Liechtensteiner VOLKSBLATT
SPORT
Dienstag, 26. September 2000 1 3
sport
400-m-Gold für Freeman und Johnson
Manuel Hermann Sechster und Neunter
Liechtensteins U16 trifft auf Deutschland
Fussball-Tabellenparade Liechtenstein
Der Kampf um das grosse Geld
Delegiertenversammlung des Fussballverbandes im Zeichen unseliger Diskussion um die Ausschüttung an die Vereine
Der neue LFV-Vorstand: von links TK-Obmann Mario Beck, Schatzmeister Bernhard Lantpert, Präsident Otto Biedermann, Vizepräsident Dr. iur. Wilfried Hoop, General
sekretär Markus Schaper und Junioretiobmatm lic. iur. Hannes Pingitzer. (Bilder: Ingrid)
Das liebe Geld! Je grösser
die Einnahmen des Liech
tensteiner Fussballverban
des (LFV), desto grösser der
Ruf gewisser Vereine nach
noch mehr Ausschüttung.
Diese Haltung prägte ge
stern Abend in Vaduz die
(teils turbulente) DV des
Fussballverbandes. Die Jah
resrechnung wurde nach
zwei Versammlungsunter
brüchen erst im zweiten
Anlauf genehmigt, das
Budget muss gar an einer
ausserordentlichen DV neu
vorgelegt werden.
Martin Frommelt
Die Grüsse der Europäischen
Fussballunion UEFA und des
Schweizerischen Fussballver
bandes SFV überbrachte Gian-
giorgio Spiess, Mitglied des UE
FA-Exekutivkomitees und Mit
glied des Zentralvorstands des
Schweizerischen Fussballver
bandes. Spiess zollte dem LFV
für seine zielgerichtete Arbeit
viel Lob: «Die UEFA hätte ei
gentlich einen anderen Kollegen
nach Liechtenstein schicken sol
len, um vor Ort zu sehen, wie
hervorragend hier gearbeitet
wird. Ich weiss, dass beim LFV
eine rege Tätigkeit mit sportli
chen und finanziellen Erfolgen
herrscht! Die Nationalmann
schaft hat ausgezeichnete Fort
schritte gemacht und gute Spie
ler geformt, die wir in der
Schweiz ja im Einsatz sehen.»
Finanzausschüttung
dominierte
In der Folge geriet der Gross
teil der 16 Traktandenpunkte -
darunter immerhin Vorstands-
Teilwahlen - an der über drei
stündigen (!) Versammlung in
den Hintergrund. Dominieren
des Thema: Die Finanzausschüt
tung an die Vereine. Dass die
Nationalmannschaft und die Ju-
nioren-Teams im Berichtsjahr
sportlich grosse Schritte nach
vorne machten, wurde gerade so
knapp zur Kenntnis genommen.
Viel wichtiger war offensicht
lich der kurzfristig unmittelbar
vor der DV eingereichte Antrag
der Vereine USV Eschen-Mau-
ren, FC Vaduz, FC Ruggell und
FC Triesenberg, nach noch mehr
Ausschüttung an die Vereine.
Zu viel Geld zu verteilen
«Wie schwierig Breiten- und
Spitzensport unter einen Hut zu
bringen sind, haben wir an die
ser Versammlung gesehen. Of
fensichtlich weil die FIFA und
die UEFA zu viel Geld zum Ver
teilen haben», fasste Albert
Kern, Präsident des Ostschwei-
Ossi Gritsch LFV-Ehrenmitglied
TK-Obmann Ossi Gritsch und Generalsekretärin Sonja Lins
ans LFV-Vorstand verabschiedet
Mit TK-Obmann Ossi Gritsch
und Generalsekretärin Sonja
Lins wurden gestern Abend
zwei verdiente Funktionäre
aus dem LFV-Vorstand verab
schiedet. Gritsch, der sich dem
liechtensteinischen Fussball
seit rund drei Jahrzehnten als
Funktionär und Schiedsrichter
zur Verfügung stellte, wurde
von der DV einstimmig zum
LFV-Ehrenmitglied ernannt.
Mit Ossi Gritsch ging ein Ver-
bandsfunktionär von Bord, der
den Liechtensteiner Fussball
auf einem wesentlichen Teil-
stUck mitgeprägt hat. Er war
von 1970-91 als Schiedsrichter
(inklusive Nationalliga A), 20
Jahre lang als SFV-Schieds-
richter-lnstruktor, seit Ende 91
als Nationalliga-Ispizient und
während zehn Jahren im LFV-
Vorstand als TK-Obmann tätig.
Gegenüber dem Volksblatt er
klärte das neu ernannte LFV-
Ehrenmitglied, das sich noch
einmal einer neuen beruflichen
Herausforderung stellt, zu sei
nem Rücktritt: «Es ist schade,
dass wir die Kleinheit unseres
Landes nicht in eine Bünde-
Der scheidende TK-Obmann Ossi
Gritsch (links) neben LFV-Präsi-
dent Otto Biedermann wurde von
derDV einstimmig zum LFV-Eh
renmitglied ernannt.
lung der Kräfte umwandeln
können. Dadurch geht viel
Kraft verloren. Und wenn das
innere Feuer einmal nicht mehr
richtig brennt, dann ist es eben
Zeit, jüngeren Kräften Platz zu
machen.»
Sonja Lins gehörte dem Vor
stand während drei Jahren als
Jun'iorenobfrau und Generalse
kretärin an. Infolge beruflicher
Mehrbeanspruchung (leitende
•Position im Versicherungs- und
Treuhandwesen) stellte sie sich
für keine weitere Periode Zur
Verfügung. Eigenen Worten
zufolge erlebte sie ihre Zeit im
Vorstand als sehr aktiv und in
tensiv: «Das Bestreben nach
vorne zu kommen, ist beim
LFV ständig spür- und sicht
bar. Allerdings müsste durch
die Kleinheit viel mehr möglich
sein. Ich sehe hier noch Poten
tial, dazu müsste man aber
mehr am gleichen Strick zie
hen.»
zer Fussballverbandes, seine
Eindrücke in seinem Schluss-
Statcmcnt treffend zusammen.
2,4 Millionen Franken
Einnahmen
Laut der von LFV-Schatzmei-
ster Bernhard Lampcrt präsen
tierten Jahresrechnung 1999/
2000 resultierte bei Einnahmen
von 2,437 Millionen und Aus
gaben von 1,871 Millionen
Franken ein Überschuss von
566 000 Franken. Gegenüber
dem Budget wurden unvorher
gesehene Mehreinnahmen aus
dem Deutschland-Länderspiel
(140 000 Fr.) und eine UEFA-
Extra-Zuwendung für die unat
traktive Auslosung der EM-
Qualifikation (234 000 Fr.) ver
bucht. Und diese Mehreinnah
men hatten es offensichtlich
vier Vereinen ganz besonders
angetan.
600 000 Franken fiir
Vereine - zu wenig?
Wurden letztes Jahr noch
164000 Franken an die Vereine
ausgeschüttet, so erhielten die
sieben LFV-Vereine im abgelau
fenen Verbandsjahr 298 347
Franken. Gemäss Budget des
Vorstands sollten die Vereine im
neuen Verbandsjahr gar
578 000 Franken erhalten. In
nert zwei Jahren eine Steige
rung um 350 Prozent. Nicht ge
nug! Laut dem von USV-Präsi-
dent Daniel Meier vorgetra
genen Antrag der vier Vereine
hätten es gar 850 000 Franken
sein sollen. Damit war an der
DV ein wahres Seilziehen lan
ciert. Ausführlich erläuterten
LFV-Schatzmeister Bernhard
l.ampert und LFV-Präsident Ot
to Biedermann die Argumente
der Verbands-Finanzpolitik -
vergebliche Liebesmüh.
Abgelehnt - und
einstimmig angenommen
Mit 8:6 Stimmen wurde die
Jahresrechnung mit den Stim
men von Ruggell, USV, Vaduz
und Triesenberg bachab ge
schickt. Was nun? Der Vorstand
zog sich zu einer zehnminütigen
Beratung zurück. Rücktritt, oder
was? Nein, die vernünftigen
Geister schienen nun doch noch
die Oberhand zu gewinnen. Ein
Rückkommensantrag des FC
Ruggell rettete die Situation. Die
Eigenmittel sollen inskünftig
nicht wie von diesen Vereinen
ursprünglich gefordert nur 10
Prozent der Jahresrechnung,
sondern 25 Prozent ausmachen.
Damit hatte man sich offen
sichtlich gefunden. Einstimmig
(!) wurde die Jahresrechnung im
zweiten Anlauf doch noch ge
nehmigt.
Budget abgeschmettert
Beim Budget zeigten sich die
Delegierten weniger kompro
missbereit. Der Voranschlag mit
2,326 Millionen Franken Ein
nahmen und 1,746 Millionen
Ausgaben sowie einem Über
schuss von 579 520 Franken vor
Ausschüttung an die Vereine
wurde mit 4:10 Stimmen
zurückgewiesen. Innerhalb von
vier Wochen muss das neue
Budget nun einer ausserordent
lichen DV vorgelegt werden.
Soviel zum Thema Finanzbe-
schafTung der Fussballvereine.
Wahlgeschäfte einstimmig
genehmigt
Einstimmig gingen die Wahl
geschäfte über die Bühne. Als
Vizepräsident wurde der bishe
rige Amtsinhaber Wilfried
Hoop, Eschen, bestätigt. Als
Nachfolger von Sonja Lins wur
de Markus Schaper, Ruggell,
zum neuen Generalsekretär ge
wählt, während zum Nachfolger
von TK-Obmann Ossi Gritsch
der Triescnberger Mario Beck,
Triesenberg, bestellt wurde.
Zuguterletzt zog der FC Rug
gell noch seine beiden Anträge
zurück und stellte sie für einen
späteren Zeitpunkt in Aussicht.
Der LFV-Vorstand
Präsident: Otto Biedermann
Vizepräsident:
Wilfried Hoop (wiedergewählt)
Generalsekretär:
Markus Schaper (neu)
Schatzmeister:
Bernhard Lampert
TK-Obmann: Mario Beck (neu)
Junioren-Obmann:
Hannes Pingitzer
SPORT IN KURZE
Rang zwei für
Heini Vögel
WINDSURFEN: In guter
Form präsentierte sich Heini
Vögel bei der zum TCS-Cup
zählenden IMCO Regatta in
Yvonand. Der Balzner be
legte hinter dem Schweizer
Kurt Imfhof den tollen
zweiten Gesamtrang. Die
bei schwachem Wind aus
getragene Regatta hatte für
Vögel aber alles andere als
gut begonnen. Im ersten
Lauf wurde er wegen eines
angeblichen Frühstarts dis
qualifiziert. Danach gings
steil bergauf - in den fol
genden drei Läufen gabs die
Ränge vier, eins und zwei.
Mit Junior Richard Stauffa-
cher, der auf Rang sechs
kam, konnte sich ein weite
rer Akteur vom SSC Liech
tenstein im Spitzenfeld
klassieren. Nicht optimal
verlief die Regatta für Adri
an Stauffacher, der sich mit
Platz 19 begnügen musste.
Am kommenden Wochen
ende wird der TCS-Cup mit
der Bodenseemeisterschafit
(Marathon) in Steckborn
abgeschlossen. Und für Hei
ni Vögel liegt in der TCS-
Gesamtwertung ein absolu
ter Toprang drinnen.
Mehrkampf-Olym-
piasiegerin Radu-
can gedopt
TURNEN: Die rumänische
Mehrkampf-Olympiasiegerin
Andrea Raducan hat in Syd
ney eine positive Doping
probe abgeliefert. Der 16-
Jährigen wurde die Substanz
Pseudo-Ephedrin nachge
wiesen, die ihr offenbar oh
ne ihr Wissen vom rumäni
schen Teamarzt verabreicht
worden war. Über die Sank
tionen entscheidet das Inter
nationale Olympische Komi
tee (IOC) am Dienstagmor
gen. Alexandre de Merode,
Präsident der Medizinischen
Kommission des IOC, erklär
te, dass sein Gremium die
Aberkennung des Mehr
kampf- Goldes empfehle.
Das Mannschaftsgold sowie
die Silbermedaille im Pferd
sprung dürfe Raducan aber
behalten. Ebenfalls der Arzt
und der Trainer würden zur
Rechenschaft gezogen. Pseu-
do-Ehpedrin figuriert zwar
nicht auf der Dopingliste des
Internationalen Turnverban
des, wird aber vom IOC un
tersagt. Die Substanz wird
als Aufputschmittel verwen
det. Nach drei bulgarischen
Gewichthebern und einem
lettischen Ruderer ist die po
sitive Probe von Raducan
der fünfte Dopingfall in
Sydney. '
8PORTWEDAKTION
Heinz Zöchbauer
Tbl. 237 51 28:
Robert Brüstte
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