18 Donnerstag, 6. Juli 2000
Sport
Liechtensteiner Volksblatt
SFV will das Niveau steigern
Die 1. und die 2. Liga im Schweizer Amateurfussball wurde neu strukturiert
Im Schweizer Amateur-Fussball
und damit auch für die führenden
Clubs in unserem Land beginnt
mit der im August beginnenden
Saison eine neue Ära. Erstmals
seit 1977 wird die 1. Liga neu wie
der in drei Gruppen aufgeteilt und
zudem wird neu eine interregiona
le 2. Liga mit sechs Gruppen ge
schaffen. Der Schweizerische
Fussballverband (SFV) will so das
Niveau in den höchsten Amateur
ligen steigern und so der National
liga gleichzeitig einen optimalen
Unterbau mit geringerem Leis
tungsgefälle verschaffen.
Rainer Ospelt
Die Reduzierung der 1. Liga-Teams von
56 auf 48 Mannschaften stiess vorerst
auf grossen Widerstand. Wie sich FCV-
Präsident Manfred Moser erinnert,
wurde dieses Vorhaben in einer ersten
Abstimmung gleich von 54 Vereinen
abgelehnt. Auch der Präsident, des 1.-
Liga-Komitees des SFV, der Amriswiler
Guido Cornelia, der Übrigens bei den
Aufstiegsspielen des FC Vaduz gegen
Zug 94 als Offizieller vor Ort war, erin
nert sich an diese Abstimmung. Zwi
schenzeitlich konnte der SFV aber sei- ■
ne Pläne etappenweise umsetzen, fand
die erforderlichen Mehrheiten.
Drei Auslöser
Gemäss Guido Cornelia gab es für
diese Massnahmen insbesonders drei
Auslöser. Zum einen will man mit der
Interregional-Klasse das Niveau in der
2. Liga anheben, da sich in der Praxis ge
zeigt hat, dass sich die Aufsteiger in der
1. Liga meist nicht halten können (der
USV und Wülflingen als Beispiel für die
vergangene Saison). Zum andern war
die sogenannte Nachwuchsmeisterschaft
der Schweizer Spitzenclubs schon lange
* T\
Auf den FC Vaduz (im Bild rechts Joachim Moitzi) wartet in der kommenden Erstliga-Saison ein hartes Programm.
unbefriedigend, da es eigentlich um
nichts ging, die Anreize fehlten. Und
zum dritten sollte mit der Reduzierung
auch das Niveau in der 1. Liga gestei
gert werden, damit so der Sprung in die
Nationalliga besser vorbereitet ist.
30 Meisterschaftsspiele
Für die 1.-Liga-Vereine, aufgeteilt in
drei 16er-Gruppen, bedeutet dies kon
kret 30 Meisterschaftsspiele, vier mehr
als bisher. Hinzu kommen in der
Schweiz und bei uns zwei bis drei Cup
spiele. Für den FC Vaduz kommen aber
noch die UEFA-Cup-Spiele und für
einzelne Spieler zudem die Nati-Einsät-
ze dazu. Afigesichts der üblichen vier
Trainingseinheiten pro Woche stösst
der sogenannte Amateur so an seine
Grenzen. Vera 1962 bis 1976, also nach
dem erstmaligen Aufstieg des FC Va
duz, hatten wir übrigens in der Schweiz
drei 1. Liga-Gruppen mit je 13 Mann
schaften. 1974 erfolgte dann eine Er
höhung, in der Folge gab es vier 1. Liga-
Gruppen mit 14 Mannschaften.
U20 integriert
Die Nachwuchsmannschaften der
NL-Vereine wurden aufgrund der Ran
gierung in der abgelaufenen Saison neu
in die 1. Liga (vier Teams) und in die 2.
Liga-Interregional (acht Teams) inte
griert. Die sechs 2.-Liga-Gruppen um
fassen jeweils 12 Mannschaften. Kon
kret heisst dies, dass in die Vaduzer
Gruppe 3 das Nachwuchs-Team vom
FC St. Gallen, bei dem letzte Saison der
Triesenberger Matthias Beck spielte,
mit von der Partie ist. Und in die USV-
Gruppe ist die Nachwuchsmannschaft
vom FC Winterthur integriert, wo letzte
Saison der Schaaner Christof Ritter
spielte. Der Nachwuchs von GC, wo al
lenfalls der Ex-Vaduzer Thomas Beck
und Nati-Goalie Peter Jehle zum Ein
satz kommen, ist in die 1.-Liga-Gruppe
2 integriert.
Gewisses Risiko
Mit der Integration dieser Nach
wuchsmannschaften ist, dies bestätigte
Guido Cornelia gegenüber dem Volks
blatt, ein gewisses Risiko eingegangen
werden. Man müsse die kommende Sai
son verfolgen, abwarten und allenfalls
entsprechende Schlüsse ziehen bzw.
Anpassungen vornehmen. Es wurden
denn auch gewisse «Auflagen» einge
baut: sie dürfen nicht in die Nationaili-
ga B aufsteigen, hingegen von der 2. Li
ga Interregional in die 1. Liga. Sie dür
fen höchstens drei Ausländer gleichzei
tig einsetzen, höchstens drei Feldspieler
dürfen älter als 20 Jahre sein etc. Die
Praxis muss es also weisen.
Zweiklassengesellschaft
Die 2. Amateurliga wurde mit dieser
Umstrukturierung gewissermassen in
eine Zweiklassengesellschaft aufgeteilt.
Das wusste beispielsweise der FC Bal
zers, der das angestrebte Ziel, die Inter-
regionalliga-Klasse, in der vergangenen
Saison nicht erreichte. Nicht zuletzt
deshalb folgten wohl die Abgänge von
Zech (zum USV) und Hanselmann (zu
Chur).
Neuer Aufstiegsmodus
Die Umstrukturierung bringt auch
einen neuen Aufstiegsmodus in diesen
Ligen mit sich. In der 1. Liga werden
wiederum jeweils die zwei Gruppen-
ersten in die erste Finalrunde steigen
(zwei Spiele, jeweils Gruppenerster ge
gen Gruppenzweiter).
Es folgt eine Dreier-Poule mit je zwei
Spielen (ein Heimspiel, ein Auswärts
spiel), zwei steigen auf. Eine nach wie
vor aufwendige, «schweizerische» Lö
sung.
Die sechs Gruppensieger der 2. Liga-
Interregional hingegen steigen neu di
rekt in die 1. Liga auf. Hier wird (er
freulicherweise) auf Aufstiegsspiele
verzichtet.
«Ein belebendes Element»!
Was meinen 1.-Liga-Trainer zur Umstrukturierung im Schweizer Amateürfussball
»Grupoeneintei
Auch für die Trainer ist die Aufteilung
der 1. Liga in drei Gruppen mit je 16
Mannschaften Neuland mit Fragezei
chen, aber für alle ist jetzt schon klar:
der Aufwand nimmt weiter zu, die Rei
se-Distanzen werden teils erheblich
länger und es gibt eigentlich keine
schwachen Mannschaften mehr, der
Kampf um die vorderen Plätze wird
noch intensiver. Das Volksblatt hat von
vier lYainem Stimmen eingeholt.
Rainer Ospelt
Wir wollten von den Trainern insbeson
ders wissen, ob sie die Reduzierung der
1.-Liga-Teams von 56 auf 48 und die
Aufteilung in drei Gruppen begrüssen,
wie sie die Belastung bzw. den Mehr
aufwand einschätzen und was sie von
der Integration der Nachwuchsmann
schaften der Nationalliga-Vereine hal
ten.
Uwe Wegmann, FC Vaduz
Für den FC
Vaduz ist die
Belastung mit
den beiden UE
FA-Cup-Spie
len gerade im
August (vier
Meister-
schaftspartien)
besonders
gross. «Mit der
Gruppeneintei
lung bin ich eigentlich nicht unglück
lich, obwohl wir dreimal insTessin müs
sen. Dafür fallen die Stadtzürcher weg,
mit denen wir letzte Saison doch Mühe
hatten. Aber grundsätzlich wird die
Aufgabe mit der grösseren Gruppe si
cher schwieriger.» Wird sich das Niveau
steigern? «Das ist möglich, aber nicht
unbedingt zwangsläufig. Vielleicht wird
es an der Spitze enger.» Und wie schätzt
er die Integration der Nachwuchs
mannschaften ein? «Da habe ich keine
Probleme damit, da sehe ich eigentlich
keine Nachteile für die 1.-Liga-Mann
schaften.»
Jürgen Seeberger,
FC Schaffhausen
Der Deutsche hat als Spielertrainer
den FC Schwamendingen (gegen den
USV) in die 1. Liga geführt, führte
anschliessend Red Star in die Aufstiegs
spiele, trainierte letzte Saison den Na
tionalliga-B-Club Kriens und über
nimmt nun den Nationalliga-B-Abstei
ger FC Schaffhausen, der insgesamt 14
Abgänge zu verkraften hat. «Ich finde
die Reduzierung gut, das gibt eine grös
sere Leistungsdichte und der Unter
schied zur Nationalliga B mit 36 Meis
terschaftsspielen ist nicht mehr so
gross.» Und die Integration der Nach
wuchsmannschaften? «Das finde ich
vernünftig, ihre bisherige Meisterschaft
war ja nichts wert. Ich finde diese
Mannschaften ein belebendes Element
für die 1. Liga.» Keine Wettbewerbs
verfälschung? «Das finde ich nicht so
tragisch, das muss man nicht so eng se
hen.»
Walter Iselin, Red Star Zürich
Der ehemalige Nationaliga-A-
Kicker findet die Reduktion von 56 auf
48 Mannschaften gut, wäre bei der Neu
einteilung aber lieber in die Ostschwei
zer Gruppe gekommen (die vier Stadt
zürcher spielen in der Gruppe 2). «Es
gibt eigentlich keine schwachen Mann
schaften mehr. Natürlich ist die Belas
tung gross für Amateure, mit 30 Spie
len und den Reisen. Ich bin gespannt,
wies läuft. Vor allem im August/Sep
tember ist das Programm recht streng.»
Und die Integration der Nachwuchs
mannschaften? «Was &11 ich sagen, es
gibt da ja gewisse Auflagen. Für diese
jungen Spieler ist dies sicher gut.» Wett
bewerbsverfälschung? «Ja, möglich ist
es.»
Emil Bachmann, Zug 94
, Letzte Saison
war er noch
Trainer, jetzt ist
er Sportchef bei
den Inner
schweizern. Er
| > beurteilt die
Umstrukturie
rung grundsätz
lich positiv:.
I «Ich bin über
zeugt, dass da
durch das 1.-Liga-Niveau nochmals
besser wird. Natürlich wird die Belas
tung grösser, aber dies entspricht der
Zielsetzung. Mit mehr Spielen und dem
höheren Rhythmus wird auch der Un
terschied zur Nati-B kleiner.» Und was
meint er zu den Nachwuchsmannschaf
ten? «Ich begrüsse die Integration und
bin gespannt, wie die sichln der 1. Liga
schlagen. Die eigene Meisterschaft war
ja eher eine Alibiübung. Aufgrund der
Auflagen ist nach meiner Meinung die
Gefahr der Wettbewerbsverfälschung
nicht so schlimm. Umgekehrt werden
wohl die 1.-Liga-Teams gegen diese
Mannschaften besonders motiviert
sein.»
Zug hat übrigens gemäss Emil Bach
mann für die kommende Saison mit
dem Spielertrainer Jean Daniel Gross
(von Kriens) das Budget gekürzt und
das Kader von 22 auf 18 Mann redu
ziert. Esposito bleibt,'bei Januzi war bis
gestern noch kein definitiver Entscheid
gefallen.
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