36 Samstag, 2. September 2000
AUSLAND
Liechtensteiner VOLKSBLATT
NACHRICHTEN
Putin schiebt Ver
antwortung ab
MOSKAU: Der russische Prä
sident Wladimir Putin hat
die Medienmogule für den
wirtschaftlichen und mi
litärischen Verfall des Lan
des verantwortlich gemacht.
Die Wochenzeitung «Wlast»
veröffentlichte einen Mit
schnitt eines Treffens Putins
mit Angehörigen der 118
verstorbenen Soldaten des
gesunkenen Atom-U-Boots
«Kursk». Der Präsident er
klärte, die Oligarchen hätten
die Medien aufgekauft und
manipulierten nun die öf
fentliche Meinung.
Rebellen töten
13 Soldaten
COLOMBO: Die Rebellen
gruppe Befreiungstiger von
Tamil Eelam (LTTE) hat am
Freitag in Sri Lanka ein
Fahrzeug der Streitkräfte
angegriffen und 13 Solda
ten getötet. Das Verteidi
gungsministerium erklärte,
der Vorfall habe sich in der
Nähe der Stadt Vavuniya
ereignet. Acht weitere Per
sonen seien verletzt worden.
Die Soldaten der Luftwaffe
seien auf dem Weg zu ihrer
Basis von einer Mine ge
troffen worden, sagte der
Sprecher des Verteidigungs
ministeriums.
Nahost-Frleden In
greifbarer Nähe
PARIS: Ein Friedensabkom
men zwischen Israel und
den Palästinensern ist nach
Einschätzung des französi
schen Präsidenten Jacques
Chirac in greifbarer Nähe.
Chirac sagte am Freitag,
beide Seiten müssten dafür
nur noch «kleine Anstren
gungen* unternehmen. Der
kommende Monat müsse
entscheidend für den Frie
den sein. Chirac war zuvor
in Paris mit dem ägypti
schen Präsidenten Husni
Mubarak zusammengekom
men, der sich seit langem
um einen Vermittlung zwi
schen Israel und den Paläs
tinensern bemüht.
Geldmangel bei-
Minenräumung
ISLAMABAD: Aus Geld
mangel muss das Minen-
räumprogramm der UNO in
Afghanistan halbiert wer
den. Das teilte das UNO-
Koordinierungsbüro für Af
ghanistan in der pakistani
schen Hauptstadt Islamabad
am Freitag mit. Minenräum-
Teams würden in unbezahl
ten Urlaub geschickt, die
Arbeiten im Fastenmonat
Ramadan Ende des Jahres
ganz eingestellt. Die massive
Einschränkung der Räumar
beiten werde schwere Kon
sequenzen für die Bevölke
rung haben, sagte die UNO-
Expertin Polly Brennan.
Gaddafi: 31 Jahre
an der Macht
TRIPOLIS: Wenige Tage
nach der Heimreise von
sechs auf den Philippinen
freigelassenen Geiseln über
Tripolis hat Muammar el
Gaddafi den 31. Jahrestag
seiner Machtergreifung be
gangen. Der 58-Jährige kam
am Rande der Feierlichkei
ten in Sirte mit zwölf afri
kanischen Staatschefs zu
sammen.
Clinton vertagt Entscheidung...
Der amerikanische Präsident überlässt die Raketenabwehr-Entscheidung seinem Nachfolger
WASHINGTON: US-Präsi
dent Bill Clinton überlässt
die Entscheidung über das
neue Raketenabwehrsys
tem NMD seinem Nach
folger. Zurzeit seien die
Bedingungen für einen
Start noch nicht gegeben,
sagte er in einer Rede zur
nationalen Sicherheit in
Washington.
Das NMD-Projekt zielt darauf
ab, Raketenangriffe aus Staaten
wie Irak, Iran oder Nordkorea
abzuwehren. Russland, China
und die meisten Verbündeten
der USA lehnen das Projekt ab,
weil es den ABM-Vertrag ver
letzen würde. Zudem misslan
gen mehrere Tests.
Clinton verwies in seiner Re
de an der Georgetown-Univer
sität auf die «ernsten Einwän
de» gegen das System. «Wir
sollten nicht vorangehen, be
vor wir davon überzeugt sind,
dass das System funktionieren
wird», sagte Clinton am Freitag.
«Es ist viel besser, im Kontext
des ABM-Vertrags und der Un
terstützung durch die Verbün
deten weiter zu machen.»
Im Prinzip richtig
Der Präsident betonte, er hal
te die Stationierung eines Ab
wehrsystems in Alaska gegen
Atomraketen aus Problemstaa
ten, welche die Abkommen
über Nuklearwaffen nicht un
terzeichnet haben, für richtig.
Die USA müssten sich auf mög
liche Gefahren der Zukunft ein
stellen.
Die Raketenabwehr könne
aber nicht für sich allein gese
hen werden. Es gehe darum, die
«wirkungsvollste Verteidigung
aufzubauen und das strategi
sche Gleichgewicht mit Russ
land zu bewahren».
Zuerst Beweis für
Zuverlässigkeit
Clinton sagte, während die
Technologie des Abwehrsys
tems vielversprechend sei, sei
dieses den Beweis für seine Zu
verlässigkeit bisher schuldig
geblieben. Er verwies darauf,
dass die beiden letzten Tests
fehlschlugen. Das System wäre
nach den jetzigen Plänen in
den Jahren 2006/2007 einsatz
bereit. Sollte der nächste Präsi
dent über einen Aufbau ent
scheiden, sei dies «im selben
Zeitrahmen» möglich, versi
cherte Clinton, der im kom
menden Januar nach zwei
Amtszeiten ausscheidet.
Der demokratische Bewerber
um das Weisse Haus, Vize-Prä
sident AI Gore, äusserte sich
bislang zurückhaltend über das
Projekt. George W. Bush, der
republikanische Präsident
schaftskandidat, ist hingegen
ETA übernimmt Verantwortung für
vier Anschläge in Spanien
MADRID: Diebaskische Untergrundorganisation ETAhat sich in
' Spanien.» vier Attentaten mit insgesamt vier Toten und neun'
, Verletzten in den vergangenen Wochen bekannt „ty,; j,;< .*; ^
> /Ia$ner Erklärung, die am Freitag von der ETA-nahen Zeitung
, «Gaw|y^ffentlicht wurde, bekannte sichi die ETA -zu dea An-'
; schlagen der ^vergangenen^ Wochen. So gehendie Ermordung des i
> baskischen -Arbeitgeberchefc Josö Maria Korta; des Leutnants ,der /
j,Strritkräfte,F,rancisco Casanova und zweier Polizisten, die in ei- ,;
s dem Bergdorf von einer Haftbombe unter ihrcfti Fahrzeug zerfetzt t
' worden, -waren auf das Konto der Terroroiganisation. Die ETA be-1
1 kannte sich zudem zu< der Explosion einer Autobpmbe im Norden t
> Madrids; Dabei waren elf Menschen teils schwer verletzt worden*
darunter zwei Kinder. Dieses Attentat richtete sich laut der Mittei
lung unter anderem gegen den angeblich in dem Viertel lebenden,
, Co-Präsidentender Grossbank Santander Central Hispano (BSCH),;
: Jos*MariaAmusategul.. '< ... ..
■ % Die Separaüstenoiganisation jräumte auch den Tod von vier ih-.i
. rer Aktivisten.bel deriversehentlichen Explosion ihres mit Spreng-.
i Stoff • beladenen; Autos am 7. August ;ln" jiilbao ein.>'«Die yfcr
!#Mp%eföhrten bereiteten eine.Aktionvoivhiess es.Damit.ist ein-
t^enorrj^nschlag gemeint. Der jüngste Mont ag e!nem Stadtrat/in i
dexba^kjschen Stadt Zumarraga am Dienstagiwunte indeä nltibt
. owlb^^dt.der Aufkündigung ihrer «Waffenrahe» im Dezembers
' i999 t tiat "jjiileETA bei Anschlägeu.bereits zwölf Menschen getötet;
und etwä 30,Yerletzt. Spanien jetlebt derzeit die ; blutigste Terror- j
Offensive seit vielen Jahren/ '
Prodi weist Haider-
Drohung zurück
«Eine Meinung und sonst nichts»
STOCKHOLM: EU-Kommis
sionspräsident Romano Prodi
hat die Drohung des öster
reichischen Rechtspopulisten
Jörg Haider mit einer Blocka
de der EU-Osterweiterung
zurückgewiesen. Haider sei
weder Kanzler noch Aussen-
minister, sagte Prodi am Frei
tag in Stockholm.
Bei seiner Äusserung vom Don
nerstag handle es sich daher
um «eine Meinung und sonst
nichts». Der frühere Vorsitzen
de der Freiheitlichen Partei
Österreichs (FPÖ) hatte erklärt,
bezüglich der Osterweiterung
der Europäischen Union werde
es «keinen Schritt geben, dem
ich nicht zustimme». Prodi sag
te, der österreichische Bundes
kanzler Wolfgang Schüssel ha
be ihm wiederholt versichert,
dass Haider keine politische
Mittel habe, um seinen Stand
punkt in die Tat umzusetzen.
Über die EU-Osterweiterung
schwelt in der Regierungskoali
tion seit Wochen ein Streit zwi
schen der FPÖ und Schüsseis
Volkspartei (ÖVP).
Wie Prodi weiter mitteilte,
sollen die jüngsten Äusserun
gen Haiders keine Auswirkun
gen auf die Entscheidung der
so genannten «drei Weisen» ha
ben, die derzeit im Auftrag der
EU die innenpolitische Lage in
Österreich überprüfen.
ein vehementer Befürworter
von NMD.
Lob aus Moskau und
Brüssel*
Das russische Militär lobte
den Aufschub als «konstruktiv».
NATO-Generalsekretär George
Robertson sprach von einer
klugen Entscheidung. Nach der
Auffassung von Peking und
Moskau verstösst der Raketen
schild gegen mehrere interna
tionale Abrüstungsverträge.
Aber auch westliche Partner
Washingtons meldeten erhebli
che Zweifel an dem Vorhaben
an. Experten befürchten ein
neues Wettrüsten, wenn die
USA als einziger Atomstaat
über ein Schutzschild verfügen.
Erbe von Star-Wars
Der US-Plan knüpft an das
«Star-Wars»-Programm des da
maligen Präsidenten Ronald
Reagan an. Die National Missi-
le Defense (NMD) ist eine «Mi
niversion» der Idee Reagans
von einem weltraumgestützten
Abwehrsystem.
Bei dem jetzigen Projekt
handelt es sich aber um eine
landgestützte Abwehr mit 20
Abfangraketen, die von Satelli
ten und einem hochpräzisen
Radarsystem am Boden zur an
fliegenden gegnerischen Rakete
gesteuert werden. Diese wird
durch eine Kollision zerstört.
US-Präsident Bill Clinton schiebt die Entscheidung über die Rake
tenabwehr auf seinen Nachfolger ab. (Bild: Keystone)
Süd- und Nordkorea
vereinbaren neue Gespräche
Annäherungsprozess soll ausgedehnt werden
SEOUL/PJÖNGJANG: Süd- und
Nordkorea wollen ihren
Annäherungsprozess künftig
auf den militärischen Bereich
ausdehnen. Zum Abschluss ih
rer Versöhnungsgespräche ei
nigten sich die beiden Delega
tionen in einer gemeinsamen
Erklärung auf Militärtreffen.
Die am Freitag in Pjöngjang
unterzeichnete Sieben-Punkte-
Erklärung sieht die Fortsetzung
der Diskussionen über gegen
seitiges militärisches Vertrauen
und den Abbau der Spannun
gen auf der geteilten Halbinsel
vor.
Dagegen blieben nach süd
koreanischen Angaben die
konkreten Entspannungsvor
schläge des südkoreanischen
Verhandlungsleiters, des Verei
nigungsministers Park Jae Kyu,
über die Einrichtung eines
«heissen Drahts» und Kontakte
ranghoher Militärs beider Län
der unerwähnt.
Auf Grund der strittigen Fra
gen über Massnahmen im mi
litärischen Bereich seien der
Aufenthalt der südkoreani
schen Delegation und die Ver
öffentlichung der Erklärung
um einen Tag auf Freitag ver
schoben worden.
Park wurde am Freitag über
raschend zum Frühstück vom
nordkoreanischen Machthaber
Kim Jong II zu Gesprächen
über das Ministertreffen emp
fangen.
Kim habe dabei nach Anga
ben der sUdkoreanischen Dele
gation die Entsendung eines
Wirtschaftsteams nach Süd
korea zugesagt.
Während der Ministerge
spräche hatten sich beide Sei
ten bereits zuvor auf weitere
ZusammenfÜihrungen getrennt
lebender Familien sowie auf
Grundlagen zum Ausbau der
wirtschaftlichen Zusammenar
beit verständigt.
Es waren die zweiten Ge
spräche auf Ministerebene seit
dem historischen Gipfeltreffen
beider Staaten im Juni in
Pjöngjang. Die nächste Ge
sprächsrunde ist bereits für En
de September in Südkorea ge
plant.
Libanon wählt Parlament
Am Sonntag folgt der zweite und entscheidende Wahlgang
Noch herrscht Alltag im Libanon. Die Wahlplakate zeigen der Bevölkerung aber deutlich auf, dass
Parlamentswahlen anstehen. Am Sonntag wird die endgültige Entscheidung fallen. Ein Parlament mit
128 Abgeordneten soll in der zweiten und letzten Phase gewählt werden.