Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner VOLKSBLATT 
KULTUR 
Montag, 18. September 2000 1 1 
NACHRICHTEN 
Da sitzt jedes Wort, jede Geste 
Kabarettist mit Kultstatus Roland Düringer begeisterte im Vaduzer Saal 
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Sehr stark beanspruchte Lachmuskeln beim Publikum über den Wiener »Schmäh». (Bild: Ingrid) 
«Ein Auto muss einen 
Charakter haben, die 
Menschen, die das gebaut 
haben, müssen sich etwas 
Besonderes dabei ausge 
dacht haben», sagte Ro 
land Düringer in einem 
Gespräch. Dass er selbst 
Charakter hat und sich für 
seine Programme etwas 
Besonderes . ausdenkt, 
zeigte er Freitag- und 
Samstagabend im Vadu 
zer Saal. 
Gerolf Hauser 
Wer ist das, Roland Düringer? 
Angekündigt als der coole Typ 
namens Joschi Täubler aus dem 
«Kaisermühlenblues», als öster 
reichischer Fernseh-, Kino- und 
Kabarettstar, und der als Mo- 
torsportfan sein Programm 
«Benzinbrüder» zeigt, in dem es 
vordergründig um Autos geht, 
in Wirklichkeit aber um Men 
schen und Autos, also um prak 
tisch jeden von uns. 
Ein-Mann-Show 
Düringer demonstriert hier 
die alte Kabarettistenwahrheit, 
dass man nur aufmerksam ge 
nug die alltägliche Realität an 
zuschauen braucht, um jeden 
Stoff für ein Kabarettistenpro 
gramm sozusagen frei Haus ge 
liefert zu bekommen. Dass er 
dabei liebevoll aufmerksam 
macht auf unsere und seine ei 
genen Unzulänglichkeiten, 
spricht für ihn. Roland Dürin 
ger schreibt, spricht und spielt 
Eine illustre Malergesellschaft 
bzw. ihre Werke fand sich am 
Sanistag in der Galerie Altesse 
in Nendeln anlässlich des 15- 
Jahr-Jubiläums zusammen. 
«Contemporary Art» über 
schrieb Galerist Werner Gam- 
per die Ausstellung, bei deren 
Vernissage, eröffnet durch die 
1. Schottische Dudelsackgrup- 
pe Österreichs, er ausgesuchte 
Arbeiten bis zum 15. Oktober 
zeigt. 
Gerolf Hauser 
Da zählen nicht nur Namen wie 
Salvador Dali, Pablo Picasso, 
Antoni Tapies oder Andy War 
hol dazu. Gemäss dem Leitge 
danken und der Philosophie der 
Galerie steht auch die Förde 
rung von Künstlern aus der Re 
gion im Vordergrund der Gale 
ristentätigkeit. 
Künstler-Förderung 
Tatsächlich begann die Kar 
riere mancher heute etablierter 
Künstler in der Galerie Altesse 
oder wurde von ihr weiterge 
fördert. Zu ihnen gehören z. B. 
Sabeth Holland, Gordon Mar 
kus Gerstner, Alexandra 
Schädler oder Hans-Peter Pro- 
funser, die alle am Samstag an 
wesend waren. Neben ihren Ar 
beiten sind ausserdem Werke 
zu sehen von Gerhard Almbau 
er, Alexander Calder, Jens Ei 
lensohn, Gundi Groh, Alfred 
Hofkunst, Eugen Jussel, Le 
Bouch£t, Hanspeter Leibold, 
Adolf Luther, Conrad Meili und 
Herbert Zangs. Neben der regen 
Ausstellungstätigkeit - seit der 
Gründung der Galerie vor 15 
Jahren gab es 108 Einzel-Aus- 
) * . 
das, was er kennt, selbst erfah 
ren hat. Das spürt man auch bei 
seinem Programm «Benzinbrü 
der», mit dem er seit 1997 Rie 
senerfolge feiert. Seine «Ben 
zinbrüder» sind aber eher un 
terzeichnet, eben weil die 
Wirklichkeit viel schlimmer ist. 
Die Wirklichkeit bedeutet, dass 
Stellungen - und der Förderung 
von Künstlern nimmt auch die 
Publikation von Katalogen, Es 
says und Kunstbüchern durch 
die Edition der Galerie eine 
wichtige Stellung ein. 
Die Geschichte 
Hiskia Stolz, gern gesehener 
Vernissageredner in der Galerie 
Altesse, sagte an Galerist Wer 
ner Gamper gewandt: «Sie alle, 
Deine treuen Künstlerfreunde, 
sind ein Teil dessen, was die 
Galerie Altesse zum Begriff für 
hochstehende Kunstrepräsen 
tanz werden Hess.» Und in der 
neuen Publikation «15 Years 
Contemporaiy Art» schreibt er 
unter der Überschrift «Die Ge- 
wir abgestumpft sind durch den 
lauwarmen, banalen und 
volksverdummenden Einheits 
brei im Fernsehen und bei 
Computerspielen, die Realität 
nur mehr elektronisch gut ver 
daulich zugeschnitten wahr 
nehmen können. In herrlich iij- , 
einander verwobenen Erzähl-, 
schichte»: «Wie so vieles Spezi 
elle, um nicht zu sagen Extra 
vagante, das der Galerie beson 
deres Renommee seit ihrer Ge 
burtsstunde charakterisiert, 
steckt auch im Namen «Altesse» 
mehr, als was hierzulande der 
Normalsterbliche, der deut 
schen Muttersprache mächtig, 
dem Sinne nach versteht: Al 
tesse ist gleich: Alte Esse, alte 
Schmiede. Doch <altesse> ist 
klassisches Französisch und be 
deutet vielsagend «Erhaben 
heit», «hohe Fürstlichkeit» oder 
auch «über den Dingen ste 
hend». Gerade letztere Begriffs 
deutung scheint in verschiede 
ner Hinsicht als bestimmende 
Maxime über dem multikultu- 
strängen zeigt Düringer in sei 
ner fast drei Stunden dauern 
den Ein-Mann-Show in breite 
stem Wiener Dialekt, für man 
che Zuhörerlnnen wohl gewöh 
nungsbedürftig, die Auto- und 
Frauenträume des Pubertieren 
den, die Macho-Träume des aus 
der. Pubertät nicht herauskom- 
rellen Wirken der Galerie zu 
stehen.» Der Erfolg der Galerie 
liege in der optimalen Symbio 
se 4er beiden höchst originellen 
Gründer-Individuen verborgen, 
Günther Bucher alias Le Bou- 
chet und Werner Gamper. Seit 
ihrer Gründung haben sich die 
Freunde Werner Gamper und 
Günter Bucher immer wieder 
besondere Aktionen einfallen 
lassen, um den Menschen die 
Kunst näher zu bringen, aber 
auch um zu helfen. So präsen 
tierten sie z. B. in einer Ausstel 
lung Werke von geistig und 
körperlich Behinderten , wobei 
der gesamte Verkaufserlös den 
Behinderten zufloss. Es liege an 
uns allen, sagte Hiskia Stolz 
menden Erwachsenen. Da sitzt 
jedes Wort, jede Geste, auch in 
den besinnlichen Momenten, 
die mehr die Seele als die Lach 
muskeln ansprechen, alles ent 
spricht der Wirklichkeit, viel 
leicht leicht übertrieben und 
manches Mal eher makaber. 
Aber ist das nicht auch Wirk 
lichkeit, mehr als makabre, die 
Affenliebe mancher Leute zu 
ihren Autos? 
Viel skurriler 
Im Gespräch sagte Roland 
Düringer, er wolle den Kontakt 
von der Bühne herunter zum 
Publikum nicht, spreche von 
dort in ein grosses anonymes 
Loch hinein. Dass er aber sehr 
wohl improvisatorisch auf das 
Feedback oder anderes aus dem 
Publikum reagieren kann, zeig 
te er z. B. am Samstagabend. 
Da klingelte ein Natel im Saal 
(mein Gott, glauben diese 
Wichtigtuer wirklich, sie müs- 
sten immer erreichbar sein, sie 
müssten das Ding nicht abstel 
len?). Und Düringer? Absolut 
zutreffend sagte er: «Was soll 
das, Ihre Bürostunden in meine 
Vorstellung zu verlegen.» Aber 
eben: Die Realität ist viel skur 
riler als das Programm des Ka 
barettisten, und sei es noch so 
perfekt, wie Roland Düringer es 
vorführte, der keinen Moment 
mit billigen Gags auf Lacher 
spekuliert, dessen Ehrgeiz, 
selbst zufrieden sein zu können 
mit seinem Programm, über al 
lem steht. Das spürt man, sieht 
und hört man in jedem Mo 
ment. 
weiter in seiner Vernissagerede, 
kritisch und hellhörig die ethi 
schen Werte des Lebens zu ver 
teidigen und zu bewahren. «Vor 
allem aber sind all die uns ans 
Herz gewachsenen, heute an 
wesenden Kunstschaffenden 
mit ihren breit gefächerten, 
einzigartigen Begabungen an 
gesprochen, durch ihr künstle 
risches Wirken für die Erhal 
tung alles Individuellen, unter 
Ausschöpfung jeder Idee und 
Fantasie, einzutreten.» 
«Contemporary Art»: Dauer 
der Ausstellung bis 15 Oktober. 
Öffnungszeiten: Donnerstag 
und Freitag 15 bis 19 Uhr, 
Samstag 10 bis 12 und 14 bis 
17 Uhr, Sonntag 15 bis 18 Uhr. 
Liechtenstein 
für Sammler und 
; Liebhaber 
Unter dem Begriff «Liech- 
tensteinensia» bietet die 
Frank P. van Eck Verlagsan 
stalt, Triesen, eine grössere 
, Liechtenstein-Sammlungen 
an. Die überaus reichhaltige 
Kollektion wurde in vier Li- 
! sten aufgeteilt: «Bücher», 
«Landkarten», «Grafik» und 
«Vermischtes». Die gemisch 
te Palette an antiquarischen 
■ und antiken Raritäten ist 
; nicht nur für Liebhaber und 
: angehende Sammler eine 
wahre Fundgrube, sondern 
auch für Bibliotheken und 
Archive. Die Dokumentati- 
; on kann beim Verlag ange- 
\ fordert werden. 
! Breakdance 
1 ESCHEN: Am Dienstag, den 
\ 29. August um 19.00Uhr 
beginnt im Mehrzweckge 
bäude in Eschen der Kurs 
i 177 unter der Leitung von 
! Jonas Kaufmann. Grund- 
schritte, Moves und Styles, 
Musik und Takt entwickeln, 
; sich zur Musik bewegen, 
\ Einzel- und Partner-Tanz, 
l Breaken wie die Profis (mit 
< Video Einlage). Auskunft 
bei der Erwachsenenbildung 
j Stein-Egerta in Schaan, Te- 
i lefon 232 48 22. (Eing.j 
i Schreiben im 
Tessin 
j SCHAAN: Eine Woche 
Schreiben, Wandern, Medi- * 
• tieren heisst es auch in die- 
! sem Jahr. In der Zeit vom 8. 
bis 13. Oktober laden wir 
Sie ein, während einer Wo 
che mit uns die Landschaft 
des Tessins zu geniessen 
, und in einem alten Kloster 
: zu wohnen. Der herrliche 
; Ausblick vom Klostergarten 
in luftiger Höhe hinab auf 
s den Luganer See, das Wan 
dern durch weite Kastanien- 
1 wälder wird Sie inspirieren 
f und hinführen zum eigent 
lichen Vorhaben dieser Wo 
che, dem Schreiben... Eine 
Woche schreiben, wandernd 
i meditieren, Eindrücke sam- 
; mein und diese in Texten 
wieder ausdrücken... Dabei 
wechseln Phasen der Besin- 
i nung und des Schreibens ab 
i mit solchen, in denen die 
Texte vorgelesen und be- 
{ sprachen werden. Das 
; schliesst nicht aus, dass wir 
i dabei am Abend unter Bäu 
men sitzen und ein gutes 
Glas Wein trinken, kredenzt 
an Tessiner Steintischen. 
.; Eingeladen sind alle, die 
> Freude am Schreiben und 
: am Lesen ihrer Texte haben. 
Hans Bernhard Hobi, Lehrer 
aus Sargans, hat diesen Ort 
für uns entdeckt. Er gibt uns 
in dieser Woche Anstösse 
) und Impulse für unser 
' Schreiben. Veranstaltet von 
der Erwachsenenbildung 
• Stein-Egerta. Voranmeldun 
gen bei der Erwachsenenbil 
dung, Tel 232 48 22. (Eing.j 
BRIEFFREUNDSCHAFT 
^ • 
j Karsten Müller aus Bad 
i Schandau in Deutschland 
\ sammelt Ansichtskarten 
' und möchte auf dem Weg 
der Brieffreundschaft sei 
nem Hobby frönen. Er kann 
anstatt Ansichtskarten auch 
i Briefmarken zum Austausch 
' anbieten. Seine Adresse:, 
! Karsten Müller, Zaukenweg 
i 2, D-01814 Bad Schandau, 
) Deutschland. 
Festliche Jubiläums-Vernissage 
Ausstellung und Buchpräsentation zum 15-Jahr-Jubiläum der Galerie Altesse 
t
	        

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