Liechtensteiner Volksblatt
Aktuelle Umfrage
Samstag, 15. Juli 2000 5
Ferien - mehr als «Urlaub vom Alltag»
Warst du schon? Wohin gehst du? - In den Sommermonaten die Frage, mit der alle konfrontiert werden
Von den «schönsten Tagen des Jah
res» schwärmen die einen, die an
dern von der «Notwendigkeit, um
Kraft für die «schönsten Wochen
des Jahres zu tanken». Auch wenn
die Temperaturen jenen einen
Streich spielen, die sich zu Hause
erholen und die Schönheiten der
Region gemessen wollten, es ist im
Alltag unverkennbar: Die Ferien
zeit hat auch in Liechtenstein be
gonnen, der Feierabendverkehr hat
leicht nachgelassen, in den Post
autos findet man freie Sitzplätze.
ReniA. Schmuki
Dass man in den Ferien möglichst weit
weg andere Kulturen, andere Landschaf
ten und Menschen kennen lernen will,
gehört zum gesellschaftlichen Muss. Nur,
wenn man Liechtensteinerinnen und
Liechtensteiner über ihre Erwartungen
von den Ferienwochen befragt, dann ha
ben fast alle die gleiche Antwort: Man
sucht Ruhe und Erholung, man will Kraft
tanken für die übrigen Wochen des Jah
res.
Im Freundeskreis wird man gern über
die eigenen Ferienerlebnisse' berichten.
Aber «in die Zeitung kommen» wollen
die meisten Befragten nicht. Ferienerleb
nisse, Erwartungen, die man in die Fe
rienwochen setzt, scheinen auch dann zu
jenem Teil des Intimbereichs zu gehören,
der Aussenstehende nichts angeht. Das
zeigt, dass Ferien - allen Gegenbehaup
tungen zum Trotz, immer noch zu einer
Art Abenteuer gehören. Nicht nur für
denjenigen, der während «drei Wochen
Thailand geniessen und sich <ausleben>
will», seinen Namen aber «aus verständ-
Einsteigen und losfahren, weg vom Alltag, Neues erleben und Erholung tanken: Ferien gehören zum Jahresablauf, und es gibt
kaum jemanden, der nicht bestimmte Erwartungen in die «schönsten Wochen des Jahres» setzt. (Bilder: wop)
im Sommer so unbeständig und so unsi- eine Woche wäre. Ich habe zwar keine Schweiz die Ferien zu verbringen.»
eher, dass ich auf bewährte Erfahrun- bestimmten Erwartungen von einem ' Othmar Vogt
gen setze: Ende Oktober gehe ich ans Urlaub in den USA. Mich reizt das
Rote Meer. Dort kann ich mit Sicher- Neue, das Unbekannte.» Erlebnis Natur
heit klares, warmes Wasser finden. Und Kathrin Wille «Wie schon in früheren Jahren gehe
Sommerferien: «W
wohin gehk
ärst Du schon,
tDu?»
Emil Hintermeister: «Auf gute Erfah
rungen setzen.»
liehen Gründen» nicht in der Zeitung se
hen möchte.
Wenn man nach den Erwartungen
fragt, dann ist die schnelle Antwort - fast
immer dem Klischee entsprechend - von
der nötigen Erholung, die man im heuti
gen beruflichen Stress brauche. Ferien
sind vordergrUndigTeil des Jahresablaufs
- und nur selten hört man etwas von dem,
was aufwendige Prospekte verkünden:
Abenteuer scheinen kaum gefragt. Die
Erlebniswelt scheint nicht jenen Stellen
wert zu besitzen, der von Ferienspezialis
ten versprochen wird.
Eines wird aber deutlich: Für diejeni
gen, die die Ferien vorbei haben, war
die Zeit zu kurz und das Erlebnis viel
fältig schön. Man kann davon erzählen.
Viele Stunden. Aber das, was man er
lebt und was bewegt hat, ist letztlich nur
für die Menschen verständlich und in
teressant, die man kennt, die die per
sönlichen Lebensumstände und den
Alltag des Erzählenden.kennen. Ferien
- und vor allem Ferien-Abenteuer -
sind persönliche Erlebnisse und derart
vielseitig unterschiedlich, dass jede Be
fragung drüber nur wenige Moment
aufnahmen aufzeichnen kann.
Garantien haben
«Das Wetter ist in den letzten Jahren
zudem <tolle Menschen) treffen, was'
will man mehr? Man kann ausspannen
und Erholung finden.»
Emil Hintermelster
Keine Ferien
«Wegen einer beruflichen Verände
rung gibt es in diesem Jahr für mich
keine Ferien. Ein Traumziel hätte ich
schon. Das wäre Amerika. Ganz ein
fach deswegen, weil ich noch nie dort
war. Früher einmal schwärmte ich für
Australien. Dort war ich, und so
locken mich jetzt andere, mir noch un
bekannte Länder. Auch wenn es nur
Die Nähe lockt
«Viele Jahre, habe ich die Ferien in
Österreich verbracht. Seitlich aber das
Tessin näher kennengelernt habe,
zieht es mich im'pier wifeder in diese
südliche Ecke der ScHwelz. Die Grün
de liegen fast auf der Hand: Man hat
keinen langen fAnrjsisfc-Stress; die
Landschaft ist schön, uhd trotz den
vielfältigen Möglichkeiten die Tage zu
verbringen, ist'für mich dje gute Erho
lung, die ich bisher im Tessin gefunden
habe, Grund genug,
reizvoll vielseitigen
:ier in dieser
andschaft der
Wir haben doch eine so schöne Umge
bung, dass man in unmittelbarer Nähe
landschaftliche Vielfalt und vor allem
ruhige Plätzchen finden kann. So brin
gen mir die Ferien echte Erholung und
ich kann den letzten 1hg geniessen, oh
ne mich nach den Ferien wieder von
den Strapazen der Heimreise erholen
zu müssen.» Margot Beck
Mit freunden zusammen sein
«Zusammen mit Kollegen fahre ich
mit meiner Familie auf einen Camping
platz in Elba, und dort erwarte ich viel
Pizza, viel Sonne und vor allem das
Meer. Meine Kollegen haben auch klei
nere Kinder, und so haben die Kinder
unter sich Spiel- und Unterhaltungs
möglichkeiten. Uns <Grossen> bleibt da
etwas mehr Zeit für sich selbst als im
Alltag.» Gunther Ahrens
Erinnerungen geweckt
«Die Ferien sind für mich für dieses
Jahr leider schon vorbei. Es waren zwei
schöne Wochen. Die erste Station hiess
Südfrankreich. Dort habe ich einige
Jahre verbracht. Meine inzwischen er
wachsenen Söhne leben dort, und es
war für mich eine echte Freude zu se
hen, dass sie ihre berufliche wie private
Zukunft gut im Griff haben. Dieses
Wissen gibt mir Kraft und Lebensfreu
de. Genossen habe ich vor allem das
Meer. Das unbeschreibliche Erlebnis,
wenn man am Strand liegend sich von
anrollenden Wellen umschmeichelt
fühlt. Auf der Rückfahrt wollte ich im
Tessin einen längeren Zwischenhalt
einschieben. Das Wetter spielte nicht
mit. So bin ich früher als geplant
zurückgekommen und träume jetzt
natürlich schon wieder von Ferien im
nächsten Jahr.» Renate Chardonnet
ich mit einer Gruppe von Freunden
zum Bergsteigen. In diesem Jahr ist der
Eiger unser Ziel. Wenn wir es schaffen.
Es ist unser dritter Versuch, diesen Berg
zu meistern. Anfangs August, so hoffen
wir, wird das Wetter hoffentlich mit
spielen. Ich habe das ganze Jahr über
trainiert und freue mich darauf, im
Bergerlebnis mit den Kräften der Natur
konfrontiert zu werden.»
Hanspeter Büchel
Die Heimat ist schön genug
«Mich reizen keine fernen Ziele. Ich
werde die Ferien zu Hause verbringen.
Renate Chardonnet: «Erinnerungen auf
leben lassen.»
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Kathrin Wille: «In diesem Jahr keine Othmar Vogt: «Das Tessin hat Österreich Margot Beck: «Am schönsten ist es zu
Ferien.» abgelöst.» , Hause.»