Namen laufe 
dem Ziel zuwider, Straftäter in 
die Gesellschaft wieder ein 
zugliedern. Immerhin brachte 
den Rettungstrupps, zu den Ein 
geschlossenen vorzudringen. 40 
Personen müssen aus der Zivil 
schutzanlage befreit werden, 
deren Zugänge durch Geröll 
blockiert waren. Das Dorf wird 
sofort ganz evakuiert Die Be 
wohner wurden nach Simplon 
Dorf in Sicherheit gebracht und 
gezählt. 13 Menschen fehlen. 
In Gondo wird derweil unter 
grösster Gefahr nach Opfern 
gesucht. Der Hang oberhalb der 
Dorfes ist durch den Regen 
vollständig aufgeweicht und in 
Bewegung. Gegen Abend muss 
die Suche aus Sicherheisgrün 
den eingestellt werden. Es reg 
net weiter ohne Unterbruch. 
Die Suche kann erst am Sonn 
tagnachmittag wieder aufge 
nommen werden. 
Der Dauerregen lässt in der 
Nacht auf Sonntag zudem die 
• Bäche und Flüsse im Wallis ge 
fahrlich ansteigen. Um 02.00 
Uhr löst der Kantonale Krisen 
stab für den ganzen Kanton 
Hochwasseralarm aus. Ganze 
Dörfer müssen in der Folge 
evakuiert werden. Hunderte 
von Feuerwehrleuten kämpfen 
gegen die Wassermassen. In 
Neubriick/Stalden bei Visp 
stürzt ein Haus ein. Zwei Perso 
nen werden seither vermisst. 
In Brig frisst sich derweil die 
Saltina unter die alten Stütz 
mauern des Bachbettes. Die 
Strasse bricht an verschiedenen 
Stellen ein. Der wildgewordene 
Bach droht abermals, wie schon 
1993, das Städtchen zu über 
schwemmen. 
Miss America 
2001 gekürt 
Heimat. «Die Zeit der Monar 
chien ist lange vorbei», beton 
ten sie. Das Volk müsse sich 
selbst regieren. Ausserdem hät 
ten die israelischen Angriffe 
auf Palästinenser in den ver 
gangenen zwei Wochen ihre 
«arabischen und islamischen 
Gefühle» verstärkt. 
Die Luftpiraten beteuerten, 
sie seien «einfache saudiarabi 
sche Staatsbürger» und gehör 
ten keiner politischen Organi 
sation an. Die Boeing 777-200 
war am Samstagnachmittag im 
ägyptischen Luftraum, als der 
Pilot den Flugsicherheitsbehör 
den die Entführung mitteilte. 
Bono mit seinem Vorschlag die 
Diskussion über die Gewalt in 
der Ehe erneut ins Rollen. So 
ziologen erinnern daran, dass 
es Ehemännern unter der Fran- 
co-Diktatur nicht ausdrücklich 
verboten war, ihre Frauen zu 
schlagen. 
Bis 1975 «Recht auf 
Massregelung)» 
Bis 1975 galt für das 
Familienoberhaupt das «Recht 
auf Massregelung»: Nur wenn 
die Verletzungen so schwer wa 
ren, dass mindestens zwei Wo 
chen zur Heilung benötigt wur 
den, ging der Gesetzgeber von 
einem Verbrechen aus. Ehefrau 
en durften damals auch nicht 
ohne die Unterschrift ihres Gat 
ten Geld von der Bank abheben 
oder sich einen Reisepass aus 
stellen lassen. Erst seit 1983 
sind Anzeigen wegen Gewalt in 
der Ehe überhaupt möglich. 
WASHINGTON: Eine Gnind- 
schullehrerin aus Hawaii ist 
zur neuen Miss America-2001 
gekürt worden. Die 24-jShri- 
ge Angela Perez Baraquio 
setzte sich am Samstagabend 
(Ortszeit) beim wohl be 
liebtesten Schönheitswettbe 
werb in den USA gegen SO 
Konkurrentinnen durch. 
AU Preis gewann die junge 
Frau ein Stipendium in Höhe 
von 50 000 Dollar. Nach der 
Auszeichnung stehen Perez 
Baraquio unzählige Werbe 
kampagnen bevor. 
Die diesjährige Schönheits- 
königing, eine praktizierende 
Katholikin und Sportlehrerin 
an einer Grundschule in Ho 
nolulu, gab sich nach der 
Auszeichnung bescheiden: 
Sie habe lediglich gehofft 
unter den Top Ten des Wett 
bewerbs zu landen, um ihre 
Schiller und «die Menschen 
von Hawaii» zu ehren. Die 
Juiy des Miss-America-Wett- 
bewerbs bewertet die Kandi- 
datinnednichtnuriudi 
Schönheits-Kritcrien,' soa- 
dern auch' nach IcOntfleri- 
schem Talent, GeschicklictH 
keit sowie nachRedege- 
wandtheit und Schlagfcrtig- 
keit in einer Bc£agU|)& , 
»
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.