Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR 
Samstag, 7. Okober 2000 27 
Die Kunst des Malens und des Geniessens 
Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum der Gruppe «Malen 90» im Rathaussaal Schaan 
«Ich will nicht, wenn ich 
pensioniert werde, ver 
kümmern. Deshalb habe 
ich zu malen begonnen», 
sagte ein Mitglied der 
Gruppe «Malen 90». Und 
so treffen sich die 12 
Hobby-Malerinnen und 
-Maler wöchentlich, nicht 
nur, um nicht zu verküm 
mern, sondern auch, um 
beachtliche Bilder zustan 
de zu bringen. 
Gerolf Hauser 
An diesem Wochenende sind 
Werke von 9 der 12 Malerinnen 
der Gruppe «Malen 90» im Rat 
haussaal Schaan nicht nur zu 
bewundern, sondern auch zu 
kaufen. Sprechen Sie einfach 
die Künstler an: D&irde Banzer, 
Silvia Kaiser, Yvonne Schädler, 
Erika Tschütscher, Peter Beck, 
Othmaro Crameri, Herbert 
Meier, Franz Schmid oder Josef 
Sele (von Marlies Meier, Gaby 
Oehry und Maureen Quaderer, 
die auch zur Malgruppe 
gehören, sind dieses Mal keine 
Bilder ausgestellt). 
Malen und Geselligkeit 
Aufgrund von Kursen, die 
1988 und 1989 gemacht wur 
den, schlössen sie sich 1990 
(daher Gruppe 90) zu einer 
Gruppe zusammen. Immer wie 
der engagieren sie sich einen 
Lehrer, der «ihnen auf die 
Sprünge hilft», wie z. B. Evi 
Kunkel, «Goggo» Gollowitsch 
aus Bludenz oder bei Edwin 
Scheier aus Dornbirn. Die Mit 
glieder der Gruppe «Malen 90» 
sind Hobbymaler und treffen 
sich jede Woche einmal zum 
Malen, um zu verschiedenen 
Themen, wie z.B. Landschaften 
oder Porträts, aber auch über 
Technikfragen sich auszutau- 
An diesem Wochenende sind Werke dieser neun Malerinnen der Gruppe *Malen 90» im Rathaussaal Schaan zu bewundern. 
sehen. Seit etwa drei Jahren be 
steht die Gruppe aus 12 Mit 
gliedern. Sie malen und spre 
chen miteinander, helfen, bera 
ten, motivieren und muntern 
sich gegenseitig auf. Das Gesel 
lige hat also, neben dem Malen, 
einen hohen Stellenwert. Die 
ideale Verbindung von Malen 
und Geselligkeit praktizieren 
sie jedes Jahr, wenn sie ge 
meinsame Malferien machen, 
in der Toskana, im Piemont, in 
Südtirol oder in der Provence, 
eben dort, wo das Licht zum 
Malen am schönsten ist und wo 
natürlich auch das kulinarische 
Leben genossen werden kann. 
Alle zwei bis drei Jahre zeigen 
die Künstlerinnen in einer Aus- 1 
Stellung, so wie jetzt im Rat 
haussaal, die Ergebnisse ihres i 
Bemühens. 
Formen und Farben 
Es sind überwiegend Aqua 
relle, vor allem Blumen-, Dorf- 
und Landschaftsbilder bzw. - 
motive, das «Rote Haus» oder 
das Vaduzer Schloss. Z. B. von 
Othmar Crameri ein ganz in 
Blau gehaltenes Bild des Piz 
Bernina, eine Stadtansicht aus 
dem Süden oder eine stim 
mungsvolle Ansicht vom Rug- 
geller Riet; sehr intensiv von 
den Formen und Farben her die 
einzigen in Aciyl-Technik ge 
malten Bilder, teilweise auch 
abstrahierte Blumen von De 
sire Banzer; Silvia Kaiser mit 
z. B. zwei Miniatur-Aquarellen, 
die Bäume farblich und von der 
Komposition her sehr schön 
zeigen; Josef Sele zeigt über 
wiegend den Charakter der 
Häuser zeigende Dorfansichten 
und von Franz Schmid sind 
Bilder mit sehr akribisch ge 
malten Gebirgslandschaften 
und Häusern zu sehen, aber 
auch Bilder mit abstrahierten 
Motiven, z. B. ein Gebirgsstock. 
Erika Tschütscher zeigt ver 
schiedenste Blumenstilleben, 
Herbert Meier sehr südlich an 
mutende Motive, Peter Beck 
gibt z. B. einen weiten Blick 
von oberhalb Triesenberg ins 
Rheintal Richtung Ellhorn und 
(Bild: bak) 
Yvonne Schädler schliesslich 
zeigt u.a. eine wunderbare 
Aquarellminiatur mit ganz in 
blauer Abendstimmung gehal 
tenem See mit Gebirgskette, 
hinter der die Sonne untergeht, 
an das Engadin erinnernd. 
' Ausstellung^ im, Rathaussaal 
Schaan: Heute, > Samstag, 7. 
!l0* von., 14?bls?20 Uhr und 
roor£en[.Scätatag, 8; ( io r .von 
n 



Die besondere Vorliebe für die Rolle des Bösewichts 
Alexander Biedermann, der zweite liechtensteinische Berufsschauspieler 
«Ich liebe Liechtenstein Uber 
alles und kann es nicht loslas 
sen», sagt der Ruggeller Alex 
ander Biedermann, der seit 
drei Jahren die Berufsfach 
schule fiir Schauspiel in Mün 
chen besucht und nun, als 
Mitglied der Abschlussklasse 
2000, in öffentlichen Szenen 
abenden seine AbsqhlussprU- 
fung als Schauspieler ablegt. 
Alexander Biedermann er 
zählte uns Uber sich und seine 
Gedanken. 
Mit Alexander Biedermann 
sprach Gerolf Hauser 
Volksblatt: Was helsst das, 
Ich kann es nicht loslassen? 
Alexander Biedermann: 
«Das ist schwer zu sagen. Viel 
leicht ist es die Kleinheit, die 
Überschaubarkeit. Obwohl das 
auch seine «Schattenseiten» 
hat, z. B. das Kleinbürgertum, 
das es oft schwer hat zu tren 
nen zwischen dem, was ich auf 
der Bühne darstelle und dem, 
was ich privat bin.» 
Und dann gibt es das: Junge, 
leme etwas Gescheites, et 
was Anständiges? 
«Das habe ich ja, ich habe 
Zimmermann gelernt.» 
Wie kommt man als Ruggel 
ler Zimmermann dazu, Schau 
spieler zu werden? 
«Für mich war ziemlich früh 
schon klar, dass ich etwas 
Handwerkliches lernen möchte. 
Ich habe das Glück, dass mir 
Vieles gelingt. Das hat aber 
auch eine Unzufriedenheit in 
mir wachgerufen, die sich stei 
gerte und zu dem immer stär 
keren Wunsch führte, einmal 
etwas ganz anderes zu machen. 
Das, zusammen mit dem, was 
wohl alle jungen Menschen 
fühlen, dass sie anders sind als 
andere, dass sie einen anderen 
Weg gehen werden als die an 
deren, brachte mich schliesslich 
zum Schauspiel. Damit wurde 
ein Traum Arbeit, wurde Erler 
nen eines neuen Berufes.» 
Vermutlich sind die Aufnah 
mebedingungen für Schau 
spielschulen streng? 
«Weil ich Liechtenstein liebe, 
wollte ich nicht allzu weit ent 
fernt lernen. Also bewarb ich 
mich in München. Ich bekam 
eine Einladung zum Vorspre 
chen an dieser privaten Schau 
spielschule. Davor allerdings 
gab es einen Moment der gros 
sen Angst. Ich hatte' mich an 
der staatlichen Schauspielschu 
le beworben und wurde abge 
lehnt, bevor man mich gesehen 
oder gehört hatte, einfach des 
halb, weil ich mit 24 Jahren zu 
alt war. Und das in dem Mo 
ment, in dem ich meinen 
Traum verwirklichen wollte, 
genau wusste, was ich wollte. 
Bei der Aufnahme ist die Vor 
gabe, aus einem klassischen 
Stück, einer Komödie und ei 
nem Drama vorzusprechen. 
Schon beim ersten Mal habe 
ich damals bestanden. Da gibt 
es andere, die bis zu 15 mal an 
verschiedenen Schulen vor- 
Alexander Biedermann: *lch liebe Liechtenstein über alles und 
kann es nicht loslassen». 
sprechen, bis sie aufgenommen 
werden. Die drei Jahre Ausbil 
dung besteht aus «Öffnungsar 
beit», d.h. man lernt sich selbst 
besser kennen. Im zweiten Jahr 
geht man an die Rollen heran, 
analysiert und erarbeitet sich 
Stücke aus verschiedenen Epo 
chen und im letzten Ausbil 
dungsjahr kommt der 
Feinschliff, d.h. man entwickelt 
verschiedene Charaktere. Übri 
gens bekommt man im eisten 
Jahr alle drei Monate eine Be 
urteilung; im 2. Jahr gibt es ei 
ne Zwischenprüfung, was im 
mer bedeutet, auch rausfliegen 
zu können. Jetzt bei der Ab 
schlussprüfung spiele ich in 
drei Szenen aus drei verschie 
denen Epochen verschiedene 
Rollen.» 
Setzt sich die Angst fort, 
wenn es um die Frage geht, 
ob man nach dem Abschluss 
Engagements bekommt? 
«Natürlich gibt es diese 
Angst. Manche meiner Kolle 
gen bemühen sich deshalb 
schon während des Studiums 
intensiv um eventuelle Jobs. 
Ich habe das nicht getan,- weil 
ich damals noch nicht das Ge 
fühl hatte, reif zu sein für einen 
Auftritt. Aber natürlich kom 
men jetzt zu den Abschlussprü 
fungen, also den Szenenaben 
den, an denen wir spielen, Dra 
maturgen, Intendanten und 
Agenten, um uns zu sehen. 
Ausserdem arbeitet unsere 
Schule mit der Hochschule für 
Film und Fernsehen zusammen 
und daraus ergeben sich immer 
wieder Auftrittsmöglichkeiten. 
Und natürlich werde ich mich 
nach dem Abschluss an ver 
schiedenen Theatern bewerben, 
meine Biografie an Casting- 
Büros und Agenturen senden.» 
Haben Sie eine bestimmte 
Vorliebe, z. B. Jugendlicher 
Held? 
«Was mir am meisten Spass 
macht, sind die Rollen des bö 
sen, des ausgetickten Jungen. 
Für den Bösewicht spüre ich ei 
ne besondere Vorliebe, viel 
leicht auch deshalb, weil ich im 
Privatleben ein ganz Braverbin 
und auf der Bühne das andere 
ausleben kann. An der Schau 
spielschule haben die Lehrer 
das bestätigt, zugleich aber 
auch gesehen, dass mir auch 
Komödien liegen.» 
Dann sind Sie, nach Ingo Oa- 
pelt, der zweite liechtenstei 
nische Berufsschauspieler. 
Qlbt es Kontakte ziim TaK? 
«Mit dem Intendanten Georg 
Rootering habe ich schon Ge 
spräche geführt. Wenn es wie 
der eine Eigenproduktion gibt, 
besteht eine gewisse Chance ftlr 
mich. Und natürlich ist das 
auch ein Traum für mich, hier, 
also zu Hause, spielen zu dür 
fen.»
	        

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