Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Land und Leute 
Freitag, 25. August 2000 7 
Energie für den «Würfel»: Rückstand 
wird bis Januar 2001 ausgeglichen 
Strom für den Liechtensteinpavillon: Das Solarkraftwerk Bendem-Haag arbeitet einwandfrei - wenn die Sonne scheint 
Die Idee war so gut und originell, 
dass sogar die Expo 2000 Liech 
tenstein mit einem namhaften Be 
trag mitmachte: Der Strom für 
ihren Pavillon erzeugen sich die 
Liechtensteiner selbst - gemäss ei 
nem der Anliegen der Weltaus 
stellung, nämlich der nachhaltigen 
Energieiiutzung, errichtete das 
kleine Land in enger Kooperation 
mit der Solargenossenschaft ein 
Sonnenkraftwerk an der Rhein 
brücke Haag-Bendem zwischen 
der Schweiz und Liechtenstein. 
Dieses Kraftwerk sollte die Ener 
gie liefern, die der Kubus im All 
tagsbetrieb der Expo 2000 
benötigt. Das schlechte Wetter im 
Juli allerdings machte einen klei 
nen Strich durch die Rechnung. 
Erich Waller de Meijer 
Ein gläserner, leuchtender Kubus, den 
der Besucher durch eines von vier 
Steintore betritt - beim Pavillon von 
Liechtenstein rückten die Architekten 
in Anspielung auf den Ländernamen 
die Elemente «Licht» und «Stein» ge 
stalterisch in den Vordergrund. Licht 
spielt also eine grosse Rolle. Licht 
braucht Energie - verbraucht Strom. 
Der gesamte Energiebedarf des Liech- 
tenstein-Pavillons in Hannover sollte 
durch erneuerbare Energie aus Liech 
tenstein gedeckt werden. Das entspre 
chende Quantum Strom wird auf Solar 
anlagen erzeugt und ins europäische 
Netz eingespeist, was Liechtensteins 
EXPO-Beitrag zu einem Null-Energie- 
Stand macht. Sowohl der Energiever 
brauch in Hannover, als auch die Ener 
gieproduktion in Liechtenstein sind im 
Pavillon jederzeit ersichtlich. 
Schulden werden beglichen 
Produziert wurden seit 1. Juni an der 
RheinbrUcke bis heute 13223 Kilowatt 
stunden - verbraucht wurden hingegen 
Hans Frommelt: «Der Juli war doch ziemlich schlecht: Viel Regen und sehr, sehr wenige Sonnenstunden. Aber an Tagen wie heute produzieren wir wiederum wesentlich 
mehr Strom, als dann letztendlich verbraucht wird. Das Problem ist, dass der Energieverbrauch nur sehr, sehr schlecht und schwer hochgerechnet werden kann.» 
verständlich noch gar nicht genau, wie 
viel verbraucht wird. Aber wir können 
beruhigt sein - im Endeffekt wird es ei 
nen Ausgleich geben, denn die Anlage 
bleibt ja stehen, während die Expo 2000 
im Oktober ihre Pforten schliessen 
wird. Ich rechne damit, dass schätzungs 
weise im Jänner 2001 alles pari sein 
wird. Auch wenn es dazwischen wieder 
einmal regnen sollte.» Die Lichter wer 
den im Pavillon auch deshalb nicht aus 
gehen, weil Liechtenstein «Kredit» hat: 
Man hat eine Kooperation mit einem 
deutschen Energielieferanten - dort 
entnimmt man je nach Kraftwerkslei- 
Der Liechtenstein-Würfel in Hannover: Die Energie, die er verbraucht, kommt aus dem Fürstentum. Die Solaranlage an der 
Brücke zwischen Haag und Bendem liefert den Strom. Bisher doch etwas zu wenig - wegen dem verregneten Juli. 
Eine einmalige Konstruktion: Die Solaranlage der Solargenossenschaft. 
25250 Kilowattstunden. Man ist im 
Rückstand - der Energieverbrauch in 
Hannover ist derzeit um einiges höher 
als jenes Potential, das derzeit aus 
Liechtenstein geliefert wird. Entsteht 
so ein dramatischer Schuldenstand ge 
genüber der Expo 2000 in Hannover? 
Hans Frommelt, der Sprecher der 
Liechtensteinischen Solargenossen 
schaft winkt ab: «Natürlich ist derzeit 
ein Rückstand zu verzeichnen. Der Juli 
war doch ziemlich schlecht: Viel Regen 
und sehr, sehr wenige Sonnenstunden. 
Aber an Tagen wie heute produzieren- 
wir wiederum wesentlich mehr Strom, 
als dann letztendlich verbraucht wird. 
Das Problem ist, dass der Energiever 
brauch nur sehr, sehr schlecht und 
schwer hochgerechnet werden kann - 
und vor Monaten wussten wir selbst- 
stiing Energie. Von «enormen Strom- 
schulden», wie in manchem Medium 
berichtet wird, kann also nicht die Rede 
sein. Der aktuelle Stromverbrauch, die 
bisher verbrauchte Energie, die bisher 
gelieferte Energie und die aktuelle En 
ergieproduktion sind genau nachzule 
sen auf dem Expo-2000-Link von 
Liechtenstein. 
Solarenergie - kein interessantes 
Thema für das Land? 
Das Projekt Sölarenergie für die Ex 
po 2000 wurde heuer im April in Angriff 
genommen. Es war die Idee der Solar 
genossenschaft zusammen mit den 
-LKW, umweltfreundlich vorhandene 
Infrastruktur und Recourcen zu nützen, 
um kostengünstig zu Energie zu kom 
men, ohne die Umwelt zu belasten. So 
gesehen war der Plan, 6inen vorhande 
nen Verkehrsweg - nämlich die Rhein 
brücke zwischen Haag iind Bendern zu 
nützen - einfach genial. «Es war eine 
spannende Sache - von der ersten Mi 
nute an», erinrjert sich Hans Frömmelt. 
Nicht nur spannend. Es war auch eine 
Herausforderung, denn auch bei den 
Materialien, die bei der einmaligen 
Konstruktion verwendet wurden, war 
die Maxime: «Umweltfreundlich han 
deln!» Und so waren viele Fragen zu 
beantworten: Welches Material sollte 
für die Befestigung der Solarzellen 
verwendet werden? Eisen? Alu? 
Holz? Kunststoff? Man entschied sich 
für eine Mischkonstruktion aus Holz 
und verzinktem Eisen - eine standhaf 
te Variante, die die Natur wenig bela 
stet. 
Private Sponsoren 
Die Anlage ging am 15. Mai erfolg 
reich in Betrieb. «Seither funktioniert 
sie klaglos - sie hat die Feuertaufe mit 
Föhn-Spitzenwert und Hagelschlag be 
standen» Die Kosten beliefen sich auf 
rund 580000 Franken. Bei der Finanzie 
rung haben sich besonders private 
Sponsoren, Stiftungen und die LKW 
hervorgetan. Das Land war da etwas 
zurückhaltender. Leider... 
Die Solaranlage ist eine einmalige 
Angelegenheit - Ähnliches findet man 
auf der ganzen Welt kein zweites mal. 
Gemessen an der Pro-Kopf-Produktion 
von Solarenergie ist Liechtenstein oh 
nehin Weltmeister. Eine erfreuliche 
Tatsache, die das Fürstentum Liechten 
stein in Hannover in einem besonders 
guten Licht darstellt - zumal das Licht 
vom Rhein kommt... 

flirrte*. rjcjn tvzc, r* 3? : 
;nf KOtu« TIOS JE* SCHKCM miac in Liechtenstein 
n i j O ~t C 
U IL J l'DkUh 
.^pcnvrvnsAufH n r.rnxMi'»« i :r<*HTrfiiTfiN-r*vr11 o 
Im Internet zu bewundern - Stand gestern, 9:00 Uhr früh: 12975 Kilowattstunden 
wurden erzeugt, 25 052 wurden verbraucht. 


	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.