22 Samstag,24. Juni 2000
F U S SB A LL-EURO PA MEISTERSCHAFT 2000
Liechtensteiner Volksblatt
EM 2 00 0
Pfte-Tsam enttäuschte
Aus aktuellem Anlass holte das Liechtensteiner
Volksblatt die Meinung eines absoluten Fuss-
ball-Experten betreffend Euro 2000 ein. Liech
tensteins Nationaltrainer Ralf Loose (Bild)
nahm zu drei Themen Stellung.
Rumänien und Förtu-
gal-die beiden Grup
pengegner aus der
EM-Qualifikation:
«Wie Rumänien und
Portugal in den Grup
penspielen abge
schnitten haben, ist
sehr beeindruckend.
Sie haben sich gegen
England und
Deutschland durchge
setzt. Das stärkt auch
unsere Leistung gegen diese Teams. Für Rumä
nien Wird es aufgrund von Verletzungen, bspw.
Popescü, und einigen Sperren schwierig, die
nächste'Runde zu erreichen. Für die Portugie
sen ist alles möglich.»
Das Abschneiden der DFB-Elf: «Es ist ent
täuschend; wie sich die deutsche Nationalmann
schaft an diesem Hirnier präsentiert hat. Sie ha
ben kein Spiel gewonnen und nur ein Tor erzie
len köntien. Ich habe bei den Auftritten von
Deutschland kein klares Konzept erkennen
können. Ausserdem hat man nach der Verlet
zung vön Bierhoff gesehen, dass einige Spieler
zu Schwach füf internationale Einsätze sind.»
Abschliessend die Frage nach dem persönli-
chert Favoriten: «Für mich sind Italien und
Frankreich die Favoriten auf den EM-Htel. Ich
denke, eines dieser beiden Teams wird Europa
meister.* '
EM-Viertelfinalpartien
Die möglichen Aufstellungen
Portugal - Türkei
Arena, Amsterdam. Samstag, 24. Juni. Spielbeginn 18.00
Uhr.SRJol(Ho).
Portugal: 1 Baia; 14 Xavier, S Couto,2 Jorge Costa, 13 Di-
mas;ll Concei?ao,4 Vidigal, 10 Rui Costa, 17 Bento;7Fi-
go,21 NunoGomes.
Türkei: 1 Rüstü; 5 Alpay, 3 Ogttn, 4 Fatih; 11 Tayfun, 7
Olcan, 2 Tayfur, 14 Suat, 19 Abdullah; 9 Hakan Süktlr, 6
Arif.
Bemerkungen: Portugal ohne Secreatio (verletzt). Tür
kei ohne Tügay (aus disziplinarischen Gründen nach
Hause geschickt) und Ümit (verletzt).
Italien - Rumänien
König-Baudouin-Stadion, Brüssel. Samstag, 24. Juni.
20.45 Uhr. SR Melo Pereira (For).
Italien: 12 Toldo; 5 Cannavaro, 13 Nesta, 15 Iuliano; 17
Zambrotta,4 Albertini, 18 Fiore, 8 Conte, 3 Maldini; 9 In-
zaghi, 20 Totti.
Rumlnien: 12 Stelea; 4 Filipescu; 3 Ciobotariu, 17 Belo-
dedici, 13 Chivu; 14 Petre, 15 Lupescu, 8 Munteanu, 10
Hagi; 7 Mutu oder 18 Ganea, 9 Moldovan.
Bemerkungen: Rumänien ohne Popescu (verletzt, Mus-
kelfaserriss und Nasenoperation am Wochenende), Pe-
trescu, Ilie und Contra (alle gesperrt).
Holland - Jugoslawien
De Kuip, Rotterdam. Sonntag, 25. Juni. 18.00 Uhr. - SR
Garcia-Aranda (Sp).
Holland! 1 Van der Sar; 2 Reiziger, 3 Stam, 4 Frank de
Boer, $ Zenden; 20 Winter, 8 Davids, 19 Numan; 11 Over
mars, 9 Kluivert, 10 Bergkamp.
Jugoftawien: 22 Kralj; 13 Komljenovic, 19 Jovan Stanko-
vic, 11 Mihajlovic, 14 Saveljic, 10 Stojkovic, 16 Govedari-
ca, 7 Jugovic, 17 Drulovic; 8 Mijatovic, 9 Milosevic.
Bemerkungen: Bei Holland ist Ronald De Boer (Htlft-
verletzung) fraglich. Jugoslawien ohne Jokanovic (ge
sperrt), Djorovic (verletzt), Jugovic (RUckenverletzung)
fraglieh.
Spanien - Frankreich
Jan-Breydel-Stadion, Brügge. Sonntag, 25. Juni. - 20.45
Uhr. SR Collina (It).
Spulew 1 Canizarei; 2 Saigado, 18 Paco, 5 Abelardo, 12
Sergi; 17 Etxeberria, 4 Guardiola, 7 Helguera, 16 Men-
dieta; 10 Raul, 11 Alfonso.
ftvnkttidt: 16 Barthez; 15 Thuram, 5 Blanc, 8 Desailly, 3
Lizarazu; 4 Vieira, 7 Deschamps, 17 Petit oder 6 Djorka-
cff; 10 Zidane; 12 Henry, 9 Anelka.
BcmnfcUgeBS Spanien bangt um Hlerro (Muskelverlet
zung). bei Frankreich ist der Einsatz von Petit (Knie-
blhder'g'wiehnt) fraglich.
7*1
«Vive la France» oder
«Eviva Espana»?
Die Fussball-EM in der entscheidenden Phase und im K.-o.-System
Am Wochenende startet die
Fussball-Europameisterschaft
in Belgien und Holland mit
den Viertelfinals in ihre letzte
Woche. Nach der Qualifikation
in 24 Gruppenspielen wird nun
in sieben Partien im K.-o.-Sys-
tem die entscheidende Phase
eingeleitet und der Nachfolger
des gescheiterten Titelverteidi
gers Deutschland gesucht.
Drei der vier Viertelfinals kennen
einen Favoriten und einen Aussen
seiter, nur das Mittelmeer-Duell
zwischen Spanien und Weltmeister
Frankreich gilt als offen. «Vive la
France» oder «Eviva Espafia», einer
der grossen Favoriten, muss am
Sonntagabend in Brügge die Koffer
packen und heimreisen. In den rest
lichen Partien werden Portugal ge
gen die Türkei, Italien gegen Rumä
nien und Co-Gastgeber Holland ge
gen Jugoslawien favorisiert.
Der Schlager in Brügge
Spanien ist zur EM gefahren, mit
dem Ziel, die Saison mit dem tota
len THumph zu vollenden. Nach der
Dominanz in der Champions
League mit Sieger Real Madrid, Fi
nalist Valencia und Halbfinalist FC
Barcelona hat sich das Team von
Josä Antonio Camacho den ersten
Titel nach 1964 zum Ziel gesetzt.
Raul und Co. sind aber fast zu spät
in Schwung gekommen. Erst in der
Nachspielzeit kamen die Iberer ge
gen Jugoslawien zur wundersamen
Wende und wendeten das vorzeitige
Ausscheiden ab. Jetzt türmt sich
aber der in den Gruppenspielen
überzeugende Weltmeister Frank
reich auf.
Die Buchmacher setzen auf
Frankreich als Halbfinalisten. Die
Franzosen haben sich mit einer sou
veränen Vorrunde (abgesehen von
der 2:3-Niederlage des B-Teams ge
gen Holland) mit einer Quote von
9:4 zum Topfavoriten der EM ge
mausert. Die Partie in Brügge ist
auch die Revanche des Finals von
1984, den die «gquipe tricolore»
durch Treffer von Platini (57.) und
Bellone (90.) mit 2:0 für sich ent
schieden hat. 1996 standen sich die
Teams in den Gruppenspielen in
England erneut gegenüber. In
Leeds trennte man sich 1:1 und stieg
Im Viertelfmal-Schlager trifft Frankreich (im Bild eine Szene aus der Partie gegen Holland) auf Spanien.
gemeinsam in die Viertelfinals vor.
Die Auftritte der Franzosen war
bisher beeindruckend. Die Abwehr
steht unverändert stabil wie kaum
bei einem anderen Team. Das Mit
telfeld mit den drei «rdcupörateurs»
Deschamps, Petit und Vieira sichert
Spielmacher Zidane ab, der ebenso
in Form ist wie vor zwei Jahren beim
WM-Htelgewinn in Frankreich.
Der Angriff mit Henry und Anelka
war bilsherlnicht zu halten.
• tri^ r; n:• 1.1<
Hakan Sükür dabei
Vor dem Viertelfinalauftritt der
Türkei in Amsterdam gegen Portugal
befindet sich das ganze Land im Fuss
ballrausch. Mit Bodyguards vor dem
Mannschaftshotel und Training hin
ter verschlossenen Türen versuchte
Trainer Mustafa Denizli den kaum
noch zu kontrollierenden Rummel
umToijäger Hakan Sükür und Co. et
was einzudämmen und eine konzen
trierte Vorbereitung auf das Duell
mit den hochgelobten «Brasilianern
Europas» um Ausnahmespieler Luis
Figo zu ermöglichen. Der Euphorie
seiner 65 Millionen Landsleute
konnte sich Denizli aber nicht entzie
hen. Der zweifache Torschütze gegen
Belgien Hakan Sükür ist nach seinen
Muskelproblemen wieder einsatz
fähig. Die Türkei lechzt nach dem
ersten EM-Punkt (0:0) und dem ers
ten Sieg (2:0) nach mehr.
«Wir dürfen auf keinen Fall das
erste Tor kassieren», warnte Denizli
vor den angriffsstarken Portugie
sen, die 16 Jahre nach der EM 1984
in Frankreich erstmals wieder in ein
EM-Halbfinal einziehen können.
«Der Zeitpunkt ist gekommen, et
was Grosses zu gewinnen», meinte
Verteidiger Rui Jorge. Barcelona-
Star Luis Figo ist wieder fit. Unklar
ist, ob Concei$ao, der Dreifach-
Schütze gegen Deutschland, von
Beginn weg auflaufen darf.
Holland seit 14 Spielen
ungeschlagen
Zuversicht herrscht auch im La
ger der Holländer vor dem Spiel ge
gen Jugoslawien am Sonntag in Rot
terdam. Nach dem Prestige-Erfolg
über Weltmeister Frankreich und
dem fünften Sieg in Folge läuft das
Unternehmen Titeljagd auf Hoch
touren. «Wir haben uns kontinuier
lich von Spiel zu Spiel gesteigert.
Der Teamgeist ist gut und die Jungs
haben fantastisch gearbeitet», sagte
Bondscoach Frank Rijkaard, dessen
Team seit über einem Jahr und 14
Spielen ungeschlagen ist.
Die Jugoslawen fürchten den
EM-Gastgeber, gegen den sie vor
zwei Jahren im WM-Achtelfinale
ausgeschieden waren. «Wir hätten
lieber gegen Frankreich gespielt.
Der Weltmeister hätte uns noch
mehr motiviert», sagte Trainer Vuja-
din Boskov.
Rumänien wieder mit Hagi
In Italien träumen die Tifosi vor
dem Duell des dreimaligen Welt
meisters mit Rumänien schon vom
Titel. Allerdings warnt Paolo Maldi
ni vor Überheblichkeit. «Wir dürfen
die Rumänen auf keinen Fall unter
schätzen», sagte der 31-jährige Cap-
tain der «Squadra Azzurra» vor der
Partie am Samstag in Brüssel.
Die erstmals in einem EM-Vier
telfinal stehenden Rumänen, bei de
nen Spielmacher Georghe Hagi sein
125. Länderspiel bestreiten wird,
fühlen sich in ihrer Aussenseiterrol
le pudelwohl. «Italien ist der Favo
rit. Wir haben schon mehr erreicht,
als uns zugetraut wurde. Aber wir
sind erst zufrieden, wenn wir die Ita
liener besiegt haben. Sie sind zwar
stark, aber nicht unschlagbar», kün
digte Drainer Emerich Jenei an.
Weitere Infosnrww.euro2000.org
EM-Splitter
KRITIK. Die holländische Fuss-
ball-Legende Johan Cruyff nörgelt
seit Beginn der EM vor TV-Kame
ras und in Zeitungen an den Dar
bietungen der «Oranjes» herum.
Nun haben die Spieler reagiert.
Captain Frank de Boer meint, dass
man die Aussagen Cruyffs nicht
mehr ernst nehmen könne. Und
auch Stürmer Dennis Bergkamp ist
verärgert: «Ich frage mich, wer ei
gentlich mehr Recht hat, unsere
Leistungen zu kritisieren, Bonds
coach Frank Rijkaard oder
Cruyff.»
***
TRAPATTONI. Lothar Matthäus
wünscht sich Giovanni Trapattoni
als neuen Teamchef der deutschen
Nationalmannschaft. In einem In
terview mit der Zeitung «Die Welt»
bezog der abgetretene Rekord- In
ternationale in derltainer-Diskus-
sion klar Stellung: «Trapattoni ist
eine Respektperson und spricht
die Sprache der Spieler. Er könnte
das Image des deutschen Fussballs
mit Sicherheit wieder aufpolie-
pescu, der verletzte Libero von
Viertelfinalist Rumänien, lässt sich
seinen im Spiel gegen England zu
gezogenen Muskelfaserriss in der
Wade von Deutschlands Teamarzt
Müller-Wohlfahrt behandeln. Der
EU RO
ren.»
FREMDE HILFE. Gheorghe Po-
Belglum-The Nttharlinds
Kontakt zwischen dem Spieler von
Galatasaray Istanbul und Müller-
Wohlfahrt wurde von der grauen
Eminenz der Tfennis-Szene, dem
Rumänen IoanTiriac, hergestellt.
**#
PRÄMIE. Jeder rumänische Inter
nationale bekommt im Falle eines
Erfolges an der EM vom Verband
eine Prämie von rund 270 000
Franken. Der Mannschaftsrat und
der Verband einigten sich darauf,
dass 40 Prozent der Einnahmen in
die Taschen der Spieler fliessen.
***
VIDEO. Bei einem Meeting der
UEFA nächste Woche in Rotter
dam soll darüber diskutiert wer
den, ob in Zukunft Video-Bilder
als Beweis bei Disziplinarfällen
beigezogen werden. Zur Zeit stützt
sich die UEFA noch ausschliesslich
auf die Berichte der Schiedsrichter.
***
BITTE. Italiens grösste Sportzei
tung, die «Gazzetta dello Sport»,
bittet Nationaltrainer Dino Zoff,
einen Platz im Team für Edeljoker
Alessandro Del Piero zu finden.
«Lieber Zoff, finde bitte einen
Platz für diesen Mann als zwölften
Stammspieler. Seine Qualitäten
und seine Phantasie könnten uns in
den Final bringen», schrieb die Zei
tung in ihrem Leitartikel.
***
ZUSCHAUER. Insgesamt haben
795 000 Zuschauer die 24 Begeg
nungen der Vorrunde besucht. Im
Durchschnitt sind dies 33 000 Fans
pro Partie. 94 Prozent der Tickets
wurden verkauft, rund 90 Prozent
der Plätze waren besetzt. Für die
restlichen Spiele rechnen die Or-
gansiatoren mit einem Anstieg der
Stadion-Auslastung auf 97 Pro
zent.
***
BUSSE.' Die Attacke gegen
Schiedsrichter Gilles Veissiere
beim Spiel Jugoslawien gegen Spa
nien (3:4) kommt den jugoslawi
schen Verband teuer zu stehen. Die
UEFA verhängte eine Busse von
120 000 Franken wegen der Vorfäl
le nach dem Spiel. Fans hatten wäh
rend der Partie Gegenstände auf
das Spielfeld in Brügge geworfen
und den Unparteiischen aus Frank
reich nach Spielende auf dem Weg
zum Kabineneingang mit einer 20-
Francs-Münze am Kopf getroffen.
***
FAIRPLAY-RANKING. Eng
land und die Türkei sind wegen
dem schlechtem Benehmen ihrer
Fans aus dem Fair-Play-Ranking
der UEFA gestrichen worden.
Weltmeister Frankreich führt die
Rangliste weiterhin an. Auf Platz
zwei folgt Portugal, Dritte sind die
Spanier. Am Ende stehen die Ju
goslawen, welche die meisten
Platzverweise (3) verzeichneten.