Liechtensteiner Völksblatt
Ausland
Samstag, 10. Juni 2000 38
Nachrichten
Generalstreik in Nigeria
fordert drei Tote
BERLIN/LAGOS: Bei Demonstrationen in der
nigerianischen Stadt Lagos sind drei Menschen
ums Leben gekommen. Die Gewerkschaften
hätten zu einem unbefristeten. Generalstreik
aufgerufen, teilte das Auswärtige Amt in Berlin
mit. Hintergrund der Auseinandersetzungen ist
ein Streit zwischen Regierung und Gewerk
schaften über die Benzinpreise im westafrikani
schen Land. Darüber ist weiter keine Einigung
erzielt worden. Deshalb sei es zu den Protesten
gekommen. Zwar gilt der Streik für das ganze
Land, aber Lagos ist besonders betroffen. Nige
ria ist mit 122 Millionen Einwohnern das bevöl
kerungsreichste Land Afrikas und gehört nicht
zuletzt wegen seines Erdölreichtums zu.den be
deutendsten Wirtschaftsmächten des Konti
nents.
Explosionen auf
Rhodos
RHODOS: Mehrere Explosionen haben am
Freitag die Menschen auf der griechischen Insel
Rhodos in Schrecken versetzt. Mindestens eine
der Explosionen richtete Schäden an. Das
griechische Verteidigungsministerium vermutete
als Ursache fehlgeleitete Schüsse bei einem
türkischen Marine-Manöver in der Ägäis. Die
halbamtliche türkische Nachrichtenagentur
Anadolu meldete, ein Torpedo eines türkischen
U-Bootes, das an dem Manöver teilnimmt,
könnte auf Rhodos eingeschlagen haben. Das
Manöver findet nördlich von Rhodos vor der
türkischen Küste in internationalem Gewässer
statt.
Bereitet Nordkorea
heimlich Uran auf?
TOKIO: Nordkorea bereitet laut Zeitungs
berichten in einer geheimen Anlage Uran für
' Atomwaffen auf Die unterirdische Anlage im
Nordwesten des Landes sei seit 1989 in Betrieb,
berichtete die japanische Tageszeitung «Sankei
Shimbun» am Freitag. Die Aufbereitungsanla
ge habe eine Kapazität von täglich 1,3 Gramm,
hiess es unter Berufung auf einen nach China
geflohenen nordkoreanischen Militär weiter.
Unter den 400 Mitarbeitern seien 35 Ingenieu
re und einige politische Gefangene, die zu einer
lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt seien.
Das japanische Aussenministerium konnte die
Angaben zunächst nicht bestätigen. Auch ein
Team aus den USA, das die Gegend im Mai auf
nukleare Industrieanlagen untersucht hatte,
hatte die Atomfabrik nicht entdeckt. Nord
korea und die USA hatten 1994 ein Abkom
men geschlossen, wonach die internationale
Gemeinschaft in Nordkorea bis 2003 zwei
Atomkraftwerke baut, wenn Nordkorea im
Gegenzug auf die Entwicklung von Kernwaf
fen verzichtet.
Rau und Ciampi fordern
Fortentwicklung der EU
PALERMO: Der deutsche Präsident Johannes
Rau und der italienische Staatspräsident Carlo
Azeglio Ciampi haben sich am Freitag auf Sizi
lien für die Fortentwicklung der Europäischen
Union (EU) und für das Projekt einer Europäi
schen Verfassung ausgesprochen. In einer ge
meinsamen Erklärung betonten beide Staats
oberhäupter nach einer Unterredung in Paler
mo, sie unterstützten und ermutigten alle Initia
tiven, die die Diskussion Uber eine Europäische
Verfassung vertiefen würden. Die Europäische
Menschenrechtscharta solle eine zentrale Rolle
in einer Europäischen Verfassung spielen.
Neue Nahost-
Gespräche ab Montag
GAZA-STADT. Neue Nahost-Verhandlungen
zwischen Israel und den Palästinensern begin
nen am Montag in den USA. Dabei würden die
Interimsgespräche und die Endstatus-Verhand
lungen parallel, aber an getrennten Orten nahe
Washingtons geführt. Saeb Erekat und sein is
raelischer Gesprächspartner Oded Eran wür
den über die noch offenen Interims- Fragen wie
dem weiteren israelischen Rückzug und die
Freilassung palästinensischer Häftlinge aus is
raelischer Haft diskutieren. Er selber werde mit
dem israelischen Innenminister Shlomo Ben
Ami über den endgültigen Status der Palästi
nensergebiete verhandeln. Dies sagte Kurei im
Sender «Stimme Palästinas». Er ist auch Präsi
dent des Autonomie-Parlaments. Palästinenser
präsident Arafat wird am Mittwoch mit US-Prä-
sident Bill Clinton den Stand des Nahost-Frie-
densprozesses erörtern.
Grosse deutsch-französische Einigkeit demonstriert
MAINZ: Deutschland und
Frankreich haben sich bei
ihrem Gipfel in Mainz auf eine-
gemeinsame Strategie in der
Europa- und Rüstungspolitik
verständigt.
Der deutsche Bundeskanzler Ger
hard Schröder und Frankreichs Prä
sident Jacques Chirac würdigten aus
drücklich den guten Stand der bei
derseitigen Beziehungen. «Frank
reich und Deutschland sind sich
einig, dass der gemeinsame Motor
rund läuft», sagte Chirac zum Ab-
schluss der 75. deutsch-französischen
Konsultationen vor Journalisten. *
- Beide Länder gaben am Freitag
ihre Entscheidung für den Kauf von
zusammen 125 Airbus-Militärtrans
portern vom Typ A400M bekannt,
dessen Bau damit als sicher gilt.
Grosse Einigkeit gebe es auch bei
den Vorstellungen zur Reform der
Europäischen Union (EU).
Gemeinsames
Satellitensystem
In Mainz wurde auch der Aufbau
eines gemeinsamen Satellitensys
tems zur Militäraufklärung verabre
det, das auch anderen europäischen
Staaten offen stehen soll. Deutsch
land will dazu ein allwetterfähiges
Radar-Satellitensystem anschaffen,
Frankreich will seine optischen Sa
tellitensysteme einbringen.
Die Airbus- und Satelliten-Initia
tive ist Teil einer gemeinsamen
europäischen Sicherheits- und Rüs
tungspolitik und eine Antwort auf
Einigkeit am deutsch-französischen Gipfeltreffen in Mainz: (v.l.n.r.) Lionel Jospin, Jaques Chirac, Gerhard Schröder
und Ministerpräsident Kurt Beck. (Bild: Keystone)
die Dominanz der USA auf diesem
Gebiet.
»1
Zusammenarbeit bei
EU-Reform
Die Staats- und Regierungschefs
beider Länder verabredeten nach
Delegationsangaben eine enge Zu
sammenarbeit bei der anstehenden
EU-Reform, die unter französi
schem EU-Vorsitz bis zum Jahres
ende ausgehandelt werden soll. Die
Reform gilt als Voraussetzung für
eine EU-Erweiterung.
Dabei geht es um die künftige
Grösse der EU-Kommission, Mehr-
heitsentscheidungen und die Frage
der künftigen Stimmengewichtung
im EU-Rat. Zudem sollen nach den
Vorstellungen beider Länder dem
Kommissionspräsidenten - zur 2Seit
ist das der Italiener Romano Prodi -
mehr Rechte gegeben werden.
Stimmenverteilung strittigster
Punkt
Die Stimmenverteilung gilt als
der strittigste Punkt, auch zwischen
100
KISANGANI: Bei Kämpfen zwi
schen ruandischen und ugandischen
Einheiten in Kisangani in der De
mokratischen Republik Kongo
(früher Zaire) sind diese Woche
rund 100 Zivilisten ums Leben ge
kommen. Etwa 700 Menschen wur
den verletzt.
Noch immer lägen Leichen in den
Strassen, die Lage sei sehr schlecht,
sagte ein Sprecher des Internationa-
len Komitees vom Roten Kreuz
(IKRK) am Freitag in Kisangani.
Die Kämpfe in der Stadt waren am
Montag aufgeflammt, hatten dann
jedoch zunächst nachgelassen. Am
Freitagmorgen kam es erneut zu
Gefechten um die Kontrolle Uber
im Kongo
Zivilisten sterben bei Kämpfen
die diamantenreiche Stadt. Die
Spitäler Kisanganis im Nordosten
Kongos waren mit Verletzten über
füllt. Die Ärzte arbeiten weitgehend
ohne medizinische Hilfsmittel. Erst
am Donnerstag hatten sich die Prä
sidenten von Uganda und Ruanda,
Yoweri Museveni und Paul Kaga-
me, auf Initiative von UNO-Gene-
ralsekretär Kofi Annan auf einen
Waffenstillstand geeinigt, der je
doch nur wenige Stunden hielt.
Ruanda und Uganda unterstüt
zen rivalisierende Rebellengrup
pen, die gegen die Regierungstrup
pen von Kongos Präsident Laurent
Kabila kämpfen. Kabila wird von
Soldaten aus Simbabwe, Angola
und Namibia unterstützt.
Entspannung auf den. Salomonen: Waffenstillstand
SYDNEY/WELLINGTON: Ein
Waffenstillstand hat die Lage auf
den Salomonen-Inseln im Südpazi
fik am Fteitag etwas entspannt.
Australien hofft, die Waffenpause
zwischen den rivalisierenden Mili
zen werde die Wiederöffnung des
Flughafens der Hauptstadt Honiara
ermöglichen.
Das sagte ein Sprecher des australi
schen Aussenministers Alexander
Downer. Dann könne eine Com
monwealth-Delegation mit Downer
und seinen Kollegen aus Neusee
land, Botswana und Malaysia auf
die Salomonen reisen und eine Ver
mittlungversuchen.
In Honiara lag am Freitag noch
immer das australische Kriegsschiff
«Tobruk» mit inzwischen 450 Aus
ländern an Bord. Es sollte innerhalb
von 24 Stunden nach Australien ab
legen und schliesslich alle 1300Aus
länder in Sicherheit bringen.
Die Milizen auf den Salomonen
kämpfen um die Vorherrschaft auf
der Hauptinsel Guadalcanal. Dabei
stehen die Eingeborenen von Gua
dalcanal, die sich zur Isatabu Frei-
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Der Zustand auf den Salomonen hat sich entspannt Ein Waffenstillstand
konnte vereinbart werden. (Bild: Keystone)
heitsbewegung zusammengeschlos
sen haben,'gegen Siedler von der
Nachbarinsel Malaitan, die sich
«MalaitanAdler» nennen.
Die Cfcmmonwealth-Delegation
wollte auch auf die Fidschi-Inseln
reisen, wo Rebellen seit dem 19. Mai
den gewählten Premierminister und
rund 30 Regierungsmitglieder als
Geiseln festhalten. In der Haupt
stadt Suva traf am Freitag eine Ab
ordnung von Häuptlingen aus dem
Westen der Hauptinsel'Viti Levu
ein.
Berlin und Paris, da Deutschland
künftig auf Grund seiner grossen
Bevölkerungszahl ein grösseres Ge
wicht beansprucht als Frankreich,
Grossbritannien und Italien. Disku
tiert werden derzeit Zwei-Stufen-
Modelle.
Ihre genauen EU-Vorstellungen
wollen Deutschland und Frankreich
erst nach Beginn der französischen
EU-Präsidentschaft am 1. Juli mit
anderen EU-Partnern beraten, be
vor sie sie öffentlich bekannt ma
chen.
Die Kämpfe um die Kontrolle
über das Diamantengebiet bei Ki
sangani dauern bereits seit einem
Jahr. Die Spannungen zwischen
Uganda und Ruanda, einst Verbün
dete im kongolesischen Bürger
krieg, waren im August vergange
nen Jahres in Gewalt umgeschlagen.
Im Mai dieses Jahres begannen er
neut Kämpfe.
Den Kämpfen in Ost-Kongo fie
len nach einer internationalen Stu
die aus New York seit 1998 mehr als
1,7 Millionen Menschen zum Opfer.
200 000 kamen durch Gewalt ums
Leben. Die anderen starben an
Hunger und Krankheiten, ermittel
te das Internationale Rettungsko
mitee in New York.
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