Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Rioion 
Montag, 31. Juli 2000 7 
müssen sich etwas 
einfallen lassen» 
14. Internationales Gauklerfestival in der Feldkircher Altstadt 
Den Höhepunkt des Unterhai« 
tungssommers In Feldkirch sollte 
das beliebte Gauklerfestival bil« 
den. Sollte - denn der Regen 
machte mehr als nur einen Strich 
durch die Rechnung. Nicht nur 
das Publikum erschauerte ob des 
grausamen Wetters* auch den über 
120 Strassenkünstlern aus 10 Na« 
tionen blieb oft genug nichts an« 
deres übrig, als sich vor dem Re 
gen ins TYockerte zu flüchten. 
Gerolf Hauser 
«Künstler-müssen sich etwas einfallen 
lassen», hiess es in der Ankündigung. 
Tatsächlich gab es, neben ausgezeichne 
ten, einfalls- und ideenreichen Gaukler- 
Präsentationen, auch recht einfallslose 
Nummern. Nun ja, Organisationschef 
Hannes Jochum (WEF), der alle Stras- 
senkünstler, die zum Gauklerfestival in 
die Montfortstadt geladen werden, aus 
sucht, kann auch nicht immer und übe 
rall Recht haben. 
Gekonnt und humorvoll 
Von den Strassenkünstlern wird 
«echtes Gauklertum» verlangt. Techni 
sche Unterstützung wie Verstärker sind 
nicht erlaubt, und von Teilnehmern ver 
gangener Festivals in Feldkirch wird ein 
neues Programm erwartet. Die Darbie 
tungen der 120 Strassenkünstler, die die 
Plätze und Gassen der Innenstadt für 
zwei Tage zur (verregneten) Bühne 
machten, zeichneten sich durch ihre 
Bandbreite aus: Comedy auf Hochrä 
dern, Meister des Jonglierens, Pantomi 
me und «down acls» begeistern .Zu 
schauer aus dem ganzen Land durch ih 
re Ideen und professionellen Darbie 
tungen. 
Ganz besonders beeindruckend wa 
ren jene Darbietungen, in denen es den 
Künstlern gelang, das Publikum auf ori 
ginelle Art mit einzubeziehen. Da gab 
es z. B. einen Hochrad-Spezialisten, der 
am Ende seines Programms gekonnt 
und sehr humorvoll ankündigte, dass 
nun zum Schluss-Höhepunkt alle Zu 
schauerinnen auf wertvolle Art und 
Weise mitarbeiten könnten - und reich 
te seinen Hut als Sammelbüchse herum. 
Strassenkunst sei die herrlichste Kunst, 
meinte er, denn hier dürfe man bezah 
len und sowieso erst hinterher. 
Abwechslungsreiches Programm 
Von Freitag ab 12 Uhr bis zum gros 
sen Finale mit ca. dreistündigem Pro 
gramm im ehemaligen Gymnasiumhof 
am Samstagabend zeigten Künstler am 
Feldkircher Gauklerfest, das in Fach 
kreisen einen «ehr guten Ruf geniesst 
(immerhin reisen Gaukler aus ganz Eu 
bietung des Multitalents Bill Whipple 
aus Virginia. Er konnte nicht «nur» 
jonglieren oder mit Feuer hantieren, 
sondern spielte auf verschieden hoch 
aufgefüllten Flaschen einen Kanon 
dreistimmig! Mit seinem grausam häss- 
lichen falschen Gebiss regte er allein 
durch gekonntes Überbrücken zwi 
schen zwei Nummern das Publikum zu 
Lachsalven an. Mehr noch. Durch ein 
faches aber geschicktes Hochwerfen ei 
ner Krawatte hatte diese wie durch 
Zauberei einen echten Knoten zum 
Umbinden. Und was er mit einem Krei 
sel veranstaltete, grenzte tatsächlich an 
Zauberei. Dass er auch auf der Geige 
ein Künstler ist, durfte man leider nicht 
erleben. Diese Nummer Hess er aus, 
weil, wie er sagte, der Lärm ringsum zu 
gross sei. Tatsächlich gab es Gruppen, 
die ihre Musik elektrisch so verstärk 
ten, entgegen des vorgeschriebenen 
Reglements, dass andere in ihren Dar 
bietungen gestört wurden. Nicht nur 
dem Feldkircher Gauklerfestivals, son 
dern uns allen ist zu wünschen, dass der 
nächste Sommer ein Sommer sein wird. 
Überall waren ausdrucksvolle Gesichter 
anzutreffen. 
Jonglieren alleine ist schon eine Kunst: aber erst mit einer Leiter auf dem Seil... 
ropa, aber auch aus den USA oder Aus 
tralien an), ihr Können. Branden Sta 
pelton z. B. reiste aus London an, Alexej 
Merkouchev aus Dresden, Alan Star 
und seine Freundin Carön Mason aus 
Jarrahdale in Australien, Romuald Po- 
polnyk und seine R.P. Magie Band aus 
Warschau und Connie Leaverton aus 
Texas, Rono Kertini aus der Schweiz 
zeigte Zauberei, mimische Clownerie 
kam von Hugh Black aus England, Mu- 
sie Comedy von Bill Whipple aus West 
Virginia oder Jonglagen von «Les Som- 
nifreres» aus Frankreich. 
Ein abwechslungsreiches Programm 
also in allen Gassen und auf allen Plät 
zen der Montfortstadt. Mit dem Fest 
halten an der Qualität der Künstler und 
des ganzen Festivals hat'sich Feldkirch 
neben dem «Linzer Pflasterspektakel» 
zur zweitgrössten Veranstaltung dieser 
Art in Österreich gemausert. 
Qualität der Künstler 
Da gab es den Feuerschlucker, der 
mit grossem Tam-Tam einen Schluck 
aus der Flasche nahm - und ihn hinun 
terschluckte. Oder die fantastische Dar 
Jonglierkiinstler zeigten ihre Künste mit«Händen und Füssen». 
Zahlreiche Besucher kamen fron schlechtem Wetter nach Feldkirch um die Künstler zu bestaunen. 
Mit ein paar Handgriffen entstanden kleine Tiere aus Luftballons, 
\ 
(Bilder: Ingrid) 

• Uftvenport. 
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