Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Wirtschaft 
Freitag, 12. Mai 2000 19 
Nachrichten 
EZB lässt Zinsen 
unverändert 
FRANKFURT/MAIN: Die Europäische Zen 
tralbank (EZB) hat ihre Leitzinsen unverändert 
gelassen. Der wichtigste Zinssatz für die elf Eu 
roländer bleibt bei 3,75 Prozent. Dies gaben die 
Währungshüter am Donnerstag nach der Sit 
zung des Zentralbankrates bekannt. Am Nach 
mittag wird EZB-Präsident Wim Duisenberg 
die Entscheidung auf einer Pressekonferenz in 
Frankfurt erläutern. Im Zentrum dürfte dabei 
auch der anhaltend schwache Wechselkurs des 
Euro stehen. Angesichts der jüngsten Zinser 
höhung erst vor 14 Tagen war in der Kreditwirt- 
schaft auch nicht mit einem neuerlichen Zins 
schritt gerechnet worden. Der Satz für eintägi 
ges Zentralbankgeld bleibt bei 4,75 Prozent. 
Der Zinssatz für Einlagen der Kreditinstitute 
bei der EZB mit einer Laufzeit von einem Tag 
beträgt 2,75 Prozent. 
Kein Interesse auch an 
zweiter Lizenz 
CHUR: In Graubünden ist am Donnerstag auch 
die zweite Konzession für die drahtlose Tele 
fonverbindung, die Wireless Local Loop 
(WLL), von den Kommunikationsfirmen links 
liegen gelassen worden. Bei der Internet-Ver 
steigerung ging kein Angebot ein. Das Bundes 
amt für Kommunikation (Bakom) hatte die 
zweite von fünf Lizenzen der Region 9 zum 
Mindestangebot von 1,292 Millionen Franken 
ausgeschrieben. Die Region umfasst mit 7200 
Quadratkilometern praktisch die Fläche des 
Kantons Graubünden sowie Teile der Kantone 
St. Gallen undTessin mit rund 199 000 Einwoh 
nern. 
Novartis seit gestern 
an der Wall Street 
BASEL/NEW YORK: Seit Donnerstagmorgen 
werden die Aktien des Basler Pharmakonzerns 
Novartis an der New Yorker Börse gehandelt. 
Die Gruppe hofft auf eine grössere Bekanntheit 
in den USA, dem mit 37 Prozent Anteil welt- 
grössten Markt für Pharmaprodukte. Die grös 
sere Bekanntheit soll den Geschäftsgang in den 
Vereinigten Staaten ankurbeln und die Mög 
lichkeiten für Stock options optimieren, sagte 
Raymund Breu, Finanzdirektor von Novartis in 
einem Interview mit der Westschweizer Wirt- 
schaftszeitung «l'agefi». 
Deutsche Autoin 
dustrie: Auftragsloch 
FRANKFURT/MAIN: Die deutsche Automo- 
bilindustrie muss weiter auf den erhofften Kon- 
junkturfrühling warten. Selbst der florierende 
Export kann das wachsende Auftragsloch im In 
land nicht mehr ausgleichen. Die Pkw-Zulas- 
sungen in Deutschland lagen im April um 21 
Prozent unter dem Vorjahresmonat. «Im April 
ist noch keine durchgreifende Kehrtwende auf 
dem Inlandsmarkt eingetreten», bilanzierte der 
Verband der Automobilindustrie (VDA) am 
Donnerstag in Frankfurt die aktuelle Lage. 
«Die Stimmung bei Herstellern und Zulieferern 
ist aber weiterhin positiv», sagte der VDA-Prä 
sident Bernd Gottschalk. Der Export habe ein 
stabiles Produktionsniveau gesichert. Dies 
komme auch der Beschäftigung zugute, die bis 
Februar 2000 im Jahresvergleich nochmals um 
10 000 auf insgesamt 735 000 Personen gestie 
gen sei. 
MicroChemical Systems 
nimmt Produktion auf 
CORCELLES: Die Hightech-Firma MicroChe 
mical Systems hat am Donnerstag in Corcelles 
NE ihre Produktion aufgenommen. Im Beisein 
kantonaler Würdenträger stellte sich das Unter 
nehmen der Öffentlichkeit vor. Bei der Firma 
arbeiten derzeit rund 20 Personen. Sie stellen 
elektronische Sensoren her. Die Geräte finden 
etwa in Messstationen für die Luft oder Alarm 
anlagen für Gasaustritte Verwendung. Daneben 
fabriziert das Unternehmen auch ein Alkohol- 
Messgerät für den Privatgebrauch. 
800 Tonnen Gold «zuviel» 
Nutzung des Goldschatzes der Nationalbank: Bundesrat verabschiedet Konzept 
BERN: Der Bundesrat will 
wissen, wie nach Gründung der 
Solidaritätsstifhing die restli 
chen 800 Tonnen überschüssi 
ges Nationalbankgold verwen 
det werden sollen: für den 
Schuldenabbau oder für Bil 
dung und AHV. 
Die Landesregierung hat an einer 
Klausursitzung am Mittwochabend 
ein Konzept fUr die Verwendung 
der 1300 Tonnen Gold ausgearbei 
tet, die die Nationalbank für ihre 
Geld- und Währungspolitik nicht 
mehr benötigt. 500Tonnen sind und 
bleiben für die Solidaritätsstiftung 
reserviert. 
Zwei Varianten 
Was mit den restlichen 800 Ton 
nen geschehen soll,' soll eine Ver 
nehmlassung klären. Der Bundesrat 
hat aus einem Strauss an Vorschlä 
gen zwei Varianten ausgewählt: zum 
einen den Wunsch der Kantone, die 
Erträge im Verhältnis ein Drittel 
Bund, zwei Drittel Kantone für den 
Schuldenabbau zu verwenden. 
Die zweite Variante sieht vor, mit 
dem Goldsegen zunächst eine auf 
vier Jahre befristete Bildungsinitia 
tive für neue Informations- und 
Kommunikationstechnologien in 
den Schulen zu lancieren. Danach 
sollen während etwa zwölf Jahren 
AHV-Überbrückungsleistungen für 
Bedürftige finanziert werden. 
Wie Bundesrat Kaspar Villiger 
am Donnerstag erklärte, neigt er als 
Finanzminister zur Variante Schul 
denabbau. Anderseits mache für ihn 
auch eine Aktion im Bildungs- und 
Sozialbereich Sinn. Dafür stünden 
Die Schweiz klärt noch ab, was mit 800 Tonnen überschüssigem Nationalbankgold geschehen solL (Bild: Keystone) 
zwischen 200 und 600 Millionen zur 
Verfügung. Im Bundesrat liege die 
Präferenz bei der zweiten Variante. 
Stiftung befristen 
Das Finanzdepartement wurde 
beauftragt, dem Bundesrat in der 
nächsten Woche die Verfassungs 
grundlage für die Verwendung des 
überschüssigen Nationalbankgol 
des und das Gesetz für die Stiftung 
solidarische Schweiz vorzulegen. 
Die Stiftung soll neu auf 30 Jahre - 
eine Generation - befristet werden. 
Die Stiftungsidee habe nichts an 
vr 

Strahlungskraft verloren, sagte Vil 
liger. Die Schweiz habe eine einma 
lige Chance, ein einmaliges Werk 
für Ärmste und Gewaltopfer zu 
schaffen, das dort helfe, «wo es kei 
ne Kameras gibt». Von einer «dau 
erhaften Plünderung» der National 
bank könne keine Rede sein. 
Substanz erhalten 
Die Vernehmlassungsunterlagen 
zur Verwendung der 800 Tonnen 
Gold müssen dem Bundesrat bin 
nen Monatsfrist vorgelegt werden. 
Arbeitsgruppen hatten dazu fünf 
Vorschläge gemacht: Abfederung 
von Härten aus der 11. AHV-Revi- 
sion, Bildungsoffensive, Schulden 
abbau, Aufstockung der Ergän 
zungsleistungen und Kombinatio 
nen davon. 
Der Bundesrat will nur zwei Vari 
anten weiterverfolgen: den Schul 
denabbau, wie ihn die Kantone ver 
langt haben, und die befristete Bil 
dungsinitiative, die von einer AHV- 
Hilfe abgelöst wird. Die Substanz 
des Goldwertes werde nicht angeta 
stet; nur die Erträge würden einge 
setzt, betonte Villiger. 
Grünes Licht für Algroup-Alcan-Fusion 
ZÜRICH: Aus behördlicher Sicht 
steht der Fusion der beiden Alu- 
Konzerne Algroup und Alcan nichts 
mehr im Weg. Nun kommt es auf Ai- 
group-Grossaktionäre wie Martin 
Ebner an, ob sie nach dem Scheitern 
einer Dreierfusion auch eine Zwei 
erfusion akzeptieren. 
Nach der EU-Kommission haben 
nun auch die US-Behörden ihre Zu 
stimmung zum Zusammenschluss 
von Algroup und Alcan zum zweit- 
grössten Aluminium-Konzern der 
Welt gegeben. Das Okay sei ohne 
Auflagen erfolgt, sagte am Don 
nerstag Algroup-Sprecherin Chris- 
Das Übernahmeangebot von Alcan steht bevor 
tine Menz. gegenüber der Nach 
richtenagentur sda. 
Bis Ende Mai, anfangs Juni sei 
nun das Übernahmeangebot von 
Alcan zu erwarten, sagte Menz. Aus 
heutiger Sjcht werde dieses Ange 
bot den ursprünglichen Abmachun 
gen entsprachen. 
Der Rahmen für die Fusion hat 
sich aber ( , inzwischen verändert. 
Denn zuerst war eine Dreierfusion 
der beiden fusionswilligen Unter 
nehmen mit der französischen Ge 
sellschaft Pechiney geplant gewe 
sen. Das Vorhaben war aber wegen 
Widerstand aus Brüssel geschei 
tert. | 
Trifft das Angebot bis spätestens 
30. Juni nicht ein, findet die Fusion 
der beiden verbliebenen Partner 
Algroup und Alcan nicht statt. Sie 
sehe aber keine Gründe für einen 
Verzicht seitens Alcan, sagte Menz. 
Theoretisch möglich wäre ein 
Scheitern der Fusion, wenn die Al- 
group-Aktionäre das bevorstehen 
de Übernahmeangebot von Alcan 
ablehnen. Mindestens 67 Prozent 
der Aktien müssten Alcan ange 
dient werden. 
Alcan führe Gespräche mit den 
beiden Grossaktionären Martin Eb 
ner und Christoph Blocher. Ebner 
ist via seine BZ-Gruppe gemäss 
früheren Angaben zu 27,5 Prozent 
und Blocher über die Ems zu 8,4 
Prozent an Algroup beteiligt. Ob 
die Aktionäre auf die Fusion ein 
steigen, hängt auch von der Höhe 
des Angebots ab. 
Aus der Sicht von Algroup macht 
auch die schlankere Fusionsvarian 
te Sinn. Dies obschon der Algroup 
die Dreifachfusion lieber gewesen 
wäre. Die Branche befinde sich in 
einem Konzentrationsprozess und 
Alcan sei ein interessanter Partner, 
erklärte Menz. Sie rechnet damit, 
dass die Fusion zwischen Algroup 
und Alcan im Sommer vollzogen 
wird. 
Bosch auf Wachstumskurs 
1 
Wachstumsprognose für das Jahr 2000 bestätigt 
GERLINGEN: (sda/reuters) Der 
Stuttgarter Elektronikkonzern 
Robert Bosch hat im Geschäftsjahr 
1999 erneut mehr umgesetzt als im 
Vorjahr und seine Prognose für das 
Gesamtjahr bekräftigt. 
Das Unternehmen teilte am Don 
nerstag in Gerlingen mit, der Kon 
zernumsatz sei 1999 nach endgülti 
gen Zahlen um 8,4 Prozent auf 
54,579 Mrd. DM gestiegen. Im Jahr 
2000 rechnet das Unternehmen wei 
terhin mit einem Umsatzplus von 
rund 5 Prozent. In den ersten Mo 
naten des laufenden Jahres seien die 
Erlöse weiter kräftig nach oben ge 
klettert. 
Allerdings habe sich die Automo- 
bilkonjunktur vor allem in Deutsch 
land abgeschwächt, wodurch das 
Wachstum der grössten Sparte 
KraftfahrzeugausrUstung voraus 
sichtlich nachlassen werde, hiess es. 
Die anderen Geschäftsbereiche, 
spürten hingegen den konjunkturel 
len Aufwind. 
Schwerpunktmässig solle das nicht ausgeschlossen. Der Bosch- 
Wachstum,wiederum durch interne Konzern beschäftigte Anfang des 
Zuwächse erreicht werden, aber Jahres rund 194 900 Mitarbeiter, 
auch weitere Akquisitionen würden rund 5400 mehr als im Vorjahr. 
Internet- 
Reisebüro 
AMSTERDAM/LONDON: 
Die Lufthansa gründet mit zehn 
anderen europäischen Flugge 
sellschaften ein Internet-Reise- 
büro. Das Internet-Angebot soll 
sämtliche Tarife der Partner um 
fassen und auch Sonderangebo 
te berücksichtigen. Die Swissair 
ihrerseits klärt noch ab. 
REKLAME 
Bosch-Q\ef Hermann Scholl bekräftigte gestern die Wacfptumsprognosen 
seines Unternehmens. (Bild: Keystone) 
Tnnkrevisionen 
Rüdicicr Kunststoffe AG
	        

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