Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

20 Montag, 31. Januar 2000 
Ausland 
Liechtensteiner Volksblatt 
Nachrichten 
«Aussenministerium» 
der ETA aufgelöst 
MADRID: Mit einer Serie von Razzien hat die 
spanische Polizei das «Auslandsnetz» der baski 
schen'Separatistenorganisation ETA ausgeho 
ben. In Madrid und mehreren baskischen Städ 
ten nahm sie acht Verdächtige fest. Die sechs 
Männer und zwei Frauen stehen nach Angaben 
der Behörden im Verdacht, die Versorgung un 
tergetauchter ETA-Terroristen in Staaten Eu 
ropas und Lateinamerikas organisiert zu haben. 
Mit ihrer Festnahme sei das «Aussenministeri 
um» der ETA aufgelöst worden, heisst es in 
Presseberichten am Sonntag. Unter den Festge 
nommenen waren sechs Mitglieder der ETA- 
nahen Partei Herri Batasuna, darunter der An 
gehörige der Parteiführung. Gorka Martinez. In 
nenminister Jaime Mayor Oreja sagte, die Fest 
genommenen würden der Zusammenarbeit mit 
einer terroristischen Vereinigung verdächtigt. 
17 tamilische Rebellen 
in Sri Lanka getötet 
COLOMBO: In Sri Lanka sind bei Gefechten 
zwischen Regierungssoldaten und tamilischen 
Aufständischen nach offiziellen Angaben 17 
Rebellen getötet worden. Die Kämpfe hätten 
sich am Samstag auf der nördlichen Halbinsel 
Jaffna ereignet, teilte das Verteidigungsministe 
rium am Sonntag mit. Die Separatisten-Gruppe 
Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) nahm 
zu den Angaben keine Stellung. Der Polizei zu 
folge wurden bei einem Bombenanschlag auf ei 
nen Bus am Sonntag 16 Menschen verletzt. Der 
Bus habe sich auf dem Weg in die Hauptstadt 
Colombo befunden. Am Donnerstag waren bei 
einem Bombenanschlag- auf ein Postamt in Sri 
Lanka acht Menschen getötet und 73 verletzt 
worden. Die Behörden machten die LTTE für 
die Tat verantwortlich. Seit Beginn des Kampfs 
der Tamilen für einen eigenen Staat 1983 wur 
den in dem Konflikt mehr als 55 000 Menschen 
getötet. 
Russischer Soldat er- 
schoss fünf Menschen 
MOSKAU: Bei einem Amoklauf hat ein 19- 
jähriger desertierter Soldat in Nordwestruss 
land fünf Bewohner eines Dorfes erschossen. 
Nach dem Blutbad habe sich der Soldat selbst 
getötet, meldete die Nachrichtenagentur Inter 
fax am Sonntag unter Berufung auf die russi 
schen Grenztruppen. Die Leiche des Rekruten 
sei am Morgen nahe des Dorfes Prigornik in der 
russischen Exklave Kaliningrad gefunden wor 
den. Das Motiv für den Amoklauf war zunächst 
unklar. In russischen Einheiten kommt es im 
mer wieder zu Verzweiflungstaten junger Solda 
ten. Die Armee ist berüchtigt für den brutalen 
Wehrdienst. Viele Einheiten gelten auch als un 
terversorgt. 
Anführer von pro-isra- 
elischer Miliz getötet 
K1RJAT SCHMONA: Bei einem Anschlag in 
Libanon ist am Sonntag ein Anführer der mit Is 
rael verbündeten Südlibanesischen Armee 
(SLA) getötet worden. Wie ein israelischer Mi 
litärsprecher mitteilte, wurde der stellvertreten 
de Chef der Miliz, Akel Hachem, in seiner Woh 
nung in einem südlibanesischen Dorf Opfer ei 
nes Bombenattentats. In Libanon kämpfen ver 
schiedene fundamentalistische und pro-syrische 
Milizen gegen Israel und die pro-israelische 
SLA. 
An Gewalttaten in 
Osttimor beteiligt 
NEW YORK: Die indonesische Armee ist laut 
einem Bericht der Vereinten Nationen für die 
Gewalttaten mitverantwortlich,die pro-indone- 
sische Milizen im vergangenen Jahr in Osttimor 
begangen haben. Teile der Untersuchung, die 
am Montag veröffentlicht werden soll, wurden 
bereist am Samstag bekannt. Der Terror gegen 
die Zivilbevölkerung wäre ohne eine aktive Be 
teiligung der Armee nicht möglich gewesen, 
hiess es. Die Armeespitze habe von den Gräuel- 
taten gewusst. In dem Papier wird die Einrich 
tung eines internationalen Tribunals vorge 
schlagen, das die Menschenrechtsverletzungen 
der Armee untersuchen soll. Pro-indonesische 
Milizen hatten Osttimor nach dem Unabhän 
gigkeitsreferendum im August mit einer Welle 
der Gewalt liberzogenm, bei der zahlreiche 
Menschen getötet würden. Eine UNO-Kom- 
mission hatte die Gewalttaten in Osttimor En 
de vergangenen Jahres untersucht. Den Anga 
ben zufolge beruft sich der 57 Seiten lange Be 
richt des Gremiums auf 170 Zeugenaussagen. 
Zuwanderungs-Stopp 
Regierungsbildung in Österreich zwischen ÖVP und FPÖ 
WIEN: Bei ihren Koalitions 
verhandlungen in Wien haben 
sich die österreichische konser 
vative Volkspartei (ÖVP) und 
die rechtspopulistische FPÖ 
auf einen Zuwanderungsstopp 
für Ausländer geeinigt. 
Beide Parteien wollten eine Quo 
tenregelung, die «de facto auf eine 
Null-Zuwanderung» hinauslaufe, 
sagte FPÖ-Chef Jörg Haider am 
Samstag. Auch unter der bisher re 
gierenden Koalition aus Sozialde 
mokraten und ÖVP war die Zuwan 
derung von Ausländern bereits 
weitgehend auf die Zusammen 
führung von Familien beschränkt. 
Verschärfung internationaler 
Kritik 
Die internationale Kritik an einer 
möglichen Regierungsbeteiligung 
der FPÖ verschärfte sich am Wo 
chenende. Frankreichs Präsident 
Jacques Chirac verlangte ein ge 
meinsames Vorgehen der EU, um 
einen Rechtsruck in Wien zu ver 
hindern. Der amtierende EU-Rats 
präsident Antonio Guterres sagte, 
die Verletzung der EU-Grundwerte 
wäre keine innere Angelegenheit 
Österreichs mehr. Bundeskanzler 
Gerhard Schröder warnte Öster 
reich davor, sich international ins 
Abseits zu stellen. 
Der Präsident des Zentralrats der 
Juden in Deutschland, Paul Spiegel, 
warnte in einem Beitrag für die Zei 
tung «Bild am Sonntag», FPÖ-Chef 
Haider sei «ein Wolf im Schafspelz». 
Auch Adolf Hitler habe einmal 
klein angefangen. 
Die ARD-Talk-Show «Sabine 
Haider wurde filr die ARD-Talk-Show «Sabine Christiansen» kurzfristig wieder ausgeladen. (Bild: Keystone) 
Christiansen» lud Haider am Sonn 
tag kurzfristig aus. Als Grund wurde 
angegeben, dass kein hochrangiger 
Vertreter jüdischer Organisationen 
oder der deutschen Regierung be 
reit war, mit dem Chef der rechten 
Freiheitlichen Partei (FPÖ) zu dis 
kutieren. Trotz der Warnungen setz 
ten die Wunschkoalitionäre ihre 
Gespräche fort. Der möglicherwei 
se baldige Kanzler Wolfgang Schüs 
sel - derzeit noch Aussenminister - 
gab sich als Garant dafür, dass 
Österreich «berechenbar» bleibe. 
Haider sagte, Europa werde sich an 
ihn und seine Partei gewöhnen. 
Österreich lasse sich «nicht mit 
Halbdiktaturen in einen Topf wer 
fen», sagte am Sonntag ÖVP-Chef 
Wolfgang Schüssel. FPÖ und ÖVP 
wollen sich bis Mittwoch über eine 
gemeinsame Regierung einigen. 
Ebenfalls haben die ÖVP und die 
FPÖ bei ihren Koalitionsge 
sprächen am Sonntag eine gemein 
same Position im Medien- und Bil 
dungsbereich erzielt. Nach Anga 
ben beider Seiten sollen unter der 
neuen Regierung landesweit priva 
te Fernseh- und Radiosender zuge 
lassen werden. Bislang hatte die 
staatliche Rundfunkanstalt ORF 
auf Bundesebene eine Monopol 
stellung innegehabt. 
Der Verhandlungsführer der 
FPÖ, Peter Westenthaler, sprach 
von einem «Durchbruch» und einer 
«Modernisierung» im Mediensek 
tor. 
Sonia Gandhi provoziert ihre 
Festnahme 
Proteste gegen geplante Verfassungsänderung 
NEU DELHI: Aus Protest gegen 
geplante Verfassungsänderungen 
hat die indische Oppositionsführe 
rin Sonia Gandhi am Sonntag ihre 
Festnahme provoziert. Sie wurde 
aber sofort wieder freigelassen. 
Gandhi (53) war mit Parteifreunden 
zum Haus von Ministerpräsident 
Atal Behari Vajpayee marschiert, 
um ihm ein Protestschreiben zu 
überreichen. Als Sicherheitsbeamte 
sie aufhalten wollten, widersetzte 
sich Gandhi und löste damit ihre 
kurzzeitige Festnahme aus, wie die 
indische Nachrichtenagentur UNI 
berichtete. 
Sich von der Polizei abführen zu 
lassen, ist in Indien eine häufige 
Form des Protestes, die noch aus der 
Zeit des Kampfes gegen die briti 
schen Kolonialherren stammt. - 
Gandhis Kongresspartei kriti 
siert, Vajpayee von der Hindu-Par- 
Sonia Gandhi wurde festgenommen, später wieder freigelassen. (Bild: Key) 
tei BJP privatisiere staatliche Ein 
richtungen, betreibe eine Politik ge 
gen die Armen und wolle die Ver 
fassung der Republik in Richtung 
einer präsidialen Demokratie än 
dern. 
Intensivgespräche in Israel 
Rahmenabkommen für dauerhafte Friedensregelung 
KAIRO: Der israelische Minister 
präsident Ehud Barak hat alle an 
den Nahost-Verhandlungen betei 
ligten Parteien zu Friedenskompro 
missen aufgerufen. Israel fühle sich 
weiterhin verpflichtet, alle strittigen 
Probleme zu lösen, sagte Barak am 
Sonntag in Kairo. 
Barak sagte die Übergabe weiterer 
Gebiete an die Palästinenser binnen 
zehn Tagen zu. Die Beschlüsse des 
Friedensabkommens von Scharm el 
Scheich sollten planmässig umge 
setzt werden. Er machte jedoch kei 
ne Angaben, um welche Gebiete es 
sich handeln sollte. 
Unter Zeitdruck hatten zuvor Is 
raelis ünd Palästinenser nördlich 
von Jerusalem Marathonverhand 
lungen über das Rahmenabkom 
men für eine Friedenslösung aufge- 
nommen.Vereinbarungsgemäss ha 
ben beide Seiten nur noch zwei Wo 
chen Zeit, sich über die komplizier 
ten Fragen ihres Konflikts zu eini 
gen. , 
Die Marathonverhandlungen sol 
len etwa zwei Wochen andauern. 
Für Freitag ist ein Gipfeltreffen zwi 
schen Barak und Palästinenserprä 
sident Jassir Arafat geplant. 
Dieser Termin war am Samstag 
nach einer Begegnung Arafats mit 
Clinton in Davos vereinbart wor 
den. Am Sonntag traf Arafat in Da 
vos ausserdem mit US-Aussenmini- 
sterin Madeleine Albright zusam 
men. 
In palästinensischen Delegations 
kreisen hiess es, das Gespräch sei 
konstruktiv gewesen. Die USA sei 
en offensichtlich an einer Beschleu 
nigung des Friedensprozesses inter 
essiert. Jetzt hänge viel von Baraks 
Position ab. Am Mittwoch wird auch 
der US-Unterhändler Dennis Ross 
im Nahen Osten erwartet, um an 
den Gesprächen teilzunehmen. 
In Moskau beginnen an diesem 
Montag nach fast vierjähriger Un 
terbrechung erneut die multilatera 
len Nahost-Gespräche auf Aussen- 
minister-Ebene. 
PanAlpina Sicav 
Alpina V 
Preise vom 28. Januar 2000 
Kategorie A (thesaurierend) 
Ausgabepreis: € 67.00 
Rücknahmepreis: € 65.63 
Kategorie B (ausschüttend) 
Ausgabepreis: € 66.40 
Rücknahmepreis: € 65.03
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.