Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Montag, 24. Januar 2000 19
~QBB|
Geisleskranker in
Texas hingerichtet
HUNTSVILLE: Ungeachtet zahlreicher inter
nationaler Appelle ist im amerikanischen Bun
desstaat Texas der als geistesgestört geltende
fünffache Mörder Larry Robison hingerichtet
worden. Der 42-Jährige starb am Freitag an der
ihm im Gefängnis von Huntsville verabreichten
Todesspritze, ohne eine letzte Erklärung abge
geben zu haben. Robison hatte die Morde 1982
begangen. Bereits Jahre vor der Tat war Robi
son von Experten als paranoider Schizophreni
ker diagnostiziert und wegen Geisteskrankheit
in verschiedenen Kliniken behandelt worden.
Die Staatsanwaltschaft ging jedoch davon aus,
der Täter sei zum Zeitpunkt der Tat zurech
nungsfähig gewesen.
Weizman will weiter im
Amt bleiben
JERUSALEM: Der durch Korruptionsvorwttr-
fe schwer belastete israelische Präsident Eser
Weizman (75) ist weiterhin nicht zum Rücktritt
bereit. Er; will auch seine Amtsgeschäfte nicht
bis zum Ende polizeilicher Ermittlungen ruhen
lassen. Mit dieser Erklärung reagierte das israe
lische Staatsoberhaupt am Sonntagabend in ei
ner vom Fernsehen übertragenen, dreiminüti
gen Ansprache an die Bevölkerung auf Rück-
tritts-Forderungen. Das Betrugsdezernat der is
raelischen Polizei hatte am Sonntag Ermittlun
gen gegen den israelischen Präsidenten aufge
nommen. Die Fahnder sollen klären, ob der 75-
Jährige Steuern hinterzog oder auch schwer
wiegendere Vergehen beging. Es ist das erste
Mal in der Geschichte Israels, dass gegen einen
Staatschef ermittelt wird.
Friedenskundgebungen
in ganz Spanien
MADRID: Nach dem Mordanschlag der baski
schen Separatistenorganisation ETA auf einen
Offizier der spanischen Armee haben Zehntau
sende von Spaniern am Wochenende im ganzen
Land gegen den Terror demonstriert. In Madrid
marschierten Ministerpräsident Jose Maria
Aznar, der sozialistische Oppositionsführer
Joaquin Almunia sowie andere Partei- und Ge
werkschaftschefs am Sonntag an der Spitze ei
nes Demonstrationszuges für den Frieden. Zur
Grosskundgebung gegön den ETA-Terror hat
ten die wichtigsten spanischen Parteien und Ge
werkschaften aufgerufen. Die ETA hatte am
Freitag den 47-jährigen Oberstleutnant Pedro
Antonio Blanco im Süden Madrids mit einer
Autobombe getötet. Am Samstag fanden in et
wa 160 Städten und Gemeinden im Baskenland
und in anderen Teilen Spaniens Friedenskund
gebungen statt. In Pamplona demonstrierten
rund 10 000 Menschen für die ETA. Sie ver
langten die bedingungslose Freilassung der
rund 400 inhaftierten ETA-Terroristen. In der
Nacht zum Sonntag kam es im Baskenland zu
neuen Gewalttaten. In San Sebastian schleuder
ten mutmassliche ETA-Sympathisanten
Brandsätze auf die Direktion der paramilitäri
schen Polizei Guardia Civil. Es entstand gerin
ger Sachschaden.
Trimble fordert Beginn
der IRA-Entwaffnung
BELFAST: Der Erste Minister Nordirlands,
David Trimble, hat mit seinem Rücktritt ge
droht, falls die katholische Untergrundorgani
sation IRA nicht mit der Entwaffnung beginnt.
Der Protestant Trimble sagte, seine Seite habe
sich zur Regierungsbildung mit dem politischen
Arm der Irisch Republikanischen Armee
(IRA) bereit erklärt, jetzt müsse die IRA ihrer
seits mit der Entwaffnung beginnen. Die Rück
trittsdrohung gelte auch für die Minister seiner
Protestantenpartei UUP. Die Partei hatte der
IRA ein Ultimatum bis zum Ende des Monats
gestellt, um mit der Waffenabgabe zu beginnen.
Im Dezember hatte TVimble sich zur Regie
rungsbildung unter der Bedingung bereit er
klärt, dass die IRA spätestens bis Ende Januar
einen ersten Schritt bei ihrer Entwaffnung tut.
Wirbel um angebliches Fax
CDU-Spendenaffäre: Kohl wird sein Schweigen nicht brechen
BERLIN: Der CDU-Finanz-
skandal zieht immer weitere
Kreise: Grossen Wirbel hat am
Sonntag eine angebliche Äus
serung des ehemaligen deut
schen Bundeskanzlers Helmut
Kohl ausgelöst, er werde sein
Schweigen in der CDU-Finanz-
affare brechen und die anony
men Bargeld-Spender nennen.
Kohl dementierte umgehend. Meh
rere Nachrichtenagenturen hatten
zuvor auf der Grundlage eines ge
fälschten Kohl-Faxes die Nachricht
über die Bereitschaft des Altkanz
lers zur Aussage verbreitet.
Die Absenderzeile des Faxes
zeigte den Namen «CDU-Fraktion»
und die Nummer der CDU-Frakti-
on des Bonner Stadtrats. Allerdings
sind Absenderzeilen beliebig pro
grammierbar. Ein Sprecher Kohls
erklärte umgehend, das Ganze sei
falsch und frei erfunden. Der Spre
cher erklärte, sein Dementi sei mit
Kohl abgestimmt. Im Fax hatte es
geheissen, Kohl wolle die Namen
der Spender vor einem Ausschuss
mit hochrangigen deutschen Staats
männern vertraulich nennen.
Das Gremium solle aus Bunde
präsident Johannes Rau, dessen
Vorgänger Roman Herzog, Bundes-
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl will min sein Schwei
gen doch nicht brechen. (Bild: Keystone)
tagspräsident Wolfgang Thierse und
dem Vizepräsidenten des Bundes
verfassungsgerichts, Hans-Jürgen
Papier, bestehen. Zur Begründung
hiess es, Kohl wolle Schaden von der
CDU abwehren.
Kohl bestätigte auch persönlich
die Fälschung. «Ich habe nicht die
Absicht, eine solche Erklärung ab
zugeben; die angebliche Verlautba
rung der CDU/CSU-Bundestags-
fraktion ist eine Fälschung», sagte
er der «Frankfurter Allgemeinen
Zeitung». Nach eigenem - Einge
ständnis hat der Alt-Bundeskanzler
zwischen 1993 und 1998 bis zu zwei
Millionen Mark in bar erhalten,
aber nicht ordnungsgemäss ver
bucht. Er hatte immer beteuert, bei
den Geldgebern habe es sich um
«respektable Persönlichkeiten» ge
handelt. Altbundeskanzler Helumt
Kohl soll im Jahre 1992 aus Frank
reich Millionen-Summen für seinen
Wahlkampf erhalten haben.
Am Wochenende schlug ein Be
richt des Ersten Deutschen Fernse
hens (ARD) hohe Wellen, wonach
die Regierung in Paris im Zusam
menhang mit dem Verkauf der Leu
na-Raffinerie in Sachsen-Anhalt an
die französische Staatsfirma Elf
Aquitaine im Jahre 1992 rund 30
Millionen Mark für den Wahlkampf
der CDU unter Führung Kohls ge
zahlt haben soll.
Das Geld sei vom damaligen fran
zösischen Präsidenten Francis Mit
terrand aus europäischem Staatsin
teresse zur Stützung seines Freundes
Kohl in die Bundesrepublik geflos
sen, hiess es. Kohl liess die Berichte
sofort dementieren und sprach von
der Fortsetzung einer Rufmord-
Kampagne. Die ARD zitiert einen
«Informanten» aus dem Umfeld
Mitterrands mit den Worten: «Es war
kein Bestechungsgeld, das Geld war
für die Wahlkampagne. Die Zahlung
war im Staatsinteresse für Europa.»
An dem Finanztransfer, der über ein
Genfer Hotel abgewickelt worden
sein soll, sollen angeblich auch Mit
arbeiter von Geheimdiensten betei
ligt gewesen sein.
Blutige Unruhen
Indonesien: Lage auf Lombok aber ruhig
JAKARTA: Indonesien ist auch am
Sonntag nicht von blutigen Unru
hen verschont geblieben. Nach Me
dienberichten kamen bei Zusam-
menstössen zwischen Christen und
Moslems auf den Molukken-Inseln
mindestens zwei Menschen ums Le
ben, Dutzende wurden verletzt.
Am Samstag waren in der Provinz
Aceh im Norden Sumatras vier Sol
daten getötet worden. Dort kämp
fen Separatisten um einen unabhän
gigen islamischen Staat. Dagegen
beruhigte sich die Lage auf der
Ferieninsel Lombok weiter.
Nachdem tausende Einwohner
Lomboks auf die Nachbarinsel Bali
geflohen waren, drohen dort nach
einem Bericht der Zeitung «Jakarta
Post» Versorgungsengpässe. Weil
die Flüchtlinge in Kirchen und
christlichen Einrichtungen unterge
kommen sind, seien «Gesundheits
probleme» zu befürchten, hiess es.
Bei den dreitägigen Ausschrei
tungen von Moslems gegen Chri
sten chinesischer Abstammung
wurden nach Behördenangaben
mindestens fünf Menschen getötet
und dutzende Gebäude niederge
brannt, darunter auch elf Kirchen.
Die Unruhen hatten sich Woche
von den Molukken-Inseln auf die zu
den Kleinen Sunda- Inseln gehören
de Ferieninsel Lombok ausgeweitet.
Zivilisten erfrieren
Russische Soldaten hissen Flagge in Grosny
GROSNY: In Tschetschenien sind
die russischen Truppen am Wochen
ende nach eigenen Angaben weiter
vorgerückt. Nach heftigen Stras-
senkämpfen haben sie den Stadtteil
Staropromislowski im Nordwesten
Grosnys erobert und dort ihre Flag
ge gehisst.
Die Soldaten hissten die Flagge über
ihrem Kommandoposten, nachdem
sie sich gut einen Monat erbitterte
Kämpfe um das Viertel mit den Frei
heitskämpfern geliefert hatten, wie
ITAR-TASS berichtete. Dabei hatte
die Kontrolle über den Bezirk in den
vergangenen Wochen mehrfach zwi
schen den Seiten gewechselt. Russi-
Militär an die Macht
Nach Putsch in Ecuador: Militär Vize-Präsident an der Macht
QUITO: Nach einem Putsch in
Ecuador hat die Militärführung des
Landes den bisherigen Vize-Präsi
denten Gustavo Noboa an die
Macht gebracht. Der militärische
Anführer des Putsches, Obeist Lu
cio Gutierrez, wurde festgenom
men.
Die Indios, die Mahuad mit Hilfe
von Militärs gestürzt hatten, kün
digten eine Fortsetzung des Kamp
fes an, falls Noboa die Wirtschafts
krise des südamerikanischen Lan
des nicht schnell überwinde. Der ge
stürzte Staatschef Jamil Mahuad
räumte seine Niederlage ein. Nach
der Einsetzung einer «Junta zur Na
tionalen Rettung», die sich nur we
nige Stunden hielt, wurde Noboa
am Samstag Uberraschend als
Staatsoberhaupt vereidigt und vom
Parlament mit 87 von 90 Stimmen
bestätigt. Er kündigte Kontinuität
in der Wirtschaftspolitik und den
Kampf gegen Korruption an.
Das Militär behielt sich eine Auf
sicht über die Amtsführung Noboas
vor. In einer Erklärung hiess es, das
Militär werde'«sehr aufmerksam
darauf achten, dass die Nation nicht
wieder von den Übeln der Korrup
tion, des Regionalismus und der
Straflosigkeit» heimgesucht werde.
Ein Triumvirat aus dem General
stabschef und Verteidigungsminis
ter Carlos Mendoza, dem früheren
Präsidenten des Obersten Gericht,
Carlos Solorzano, und dem In
dioführer Antonio Vargas musste
die Macht nach nur fünf Stunden
wieder abgeben, nachdem Mendoza
aufgegeben hatte.
Die Indios, die wichtigste politi
sche Kraft bei den wochenlangen
Protesten und dem Aufstand gegen
Mahuad, wurden von der Amts
übernahme Noboas überrascht und
verliessen unter Protesten die von
ihnen besetzten Parlaments- und
Gerichtsgebäude in der Hauptstadt
Quito.
In der Innenstadt demonstrierten
sie gegen «den Verrat an der Bewe
gung der Indios». Vargas und Solor
zano tauchten unter, um der Verhaf
tung zu entgehen. Der parteilose
Noboa gilt als angesehener Politi
ker.
sehe Offiziere gaben zudem an, dass
sie Positionen rund zwei Kilometer
nördlich des Zentrums von Grosny
kontrollierten. Nach eigenen Anga
ben haben die Russen zwar mittler
weile in etwa einem Drittel der Stadt
die Oberhand.
Für die in Grosny eingeschlosse
nen Zivilisten machten Hunger und
der strenge Frost die Lage immer
hoffnungsloser. Der tschetscheni
sche Gesundheitsminister Umar
Chambijew sprach von bis zu 150
Hunger- und Kältetoten. Vor allem
Kinder und alte Menschen seien an
Entkräftung gestorben. Etwa 500
Flüchtlinge verliessen die Stadt am
Samstag.
■ NahÖst-Gipfel i
OnlMTPSS'.VeiSÄj
fecWebung?-.'-"S<
> JERUSALEM: Der für Febwar
l geplante r ?Ä&schIuss des Rah-'
r menabk&nniens zwi$chen lsrae! ?
«.und den Palästinensern wird sich t
!; möglicherweise 1 * verschieben.;
P Beide Seiten teilten mitfes wer-
f de' schwierig, : den Stichtag" 13..!
llebruär einzuhalten. Nach paIS-5>
^stinen^sclien Angaben wird US-u
^Präsident Clinton am 29.\Januarj
f.am Davoser Weltwirtschaftsfo?;'
/rum mit Israels Ministerpräsi r "i
?|dentf'Barak' tind Pal8$tinens^&
Präsident Arafat zusammentrefe
f fen. Aus Baraks Büroliüess es'je- ?;
den Palästinensern, OdedErairv
. sagte, "beide i Seiten , hätt^h^sfä
"'tiaraufcgeeinigt, dieVefhäfidlu"
;gen züT^Ueunigeii^^S
k Ä'- v s»L* , 'LW
Nach dem Putsch in Ecuador hat Vizepräsident Gustavo Noboa vorü
bergehend die Macht übernommen.
PanAlpina Sicav
Alpina V
Preise vom 21. Januar 2000
Kategorie A (thesaurierend)
Ausgabepreis: € 66.70
Rücknahmepreis: € 65.28
Kategorie B (ausschüttend)
Ausgabepreis: € 66.00
Rücknahmepreis: < 64.67