Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Dienstag, 16. Mai 2000 27
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Nachrichten
Entschlossenheit
in Manila
MANILA: Der philippinische Präsident Joseph
Estrada demonstriert gegenüber den Entfüh
rern Entschlossenheit: Er verlangte von ihnen,
die Bedingungen für die Freilassung der insge
samt 21 Verschleppten schriftlich zu stellen.
Gleichzeitig beriet die Regierung in Manila
über das Angebot der grössten muslimischen
Rebellengruppe Moro Islamische Befreiungs
front (MILF), die Friedensgespräche wieder
aufzunehmen.
Der Gesundheitszustand der deutschen Gei
sel Renate Wallert ist weiterhin besorgniserre
gend. Die 57-Jährige sei «die meiste Zeit be-
wusstlos», berichtete die Korrespondentin Flo-
rence Compain von der französischen Zeitung
«Le Figaro» am Montag. Compain berichtete,
die Geiseln seien in zwei Häusern unterge
bracht. Den neun Journalisten im Rebellenge
biet, zu denen der Kontakt am Samstag abge
brochen war, ging es gut, wie der Chefredakteur
des französischen Nachrichtensenders France-
Info, Marc Crdpin, am Montag berichtete.
Den neun Journalisten im Rebellengebiet, zu
denen der Kontakt am Samstag abgebrochen
war, ging es gut, wie der Chefredakteur, des fran
zösischen Nachrichtensenders France-Info,
Marc Cr^pin, am Montag berichtete. Sie seien
nicht entführt, sondern lediglich von den Rebel
len kontrolliert worden.
Manila begrüsste das Verhandlungsangebot
der MILF. Der Militärchef der MILF, Muhamad
Murad, hatte zuvor bekanntgegeben, dass die
Gruppe bis Mittwochabend ihre Truppen von
einer strategisch wichtigen Fernstrasse auf der
Insel Mindanao abziehen werde.
Kampagne gegen die
Todesstrafe
GENF: Mit einer Öffentlichkeitskampagne
werben drei Menschenrechtsorganisationen in
der Schweiz für die Abschaffung der Todesstra
fe. An der Kampagne, die am Montag in Genf
gestartet wurde, nehmen fünf Aktivisten aus
den USA teil. «Es handelt sich um eine beschä
mende Praxis», erklärte Sonia Jacobs, die selber
17 Jahre in einem Gefängnis in Florida, davon
sechs im Todestrakt, sass.
Die Hinrichtungen würden auf brutale Art
und Weise vorgenommen. «Es handelt sich um
unnötige Folter», betonte Jacobs, deren Freund
1990 exekutiert wurde. In einer Petition wird
US-Präsident Bill Clinton aufgefordert, die To
desstrafe in den USA für alle Tatbestände abzu
schaffen. In denjenigen US-Bundesstaaten, wel
che die Todesstrafe anwenden, soll zudem ein
sofortiges Hinrichtungsmoratorium verhängt
werden.
In dem Text, der auch an US-Vizepräsideitf AI
Gore und George W. Bush, Gouverneur von Te
xas, gerichtet ist, wird zudem die Abschaffung
der Hinrichtungen jugendlicher Straftäter und
geistig behinderter Menschen gefordert. Die
USA verstiessen damit gegen die internationa
le Rechtsordnung.
Ruhe in Irland?
LONDON: Gut eine Woche nach der Ankündi
gung der Untergrundorganisation Irisch-Re
publikanische Armee (IRA), ihre Waffen unter
Aufsicht zu stellen, haben die neu ernannten
Waffeninspektoren ihre Arbeit aufgenommen.
Finnlands Ex-Präsident Martti Ahtisaari und
der ehemalige Generalsekretär des Afrikani
schen Nationalkongresses ANC, Cyril Rama-
phosa, die mit der Leitung der Inspektion be
auftragt worden waren, kündigten am Montag
in Belfast regelmässige Kontrollen der IRA-
Waffenlager an.
«Wir werden diese Lager regelmässig in
spizieren, um sicherzustellen, dass die Waffen
nicht benutzt werden», teilten die beiden Politi
ker mit. Die Kontrolle der Waffenlager sei von
«äusserster Wichtigkeit». Die IRA hat verspro
chen, ihre Waffen «vollständig und nachweis
lich» auszumustern. Die Äusserungen von Ahti
saari und Ramaphosa dürften vor allem an die
protestantischen Ulster-Unionisten gerichtet.
Unruhen in Palästina
.
Blutige Auseinandersetzungen am «Tag der Katastrophe» - Dutzende Israelis verletzt
RAMALLAH: Tausende Pa
lästinenser haben am Montag
im gesamten Westjordanland
und im Gazastreifen gegen die
Gründung des Staates Israel
vor 52 Jahren und die Vertrei
bung und Flucht hunderttau-
sender Palästinenser prote
stiert.
Nach ersten Berichten wurden bei
zum Teil blutigen Ausschreitungen
dutzende Palästinenser und Israelis
verletzt. Nach Angaben des israeli
schen Radios kam es bei Dschenin
im Westjordanland sogar zu einer
Schiesserei zwischen palästinensi
schen Polizisten und israelischen
Soldaten. Es gab 2 Tote.
Der Tag der Katastrophe
Dabei wurde mindestens ein isra
elischer Offizier angeschossen. An
lässlich des «Tags der Katastrophe»,
wie der 15. Mai von den Palästinen
sern genannt wird, blieben alle Ge
schäfte und öffentlichen Einrich
tungen in den Autonomie-Gebieten
geschlossen.
Der Nahe Osten will einfach nicht
zur Ruhe kommen und die Gewalt
bereitschaft ist dementsprechend
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Strassenschlachten und Gewalt im Nahen Osten: Palästinenser demonstrierten am gestrigen «Tag der Katastrophe»:
Israelische Soldaten wurden mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen. Das Ergebnis:2 Tote, 400 Verletzte.
hoch. Die palästinensischen De
monstranten suchten offenbar die
Konfrontation auf Biegen und Bre
chen mit den israelischen Truppen
vor allem am Rande der grösseren
Städte, die im Rahmen des Frieden
sprozesses fast alle unter palästi
nensische Verwaltung gestellt wur
den. Die israelischen Soldaten wur
den mit Steinen und Molotow-
Cocktails beworfen. Sie feuerten
daraufhin gummiummantelte Ge-
«Aus Blockade ausbrechen!
»
Österreichs Kanzler W. Schüssel zur «Lage der Nation»
WIEN: Der österreichische Bun
deskanzler Wolfgang Schüssel hat
eine Beobachtung des Landes
durch die Kommission der Europäi
schen Union (EU) vorgeschlagen.
So will er die Authebung der Sank
tionen gegen Österreich erreichen.
Die Regierungskoalition FPÖ/ÖVP
hat die ersten 100 Tage hinter sich.
Und die Koalitionäre meinen, sie
hätten eine gute Bilanz vorzuwei
sen.
Zur Lage der Nation
Das wäre ein «Ausbruch aus einer
verfahrenen Situation», sagte
Schüssel am Montag in einer Rede
«Zur Lage der Nation».
Die 14 EU-Partner sollten die
Kommission, die Österreich seit
dem Amtsantritt der Mitte-Rechts
Regierung beobachte, mit einem
Bericht beauftragen. Dieser könnte
beim EU-Gipfel in Portugal im Juni
vorgelegt werden, sagte Schüssel
weiter. Der Kanzler rief die EU-
Partner auf, «aus der Blockade aus
zubrechen», damit sich die EU wie
der mit wesentlichen Themen wie
der Erweiterung, der Institütionen-
reform und dem Euro beschäftigen
könne.
Aus Protest gegen die Beteiligung
der rechtspopulistischen Freiheitli
chen Partei (FPÖ) an der Koalition
mit Schüsseis konservativer Volks
partei (ÖVP) haben 14 EU-Länder
ihre zwischenstaatlichen Beziehun
gen zu Österreich eingefroren.
elaufen
Eritrea: Blutv^rgiessen geht weiter
Äthiopien und Eritre^: Grosse Verluste auf beiden Seiten
ADIS ABEBA: Beide Seiten spra
chen erneut von hohen Verlusten des
Feindes. Wegen des Krieges will der
UNO-Sicherheitsrat am Montag
über die Verhängung von Sanktio
nen beraten.
Äthiopiens Aussenministerium teilte
in Addis Abeba mit, dass die äthiopi
sche Luftwaffe strategische Positio
nen in Eritrea angegriffen habe. Wie
das Aussenministerium in Addis
Abeba ferner erklärte, überrannten
äthiopische Truppen zehn eritreische
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Stellungen; Am Sonntag hatte es ge-
heissen,' acht Divisionen mit über
40 000 Mö'nn seien aufgerieben wor
den. Ein Regierungssprecher in Erit
reas Hauptstadt Asmara sagte hinge
gen, 25 000 feindliche Soldaten seien
ausgeschaltet worden.
Russland, der Verhinderer...
Das höchste UNO-Gremium hat
te am Freitag Zwangsmassnahmen
angedroht und eine- Frist von 72
Stunden für die Einstellung aller
Kampfhandlungen gesetzt. Bislang
hat vor allem Russland, das als stän
diges Mitglied des Rates über ein Ve
torecht verfügt, ein entschlosseneres
Vorgehen der UNO verhindert.
Ein armer Staat
Russland gilt als wichtigster Waf
fenlieferant beider Kriegsgegner.
Die Kriegsgegner gehören zu den
mit Abstand ärmsten Staaten der
Welt. In Äthiopien überleben derzeit
hunderttausende Menschen nur
durch die humanitäre Hilfe des
Westens.
schösse auf die Demonstranten ab.
Bei den seit Tagen anhaltenden
Ausschreitungen sind inzwischen
mindestens 150 Palästinenser zum
Teil schwer verletzt worden. Ein
Ende der Unruhen ist nicht in Sicht.
Österreichs Bundeskanzler Dr. W! Schüssel forderte in seiner Rede zur Lage
der Nation erneut die Aufhebung der Sanktionen. (Bild: Keystone)
Protest gegen
Milosevic
BELGRAD: Mehr als zehntau
send serbische Oppositionelle
haben sich am Montag in der
Hauptstadt Belgrad zu einer De
monstration gegen das Regime
des jugoslawischen Präsidenten
Slobodan Milosevic versammelt.
Gegen 15.00 Uhr, als die Veran
staltung auf dem zentralen Platz
der Republik beginnen sollte,
seien noch weitere Menschen
hinzu geströmt, berichteten
Journalisten. Am Rande des In
nenstadtbezirks waren unterdes
sen starke Polizeikräfte aufmar
schiert. Die Oppositionsparteien
fürchteten Konfrontationen mit
der Polizei, nachdem sie von der
Regierung bezichtigt worden
war, in den Mord an dem Milose
vic-Vertrauten Bosko Perosevic
Novi Sad verwickelt zu sein.
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WEU bleibt
Die Westeuropäische Union
(WEU), der europäische Vertei
digungsarm der NATO, wird bis
2003 bestehen bleiben. Das be
kräftigte der Sprecher der portu
giesischen WEU-Präsident-
schaft, Fernando Neves, am
Montag in Porto. «Eine Beerdi
gung (der WEU) wollen wir
nicht vor 2003 abhalten», sagte
Neves. Grundsätzlich soll die
WEU Ende dieses Jahres in der
Europäischen Union (EU) auf
gehen. In der portugiesischen
Hafenstadt Porto stehen eu
ropäische Sicherheitsfragen im
Mittelpunkt zweitägiger Bera
tungen, zu denen am Montag
Vertreter aus 28 Staaten zusam
men gekommen sind. Am Vor
mittag berieten Verteidigungs
minister und Rüstungsexperten
,am Nachmittag auch die Aus-
senminister oder ihre Vertreter.
REKLAME
Ruin unseres Sozialwesens?
(AHV, ALV etc.) auf Kosten der
jungen Generation? Lohnabbau?
Sind das die groeaartigen
ZukunftsausstcMan?
NEIN zu den Bilateralen!
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ugend gegen Bilaterale pcswmuwI
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