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Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Freitag, 5. Mai 2000 5
Nachrichten
Velofahrer verletzt
VADUZ: Am Mittwochnachmittag musste ein
Velofahrer mit Verletzungen unbestimmten
Grades ins Spital überführt werden, nachdem er
bei der Kreuzung «Schaanerstrasse/Lochgasse»
in Vaduz mit einem Pw. zusammenprallte. Der
Pw-Lenker fuhr auf der Lochgasse in Richtung
Rhein. Im Einmündungsbereich «Schaaner
strasse» kam es mit dem von rechts kommenden
Velofahrer zum Zusammenstoss, wobei auch
die Fahrzeuge beschädigt wurden. (Ipfl)
Radfahrer angefahren
und geflüchtet
NENDELN: Pflichtwidrig verhielt sich ein un
bekannter Autolenker am Mittwochabend auf
der Hauptstrasse südlich von Nendeln. Der un
bekannte Autolenker eines roten Pws, event.
amerikanische Automarke, fuhr von Schaan in
Richtung Nendeln. Im Bereich «Schwabbrün
nen» streifte er einen in gleicher Richtung fah
renden Radfahrer, der angeblich auf dem Trot-
toir fuhr. Der Velofahrer kam zu Sturz und ver
letzte sich. Der nicht bekannte Autolenker fuhr
ohne anzuhalten weiter. Personen, die eventuel
le Angaben zum Unfall oder dem Tatfahrzeug
machen können, werden gebeten, sich mit der
Landespolizei in Verbindung zu setzen. (Ipfl)
Wenn's Neujohr Im
Summer ischt
SCHAAN: Im Rahmen des Gemeinschaftspro
jekts «Angehörige von Demenzkranken unter
stützen», welches von der Gemeindekranken
pflege und dem Wohnheim Resch in Schaan
durchgeführt wird, spricht am Dienstag, den 9.
Mai 2000 um 19.30 Uhr Prof. Dr. R. Schmitz-
Scherzer im Schaaner Rathaussaal über Aus
wirkungen der Demenzerkrankung.
Wenn ein alter Mensch an Demenz (Desori
entierung, Verwirrtheit) erkrankt, dann bringt
dies nicht nur für diesen einschneidende,
manchmal schmerzhafte Veränderungen mit
sich. Auch die ganze Familie ist von dieser
Krankheit betroffen. Die Demenzerkrankung
erfordert die Neuorientierung des gesamten so
zialen Umfeldes, eingespielte Rollen und die
Gestaltung der zwischenmenschlichen Bezie
hungen sind Veränderungen unterworfen.
Prof. Dr. Reinhard Schmitz-Scherzer spricht am
kommenden Dienstag um 19.30 Uhr im Rat
haussaal Schaan.
Mit diesem Themenbereich befasst sich der
Vortrag von Prof. Dr. Reinhard Schmitz-Scher-
zer, welcher am Dienstag, den 9. Mai 2000 um
19.30 Uhr im Rathaussaal Schaan stattfindet. Es
handelt sich dabei um den zweiten Vortrag im
Rahmen des Gemeinschaftsprojektes «An
gehörige von Demenzkranken unterstützen»,
welches von der Gemeindekrankenpflege und
dem Wohnheim Resch durchgeführt wird.
Prot Dr. Reinhard Schmitz-Scherzer ist emeri
tierter Professor für soziale Gerontologie an der
Gesamthochschule Kassel. Er ist in Liechten
stein kein Unbekannter mehr, da er bereits im
März vergangenen Jahres einen vielbeachteten
Vortrag in Vaduz gehalten hat. Prot Schmitz-
Scherzer lebt heute in der Schweiz und ist als Do
zent beim Internationalen Seminar für Geronto
logie in Berlingen tätig. Der Vortragsabend wird
von der Gemeindekrankenpflege und dem
Wohnheim Resch in Schaan organisiert. Eine
Anmeldung ist nicht erforderlich. Kollekte.
Restaurieren alter
Gegenstände
BENDERN: Möbel, bäuerliche Gerätschaften,
Spielsachen, Werkzeuge. Gelernt werden: fach
männisches Entfernen alter Anstriche; Einset
zen ev. fehlender Holzteile; Neutralisieren der
Oberflächen; Bleichen (nach Bedarf); Schleifen
und Feinarbeit; Wurmbehandlung; Imprägnie
ren; Lackieren, Wachsen und Beizen. Der Kurs
211 unter der Leitung von Pius Kissling beginnt
am Donnerstag, den 11. Mai um 19.00 Uhr im
Werkhof Bendern. Anmeldung und Auskunft
bei der Erwachsenenbildung, Stein-Egerta in
Schaan, Telefon 232 48 22. (Bing.)
«Naturoasen » im Wald
Ausscheidung von 30 Waldreservaten und Sonderwaldflächen in Liechtenstein
In Liechtenstein sollen 30
Waldflächen mit vorrangiger
Natur- und Landschaftsschutz
funktion als Waldreservate
oder Sonderwaldflächen aus
geschieden werden. Der Ent
wurf einer diesbezüglichen
Verordnung als Ergänzung
zum Waldgesetz durchläuft
derzeit die Vernehmlassung.
Die Gemeinden, Alpgenossen
schaften und die Fürstliche
Domäne sind als Waldeigentü
mer davon betroffen.
Manfred öhri
Unter den unterschiedlichen Lqnd-
nutzungskategorien umfasst das be
stockte Waldareal mit 6866 Hekta
ren (ha) oder 42,9 Prozent der Lan
desfläche den grössten Anteil. Die
Besitzstruktur mit einem Anteil des
öffentlichen Waldes von 92 Prozent
bietet nach Auffassung der Fachleu
te gute Voraussetzungen für eine
zeitgemässe und an den Bedürfnis
sen der Gesellschaft orientierte
Waldwirtschaft.
Vielseitige Funktionen
Eine massgebliche Leitschiene
der liechtensteinischen Waldwirt
schaftspolitik bildet heute das Er
fordernis, den Wald so zu erhalten;
dass er seine Funktionen dauernd,
uneingeschränkt und nachhaltig er
füllen kann. Als solche Funktionen
gelten namentlich die Nutzfunk
tion, die Schutzfunktion, die Erho
lungsfunktion sowie die Natur- und
Landschaftsschutzfunktion.
Zwar würden, heisst es in einem
Bericht des Amtes für Wald, Natur
und Landschaft, die Bewirtschaf
tungsgrundsätze der Liechtenstei
ner Waldwirtschaft die Erfüllung
der Natur- und Landschaftsschutz
funktion auf der gesamten Wald
fläche in hohem Masse gewährleis
ten. Dennoch sei es darüber hinaus
aus verschiedenen Gründen zusätz
lich erforderlich, für Waldflächen
mit vorrangiger Natur- und Land
schaftsschutzfunktion besondere
Bewirtschaftungsvorschriften fest-
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Im Liechtensteiner Wald (hier oberhalb von Schaan) sollen insgesamt 30 Waldreservate und Sonderwaldflächen mit
einem Anteil von 26,7 % der bestockten Gesamtwaldfläche ausgeschieden werden. (Bild: Anstalt ßr Luftfotografie)
zulegen. Nur mit diesen Hessen sich
diejenigen spezifischen Natur- und
Landschaftsschutzziele erreichen,
deren Erfüllung durch entsprechen
de Erhebungen und Forschungen
im Interesse der biologischen Viel
falt als notwendig ausgewiesen sei.
«So brauchen», schreibt das Amt
für Wald, Natur und Landschaft,
«besonders schützenswerte Lebens
räume wie Feld- und Ufergehölze,
Hecken und Gebüsche oder kenn
zeichnende Natur- und Kulturland
schaften spezielle Rücksichtnahme
und Pflege, verlangen ökologisch
wertvolle Waldränder besondere
Schutz- und Pflegemassnahmen, er
fordert die Förderung der Biodiver-
sität dieiErhaltung von Alt- und Tot
holzinseln iind gebietet der Schutz
von Lebensräumen und Lebensbe
dingungen bedrohter wildwachsen
der Pflanzen und wildlebender Tie
re die Ausscheidung von Waldreser
vaten mit besonderer, langfristiger
Zielsetzung.»
Neues Schutzkonzept
In einem' neuen, vom Amt erar-
Sonderwaldf lache
Waldreservat
beiteten «Natur- und Landschafts
schutzkonzept für den Liechtenstei
ner Wald» werden dafür nun die
entsprechenden konkreten Umset
zungsaktivitäten festgelegt. Die
Ausscheidung von Waldreservaten
oder Sonderwaldflächen soll auf
Verordnungsebene und im Einver
nehmen mit den jeweiligen Waldei-
gentümern geregelt werden. Die
Vernehmlassung zum Entwurf dau
ert" noch bis zum 19. Mai.
Danach werden im Liechtenstei
ner Wald insgesamt 30 Waldreserva
te und Sonderwaldflächen mit einer
Gesamtfläche von 1834,8 ha oder
26,7 Prozent der bestockten Wald-
tläche ausgeschieden. Diese glie
dern sich in 10 Waldreservate, 3 zu
sammenhängende Waldreservate/
Sonderwaldflächen und 17 Sonder-
waldflächen. Die Waldreservate, in
denen die Waldentwicklung der
natürlichen Dynamik überlassen
wird, umfassen eine Fläche von
1292,3 ha bzw. von 70,4 Prozent. Die
Sonderwaldflächen, in denen geziel
te Schutz-, Pflege- und Unterhalts-
massnahmen im Hinblick auf ein
bestimmtes Schutz- und Waldent
wicklungsziel erfolgen, beanspru
chen 542,5 ha oder 29,6 Prozent. Die
kleinste Fläche beträgt 2,4 ha, die
grösste umfasst 924,8 ha.
Schutz- und Entwicklungsziel
Das Ziel, die Waldökosystem-
und Artenvielfalt sowie die Genres
sourcen zu erhalten, wird den Anga
ben des Amtes zufolge mit den aus
geschiedenen Reservaten und Son
derflächen erreicht: 55 Waldgesell
schaften seien darin vertreten.
Aufgrund der floristischen oder fau-
nistischen Zusammensetzung oder
des besonderen Entwicklungspo
tenzials hinsichtlich der natürlichen
Walddynamik ist gemäss Verord
nung für jedes Waldreservat und je
de Sonderwaldfläche ein Schutz-
und Waldentwicklungsziel verbind
lich bestimmt. Darüber hinaus ist
festgelegt, welche Pflege-, Bewirt-
schaftungs- und Unterhaltsmas-
snahmen zur Erreichung der Ziele
notwendig und zulässig sind. Aus
serdem sind diejenigen Massnah
men bestimmt, die einerseits not
wendig sind, um möglicherweise
schädliche Einwirkungen auf das
Waldreservat oder die Sonderwald
fläche selbst zu begrenzen oder die
als notwendig erachtet werden, um
Schäden auf benachbarte Gebiete
infolge der Unterschutzstellung
auszuschliessen.
Entschädigungsanspruch
Sowohl der Verzicht auf die bishe
rige tatsächliche oder die zukünftig
optionale Nutzung wie auch die Vor
nahme von spezifischen Massnah
men verursachen für den Waldei
gentümer Kosten: es entsteht ein
Entschädigungsanspruch für den
Nutzungsverzicht und ein Abgel
tungsanspruch für die erbrachten
spezifischen Durchführungsmass-
nahmen. Der Entschädigungsan
spruch für die 30 Waldreservate und
Sonderwaldflächen beläuft sich dem
Konzept zufolge auf durchschnitt
lich 23,40 Franken pro ha und Jahr.
An die Kosten der erforderlichen
Pflege-, Bewirtschaftungs- und Un-
terhaltsmassnahmen will der Staat
gemäss Verordnungsentwurf Fi
nanzhilfen von 50 Prozent leisten.
Die Lage der 30 Waldreservate und Sondenvaldflächen in Liechtenstein.
(Darstellung: Amtfür Wald, Natur und Landschaft)
Waldreservate und
Sonderwaldflächen
Waldreservate und Sondenvald
flächen umfassen gemäss Verord
nungsentwurf Wälder mit auf
Dauer vereinbarten spezifischen
Schutz- und Waldentwicklungszie
len und langfristig festgelegten
Pflege-, Bewirtschaftungs- und
Unterhaltmassnahmen:
• Waldreservate sind Wald
flächen mit vorrangiger Natur-
und Landschaftschutzfunktion,
welche der ungestörten dynami
schen Entwicklung überlassen
werden und in denen jegliche
menschliche Aktivitäten uner
wünscht sind. Ausgenommen
bleiben die Jagd sowie dringende
minimale Massnahmen zur Er
haltung der Schutzfunktion, zur
Verhinderung von Gefährdungen
oder zur Anlage standortgebun
dener Infrastruktureinrichtun
gen, sofern deren Anlage das
Schutzziel des Waldreservates
nicht beeinträchtigt.
• Sonderwaldflächen sind Wald
flächen mit vorrangiger Natur- und
Landschaftschutzfunktion, auf wel
chen der Schutz besonders schüt
zenswerter Pflanzen- und Tierar
ten, die Erhaltung ökologisch be
sonders wertvoller Waldformen mit
bedeutsamen Naturwerten oder
Kulturzeugnissen oder die Beibe
haltung einer speziellen waldbauli
chen Betriebsart entsprechend
dem jeweiligen Schutz- und Wald
entwicklungsziel spezifische Mass
nahmen erfordern.
• Als Sonderwaldflächen gelten
in Einzelfällen auch Waldflächen
mit anderen Vorrangfunktionen
und gleichzeitig besonders hoher
Naturschutzbedeutung, auf denen
entsprechend dem Schutz- und
Waldentwicklungsziel spezifische
Massnahmen notwendig sind.