Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Donnerstag, 27. Juli 2000 23 
N A C H R I C H T E N 
Importverbot für 
«Blutdiamanten» 
BRÜSSEL: Die EU-Kommission hat am Mitt 
woch neue Regelungen zum Importverbot von 
«Biutdiamanten» aus Sierra Leone vorgeschla 
gen. Stimmt der Ministerrat dem Vorschlag zu, 
werden die EU-Länder damit auf eine Linie mit 
der Resolution des UN-Sicherheitsrates ge 
bracht. Anfang diesen Monats hatte dieser alle 
Mitglieder aufgefordert, nur noch Diamanten 
mit einem offiziellen Herkunftszertifikat aus 
Sierra Leone zu importieren. Die so genannten 
Blutdiamanten werden von afrikanischen Re 
bellen auf dem Weltmarkt verkauft, um Waffen 
für einige der blutigsten Bürgerkriege auf dem 
afrikanischen Kontinent zu finanzieren. Unter 
dem steigenden Druck von Regierungen und 
Menschenrechtsgruppen hat der Weltdiaman- 
tenkongress letzte Woche in Antwerpen einer 
Liste von Massnahmen zugestimmt, die den 
Weg der Diamanten von den Minen bis zum Ju 
welier nachvollziehbar machen sollen. Händler, 
die dagegen Verstössen, müssen mit hohen Stra 
fen rechnen. Auch die EU droht mit Sanktio 
nen. 
Politiker entging 
Bombenanschlag 
BILBAO: Im spanischen Baskenland ist am 
Mittwoch ein Bombenattentat auf einen kon 
servativen Kommunalpolitiker gescheitert. Wie 
die Polizei mitteilte, hatte der Politiker Agustin 
Ramos Vallejo von Spaniens regierender Volks 
partei (PP) in der Ortschaft Abadino bei Bilbao 
den unter seinem Auto angebrachten Spreng 
satz rechtzeitig entdeckt. Sprengstoffexperten 
der Sicherheitskräfte machten die Bombe mit 
einer «kontrollierten Explosion» unschädlich. 
Der PP-Politiker war schon häufiger Opfer von 
Übergriffen radikaler Separatisten gewesen. 
Anhänger der Untergrundorganisation ETA 
hatten mehrfach das Auto des Stadtrats in 
Brand gesetzt. 
Journalist zu sieben 
Jahren Haft verurteilt 
NIS: Ein serbischer Reporter, der von Gräuel- 
taten serbischer Truppen im Kosovo berichtet 
hatte, ist zu sieben Jahren Haft verurteilt wor 
den. Miroslav Filipovic wurde von einem Mi 
litärgericht in Nis der Spionage für ausländische 
Geheimdienste r und der Verbreitung falscher 
Information schuldig befunden. Der Journalist 
hatte für die unabhängige Tageszeitung «Da 
nas» und auch für die französische Nachrichten 
agentur AFP geschrieben. Die Menschenrechts 
organisation Amnesty International protestier 
te scharf gegen den Prozess. «Statt Miroslav Fi 
lipovic wegen seiner journalistischen Arbeit zu 
verfolgen, sollten die jugoslawischen Behörden 
die Anschuldigungen in seinen Artikeln unter 
suchen», hiess es in einer Erklärung der Orga 
nisation. Filipovic hatte unter anderem den Be 
richt eines jugoslawischen Armeeführers zitiert, 
er habe gesehen, wie ein Soldat einen dreijähri 
gen Jungen vor den Augen der Familie köpfte. 
Ein anderer Armeeangehöriger erzählte in den 
Artikeln von Panzerangriffen auf ein kosovo 
albanisches Dorf, bevor eine paramilitärische 
lYuppe die Überlebenden niedergemetzelt ha 
be. Die Anklage hatte Filipovic vorgeworfen, 
die Berichte über Massaker an Kosovo-Alba 
nern, Angriffe und Plünderungen seien falsch. 
Ausserdem soll er einen geheimen Militärbe 
richt veröffentlicht haben. Filipovic wies die 
Vorwürfe, er habe geheime Berichte verwendet, 
zurück. Seine Informationen seien aus öffent 
lichen Quellen gewesen. Der Journalist war im 
Mai verhaftet worden. 
Fidschi: Putschisten 
führer verhaftet 
SUVA: Rund zwei Monate nach dem Putsch auf 
den Fidschi-Inseln haben Soldaten am Mitt 
woch den Anführer der Rebellen, George 
Speight, und drei seiner Vertrauten verhaftet. 
Speight wird beschuldigt, den Präsidenten von 
Fidschi bedroht zu haben. 
Druck auf Barak wächst 
Arafat bei Ankunft in Gaza wie ein Held empfangen 
JERUSALEM: Auch nach 
dem Scheitern des Nahost- 
Gipfels in Camp David will der 
palästinensische Präsident Jas« 
sir Arafat den FViedensdialog 
mit Israel weiter fuhren. Er sei 
zu weiteren Verhandlungen 
bereit, die möglicherweise be 
reits im August geführt werden 
könnten, sagte Arafat am Mitt 
woch bei seiner Rückkehr nach 
Gaza, wo er wie ein Held gefei 
ert wurde. Unterdessen gerät 
der israelische Ministerpräsi 
dent Ehud Barak innenpoli 
tisch immer stärker unter 
Druck. 
Die Opposition forderte am Mitt 
woch vorgezogene Neuwahlen, an 
dere Parteien sprachen sich für eine 
Regierung der nationalen Einheit 
aus. 
Tausende Anhänger in Gaza be 
jubelten den palästinensischen Prä 
sidenten, weil er keine Abstriche 
von seiner Forderung gemacht hat 
te, die volle Kontrolle über Ostjeru 
salem zu erhalten. «Dies ist die 
wahrhafte und ehrliche Ausdrucks 
weise des palästinensischen 
Volkes», rief Arafat der Menge zu. 
Sein Volk werde zusammenstehen, 
bis Jerusalem die Hauptstadt eines 
unabhängigen palästinensischen 
Staates werde. Auf Spruchbändern 
stand: «Wir folgen Arafat auf dem 
Weg nach Jerusalem» und «Der 
palästinensische Staat ist ein heili 
ges Recht». 
Zuvor hatte der palästinensische 
Präsident betont, die Tür für Ver 
handlungen sei noch immer offen; 
möglicherweise werde es schon im 
nächsten Monat zu einer neuen Ge 
sprächsrunde kommen. «Wir wer 
den weiter mit der anderen Seite 
verhandeln», sagte Arafat nach ei 
nem Gespräch mit dem ägyptischen 
Präsidenten Husni Mubarak in 
Alexandria. 
Barak sieht sich innenpolitisch ei 
ner wesentlich schwierigeren Situa 
tion gegenüber. Der israelische Mi 
nisterpräsident traf am Abend in Je 
rusalem ein. Er sagte den dort ver 
sammelten Ministem, er sei nach 
Camp David gereist in dem Wissen, 
dass es niemals «Frieden um jeden 
Arafat-Anhänger in Gaza jubelten, weil dieser keine Abstriche von seiner Forderung gemacht hatte, die volle Kon 
trolle über Ostjerusalem zu erhalten. 
Preis, aber auch keinen Frieden oh 
ne einen gewissen Preis» geben 
könne. Der Gipfel sei gescheitert, 
«weil wir keinen Partner fanden, 
der zu harten Entscheidungen in al 
len Punkten bereit war», sagte Ba 
rak. Er könne nicht sagen, ob es vor 
September einen weiteren Gipfel 
geben werde. Am 13. September 
läuft die Frist für den Abschluss ei 
nes endgültigen Friedensvertrags 
zwischen Israel und den Palästinen 
sern aus. 
Der Führer des oppositionellen 
Likud-Blocks, Ariel Scharon, sprach 
sich für eine vorgezogene Neuwahl 
des Parlaments aus, in dem der di 
rekt gewählte Barak zurzeit keine 
Mehrheit mehr hat. Scharon forder 
te die Neuwahl als Volksabstim 
mung über den künftigen Friedens 
kurs. «Barak kann in einem Wahl 
kampf nicht mehr sagen, dass er ge 
gen die Teilung Jerusalems ist, ge 
gen die Rückkehr der (palästinensi 
schen) Flüchtlinge nach Israel oder 
der Übergabe des Jordantals», sagte 
Scharon. 
Baraks Bereitschaft, Uber diese 
Tabuthemen erstmals zu verhan 
deln, hatte zum Ausstieg von drei 
Parteien aus seiner bisherigen Koali- 
Arafat betonte, die Tür fir Verhandlungen sei noch immer offen. (Bilder: Key) 
tion geführt. In den nächsten Tagen 
muss sich Baraks Minderheitskabi 
nett einem Misstrauensvotum stel 
len. Einer der ehemaligen Bünd 
nispartner Baraks, Natan Scharanski 
von der Einwandererpartei Israel 
B'Alija forderte unterdessen die Bil 
dung einer Regierung der nationalen 
Einheit. «Wir sind froh, dass Barak 
ohne Vertrag nach Hause kommt», 
sagte er. «Nun ist die Zeit gekom 
men, eine Regierung der nationalen 
Einheit zu bilden, um die Spaltung 
der Bevölkerung zu verhindern.» 
Asis greift USA scharf an 
Russland sichert Irak Unterstützung gegen Sanktionen zu 
MOSKAU: Der stellvertretende 
irakische Ministerpräsident Tarik 
Asis hat auf seiner Moskaureise die 
USA scharf angegriffen. Den von 
Washington unterstützten Versuch, 
führende irakische Politiker- wie 
Präsident Saddam Hussein wegen 
Kriegsverbrechen vor Gericht zu 
stellen, bezeichnete er als Erpres 
sung. 
Gleichzeitig forderte er am Mitt 
woch erneut die Aufhebung der in 
ternationalen Sanktionen gegen 
Irak, die die Vereinten Nationen 
nach der irakischen Invasion Ku 
waits 1990 verhängt hatten. Der rus 
sische Präsident Wladimir Putin si 
cherte Asis seine Unterstützung zu. 
Russland werde sich weiterhin 
entschieden gegen die Strafmass- 
nahmen gegen Irak einsetzen, ver 
sprach Putin nach einem Treffen mit 
Asis. Das Waffenüberwachungs- 
Programm der UN nannte Putin 
nach einem Bericht der russischen 
Nachrichtenagentur Interfax feh 
lerhaft. Bei einer Lockerung oder 
Aufhebung der Sanktionen könnte 
Irak wieder grössere Mengen Öl ex 
portieren. 
Auf dem Besuchsprogramm von 
Asis standen am Mittwoch auch 
'Reffen mit Ministerpräsident 
Michail Kasjanow und weiteren 
führenden Politikern, die Asis in sei 
nem Bemühen zur Abschaffung der 
Sanktionen ihre Unterstützung zu 
sagten. Asis versprach im Gegenzug 
irakische Hilfe gegen Aktivitäten 
radikalislamischer Gruppen in 
Russland. 
Bei Asis' Ankunft in Moskau am 
Dienstag hatte die in London ansäs 
sige Menschenrechtsorganisation 
«Indict» angekündigt, sie habe ge 
nug Beweise für ein Verfahren ge 
gen Saddam Hussein und seine 
ranghöchsten Berater - unter ihnen 
Asis - gesammelt. Die Gruppe er 
hielt dabei finanzielle Unterstüt 
zung von den USA. Asis zeigte sich 
empört über die Vorwürfe, die von 
offizieller irakischer Seite immer 
wieder zurückgewiesen wurden. 
Wladimir Putin will dem Irak weiterhin Beistand gewähren. (Bild: Key) 
Kim Jong 11 plant 
Russland-Besuch 
MOSKAU: Der nordkoreanische 
Staatschef Kim Jong II will Russ 
land einen seiner seltenen Aus 
landsbesuche abstatten. Wie ein 
Kremlsprecher am Mittwoch mit 
teilte, nahm Kim die Einladung des 
russischen Präsidenten Wladimir 
Putin an, der Nordkorea in der ver 
gangenen Woche besucht hatte. Ein 
Termin für die Reise stehe aber 
noch nicht fest. Der Gouverneur 
der an Nordkorea grenzenden Re 
gion Primorski erklärte, Kim werde 
auch nach Wladiwostok im Fernen 
Osten kommen. 
Putin hatte Nordkorea in der ver 
gangenen Woche mit der Zusage 
Kims verlassen, dass der kommu 
nistische Staat sein Raketenpro 
gramm nicht weiterentwickeln wer 
de und unter Bedingungen sogar 
bereit sei, ganz auf die umstrittenen 
Raketentests zu verzichten. Mit die 
ser Ankündigung warb Putin auf 
dem G-8-Gipfel in Japan am ver 
gangenen Wochenende für ein En 
de der internationalen Isolierung 
Nordkoreas. Beobachter werteten 
es vor allem als Versuch, den USA 
eine Rechtfertigung für ihr geplan 
tes nationales Raketenabwehrsy 
stem zu nehmen. Ein Besuch in 
Russland wäre erst die zweite be 
kannte Auslandsreise Kims als 
Staatschef.
	        

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