Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

24 Montag, 15. Mai 2000 
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Liechtensteiner Volksblatt 
Nachrichten 
Stier flüchtet: Tierarzt 
erheblich verletzt 
BERN: Ein Stierkampf der besonderen Art hat 
sich am Samstag im Berner Tierspital ereignet. 
Ein Stier ergriff bei einer Verlegung die Gele 
genheit zur Flucht. Ein Tierarzt, der ihn aufhal 
ten wollte, wurde erheblich verletzt. Der an 
derthalbjährige Zuchtstier sollte kurz nach 
11.00 Uhr in der Rinderklinik des Berner Tier 
spitals verlegt werden, wie die Stadtpolizei am 
Sonntag mitteilte. Der Stier geriet in Panik und 
riss sich los. Der Tierarzt versuchte, ihn aufzu 
halten, wurde aber vom Stier erfasst und zu Bo 
den geworfen. Das Tier flüchtete über die Stras 
se in Richtung eines Wohnquartiers. Er konnte 
wenig später von einem Pfleger des Tierspitals 
eingefangen werden. Der Tierarzt musste mit 
erheblichen Verletzungen ins Spital gebracht 
werden. 
Entspannung im US- 
Atomlabor in Los Alamos 
LOS ALAMOS: Beim Kampf gegen die Wald 
brände rund um das US-Atomlabor in Los Ala 
mos hat sich die Lage am Wochenende etwas 
entspannt. Feuchtes und kühleres Wetter ver 
langsame die Ausbreitung der Brände, sagte ein 
Sprecher der lokalen Feuerwehr ani Samstag. 
Dank des nachlassenden Windes konnten Heli 
kopter und kleinere Flugzeuge aus der Luft die 
1400 Feuerwehrleute am Boden wieder bei den 
Löscharbeiten unterstützen. Die Flammen hat 
ten sich dem Atomlabor auf 300 Meter an 
genähert. Auf dem Gelände der Anlage, in dem 
die erste Atombombe konzipiert worden war, 
wurden nach Angaben eines Sprechers nur zwei 
kleine Bauten beschädigt. Es sei keine ausser- 
gewöhnliche Radioaktivität gemessen worden, 
versicherte Jim Danneskiold. Ein Sprecher der 
Anti-Atom-Organisation «Nuclear Watch New 
Mexico» sagte, die Flammen seien über mehre 
re unterirdische Lager hinweg gezogen. Eben 
falls andere Organisationen äusserten Beden 
ken. Das Ausmass der Brandkatastrophe wurde 
mittlerweile deutlich: Mehr als 260 Häuser 
nördlich und westlich der Stadt wurden von den 
Flammen zerstört. Bis zum Wochenende fielen 
dem Brand rund 15000 Hektaren Land zum 
Opfer. 
Vulkan in Ecuador 
spuckt Asche 
QU ITO: Der Vulkan Tungurahua in Ecuador ist 
wieder aktiv geworden. Er schleuderte Gestein 
und Asche in den Himmel. Die Bevölkerung 
von Banos am Fusse des Vulkans habe mit 
Panik auf die Eruptionen reagiert, meldeten 
lokale Medien. Die Behörden hatten den Oft in 
den Anden schon vergangenen Oktober wegen 
der Gefahr des Ausbruchs des Vulkans evakuie 
ren lassen. Etwa 8000 Menschen waren inzwi 
schen jedoch entgegen des behördlichen Verbo 
tes in ihre Häuser zurückgekehrt. 
In der Ostschweiz 
gingen Brandstifter um 
BERN: In Frauenfeld und in Waldstatt AR sind 
am Wochenende vier Brände gelegt worden. In 
Frauenfeld brannte es am Freitagabend im 
Dachstock eines Hauses, wo es bereits vor zwei 
Wochen gebrannt hatte. In Waldstatt suchte ein 
Brandstifter drei Betriebe heim. Die Thurgauer 
Polizei hält die beiden kurz aufeinanderfolgen 
den Brände in dem Frauenfelder Mehrfamilien 
haus für keinen Zufall. Sie geht von Brandstif 
tung aus. Bei dem Feuer am Freitag erlitt eine 
ältere Frau eine Rauchvergiftung. 
Drei Tote auf Schweizer 
Strassen 
BERN: Bei für den Mai eindeutig zu warmen 
Temperaturen blieb das Verkehrsaufkommen 
am Wochenende im Rahmen. Der Gotthardtun 
nel wurde am Samstag vorübergehend ge 
schlossen. Auf den Strassen kamen mindestens 
drei Menschen ums Leben. Auf dem Schweizer 
Strassennetz kam es am Samstag und Sonntag 
zu keinen nennenswerten Behinderungen. 
Verheerende Explosion 
Enschede: Vermutlich 20 Tote und über 500Verletzte - Brandstiftung als mögliche Ursache 
ENSCHEDE: Bei der verhee 
renden Explosion in der nie 
derländischen Stadt Enschede 
vom Samstag sind vermutlich 
20 Menschen getötet und rund 
500 verletzt worden. Am Sonn 
tag besuchten Königin Beatrix 
und Ministerpräsident Wim 
Kok den Ort der Katastrophe. 
Die Explosion war offenbar durch 
einen Brand im Lager einer Feuer 
werksfirma ausgelöst worden, das 
mitten in einem Wohngebiet liegt. 
Ganze Strassenzüge wurden durch 
die Druckwelle verwüstet. Experten 
schliessen Brandstiftung als Un- 
glücksursache nicht aus. 
Hunderte niederländische Helfer 
und gut hundert Rettungskräfte aus 
Deutschland, suchten am Sonntag 
fieberhaft nach Vermissten und 
möglichen Überlebenden. Bis am 
Nachmittag konnten 14 Menschen 
tot geborgen werden, darunter vier 
Feuerwehrleute. Elf Verletzte lagen 
auf der Intensivstation. 
Zahlreiche Menschen würden 
nach dem Unglück in einer Feuer 
werksfabrik vom Samstag noch ver- 
misst, berichteten Einsatzkräfte, oh 
ne eine Zahl zu nennen. Sie rechne 
ten aber nicht damit, noch Überle 
bende zu finden. 
Die Katastrophe hatte am Sams 
tagnachmittag mit einem Feuer auf 
dem Gelände der Fabrik S.E. Fire- 
works begonnen. Bei strahlendem 
Sonnenschein hatten sich Schaulus 
tige in den Strassen des Stadtvier 
tels gedrängt, als erste Knallkörper 
detonierten. Kurz darauf Hessen 
zwei gewaltige Explosionen die 
Erde beben. 
Feuerbälle stiegen mit dichten 
Rauchwolken hoch in den Himmel. 
Ganze Strassenzüge in unmittelba- 
Zu einer verheerenden Explosion kam es am Samstag in der niederländischen Stadt Enschede. Hunderte Hilfskräf 
te suchen immer noch fieberhaft nach Vermissten und Überlebenden. (Bild: Keystone) 
rer Nachbarschaft wurden auf ei 
nen Schlag zerstört, auch an ent 
fernt liegenden Gebäuden entstand 
schwerer Schaden. Insgesamt deto 
nierten vermutlich 100 Tonnen 
Sprengstoff. 
«Es war wie ein Flugzeugab 
sturz», schilderte die Augenzeugin 
Marloes Bosklopper die Katastro 
phe. Nach der Explosion sei Panik 
ausgebrochen, Menschen seien ziel 
los in alle Richtungen gerannt, 
überall sei Blut gewesen. 
Nach Angaben eines Sprechers 
der Vereinigung niederländischer 
Feuerwerksbetriebe wurde in der 
Fabrik möglicherweise gerade an 
der Herstellung eines grossen Auf 
trags gearbeitet. So sei erklärbar, 
dass grosse Mengen Sprengstoff, die 
normalerweise strikt getrennt auf 
bewahrt würden, miteinander in 
Reaktion gerieten. 
Bei einem Gang durch das Wohn 
gebieten dem die Fabrik lag, zeigten 
sich die niederländische Königin 
Beatrix und Regierungschef Wim 
Kok tief betroffen. Kok äusserte 
sich «überrascht» darüber, dass sich 
ein Lager mit einem solchen Gefah 
renpotential in einem Wohngebiet 
befinden darf. 
In den zerstörten Häusern waren 
noch gedeckte Tische zu sehen, her 
ausgeschleuderte Stühle lagen auf 
den Strassen. Alles war total 
verwüstet. Von vielen Häusern blieb 
nur eine hüfthohe Mauer stehen. 
Bis zu 400 Häuser wurden der 
Stadtverwaltung zufolge zerstört 
Dänemark gewinnt Grand-Prix 
Eurovision-Schlager: Kein Glück für Jane Bogaert und «La vita cos'e» 
und weitere tausend beschädigt. 
Nach den Worten des Bürgermei 
sters von Enschede, Jan Mans, kann 
Brandstiftung nicht ausgeschlossen 
werden. Konkrete Hinweise gebe es 
aber nicht. Anlass für die Vermu 
tung waren zwei Grossbrände der 
letzten Tage, bei denen Brandstif 
tung für möglich gehalten wird. 
Die Gemeinde setzte eine Not 
verordnung in Kraft, die Störungen 
der Rettungs- und Bergungsarbei 
ten durch so genannten Katastro 
phentourismus verhindern sollte. 
Zum Absperren des Gebiets wurde 
Militär angefordert. Wegen der 
Freisetzung von Asbest wurde der 
Bevölkerung empfohlen, verstaubte 
Kleider zu waschen und nur noch 
feucht zu fegen. 
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STOCKHOLM: Dänemark hat mit 
dem Song «Fly on the wings of love» 
der Olsen Brothers in Stockholm 
den Grand Prix d'Eurovision de la 
Chanson gewonnen. Die Schweiz, 
die mit Jane Bogaert und der Balla 
de «La vita cos'fc» angetreten war, 
kam nur auf Platz 20. 
Die Dänen gewannen die TED- 
Abstimmung der Fernsehzuschauer 
und- zuschauerinnnen souverän mit 
195 Punkten vor Russland mit 155 
und Lettland mit 136 Punkten. Die 
Schweiz erhielt 14 Punkte. Sie lag 
damit abgeschlagen auf Platz 20 der 
24 Teilnehmer-Länder und wird im 
nächsten Jahr aufgrund des Regle 
ments erneut aussetzen müssen. Auf 
dem letzten Platz landete Belgien 
mit zwei Punkten. 
Viele der Lieder, die nicht auf Eng 
lisch gesungen wurden, landeten auf 
den hinteren Plätzen, darunter die 
Beiträge Israels, der Schweiz und Zy 
perns. Deutschland und die Türkei 
bildeten die Ausnahme. Der Deut 
sche Stefan Raab landete mit seinem 
Blödelsong «Wadde hadde dudde 
da» auf dem fünften Rang. Aus 
Österreich und aus der Schweiz hatte 
Raab die Höchst-Punktzahl zwölf er 
halten. Die israelische Gruppe Ping 
Pong machte ihre Ankündigung 
wahr, beim Grand Prix neben der is 
raelischen die syrische Flagge zu zei 
gen. Damit hatten sie in ihrer Heimat 
einen Proteststurm ausgelöst. 
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Mi- 
Eurovision-Schlagerwettbewerb: Dänemark gewann mit dem Lied «Fly on 
the wings of love». (Bild: Keystone) 
Weiter 
Sonnig und warm 
Ein Hoch über Deutschland wird langsam fla 
cher. Damit geht die Bise am Montag zu Ende 
und mit aufkommendem Südwestwind wird 
Wärmere und zunächst noch recht trockene 
Luft in den Alpenraum geführt. 
Wenige Quellwolken 
Für die ganze Schweiz und das Fürstentum 
Liechtenstein: Weiterhin viel Sonne, am Nach 
mittag sind wenige Quellwolken möglich. Die 
Temperaturen liegen am Morgen noch um 11 
Grad, am Nachmittag steigen sie auf 26 Grad. 
Pie Nullgradgrenze liegt bei etwa 3300 Metern. 
Allgemein kommen nur sehr wenige, schwache 
Winde auf. 
Die Aussichten 
Dienstag und Mittwoch vorwiegend sonnig und 
sehr warm, vor allem im Westen lokale Abend 
gewitter. Tendenz für Donnerstag und Freitag: 
Am Donnerstag zuerst im Westen und Süden, 
dann auch im Osten Wetterverschlechterung 
und nachfolgend häufig Regen.
	        

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