Liechtensteiner VOLKSBLATT
REGION
Freitag, 13. Oktober 2000 1 1
58. Olma in St. Gallen eröffnet
Erste Bilanz zur «Agrarpolitik 2000» positiv
ST. GALLEN: Bundesrat
Pascal Couchepin hat eine
erste positive Bilanz zu
den Auswirkungen der
«Agrarpolitik 2000» gezo
gen. Der Übergang zu
mehr Markt in der Land
wirtschaft sei gut verlau
fen, sagte er an der Olma-
Eröffhung am Donnerstag.
Eine erste Bilanz der «Agrarpo
litik 2000» zeige, daSs der Über
gang zu mehr Markt und weni
ger Staat besser verlaufen sei,
als gewisse Kreise es vorherge
sagt hätten. Die Preise seien
nicht zusammengebrochen. Die
Milch- und Fleischmärkte seien
im Gleichgewicht und die Käse
exporte stiegen.
Umstrukturierung
Während einer Konjunktur
müssten die nötigen Anstren
gungen unternommen werden,
um die Härten einer sicher wie
der kommenden Rezession zu
mildern, sagte Couchepin. Die
Umstrukturierung der Wirt
schaft müsse vorangetrieben
werden. Couchepin erwähnte
die MarktöfTnung in verschie
denen Bereichen.
Die Konkurrenz in der Eu
ropäischen Union sei schon
weiter, sei schon besser gerüstet
für den härter werdenden Wett
bewerb. Die Öffnung der Bin
nenmärkte bringe den Konsu
menten und Konsumentinnen
ein besseres Preis-/Leistungs-
Bundesrat Pascal Couchepin versucht sich im Ausstellungsraum des Gastkantons Zürich an einem Spielobjekt,
Verhältnis, sagte der Volkswirt
schaftsminister.
Politik wird nicht
marginalisiert
Es sei unsinnig zu behaup
ten, die Liberalisierung mar-
ginalisiere die Politik. Genau
das Gegenteil sei richtig, so
Couchepin. Wenn man liberali-
siere, würden die für das Funk
tionieren der Wirtschaft not
wendigen Regeln nicht mehr
von Monopolen oder Kartellen,
sondern durch den Staat in ei
ner offenen politischen Debatte
festgelegt.
Aus den erwähnten Gründen
werde er die Anstrengungen im
Kampf gegen die Kartelle und, (
gegen die ungerechtfertigten
Preisdifferenzen zum Ausland
aufrecht erhalten. Die vorgese
hene Revision des Kartellgeset
zes sowie die Prüfung von Re
visionsmöglichkeiten im Bin
nenmarktgesetz gingen in diese
Richtung.
Die Olma sei ein Ereignis mit
Tradition, sagte die Zürcher Re
gierungspräsidentin Rita Fuh-,
rer. Es gehöre zu den Erinne
rungen ihrer Kindheit, dass
man nach der Weinlese und
wenn die Mostbirnen beim
Nachbarn geschüttelt worden
seien, mit den Eltern und Ge
schwistern an die Olma gegan
gen sei. St. Gallen und Zürich
seien auch Landwirtschafts
kantone mit Produkten, die
über die Kantonsgrenze hinaus
bekannt seien. Die Olma sei der
Ort, wo sich die Landwirtschaft
einem breiten Publikum prä
sentieren könne.
Es sei eine Ehre für den Kan
ton Zürich, an der Olma zu
Gast zu sein. Der Auftritt solle
zeigen wie sich alles verändere,
wie sich alles bewege. Diese Of
fenheit für Bewegung und Ver
änderung sei vielleicht das Be
ständigste am Kanton Zürich,
sagte Rita Fuhrer.
Mehr als
Landwirtschaft
Die 58. Olma in St. Gallen
dauert dieses Jahr vom 12. bis
22. Oktober. 590 Aussteller ge
ben auf einer Fläche von 25
580 Quadratmetern Einblicke
in die aktuelle Landwirtschaft
mit Sonderschauen und Dis
kussionsforen.
Dies sind 18 Ausstellende
und 408 Quadratmeter mehr als
im Voijahr. Zu Gast ist der
Kanton Zürich. Erwartet wer
den rund 400 000 Besucherin
nen und Besucher. Die üblichen
Präsentationen werden ergänzt
durch 25 Sonderschauen und
Informationsstände.
Die Olma-Tierausstellung
2000 zeigt einen Querschnitt
durch die inländische Tier
zucht. Fachleute und Laien ha
ben Gelegenheit, sich über die
Nutztierhaltung und den aktu
ellen Stand der Tierzucht zu in
formieren.
Statuten des Vereins für Abfallentsorgung Buchs geändert
Vorstand und die Anzahl der Delegierten wird kleiner
BUCHS: Der Verein für Abfall
entsorgung (VfA) als Betrei
ber der Kehrichtverbren
nungsanlage in Buchs hat die
Statuten geändert. Damit ist
der Weg frei für einen neuen
Vorstand, welcher im Mai
2001 zu wählen sein wird. Die
Zahl der Delegierten wird
künftig aufgrund der Einwoh
ner der Mitgliedsgemeinden
berechnet.
Martin Trendle
Die Statutenänderung warf bei
der ausserordentlichen Dele
giertenversammlung im BZB in
Buchs keine hohen Wellen. Der
Vorstand kann nun an der
nächsten Hauptversammlung
im Mai kommenden Jahres neu
bestellt werden. Waren bisher
16 Personen im Vorstand tätig,
werden es ab 2001 nurmehr
acht Vorstandsmitglieder sein.
FL-Gemeinden dabei
Eine Reduktion ist auch bei
der Anzahl der Delegierten vor
gesehen. Bisher waren es 86
Mitglieder, neu sind es noch 64
Personen. Im VfA sind unter
den 44 Gemeinden auch Bal
zers, Eschen, Gamprin, Mauren,
Planken, Ruggell, Schaan,
Schellenberg, Triesen, Triesen-
berg und Vaduz vertreten. Ge
meinden mit bis zu 4500 Ein
wohnern erhalten künftig ei
nen Delegierten. Von 4501 bis
zu 7500 Einwohnern sind es
zwei, von 7501 bis 10 500 Ein
wohnern sind es drei Delegier
te. Die Gemeinden aus dem
Fürstentum Liechtenstein ha
ben das Recht, zumindest einen
Vertreter in den neuen Vor
stand zu entsenden.
Rolf Kettler (rechts) sprach über die Abfallbewirtschaftung im Vertauf der'Jahrhunderte.
«Schon die alten Römer ha
ben Dinge entsorgt», wusste
Rolf Kettler vom Bundesamt für
Umwelt, Wald und Landschaft
(Buwal). Vom Mittelalter her
sind Gesetzestexte bekannt,
welche vorschreiben, dass Luft,
Wasser und Umwelt zu schonen
seien. Dies bedeutete nach da
maligem Verständnis, dass Ab
fall verursachende Betriebe ge- /
tlissentlich ausserhalb der Stadt
oder flussabwärts zu arbeiten
hatten.
Abfallplätze und
Abfallhügel
Zunehmende Abfallmengen,
riefen Seuchenzüge wie etwa
die Pest hervor. Es entstanden
immer mehr Ablagerungsplätze
Mnd Abfallhügel.
, Die grosse Wende zur Abfall
verbrennung begann im Jahre
1892. Die Stadt Zürich eröffne
te am 10. Mai 1904 als vierte in
Europa und als erste in der
*
Schweiz eine Verbrennungsan
lage.
Kehricht steigt pro Jahr
5 Prozent an
Die Kehricht-Kompostierun
gen mussten 1960 ihren Betrieb
einstellen. Immer noch steigt
der Rohstoff- und Energiever-
(Bild: Martin Trendle)
brauch an. Heute fallen in der
Schweiz jährlich 3,17 Mio.
Tonnen Abfälle an, wobei eine
Steigerungsrate von 5 Prozent
anfällt. Weil zu wenige Ver
brennungskapazitäten vorhan
den sind, müssen im Jahr 2000
rund 400 000 Tonnen Abfall
abgelagert werden.