Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

1 2 Donnerstag, 21. September 2000 
LAND UND LEUTE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
LS VA: Wer will die 
offene Grenze zur Schweiz? 
Forum: Stellungnahme des Amtes für Volkswirtschaft zur bevorstehenden Volksabstimmung über die LSVA 
Stimmbürgerinnen und 
Stimmbürger entscheiden 
am kommenden Wochenen 
de darüber, ob sie die Leis 
tungsabhängige Schwerver 
kehrsabgabe (LSVA) ein 
führen wollen, gemeinsam 
mit der Schweiz. Grundlage 
dazu bildet ein Vertrag mit 
der Schweiz, dem der Land 
tag am 17. Mai 2000 zuge 
stimmt hat und gegen den 
das Referendum ergriffen 
worden ist Im Referendums 
komitee prominent vertre 
ten ist die Gewerbe- und 
Wirtschaftskammer. 
Der Geschäftsführer der Gewer 
be und Wirtschaftskammer 
(GWK) hat in verschiedenen 
Artikeln und Interviews gegen 
die LSVA Stellung bezogen und 
dabei Aussagen gemacht, die 
nicht unwidersprochen bleiben 
können oder zumindest der Er 
gänzung bedürfen. So dürfte es 
zum Beispiel zwar richtig sein, 
dass die LSVA zu einer Verteue 
rung der Transportkosten im 
Ausmass von 8 bis 35 Prozent 
führt. Zu ergänzen ist aller 
dings die Tatsache, dass die 
Transportkosten nur einen klei 
nen Anteil der Produktepreise 
ausmachen. Die durch die LSVA 
bedingte Mehrbelastung führt 
gemäss Aussagen verschiede 
ner schweizerischer Grossver 
teiler zu Preiserhöhungen, die 
unter 1 Prozent liegen. Ausser 
dem wird verschwiegen, dass 
die liechtensteinischen Konsu 
menten diese Teuerung in je 
dem Fall bezahlen müssten, 
selbst wenn sie die LSVA für 
Liechtenstein ablehnen. 
Was ist eine Lenkungsab 
gabe? 
Eine Lenkungsabgabe wird 
erhoben, um einen angestreb 
ten Effekt (im vorliegenden Fall 
eine Verminderung des LKW- 
Verkehrs) zu erreichen. Für die 
Lenkung im angestrebten Sinne 
ist also primär die Belastung 
und nicht die Verwendung der 
eingenommenen Gelder mass 
gebend. Der GWK-Geschäfts- 
führer kritisiert, dass die Ein 
nahmen aus der LSVA «zweck 
entfremdet» werden, weil nur 
ein Drittel für umweltpolitische 
Massnahmen im Verkehrsbe 
reich verwendet werden und 
zwei Drittel über eine Senkung 
der AHV-Beiträge an die Bevöl 
kerung und an die Wirtschaft 
zurückfliessen. Die Forderung 
nach einer Rückerstattung 
stammt übrigens ursprünglich 
aus GWK-Kreisen. Allerdings 
stellte man sich dort eine (nicht 
EWR-konforme) Rückerstat 
tung,einzig an die LKW-Halter 
vor, obwohl die LSVA von der 
gesamten Bevölkerung getra 
gen werden muss. Von der Sen 
kung der AHV-Beiträge profi 
tieren alle Arbeitnehmer und 
Arbeitgeber. Letzteres führt 
auch bei den GWK-Betrieben 
zu einer Kostenersparnis. 
Regierung informiert seit 
1998 
Nicht richtig ist auch die Aus 
sage, dass die Regierung erst 
1999 eine «Arbeitsgruppe LSVA» 
eingesetzt hat. Vielmehr war es 
so, dass die Regierung bereits 
zwei Tage nach der 
LSVA-Abstimmung in der 
Schweiz am 29. September 1998 
zum Resultat und seinen Auswir 
kungen auf Liechtenstein Stel 
lung bezogen und die besagte 
Arbeitsgruppe bestellt hat. Diese 
Arbeitsgruppe, in der auch die 
GWK vertreten war, hat der Re 
gierung am 8. Oktober 1999 ei 
nen Bericht übergeben, in dem 
die beiden Varianten «Ein 
führung» und «Nichteinfiihrung» 
der LSVA ausführlich gewürdigt 
wurden. Im weiteren ist die GWK 
seit Jahren in die permanente 
«Arbeitsgruppe Transport» einge 
bunden, in der die LSVA schon 
länger ein Thema war. Die GWK 
war also von Anfang an in den 
Informationsfluss eingebunden. 
Vor dem (falschen) Vorwurf 
mangelnder Information der Re 
gierung wirkt die Kritik an ihrer 
derzeitigen Informationskampa 
gne zumindest sonderbar. Die 
Regierung möchte der Bevölke 
rung in ihren Inseraten und In 
formationsbroschüren klar ma 
chen, dass die LSVA nicht eine 
Angelegenheit einiger weniger 
ist, sondern wirklich uns alle 
betrifft. Es geht um viel mehr als 
nur um eine Lkw-Abgabe. Zum 
Vorwurf, dass die Regierung 
«aggressiv» und «verfälscht» in 
formiert, sei nur soviel gesagt, 
dass das LSVA-Komitee bisher 
kein einziges, in den Inseraten 
und Publikationen der Regie 
rung veröffentlichtes Faktum 
widerlegen konnte. 
LSVA statt der bisherigen 
Schwerverkehrsabgabe 
Die neue leistungsabhängige, 
insbesondere kilometerabhän 
gige Schwerverkehrsabgabe 
LSVA stellt ein völlig neues 
Konzept gegenüber der bisheri 
gen schweizerischen Schwer 
verkehrsabgabe dar. Während 
bisher ein Nichtmitmachen 
Liechtensteins unproblematisch 
war und die ausländischen Lkw 
am Zollamt Schaanwald erfasst 
werden konnten, gilt beides 
nicht mehr für die neue LSVA. 
Wer etwas anderes behauptet, 
versteht das System der LSVA 
nicht. 
Wollen wir offene Gren 
zen zur Schweiz? 
Die entscheidende Frage, um 
die es bei der LSVA-Abstim 
mung vom kommenden Wo 
chenende geht, ist aber die 
Frage, ob wir weiterhin eine 
offene Grenze zur Schweiz 
wollen. Der GWK-Geschäfts- 
führer empfände es «fahrläs 
sig, wenn wir nicht für eine 
offene Grenze zur Schweiz 
wären», und verlangt für liech 
tensteinische Lkw «das Inlän 
derprinzip». Wenn man diese 
Forderung konsequent zu Ende 
denkt, heisst das, dass Liech 
tenstein ins schweizerische LS- 
VA-Inland integriert wird. Ge 
nau das aber will der Vertrag 
mit der Schweiz, über den wir 
am kommenden Wochenende 
abstimmen. Es ist regelrecht 
absurd, zur gemeinsamen LS 
VA mit der Schweiz «Nein» zu 
sagen und von der Schweiz 
dann Inländerbehandlung zu 
verlangen. Alle, auch nach 
Einreichung des Referendums 
mit der Schweiz geführten Ge 
spräche machen deutlich, dass 
bei einem Nichtmitmachen 
auch keine Inländerbehand 
lung erlangt werden kann. Nur 
ein «Ja» zur LSVA garantiert 
weiterhin offene Grenzen zur 
Schweiz. 
Amtes für Volkswirtschaft 
Forum 
Unter der Rubrik «Forum» 
veröffentlicht das Liechten 
steiner Volksblatt Zuschrif 
ten und Beiträge von Ver 
bänden, Vereinen, Aktionen 
und Institutionen. Das «Fo 
rum» drückt aus, dass die in 
den Beiträgen geäusserten 
Meinungen nicht mit der. 
Haltung der Zeitung über 
einstimmen müssen. 
LESERBRIEFE 
LSVA und künftige 
Bauherrn 
Die Einführung der Leistungs 
abhängigen Schwerverkehrs 
abgabe sollte nach den Überle 
gungen der Politik bewirken: - 
bessere Auslastung der Lade 
kapazität, - weniger Leerfahr 
ten, - kürzere Fahrstrecken. 
Unsere Landesverwaltung 
(Regierung) beabsichtigt aber 
in Zukunft, die Bewirtschaf 
tung einer Schuttdeponie in 
jeder Gemeinde unseres Lan 
des zu unterbinden, sprich 
zentrale Deponie (lx Unter 
land, 1 x Oberland) zu unter 
halten, ansonsten wäre für die 
Gemeinde Triesenberg inkl. 
Alpengebiet schon lange etwas 
unternommen worden, da nur 
noch Tage oder maximal Wo 
chen vergehen, bis die jetzige 
Deponie voll ist und jeder 
künftige Bauherr mit seinem 
RF.K1.AMH 
Aushubmaterial durch das 
halbe Land karren muss, was 
die Kosten eines jeden Einfa 
milienhauses wiederum an 
steigen lässt (höhere Fahrko 
sten + LSVA). Zudem muss je 
dem Bauherrn bewusst wer 
den, dass jeder Betonmischer 
oder jeder andere LKW (Bau 
steine, Mörtel, etc.), der die 
Baustelle mit Baumaterial be 
liefert, die Baustelle wieder 
leer verlässt. Die LSVA wird 
aber auch für Leerfahrten ver 
rechnet. Mit der Abstimmung 
vom kommenden Wochenende 
können wir mit einein klaren 
NEIN die Kosten für die inlän 
dischen Transporte im Rah 
men halten. 
Beck Beny, Triesenberg 
Ein JA zur LSVA! 
Die Schweiz führt am I. Janu 
ar 2001 die LSVA ein. Die 
Konsumentenpreise werden 
steigen, weil die Spediteure 
die Zusatzkosten umlegen. 
Nach Liechtenstein werden^fj^ 
meisten Rohmaterialien und 
Produkte aus und von der 
Schweiz zugeliefert. Die Kon 
sumentenpreise werden also 
auch bei uns im Gleichschritt 
mit der Schweiz steigen, un 
abhängig davon, ob wir die 
LSVA einführen oder nicht. 
Unsere Spediteure werden in 
der Schweiz zahlen müssen. 
Bei einer Ablehnung der LSVA 
fahren aber in unserem Land 
alle ausländischen Lastwagen 
gratis. Ich stimme für die LS 
VA, - weil ich will, dass aus 
ländische Lastwagen unser 
Land nicht als Umgehungsweg 
gebührenfrei benutzen können. 
- Weil ich will, dass die Mil 
lionen, welche die liechten 
steinischen Konsumenten und 
die in-, ausländischen Spedi 
teure zahlen, nach Liechten 
stein zurückftiessen (sinnvolle 
Verwendung in der Verkehrs 
und Sozialpolitik). - Weil ich 
für eine offene Grenze ohne 
Behinderung mit der Schweiz 
bin. - Weil die LSVA einen 
kleinen Beitrag zum Umwelt 
schutz leistet. - Weil ich nicht 
will, dass der Schwerverkehr 
auf einen oder zwei Übergän 
ge zur Schweiz konzentriert 
wird und dann die Belastung 
in den Dörfern noch grösser 
wird. Wei/ ich für die LSVA 
bin, so bin ich noch lange kein 
Gegner des Transportgewer- 
bes. Unsere blühende und 
wachsende Wirtschaft ist auf 
ein effizientes und funktionie 
rendes Transportgewerbe an 
gewiesen. Mich stört aber sehr 
die scheinheilige Verkehrsdis 
kussion in unserem Land, vor 
allem im Unterland. Wir wis 
sen genau, dass ein hoher An 
teil des Lastwagenverkehrs in 
Schaanwald, Eschen und Ben 
dern hausgemacht ist. Die Ge 
meindebehörden bewilligen 
zwar immer neue Betriebe in 
den wachsenden Gewerbezo 
nen (gewünschte Arbeitsplätze 
und Diversifizierung der Wirt 
schaft?!). Sie wissen genau, 
dass jeder Betrieb neuen Ver 
kehr generiert, schaffen aber 
trotzdem nicht die notwendige 
Verkehrsinfrastruktur, son 
dern verteufeln, aus welchen 
Gründen auch immer, einfach 
den Verkehr. Auch ein Vorste 
her muss zur Kenntnis neh 
men, dass man nicht immer 
den Fünfer und das Weggli ha 
ben kann. Alle Prognosen in 
Europa gehen davon aus, dass 
der Verkehr weiter zunehmen 
wird. Wenn es uns gelingt, 
durch geeignete Massnahmen 
die jährlichen Zuwachsraten 
zu bremsen, dann kann bereits 
von einer erfolgreichen Ver 
kehrspolitik gesprochen wer 
den. Wir brauchen für die Zu 
kunft schadstoffarme oder 
schadstofffreie Fahrzeuge. 
Leider haben wir auf diese 
Entwicklung wenig Einfluss. 
Wir sind eines der höchstmo 
torisierten Länder der Welt 
und benützen tagtäglich ganz 
selbstverständlich die Strassen 
unserer Nachbarn, zum Teil 
sogar als Umfahrungsstras- 
sen. Wenn ein Nachbar unsere 
Verkehrsdiskussion verfolgt, 
so muss er schon ein schlech 
tes Gewissen haben, wenn er 
in unser Land einfährt. Nicht 
Kapitulation vor einem 
schwierig lösbaren Problem ist 
gewünscht, aber eine realisti 
schere und sachlichere Dis 
kussion. Die Einführung der 
LSVA ist sicher ein Schritt in 
die richtige Richtung, weil 
dem gewählten Modell das 
Verursacherprinzip zu Grunde 
liegt. Es ist sehr zu wünschen, 
dass möglichst viele Bewohne 
rinnen und Bewohner ihre 
Meinung öffentlich und vor 
allem an der Urne kundtun, 
weil schlussendlich alle die 
Folgen des Entscheides tragen 
müssen. 
Gerner William, Eschen 
Relax. Bei der Finanzberatung der Zürich 
werden Sic objektiv beraten. Sie müssen also nicht 
befürchten, dass wir Ihnen nur unsere Produkte 
verkaufen möchten. Wenn wir bei der exakten 
Analyse Ihrer Ziele, Wünsche und Lebensumstände 
sehen, dass ein ausgewähltes Produkt eines anderen 
Anbieters besser zu Ihnen passt, empfehlen wir 
Ihnen dieses. So haben Sie mit Sicherheit eine gute 
Autwahl. Möchten Sic mehr wissen? Das Team von 
Reni Sidler in Chur hilft Ihnen gerne weiter. 
Tel. 081 258 58 88. 
ZÜRICH
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.