Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Magazin 
Dienstag, 1. August 2000 9 
Monat der Sternschnuppen 
Der Sternenhimmel im August - von Dr. Emma Hahn vom Astronomischen Arbeitskreis 
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SCHÜTZE• ^ 
Auch im August bietet der Nacht 
himmel wiederum die Möglich 
keit, viel Interessantes zu beob 
achten. Bei guter Witterung lassen 
sich in diesem Monat vor allem 
Sternschnuppenströme ausge 
zeichnet beobachten. Lesen Sie 
dazu nachstehenden Beitrag, ver- 
fasst von Dr. Emma Hahn vom 
Astronomischen Arbeitskreis 
Fürstentum Liechtenstein, der 
Einblick in Geschehnisse am 
Himmel in diesem Monat gibt. 
Dr. Emma Hahn 
Unsere Sonne, die seit dem 22. Juli 
15 Uhr Sommerzeit durch das Tierkreis 
zeichen Löwe zieht, wird dieses am 22. 
August 22 Uhr verlassen und damit in 
das Tierkreiszeichen Jungfrau gelan 
gen. Die bekannte Einteilung der 
Ekliptik (scheinbare Sonnenbahn) ist 
genau berechenbar und die einzelnen 
Abschnitte heissen seit alters her im 
mer noch gleich, während die Sternbil 
der», deren Namen die Stern«zeichen» 
erhielten, inzwischen «weitergewan 
dert» sind. So wird die Sonne in das Ge 
biet des Stern«bi!des» Löwe erst am 10. 
August um 11 Uhr kommen. Die facet 
tenreichen Sagen, die sich um die ver 
schiedenen Sternbilder ranken und den 
mythologischen Vorstellungen alter 
Kulturvölker entstammen, sind als geis 
tiges Erbe der Menschheit zu verstehen 
und zu achten. Sie halfen im Altertum, 
als man noch an die Entsprechung 
des Geschehens am Himmel und auf 
der Erde glaubte, wesentlich mit, das In 
teresse am' Sternenhimmel wachzuhal 
ten, besonders aber an den Bahnen der 
Wandelsterne (Planeten), zu denen da 
mals auch Sonne und Mond gezählt 
wurden, weil unsere Erde ganz selbst 
verständlich als ruhender Mittelpunkt 
des Universums galt. 
Der Planetenlauf 
Der sonnennächste Planet Merkur 
kann während des ersten Monatsdrit 
tels ostnordöstlicher Richtung aufge 
funden werden ab 4 Uhr 14 am Mo 
natsanfang, am 7. ab 4.34 Uhr und wird 
ab 10. in der Morgendämmerung mit 
blossen Augen nicht mehr zu sehen 
sein. Die freundliche Venus übernimmt 
für kurze Zeit die Rolle des Abend 
sterns. Sie wandert an Regulus, dem 
Hauptstern des Löwen vorbei und ver 
früht ihre Untergänge von 21.37 Uhr 
am 5. bis auf 20.51 Uhr am Monats 
ende. 
Der rote Planet Mars bleibt für uns 
weiterhin unsichtbar, denn er wandert 
zur Zeit noch über unseren Taghimmel. 
So entgeht uns auch die enge Begeg 
nung (in Blickrichtung zu verstehen) 
mit Merkur am 10. August um 14.59 
Uhr. Dank dem Mars Global Surveyor 
(MGS), einer immer noch aktiven Son 
de der NASA, die seit vier Jahren im All 
ist, besitzen die Forscher bereits weit 
über 20 000 Bilder von der Marsober 
fläche, die aber noch viele Rätsel aufge 
ben. Per Internet kann unter einer Web- 
Adresse sich jeder diese Bildergalerie 
der Sonde MGS ansehen: 
http://www.msss.com/moc_galIery/in- 
dex.html. 
Riesenplanet Jupiter ist anfangs noch 
Objekt der zweiten Nachthälfte, geht 
im letzten Monatsdrittel aber bereits 
vor Mitternacht auf. Er zieht durch das 
Goldene Tor der Ekliptik, dessen Säu 
len die Plejaden und die Hyaden dar 
stellen. 
Der andere Riese, der Ringplanet Sa 
turn verfrüht seine Aufgänge von 
0.52 Uhr am 1. August auf24Uhram 15. 
und auf 22.59 Uhr am Monatsende. 
Frühaufsteher können am 23. August 
um 4 Uhr Sommerzeit in östlicher Rich 
tung einen netten Anblick geniessen: 
Der abnehmende Halbmond gesellt 
sich zu Jupiter und Saturn im Goldenen 
Tor der Ekliptik. 
Periodische , 
Sternschnuppenströme 
Der Monat August wird gerne als 
Sternschnuppenmonat bezeichnet, vor 
allem wegen des Perseidenstroms, der 
als schönster und reichster Strom des 
Jahres gilt. Seine maximale Tätigkeit 
liegt zwischen dem 9. und 13. August. 
Doch können auch schon in der ersten 
Augustwoche gehäuft Sternschnuppen 
auftreten, deren Radiant ebenfalls im 
Perseus liegt. Den Blick nach Nordos 
ten gerichtet, von wo jetzt der Retter 
der Prinzessin Andromeda herbei eilt, 
kann der beharrliche Beobachter ab 
Mitternacht bis ca. gegen 4 Uhr früh 
Sternschnuppen herbeiflitzen sehen, 
denn der zunehmende Mond sinkt in 
der ersten Augustwoche noch rechtzei 
tig unter den Horizont. Während der 2. 
Woche nähert er sich immer mehr sei 
ner Vollmondphase und wird stören, 
denn heuer ist just am 15. Vollmond. 
Sogar in Fachbüchern kann man für 
den Perseidenschwarm die Bezeich 
nung Laurentiusschwarm noch finden, 
mit dem erklärenden Zusatz, dass der 
Volksmund von «Laurentiustränen» zu 
berichten wusste, denn am 10. August 
feierte die Kirche das Gedenken an den 
heiligen Märtyrer Laurentius, der 258 in 
Rom auf einem Rost zu Tode gefoltert 
worden ist. 
Im August werden noch die Kappa- 
Cygniden und die Cepheiden erwartet, 
die wahrscheinlich ein- und denselben 
Ursprungskometen haben. 
Der Fixsternhimmel 
Um 23 Uhr Sommerzeit ist es endlich 
dunkel genug, die Pracht der Sommer 
sternbilder zu geniessen, in mondlosen 
Nächten zeigt uns auch deutlich ein 
zartschimmerndes Band die Er- 
streckung unserer Milchstrasse in 
Längsrichtung. Vom Schützen im Süden 
her aufsteigend zieht es sich durch 
Schild, Adler, ein Stück Leier, dann 
durch den Schw„an, um dann durch Ke- 
pheus und Kassiopeia zu Perseus im 
Nordosten herabzusinken. Wer also 
dem Lichtband Beachtung schenkte, ist 
unweigerlich auch auf die drei hellen 
Sterne am Südhimmel aufmerksam ge 
worden, auf Atair, Wega und Deneb, 
die als Hauptsterne des Adlers, der 
Leier und des Schwans zu einem Drei 
eck zusammengefasst als «Sommer 
dreieck» bezeichnet werden. Zunächst 
hat man auch wirklich den Eindruck, 
dass die Sterne des Himmels, der sich 
wie eine mächtige Kuppel über uns 
wölbt, alle so ziemlich gleich weit ent 
fernt sein werden, doch heute weiss 
man, dass Atair etwa 17 Lichtjahre, 
Wega 26 und Deneb sogar sogar 1825 
Lichtjahre weit weg ist. Dass uns letz 
terer dennoch so hell erscheint, ist sei 
ner hohe Leuchtkraft zuzuschreiben, 
die etwa das 75 OOOfache unserer Son 
ne beträgt. 
Den Westhimmel ziert ein auffallend 
orangeroter Stern, es ist Arkturus, der 
Hauptstern des Bärenhüters Bootes, 
der sozusagen die Bärin im Auge behal 
ten muss, der unseren Sonnendurch 
messer um das 22fache übertrifft und 
aus 36 Lichtjahren Entfernung uns mit 
einer 90-mal grösseren Leuchtkraft als 
die unserer Sonne sein Licht zusendet. 
Eine weitere Besonderheit ist das aus 
Ostsüdost herbeiziehende Sternbild 
des Pegasus, welcher der griechischen 
Sage nach ein geflügeltes Pferd ist, das 
der Sage auch Sohn der Medusa und 
des Poseidon sein sollte. Der hellste 
Stern des Pegasusquadrates gehört 
aber bereits zur Sternkette der Andro 
meda, also zu den ausgebreiteten Ar 
men der unglücklichen Königstochter. 
Wie wir bereits wissen, birgt dieses 
Sternbild den berühmten Andromeda- 
nebel, der in klaren Nächten mit blos 
sen Augen gerade noch als längliches 
Fleckchen gesichtet werden kann. Die 
Vorgänge in diesem «Nebel» wurden 
mit immer besseren Geräten beobach 
tet und 1944 gelang es dem deutschen 
Astronomen Walter Baade (1893 - 
1960) den zentralen Kern des Andro- 
medanebels, um den sich die Spiralar 
me winden, in Einzelsteme aufzulösen. 
Er fand im Andromedanebel sieben 
Spiralarme, zwischen denen dunkle 
Materie lagert, was die Spiralstruktur 
noch deutlicher hervortreten lässt. Es 
wurde seine grosse Ähnlichkeit mit un 
serem eigenen Milchstrassensystem er 
kannt und heute wird, nach verschiede 
nen Korrekturen der Angaben zu seiner 
Entfernung, sein Abstand mit 2,3 Mil 
lionen Lichtjahren angegeben. Wer also 
den Andromedanebel, etwa beim 3. 
Sternchen oberhalb der Andromeda- 
kette gelegen, als milchig-verschwom 
menes Fleckchen ausmachen kann, mag 
darüber staunen, in welche Tiefe des 
Weltalls seine Augen zu blicken ver 
mochten oder, anders herum gesagt, 
dass die eigenen Augen soeben ein 
Licht wahrgenommen haben, das 2,3 
Millionen Jahre durchs Weltall geeilt 
ist, mit einer Geschwindigkeit von rund 
300 000 km/sec. (der moderne Wert für 
die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum 
beträgt 299 792,458 km/s.). 
Raumstation nimmt Gestalt an 
Russisches Service-Modul «Swesda» erfolgreich angedockt 
KOROLJOW: Die internationale 
Raumstation ISS nimmt Gestalt an: 
Das Herzstück der Station, das von 
Russland gebaute zentrale Service-Mo 
dul «Swesda», dockte in der vergange 
nen Woche planmässig an die ISS an. 
Das Manöver erfolgte automatisch. 
«Swesda» bildet den Mittelpunkt für 
weitere Bauteile, bietet der Besatzung 
Schlafplätze und beherbergt das Ab- 
wasseiv und Flugkontrollsystem der 
ISS. Als das unbemannte Modul an die 
bereits im AU beßndlichen ISS-Bautei- 
le «Sarja» und «Unity» andockte, brach 
die Mannschaft im russischen Kontroll- 
zentrum in der Nähe von Moskau in Ju 
bel aus. 
An der Raumstation beteiligen sich 16 
Länder, darunter auch Deutschland 
und federführend die USA. Vertreter 
der amerikanischen Raumfahrtbehör 
de NASA bezeichneten das erfolgrei 
che Manöver als «Beginn einer neuen 
Ära im All». Das Modul war am 12. Ju 
li mit zweijähriger Verspätung in den 
Weltraum geschossen worden; es war 
das erste, das allein von Russland ge 
baut wurde. Juri Semjonow, Leiter der 
staatlichen Gesellschaft RKK Energija, 
erklärte nach dem Andocken am Mitt 
woch, er hoffe, dass es nun zu keinen 
weiteren Verzögerungen mehr kom 
men werde. RKK Energija hatte die 
«Swesda» gebaut. Sie sollte, ursprüng 
lich schon im April 1998 ins All starten. 
Wegen Geldknappheit verschob die 
russische Regierung das Projekt aber 
immer wieder. 
Der Direktor der russischen Raum 
fahrtagentur, Juri Koptew, nutzte die 
Gelegenheit, um grössere finanzielle 
Unterstützung vom Staat zu fordern, 
der Koptew zufolge nur 30 Prozent der 
Kosten übernahm. Das 22 Tonnen 
schwere und rund 15 Meter lange Teil 
stück hat nach russischen Angaben 320 
Millionen Dollar gekostet. Ein Teil der 
Kosten für den Start wurde von der US- 
Schnellimbisskette Pizza Hut übernom 
men, die eine riesige Werbeschrift an 
der Trägerrakete anbrachte. 
Kurz nach dem Andocken nahmen 
die Solarbauteile die Sonnenstrahlen 
auf, und danach übernahmen Computer 
die volle Kontrolle über den Kurs der 
Station. Die erste Besatzung wird be 
reits im Oktober an Bord der Raumsta 
tion erwartet. Die 60 Milliarden Dollar 
teure ISS soll bis zum Jahr 2005 endgül 
tig fertig gestellt sein. Bis dahin müssen 
noch zahlreiche Teile gebaut und ins All 
gebracht werden. Jedes Teil baut auf 
dem vorhergehenden auf; mindestens 
40 Rüge sind bis zur Fertigstellung der 
ISS vorgesehen. 
Die internationale Raumstation ISS - im Bild als Computeranimation - nimmt im 
mer mehr Gestalt an. (Bild: Keystone) 
Neuer Rover auf den Mars 
NASA plant Start im Jahr 2003 
So soll das neue Marsgeßhrt aussehen, das im Jahr 2003 zum Mars geschickt wird. 
WASHINGTON: Die NASA schickt 
im Jahr 2003 wieder einen Landerobo 
ter auf den Mars. Der neue Rover wer 
de dem Mars Pathfinder von 1997 ähn 
lich sein, gab die US-Raumfahrtbehör- • 
de letzte Woche in Washington be 
kannt 
Allerdings werde das neue Landefahr 
zeug deutlich grösser sein und könne 
hundert Meter am Tag zurücklegen. 
Eins der Ziele der Mission ist die Suche 
nach Wasser. Der Rover soll mit Hilfe 
eines Rundum-Airbags auf dem Mars 
niedergehen. Die NASA hatte nach 
den Pleiten mit dem Mars Polar Lander 
und dem Mars Climate Orbiter Ende 
letzten Jahres ihr gesamtes Marspro- 
gramm auf den Prüfstand gestellt. So 
fiel eine für 2001 geplante Landung 
dem Rotstift zum Opfer. Allerdings 
will die Raumfahrtbehörde im kom 
menden Jahr eine Sonde in die Um 
laufbahn des Roten Planeten schicken. 
Das Programm hatte Ende Juni durch 
einen neuen Wasserfund Auftrieb er 
halten.
	        

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