Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

36 Dienstag, 12. September 2000 
LETZTE SEITE 
Liechtensteiner VOLKSBLATT 
NACHRICHTEN 
Einstleg macht 
süchtig 
LONDON: Viele Raucher ha 
ben es schon immer geahnt, 
jetzt ist es auch wissen 
schaftlich erwiesen: Schon 
die ersten paar Zigaretten 
machen süchtig. Eine neue. 
Studie fand heraus, dass 
Zwölf- und Dreizehnjährige 
schon wenige Tage nach ih 
rer ersten Zigarette Anzei 
chen einer Sucht zeigen. 
Untersucht wurden insge 
samt 681 Mädchen und Jun 
gen dieser Altersgruppe im 
US-Staat Massachusetts. Das 
Ergebnis der Studie soll in 
dieser Woche im britischen 
Medizin-Fachjournal «To 
bacco Control» veröffent 
licht werden. Die "Studie 
deute daraufhin, dass einige 
Menschen genetisch emp 
fänglicher für Nikotinsucht 
seien als andere. 
16-Jähriger Ist 
Schützenkönig 
Andreas Amreis aus Zolli- 
kon (Bild) holte sich am 
Zürcher Knabenschiessen 
den Titel des Schützenkö 
nigs. Mit seinen gezielten 
Schüssen auf die 300-Me- 
ter-Scheibe und den erziel 
ten 32 Punkten im Stechen 
setzte er sich gegen seine 
'zwei Mitkonkurrenten 
durch. Auf den Automatik- 
Lehrling aus der Zürichsee 
gemeinde wartet neben dem 
Titel als Preis ein Flug nach 
Los Angeles. Am Ausstich 
beteiligten sich drei Bewer 
ber, die Unterlegenen er 
reichten 31 respektive 28 
Punkte. 
Badeferien für 
Prinz Charles 
LONDON: Trautes Urlaubs 
glück: Ein Fotograf hat 
Prinz Charles (51) jetzt 
während seines Urlaubs auf ■ 
einer Segelyacht vor die 
Linse bekommen. Mit an 
Bord war Dauer-Freundin 
Camilla Parker Bowles (52), 
die sich im weissen Badean- 
zug zum Thronfolger in gel 
ben Shorts an Deck gesellte. 
Nach einer Lesepause folgte 
die Geliebte dem Prinzen in 
die Fluten des Mittelmeers,' 
der dort sichtlich vergnügt 
henimplanschte. Das Paar 
war einer Einladung eines 
Freundes an die Cote d'Azur 
gefolgt. 
Eigene Frau mit 
HIV angesteckt 
ANKARA: In der Türkei ist 
ein mit dem HIV-Virus infi 
zierter Mann zu 27 Mona 
ten Haft verurteilt worden. 
Er hatte wissentlich seine 
Frau angesteckt. Der 25- 
Jährige habe seiner Frau die l 
Infektion mit dem AIDS-Vi- 
rus verschwiegen und da 
durch ihr Leben gefährdet. ; 
Die Staatsanwaltschaft hätte 
wegen Mordversuchs auf ei 
ne lebenslange Haftstrafe 
plädiert. 
Herausforderung der ExtraMasse 
Vor 150 Jahren ist der Piz Bernina ah der Grenze zu Italien erstmals bezwungen worden 
Der Piz Bernina mit dem markanten Ostgrat. Die Erstbesteigung 
erfolgte vor 150 Jahren. (Bild: Keystone) 
PONTRESINA: Noch heute 
gilt der 4049 Meter hohe 
Piz Bernina an der Grenze 
zu Italien als alpinistische 
Herausforderung der Ex 
traklasse. Vor 150 Jahren, 
am 13. September 1850, 
wurde der einzige Vier 
tausender Graubündens 
erstmals bezwungen. 
«Gierig schweift nun der Blick 
über die Erde bis an den weiten 
Horizont, tausend und tausend 
Bergspitzen lagerten wie ein 
grosses Heer um uns. Erstaunt 
und zugleich beklemmt sahen 
wir Uber dieses Bild grossarti 
ger Gebirgswelt hin», schrieb 
der damals 28-jährige Forstin 
spektor Johann Coaz aus S- 
chanf im Engadin nach Errei 
chen des Gipfels. 
12 Stunden nach dem 
Aufbruch 
Coaz und die Brüder Johann 
und Lorenz Ragut Tscharner 
aus Scheid im Domleschg wa 
ren dii ersten Bergsteiger, die 
am 13. September 1850 auf 
dem Gipfel des mächtigen Piz 
Berninas standen. Es war 18.00 
Uhr, 12 Stunden, nachdem das 
Trio vom Bernina-Wirtshaus 
aufgebrochen war. 
Die Spitze bot gerade soviel 
Platz, dass die drei nebeneinan 
der stehen konnten. Bevor Coaz 
und seine Begleiter abstiegen, 
rammten sie die «eidgenössi 
sche Fahne» in den Boden, «als 
Zeichen der factischen Erobe 
rung». Zudem hinterliessen sie 
in einer Flasche Bündner Mün 
zen sowie ein Blatt mit dem 
Datum der Erstbesteigung und 
ihren Namen. 
Erobert wurde der Piz Berni 
na, der «gewaltige Herrscher», 
im Auftrag der topografischen 
Landesvermessung. Abenteu 
erlich und gefährlich war nicht 
nur der Aufstieg in Eis und 
Schnee. Auf dem Rückweg 
brach die Nacht herein, pure 
Verzweiflung ergriff die drei. 
Coaz schrieb: «Da ergoss 
sich plötzlich ein heller Licht 
strom über den ganzen Glet 
scher. Det gute Mond hatte 
sich unserer erbarmt, und er 
schob seine Scheibe im vollen 
Abglanz der Sonne langsam 
hinter einer Gletscherkuppel 
heraus, als ob er Liebenden ih 
re einsamen Pfade beleuchten 
wollte.» 
Um 02.00 Uhr kamen die 
Erstbesteiger wieder im Berni- 
na-Wirtshaus an. «Dieselbe 
Nacht wurden noch alle Müh 
seligkeiten in altem Veltliner in 
Vergessenheit getrunken und 
nur der unauslöschliche Reiz 
der Erinnerung mit zur Ruhe 
genommen», hielt Coaz nach 20 
Stünden Strapazen fest. 
Sagenumwobener Colani 
auf dem falschen Gipfel 
Johann Coaz und seine Ge 
hilfen waren nicht die Ersten, 
die auf den Piz Bernina woll 
ten. Und auch sie schafften es 
erst im zwölften Versuch. Zu 
vor waren unzählige Bergstei 
ger gescheitert, unter ihnen der 
sagenumwobene Gamsjäger 
Marchet Colani (1772-1837). 
Merkwürdigerweise hielten 
Colani und seine Begleiter den 
heutigen, 3905 Meter hohen 
Piz Palü für den höchsten Berg. 
Erst als sie auf der 3882 Meter 
hohen Palü-Ostspitze waren, 
realisierten sie, dass der später 
als Piz Bernina benannte Gipfel 
um einiges höher war. 
Schwarze Schleier statt 
Gletscherbrille 
Johann Coaz und seine Be 
gleiter waren mit einer fiir heu 
tige Verhältnisse primitiven 
Hochgebirgsausrüstung unter 
wegs. Steigeisen waren unbe 
kannt, ebenso die Gletscher 
brille. Man behalf sich mit 
schwarzen Schleiern, die das 
Gesicht unter den Wetterhüten 
fast bedeckten. 
Die Naturforschende Gesell 
schaft Graubündens veröffent 
lichte die Aufzeichnungen von 
Coaz 1856 im Jahresbericht. 
Der Bernina- Bezwinger lieferte 
gleichzeitig einen gezeichneten 
Ausschnitt seines Aufstiegs im 
Massstab 1:50 000 und ver- 
fasste einen topografischen 
Überblick über den Bernina- 
Gebirgsstock. 
Schwere Vorwürfe 
Zwölf Tote nach Katastrophe auf Campingplatz in Süditalien 
Keiko» bleibt in Gefangenschaft 
SOVERATO: Nach der katastro 
phalen Überschwemmung auf 
einem Campingplatz in Kala- 
brien mit mindestens zwölf To 
ten haben Umweltschützer und 
Politiker schwere Vorwürfe er 
hoben. 
Gestern wurde bekannt, dass 
mehrere UmWeltorganisationen 
seit Jahren auf die Gefahr einer 
Überflutung hingewiesen hatten. 
Der World Wide Fund for Nature 
(WWF) habe noch im vergange 
nen Januar gewarnt. Die lokalen 
Behörden hätten aber einfach 
«ein Auge zugedrückt», klagten 
Zeitungen. Das italienische 
Fernsehen sprach von einer «an 
gekündigten Katastrophe». Nach 
wie vor wurden mehrere Men 
schen vermisst. Bis Montag wur 
den zwölf Leichen aus den Meter 
Italienische Polizisten suchen mit Hunden nach Vermissten. 
hohen Schlammmassen gebor 
gen, die den Zeltplatz bei Sover- 
ato an der Ionischen Küste am 
Sonntag überflutet hatten. Unter 
den Toten waren fünf Behinder 
te sowie drei Helfer, die mit der 
Gruppe von 17 körperlich Be 
hinderten in Ferien waren. 
«Die Helfer kamen ums Leben, 
als sie versuchten, die Behinder 
ten aus der Schlammflut zu ret 
ten», berichteten Augenzeugen. 
P0R1LAND: Der Schwertwal 
«Keiko», Star des Kinofilms 
«Free Willy», muss wahr 
scheinlich einen weiteren 
Winter in Gefangenschaft ver 
bringen. Obwohl der Orca, der 
seit zwei Jahren in Island auf 
die Auswilderung vorbereitet 
wird, schon mehr als 40 Aus 
flüge ins offene Meer unter 
nommen hat, ist er nach An 
sicht seiner Pfleger noch nicht 
reif fQr ein Leben in Freiheit. 
Da sich das Wetter verschlech 
tert, die Winde stärker und die 
Wellen höher werden, kann 
«Keiko» sein Gehege nun bis 
zum nächsten Frühjahr ver 
mutlich nur noch selten ver 
lassen.. «Irgendwie haben wir 
den Herbst verpasst. Wir ha 
ben schon Wjnter», sagte 
Charles Vinick, Vizepräsident 
der Umweltschutzorganisation 
Ocean Futures, die die Wieder 
eingliederung des Orcas in die 
Freiheit organisiert. So wird 
der nun 23 oder 24 Jahre-alte 
«Keiko» die nächsten Monate 
vermutlich fast ausschliesslich 
in der Bucht im Nordatlantik 
verbringen, in die er im Sep 
tember 1998 gebracht wurde. 
Für die Pfleger keine leichte 
Aufgabe: «Wir müssen ihn bei 
Laune halten, ihn beschäfti 
gen und zu Aktivitäten anre 
gen», sagte Vinick. «Keiko» 
solle den Winter so abwechs 
lungsreich wie möglich ver 
bringen. Auf dem Stunden 
plan stehen eine Reihe von 
Übungen für den Wal, der im 
merhin rund zwei Jahrzehnte 
in Gefangenschaft verbrachte: 
Schnellschwimmen, Tauchen, 
Sprünge, - Flossenschlagen. 
Und nicht zuletzt soll «Keiko» 
endlich lernen, lebende Fische 
zu fangen. 
Schon 45 neue BSE-Fälle 
i ' ? £ * ■; '(l" »mV» 1 
JPARIS:; Im fwz^sischep 
jwfuer infran^^^^u'zwei He4] 
Fall Von Rin^erwahnsiwi fce- vt -befolg 
kaniit^ gew9rden.Dasfer-...'Jeniiin,'^Da^ t |j|it[ stützte sictfj 
'krankte Tier bringt die. Zahl befjeinen Angaben auf vor-/! 
T der ; seit Jahresbeginn in läufige Ergeb$$s£ des, in die-| 
: Frankreich entdeckten Fälle- ?sem i'Spmnqw,4ri; FrankreichJ 
[ auf'45, teilte das Landwirt? - eingeführt«/;"! pHonics-Test-J 
' i 
4 IllPv, 
1 6r untersuch] 
- 
' wurden jiach den 
nen mit Hllfcdes 
Verfahrens 9$. 
iWItdem Jünj' 
luelt' dem 
Mit Aussenarbeiten begonnen 
Edward Lu und Juri Malenschenko machen Weltraumspaziergang 
infor 

HOUSTON: Der US-Astronaut 
Edward Lu und sein russischer 
Teamkollege Juri Malenschen 
ko haben in der Nacht zum 
-Montag die US-Raumfähre 
Atlantis für einen Weltraum 
spaziergang verlassen. 
Ihr Aufgabe ist es, die letzten 
fehlenden Verbindungen zwi 
schen den verschiedenen Modu 
len der Internationalen Raum 
station ISS herzustellen, wie die 
US-Raumfahrtbehörde NASA 
mitteilte. Die Raumfahrer ver- 
liessen die Atlantis um 06.55 
MESZ, ihr Ausflug soll rund 
sechseinhalb Stunden dauern. 
Dazu müssen die Astronauten 
wie Bergstelger 33 Meter an der 
Aussenseite der Station hoch 
klettern. So weit haben sich 
Astronauten bei Raumspazier- 
Das Andockmanöver ist ge 
glückt. (Bild: Key) 
gängen noch nie von ihrem 
Mutterschiff entfernt. 
Die Atlantis hatte am Sonntag 
trotz des Ausfalls eines Naviga 
tionssystems elegant an die ISS 
angedockt Ziel der Mission ist 
es, die ISS für die erste dauerhaf 
te Besatzung vorzubereiten. 
Dafür treffen die fiinf US- 
Astronauten und zwei russi 
schen Kosmonauten, die mit der 
Atlantis zur ISS geflogen sind, 
in den nächsten Tagen die letz 
ten Vorbereitungen. Die Fähre 
hat mehrere Tonnen Nahrungs 
mittel und Ausrüstungsgüter an 
Bord, die in der Raumstation 
verstaut oder installiert werden 
müssen. Am Bau der Internatio 
nalen Raumstation sind neben 
den USA und Russland Kanada, 
Japan und mehrere europäische 
Länder beteiligt.
	        

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