Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
P 
rm Verfassung 
Samstag, 6. Mai 2000 3 
«Wir stimmen nicht über die 
Abschaffung der Monarchie ab» 
FBPL-Verfassungsoffensive in Schellenberg mit interessanten Diskussionen und regem Gedankenaustausch 
«Ich kann mir kaum vorstellen, 
dass jemand in der Runde die 
Monarchie unseres Landes ab- 
schaffen oder in Frage stellen 
will», stellte ein Teilnehmer der 
FBPL-Diskussionsoffensive in 
Schellenberg fest. «Eine Ableh 
nung des Verfassungsvorschlages 
des Fürstenhauses rüttelt auch 
nicht an der Staatsform der Mon 
archie». Kritische Diskussionen 
und ein reger Austausch von 
Argumenten bestimmten die aus 
gezeichnet besuchte Diskussions 
runde. 
Peter Kindle 
Tendenziell eher skeptisch standen die 
Besucherinnen und Besucher der 
FBPL-Verfassungsdiskussiorisrunde in 
Schellenberg den Vorschlägen des Fürs 
tenhauses gegenüber. «Will der Landes 
fürst die demokratischen Aspekte in 
der Verfassung wirklich stärken, oder 
wird die Monarchie durch die Annah 
me des Verfassungsvorschlages des 
Landesfürsten gestärkt?», fragten sich 
die Teilnehmer der Schellenberger Dis 
kussionsrunde. 
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Die Verfassungsdiskussion in Schellenberg brachte interessante Argumente auf den 
Punkt. Meinungen wurden rege ausgetauscht. (Bild:bak) 
Während im Bereich der Richterbe 
stellung die Frage der Kompetenzvertei 
lung zwischen Landesfürst und Landtag 
kontrovers diskutiert wurde, waren sich 
die Diskussionsteilnehmer in den ande- 
Plattfarm 

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ren Punkten, bei welchen zwischen Ver 
fassungskommission und Fürstenhaus 
Kontroversen bestanden,einig,dass man 
durch die Annahme des fürstlichen Ver 
fassungsvorschlages eine Stärkung der 
Monarchie in Kauf nehmen müsste. 
Selbstbestimmungsrecht: Nicht 
trennen, sondern vereinen 
«Die Einräumung eines Selbstbe- 
stimmungs- und Separationsrechtes für 
Gemeinden ist doch lediglich ein 
Scheinartikel, welcher in der Praxis nie 
mals realisierbai^&egistellte ein Dis-,y 
kussionsteilnehmSitapElne derartige 
Ausgestaltung 
sung würde« 
die Zusammengehörigkeit innerhalb 
des Landesverbandes eher schwächen. 
«Eine Verfassung sollte das Staatsgefü- 
ge zusammenhalten, nicht trennen», so 
die Grundhaltung der Teilnehmer. 
Notverordnungsrecht: «Macht 
gehört nicht auf die Strasse» 
Im Bereich des Notverordnungsrech 
tes wollten die Diskussionsteilnehmer 
am heute gültigen Verfassungsrecht 
festhalten. «Es ist schlecht, wenn die 
Verfassung bestimmt, das Recht in Not 
zeiten auf die Strasse zu verlegen». 
Emotionen bei Abstimmung 
nicht angebracht 
Die Aussage des Landesfürsten, sei 
nen Wohnsitz bei Ablehnung seines 
Verfassungsvorschlages ins Ausland zu 
verlegen, bezeichneten einzelne Dis 
kussionsteilnehmer als «Erpressung». 
Es sei für eine Sachabstimmung nicht 
förderlich, mit Druckmitteln eine Ent 
scheidung herbeiführen zu wollen. 
Innerhalb der Diskussionsrunde wur 
den aber auch Ängste eingeräumt: 
«Falls der Fürst seinen Wohnsitz nach 
Wien verlegt, hätte ich grosse Angst um 
die wirtschaftliche Zukunft unseres 
Landes», untermauerte ein Teilnehmer. 
Verfassung soll Stabilität 
vermitteln 
Einig waren sich die Diskussionsteil 
nehmer, dass die Abstimmung nach den 
langen und intensiven Diskussionen in 
zeitlicher Hinsicht zu schnell komme. 
Das wichtigste Element einer funktio 
nierenden Verfassung sei aber, dass die 
se unserem Land Stabilität gebe. «Der 
Vorschlag des Fürsten vermittelt dies 
aber nicht.» 
Kritische Beobachtung durch die Nachbarstaaten 
Verfossungsdebatte in Schaan: En weiterer Schritt auf dem Weg zur schwierigen Meinungsbildung 
Die FBPL hat gestern Abend ein weite 
res Mal Gelegenheit geboten, sich in 
der schwierigen Frage rund um die Ver 
fassungsänderung eine Meinung zu bil 
den. Unter der Leitung von Walter 
B.Wohlwend und dem Landtagsabge 
ordneten Alois Beck diskutierten gut 20 
Personen die anstehenden Fragen. 
Adi Lippuner 
Das Ausland blicke kritisch auf unser 
Land, nicht nur wegen der jüngsten Vor 
kommnisse und Vorwürfen, sondern 
auch wegen der Einhaltung des Völker 
rechts. Gerade deshalb sei es wichtig, be 
züglich Verfassung die richtigen Ent 
scheide zu treffen, war als warnendes 
Votum von einem der Anwesenden zu 
hören. Walter B.Wohlwend stimmte mit 
einem kurzen geschichtlichen Rückblick 
auf die Thematik ein. Er erinnerte daran, 
dass der damalige Landesfürst bereits 
einmal den Regierungschef entliess 
(1945) oder dass Wahlen ausgesetzt wur 
den (1939 und 1943). Seit sechs Jahren 
sei eine Verfassungskommission an der 
Arbeit. Es werde versucht, die nötigen 
Anpassungen vorzunehmen. 
Die jetzt geltende Verfassung ist seit 
1921 in Kraft und wurde in den vergan 
genen Jahrzehnteri'schon mehrmals an- 
gepasst und geändert: \ 
Die Selbstbestimmung, dabei geht es 
darum, dass eine Gemeinde selbst ent 
scheiden kann, ob sie> weiterhin zum 
Fürstentum gehören will j oder nicht, 
wurde als eine theoretische Angelegen 
heit bezeichnetjund nicht vertieft disku 
tiert. ' I 
Mehr Zündstoff bot dh 
Richterernennung. Dabei 
Frage der 
geht es da- 
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rum, dass der Landesfürsi in Zukunft 
das Vorschlagsjecht für sich beanspru 
chen will, der tandtag soll die Richter 
nur noch bestätigen oder ablehnen, 
heute ist es umgekehrt. Der Landtag 
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hat das Vorschlagsrecht, der Landes- 
fürst bestätigt oder lehnt ab. Obwohl 
die Situation rund um die oft partei 
politisch gefärbte Richterernennung, 
nicht ideal ist, vertrat die Mehrheit der 
Anwesenden die Ansicht, dass dieses 
Recht beim Landtag bleiben sollte. 
«Der Landtag, das sind immerhin die 
vom Volk gewählten Vertreter und da 
mit ist die heute praktizierte Lösung als 
demokratisch zu bezeichnen», erklärte 
einer der Anwesenden. 
Obwohl sich die Mehrheit der Dis 
kussionsteilnehmerinnen und -teilneh- 
mer ganz klar zur Monarchie bekannte, 
wurden äusserst kritische Töne gegen 
über dem Verfassungsvorschlag des 
Landesfürsten geäussert. Es sei nicht 
richtig, dass der Fürst alles ändern wol 
le, das ihm in den vergangenen Jahren 
Probleme bereitet habe. 
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Die Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer äussersten sich kritisch zu den Vorschlägen aus äähvFürstenhaus. Die Idee, 
das Vorschlagsrecht ßr die Richter dem Landesfürsten zu Ubertragen, fand keine Zustimmung. • - (Bild: bak) 
Einladung an alle Mitglieder 
der GWK zum Gewerbe-Lunch 
Thema: Bewilligungsverfahren 
Ort: Vaduz, Hotel Mühle 
Zeit: Donnerstag, 11. Mai 2000, 11.45 Uhr 
Kosten: CHF 25.- für Mittagessen ohne Getränk 
Anmeldung: bis Dienstag, 09. Mai 2000 um 16.00 Uhr 
Tel.: 237 77 88 oder Fax: 237 77 89 
Horst Schädler, Amtsleiter Ausländer und Passamt, berichtet 
über das neue Bewilligungsverfahren. 
Ein Thema, das alle Gewerbetreibenden betrifft. 
Im Anschluss an das Kurzreferat steht Ihnen Herr Schädler 
für Fragen zur Verfugung. 
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WIRTSCHAFTSKAMMER 
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