Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Montag, 8. Mai 2000 3
ÖBB-Station mit wechselvoller
Geschichte
Offizielle Eröffnung der renovierten ÖBB-Haltestelle in Schaanwald am Samstag mit tollem Weiierfest
Die Ortschaft Schaanwald stand
am Samstag ganz im Zeichen der
Eröffnungsfeier der renovierten
ÖBB-Haltestelle, die auf eine fast
100-jährige Geschichte zurück
blicken kann. Unter den schmissi
gen Klängen des Musikvereins
Konkordia Mauren wurde um
9.45 Uhr das Eintreffen des
Nostalgiezuges von Feldkirch er
wartet. In der Zwischenzeit hatte
sich eine stattliche Zahl von Besu
chern aus Schaanwald, Mauren
und anderen Gemeinden auf dem
Festplatz eingefunden, um mitein
ander den Festakt zu begehen.
Herbert Oehri
Die Referentin der Kultur- und Denk
malschutzkommission Mauren, Rita
Meier, zeichnete in ihrer Ansprache die
historische Geschichte der Haltestation
und deren wechselvolle Geschichte
nach. So konnten die Zuhörer erfahren,
dass am 13. Januar 1870 der FL-Landtag
einem Gesetzesentwurf betreffend die
Konzession für die Zweigbahn Feld
kirch-Schaan-Buchs zugestimmt hat.
Diese Linie ist dann im Jahre 1872 in
Betrieb genommen worden. Damals
gab es auf liechtensteinischem Hoheits
gebiet nur zwei Bahnhöfe, nämlich den
jenigen von Schaan/Vaduz und den von
Nendeln. Um die Jahrhundertwende
folgte dann die Haltestelle Schaanwald,
allerdings ohne ein Bahnhofgebäude.
Nachdem im Dezember 1926 der elek
trifizierte Bahnbetrieb aufgenommen
wurde - so Rita Meier - habe sich dann
wohl der Bau eines Gebäudes an der
Haltestation Schaanwald aufgedrängt.
Im Jahr 1928 erfolgte schliesslich der
Bau der heutigen Haltestelle. Bis zum
21. Dezember 1988 versah ein Bahn
wärter hier seinen Dienst - es war Andi
Marxer aus Schaanwald.
Unter Denkmalschutzstellung
und Renovation
Der Gemeinde Mauren war es stets
ein grosses Anliegen, dieses Gebäude
zu erhalten. Nach jahrelangen Verhand
lungen mit der ÖBB ist es der Gemein
de gelungen, die Haltestelle im Oktober
1997 zu erwerben. Am 15. Dezember
1998 ist das Bahnhofgebäude auf An
trag der Gemeinde Mauren unter
Denkmalschutz gestellt worden. Rita
Meier gab ihier Freude über den gelun
genen Umbau und die Renovation nach
Plänen von Architekt Leopold Senti
Ausdruck und sagte,, dass wir stolz mit
diesem alten Bahnhof sein dürfen, der
ein StUck Geschichte der Eisenbahn
durch Liechtenstein auch unseren Kin
dern näher bringe.
Vorstehen «Schützende Hand
über Schaanwald»
Gemeindevorsteher Johannes Kaiser
begrüsste die Gäste, unter ihnen na
Vorsteher Johannes Kaiser gab einen Abriss über das Zustandekommen der gelungenen Renovation.
mentlich Regierungsrätin Dr. Andrea
Willi, die Landtagsabgeordneten Os
wald Kranz, Rudolf Lampert und Adolf
Ritter sowie die Vertreter/-innen des
Maurer Gemeinderates. In seine
Begrtlssungsworte schloss er auch
die Post- und Schrankenwärter von
Schaanwald Andi Marxer, Leo Risch
Werner Schneider, Siegbert Kranz und
Hugo Pfatschbacher mit ein.
Johannes Kaiser sagte, dass wir heute
auf eine 130-jährige Geschichte der
Bahn in Liechtenstein und Schaanwald
zurückblicken könnten. Seit dem 24.
Oktober 1872 rollen die Züge durch
den Weiler Schaanwald. Seit dem IS.
Oktober 1902 verfügt Schaanwald auch
über eine Haltestelle der Österreichi
schen Bundesbahnen. Noch bis zum 12.
Dezember des Jahres 1926 verkehrten
hier Dampflokomotiven, sagte der Vor
steher.
Mauren hat seit 1988 - unter Vorste
her Hartwig Kieber - sein Interesse am
Erhalt und Kauf der ÖBB- Station be
kundet. Da ca. 300 analoge Haltestellen
bis ins Tirol hinein einfach verschwan
den, wollte die Gemeinde diesen ein
maligen und alten Gebäudetyp erhal
ten, der zweifellos auch in Liechtenstein
und überregional einen hohen Indus
trie- und gesellschaftlichen Wert für
sich in Anspruch nehmen könne. Nach
«harzigen Verhandlungen» mit der
ÖBB sei es dann doch am 21. Oktober
1997 zum Kauf des Objektes gekom
men. Die Gemeinde Mauren hätte
30 000 Franken für 54,1 Klafter Boden
und für ein baufälliges Gebäude be
zahlt.
Auch beim Prozess der Unterdenk
malschutzstellung durch das Land und
in der Subventionsfrage kam es zum
«Qinch» zwischen Land und Gemein
de. Schlussendlich sei die Angelegen
heit dann Ende des Jahre 1999 doch für
beide Seiten akzeptabel bereinigt wor
den. Die Gesamtkosten beliefen sich
laut Vorsteher Johannes Kaiser auf ca.
100000 Franken, wobei der Staat
40 000 Franken an Subventionen beige
steuert hätte. «Wie Sie sehen, hat die
Gemeinde Mauren - wie auch in der ak
tuellen Verkehrsfrage - die schützende
Hand über ihre Schaanwälder gehalten.
Auch bei der ÖBB-Haltestelle haben
wir für Schaanwald gekämpft», bekräf
tige Kaiser zum SchlussjZuvor dankte
er den Schulkindern von Schaanwald
für die schmucken Zeichnungen, dem
Gesangsverein-Kirchenchor Schaan
wald für die gastfreundliche Bewirtung,
dem Musikverein Konkordia Mauren
sowie nicht zuletzt der Gemeinde-Kul
turkommission mit Referentin Rita
Meier, Helen Batliner, Evi Beck, Hedi
De Zilva, Jürgen Matt und Harry Pallas
für die gut aufgemachten Fotos, und al
len Personen, die in irgendeiner Weise
zum guten Gelingen der Festlichkeiten
beigetragen haben.
«Bahnhof als Zeuge der
Vergangenheit»
Regierungsrätin Dr. Andrea Wille
überbrachte die allerbesten Grüsse der
Regierung. Sie gratulierte für das ge
lungene Werk, das 1902 als Bahnstelle
eröffnet worden sei. Das heutige Ge
bäude erstrahle in neuem Glanz und
erinnere uns daran, dass diese Station
ein Zeuge der Vergangenheit und Weg
weiser für die Zukunft sei. Dr. Andrea
Willi erinnerte daran, dass das Bahn
gebäude auch auf einer Sonderbrief
marke des Jahres 1997 verewigt sei.
Seit 1997 sei die Gemeinde Mauren
Besitzerin der Station und das Land
deren Schutzherrin. Land und Ge
meinde müssten - so Andrea Willi -
Sorge zu diesem historischen Bauwerk
tragen. Andrea Willi liess es sich nicht
nehmen, auf sympathische Art Wer
bung für die Bahn und den Bus zu ma
chen. Mit dem Liechtenstein-Takt bie
ten ÖBB und Liechtenstein Bus An
stalt ab dem 28. Mai 2000 eine günstige
und umweltfreundliche Alternative
an. Zusätzliche Züge und Busse wür
den das Umsteigen auf öffentliche Ver
kehrsmittel attraktiv machen, sagte die
Regierungsrätin und verteilte im Auf
trag des Verkehrsministers Norbert
Marxer, der sich für den Anlass in sei
nem Heimatdorf entschuldigte, Infor
mationsbroschüren für den Liechten
stein-Takt.
Mit schmissigen Klängen der Kon
kordia Mauren leitete die Veranstal
tung über zum gemütlichen Teil. Etwas
ganz Besonderes waren die Gratisfahr
ten des Nostalgiezuges, der auf der tra
ditionellen Strecke wie das «Buchser-
Zögle» von Feldkirch - Schaanwald -
Buchs von 10 bis 18 Uhr durchgehend
verkehrte, aber auch diejenigen des
schmucken Vaduzer City-Trains. Und
von den kostenlosen Fahrten machte
die Bevölkerung regen Gebrauch. Vor
allem die Kinder hatten ihre helle Freu
de, wenn sie nicht gerade in der Hüpf
burg herumtollten. Bert Santer und die
Tostner Strassenmusikanten - ein Be
griff im Unterland - sorgten für die
nötige Gaudi. Das tolle Schaanwälder
Fest wird noch lange in angenehmer Er
innerung bleiben.
Als besondere Attraktionen verkehrten das Nostalgie-Züglein und der Vaduzer City-Train zum Nulltarif.
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Architekt Leopold Senti, Gebäudeverwalter Gerhard Meier, Kulturkommissionspräsidentin Rita Meier,
Regierungsrätin Andrea Willi und Vorsteher Johannes Kaiser (v.l.n.r.) freuten sich über das Bauwerk.
Kulturkommissionspräsidentin Rita Meier gab ihrer Freude über den gelungen Umbau und die Renova
tion Ausdruck.