Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

36 Freitag, 22. September 2000 
AUSLAND 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
Anschlag auf britischen 
Geheimdienst 
Sachschaden Absperrungen verursachen Verkehrschaos in der Innenstadt 
Das Hauptgebäude des britischen Auslandsdienstes M/6 in London war gestern Ziel eines Anschlages. 
(Bild: Keystone) 
NACHRICHTEN 
Handel mit 
«Blutdiamanten» 
unterbinden 
PRETORIA: Herkunftszerti 
fikate für Diamanten sollen 
künftig verhindern, dass mit 
den Edelsteinen Bürgerkrie 
ge finanziert werden. Das 
wurde auf einer Konferenz 
in Pretoria beschlossen, die 
am Donnerstag zu Ende 
ging und an der ausser afri 
kanischen Staaten auch 
Vertreter aus Russland, den 
USA, Grossbritannien und 
Belgien teilnahmen. 
Mit illegalem Diamanten 
abbau und -Schmuggel ha 
ben Bürgerkriegsparteien in 
Angola, Sierra Leone und 
der Demokratischen Repu 
blik Kongo jahrelang ihre 
WafTenkäufe finanziert und 
damit die Konflikte verlän 
gert. Schätzungsweise die 
Hälfte der Welt- Diaman 
tenförderung entfällt auf 
Afrika. 
Lockerble- 
Prozess wieder 
aufgenommen 
KAMP ZEIST: Nach drei 
wöchiger Verhandlungspau 
se ist der Prozess um den 
Flugzeugabsturz von 
Lockerbie im niederländi 
schen Kamp Zeist am Don 
nerstag wieder aufgenom 
men worden. Die Verteidi 
ger der zwei angeklagten 
Libyer beschuldigten den 
amerikanischen Geheim 
dienst CIA, dem Gericht 
weiterhin wichtige Doku 
mente vorzuenthalten. Die 
CIA berufe sich dabei auf 
«nationale Sicherheitsinter 
essen» Amerikas, sagte der 
Verteidiger Richard Keen. 
Der Kronzeuge der Ankla 
ge, Abdul Majid Jiacha, 
einstiger libyscher Geheim 
agent, war 1988 zur CIA 
übergelaufen. Die Anklage 
will durch ihn nachweisen, 
dass die beiden Angeklag 
ten in Malta einen Koffer 
mit einer Bombe an Bord 
brachten. 
Kubaner nach 
Florida gebracht 
MIAMI: Neun Kubaner; die 
am Dienstag bei der Flucht 
aus ihrem Land mit ihrem 
Flugzeug notwassern 
mussten und dann gerettet 
worden waren, befinden 
sich jetzt in den USA. Sie 
ben von ihnen wurden in 
der Nacht zum Donnerstag 
in ein Aufnahmelager in 
Miami gebracht. Zwei sind 
in einem Spital. Die Ein 
wanderungsbehörden müs 
sen nun entscheiden, ob die 
Kubaner Asyl beantragen 
können. 
50 Jahre Zentral 
rat der Juden 
HAMBURG: Aus Anlass des 
50-jährigen Bestehens des 
Zentralrates der Juden in 
Deutschland hat Zentral 
ratspräsident Paul Spiegel 
ein klares Bekenntnis zu 
Deutschland abgelegt. In 
einem Interview der «Bilds- 
Zeitung sagte Spiegel: «Ich 
glaube fest an die deutsche 
Demokratie und die Freiheit 
und Offenheit der deutschen 
Gesellschaft. Die Juden wer 
den endlich als Teil der Ge 
sellschaft anerkannt und 
akzeptiert. Die Juden wollen 
trotz der Vergangenheit 
wieder in Deutschland 
leben.» 
LONDON: Das Hauptquar 
tier des britischen Aus- 
landsgeheimdienstes MI6 
in London ist am Mitt 
wochabend offenbar mit 
einem Raketenwerfer be 
schossen worden. Bei dem 
Anschlag wurde niemand 
verletzt. Wer hinter dem 
Anschlag steckte, blieb 
offen. 
Der Anschlag sei vermutlich 
mit einem Raketenwerfer ver 
übt worden, sagte der Chef der 
Antiterror-Abteilung der Poli 
zei, Alan Fry, am Donnerstag. 
Das stark gesicherte Gebäude 
an der Themse sei aus einer 
Entfernung von 200 bis 500 
Metern beschossen worden. 
Über den Waffentyp wisse er 
noch nichts. 
Keine Hinweise 
Das Geschoss traf das achte 
Stockwerk des Gebäudes. Nach 
Angaben der Behörden ent 
stand nur geringer Sachscha 
den. Nach Angaben Frys gab es 
bis Donnerstagnachmittag 
noch keine Hinweise auf die 
Täter. Man könne an radikale 
nordirischen Gruppen denken, 
aber auch an einen anderen Tä 
terkreis, welcher den Geheim 
dienst als potenzielles Ziel an 
sehe. Es gebe in London eine 
echte Bedrohung durch den 
Terrorismus, und zwar gegen 
eine Reihe von Zielen, sagte 
Fry. 
Im Juni war eine Autobahn 
brücke Londons nach Ent 
deckung einer Bombe gesperrt 
worden, im Juli hatte sich die 
«Real IRA», eine IRA- Splitter 
gruppe, zu einer im Stadtteil 
Ealing gefundenen Bombe be 
kannt. Ein Grossaufgebot von 
Polizisten riegelte unmittelbar 
nach dem Anschlag vom Mitt 
wochabend die Umgebung um 
das Geheimdienstgebäude ab. 
Die Absperrungen in dem Ge- 
BAGDAD: Er gilt als der blu 
tigste Konflikt seit dem Zwei 
ten Weltkrieg. Vor zwanzig 
Jahren begann mit dem Ein 
marsch irakischer Truppen in 
Iran am 22. September 1980 
der erste Golfkrieg. 
Acht Jahre dauerte der gnaden 
lose Konflikt zwischen den bei 
den Nachbarländern, in dem 
auch chemische Waffen zum 
Einsatz kamen. Beinahe eine 
Million Tote sind die traurige 
Bilanz. Nach langjährigen 
Bemühungen erreichte der da 
malige UNO- Generalsekretär 
Javier Pdrez de Cudllar 1988 
schliesslich einen Waffen 
stillstand. Bis heute blieben 
aber die Beziehungen zwischen 
den ehemaligen Kriegsgegnern 
gespannt. Hauptstreitpunkte 
sind die Frage der Kriegsgefan 
genen und die Unterstützung 
militanter Oppositionsbewe 
gungen durch die beiden Re 
gierungen. Als Iraks Staatschef 
Saddam Hussein am 17. Sep 
tember 1980 beschloss, das 
1975 geschlossene Grenzab- 
biet stürzten die Londoner In 
nenstadt am Donnerstagmo^- 
gen in ein Verkehrschaos. " 
Auch der Zugverkehr zum 
Waterloo-Bahnhof, wo der Eu 
rostar fährt und ankommt, war 
bis Mittag unterbrochen. Insge 
samt fielen nach Auskunft von 
Eurostar 20 Züge von und nach 
London aus. 
Augenzeugen und An 
wohner 
Ein Augenzeuge, ein Tank 
wart, hatte nach dem Anschlag 
berichtet, er habe nach einem 
lauten Knall am M16-Gebäude 
Rauch aufsteigen sehen. Die 
Meist Jugendliche Soldaten wa 
ren die Oper des blutigen Krie 
ges zwischen dem Iran und 
Irak. (Bild: Keystone) 
Polizei habe ihn darauf ange 
wiesen, seine Tankstelle vor- 
sbrglich zu schliessen. Andere 
Anwohner hatten gesagt, sie 
hätten kurz vor 23.00 Uhr 
(MESZ) dumpfe Schläge und 
das Geräusch von berstendem 
Glas gehört. 
«Die Welt ist nicht ge 
nug» 
Der Geheimdienst MI6 (Mili 
tary Intelligence, Section 6) un 
tersteht dem Aussenministeri- 
um. Er ist für die Aufklärung 
im Ausland zuständig. 
Das futuristisch anmutende 
MI6-Gebäude gehört zu den am 
kommen mit dem Nachbarland 
zu kündigen, hatten sich Irak 
und Iran seit Monaten immer 
wieder Kämpfe geliefert. Grund 
fiir die Scharmützel war der 
Grenzverlauf im Schatt el- 
Arab, dem ölreichen Mün 
dungsgebiet von Euphrat und 
Tigris. Am 22. September 1980 
liess Hussein seine Truppen in 
die iranische Provinz Chusistan 
einmarschieren. Zunächst 
rückten die irakischen Soldaten 
rasch vor. Als Iran seinerseits 
zum Gegenangriff überging 
und ohne Rücksicht auf Ver 
luste vor allem schlecht aus 
gerüstete Jugendliche in 
menschliche Angriffswellen an 
die Front warf, entwickelte sich 
mit der Zeit ein zermürbender 
Stellungskrieg. Die iranischen 
Streitkräfte waren zwar in der 
Überzahl, doch Irak konnte auf 
internationale Rüstungshilfe 
zählen. Die USA, Frankreich 
und China unterstützten den 
Gegner Irans, dessen funde- 
mentalistische Herrscher seit 
dem Sturz des Schahs in Miss 
kredit geraten v^aren. 
besten gesichertsten Bauwer 
ken Englands. Es ist nur rund 
einen Kilometer vom Parlament 
entfernt. Weltweite Bekannt 
heit erlangte das Gebäude 
durch den jüngsten James- 
Bond-Film «Die Welt ist nicht 
genug», in dessen Anfangssze 
ne ein Teil des Gebäudes in die 
Luft fliegt. 
Das 1994 fertiggestellte Ge 
bäude soll mit seiner Lage mit 
ten in der Hauptstadt einen 
neuen, offeneren Geist des Ge 
heimdienstes nach dem Kalten 
Krieg symbolisieren. Jeder Lon 
doner weiss, wer in dem Haus 
aus cremefarbenen Beton und 
grünem Glas residiert. Das 
Hauptquartier gleicht bei aller 
nach aussen getragenen Offen 
heit einer Trutzburg, überwacht 
mit Kameras und befestigt mit 
schusshemmenden Wänden 
und Fenstern. Ein Grossteil der 
Anlage soll unter der Erde lie 
gen, um besonders sensible Tei 
le wie Computer vor Angriffen 
zu schützen. MI6-Chef, intern 
als «C» bezeichnet, ist der 55- 
jährige Sir Richard Billing 
Dearlove. Das «C» bedeutet 
Chef, geht aber auch auf Sir 
Mansfield Cumming zurück, 
der 1909 den Geheimdienst SIS 
in Leben rief. 
Zustand zwischen Krieg und 
Frieden 
Vor zwanzig Jahren begann der Krieg zwischen Iran und Irak 
Schauprozess in Belgrad: Nato- 
Politiker erhielten je 20 Jahr? Haft 
einem Schauprozess 14 NA- 5 cheri? 
TO-iPolitilce^wegen' Krfegi-^vörgwfc^ 
' verbrechMjizu Jeweils 1 20 :; 
Jahren Halt' verurteilt Die!,; 
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Punkten, schuldigt -gespro-H. 
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Gerichtspräside;
	        

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