Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Seite der FBPL 
Dienstag, 18. April 2000 3 
Über 50 % der Steuereinnahmen 
stammen aus dem Finanzplatz 
FBPL-Veranstaltung «Finanzplatz Liechtenstein - Wir alle!» macht die Wichtigkeit des Finanzplatzes deutlich 
Der Finanzdienstleistungssektor ist 
der wichtigste Sektor unseres 
Landes. Dies machten die Referate 
von Dr. Hansjörg Marxer, Wirt 
schaftsprüfer Bernhard Lantpert, 
Alt-Regierungsrätin Cornelia 
Gassner, Hubert Büchel, Leiter 
des Amtes für Volkswirtschaft, und 
FBPL-Parteipräsident Ernst Walch 
deutlich. Hubert Büchel betonte 
in seinen Ausführungen: «Über 
50 Prozent der Steuereinnahmen 
stammen aus dem Finanzdienst 
leistungssektor.)» 
Alexander Batliner 
Die FBPL-Veranstaltung «Finanzplatz 
Liechtenstein - Wir alle!» wurde mit 
dem Referat von Alt-Parteipräsident 
Hansjörg Marxer eröffnet. Ihm wurde 
die Aufgabe zuteil, den Finanzplatz 
Liechtenstein aus der Warte eines Aus- 
senstehenden zu beurteilen. Hierbei ap 
pellierte er an die Solidarität. Er führte 
aus: «Solidarität wird wohl erst dann zu 
einem Thema, wenn es einem schlecht 
geht. Unser Solidaritätsdefizit, sei es zu 
den Ärzten, zu den Treuhändern oder 
zu den Politikern ist aber die verwund 
bare Stelle schlechthin, an der unser 
Staat geschwächt wird: Mangelnde Soli 
darität verursacht eine Anfälligkeit, auf 
emotionale Ablenkungsmanöver her 
einzufallen. Wir müssen zur Kenntnis 
nehmen,dass von aussen her nachhaltig 
ein massiver Druck auf unser kleines 
Land aufgebaut wird. Wenn wir nur die 
geringste Chance, diesem Druck stand 
zuhalten, wahrnehmen wollen, müssen 
wir im Innern in wichtigen Fragen 
näher zusammenfinden und gegenseiti 
ges Vertrauen aufbauen.» Des Weiteren 
machte Hansjörg Marxer auf die Vor 
teile aufmerksam, welche für alle aus 
dem Finanzplatz Liechtenstein erwach 
sen. Er sagte: «Wir sind alle - unabhän 
gig von unserem Beruf - in erheblichem 
Ausmass an den Gewinnen des Finanz 
platzes beteiligt: Der Staatshaushalt 
wird mit den Einnahmen aus dem Fi- 
nanzseklor - komfortabel genährt, wir 
haben eine geringe Steuerquote, es gibt 
Arbeitsplätze, Aufträge für unser Ge 
werbe, Konsum und so weiter. .. Wir 
können also nicht einfach sagen, der Fi 
nanzplatz Liechtenstein und die Vor 
würfe gegen den Finanzplatz Liechten 
stein gingen uns nichts an. Vielmehr 
müssen wir uns gerade jetzt die Frage 
stellen, ob und in welchem Ausmass wir 
weiter zu dem Finanzplatz Liechten 
stein stehen.» 
Was geschieht beim Untergang? 
Wirtschaftsprüfer Bernhard Lampert 
ging in seinen Ausführungen unter an 
derem auf die Frage ein: Was geschieht, 
falls der Finanzplatz untergeht? Die 
Folgen bei einem möglichen Untergang 
Alt-Regierungsrätin Dr. Cornelia Gassner äusserte sich in ihrem Referat zu den Fak 
toren, die einen Kunden dazu bewegen, Liechtenstein als Finanzplatz auszuwählen. 
sieht er auf vier verschiedenen Ebenen. 
Zum einen wären «drastische Steuerer 
höhungen und ein radikaler Abbau der 
Staatsstellen und der staatlichen Leis 
tungen» zu erwarten, wie Bernhard 
Lampert ausführte. Zum anderen wür 
de es zu einem Immobilien-Crash kom 
men, da viele Bürogebäude in Vaduz 
auf einmal leer stehen würden. Zudem 
sieht er einen Absturz der Löhne der 
Wirtschaftsprüfer Bernhard Lampert betonte, dass bei einem Unt irgang des Fi 
nanzplatzes drastische Steuererhöhungen die Folge wären, j 
Angestellten als Folge eines möglichen 
Unterganges. Als letzten nannte Bern 
hard Lampert das Szenario, dass die 
Unternehmer neue Möglichkeiten im 
Ausland wahrnehmen würden. Das 
Hubert Büchel, Leiter des Amtes fiir Volkswirtschaft, dokumentierte mit Zahlen die 
Wichtigkeit des Finanzplatzes fiir die ganze Bevölkerung. 
strich Bernhard Lampert: «Je besser wir 
demonstrieren, dass wir Kontrolle aus 
üben, desto stärker sind wir geschützt.» 
Als weitere Massnahmen sieht Wirt 
schaftsprüfer Lampert eine klare und 
gute Promotion im Ausland und ein 
Lobbying durch befreundete Konzerne. 
Zahlreiche Vorteile 
Alt-Regierungsrätin Dr Cynelia 
Gassner stellte ihr Referat unter denTi- 
tel: «Was macht den Finanzplatz Liech 
tenstein aus? Welche Faktoren bewe 
gen einen Kunden dazu, Liechtenstein 
als Finanzplatz auszuwählen?» Hierbei 
nannte sie neun Vprteile des Finanz 
platzes Liechtenstein. Als ersten Punkt 
ging sie auf das qualifizierte Personal 
ein. Dieses sei ein grosser Vorteil unse 
res Finanzplatzes. Im Speziellen er 
wähnte sie die Tireühänder, die Rechts 
anwälte, die Wirtschaftsprüfer und Re 
visionsgesellschaften sowie das Amt für 
Finanzdienstleistungen. Sie machte dar 
auf aufmerksam, dass bezüglich 
TYeuhänder ein Strafverfahren mit ei 
nem Disziplinarverfahren gleichzuset 
zen sei. In den meisten Fällen sei bei ei 
ner Verurteilung ein Verweis als Strafe 
ausgesprochen worden. Diesbezüglich 
machte sie die kritische Anmerkung, ob 
die angewendeten Strafen ausreichend 
oder ob man diesbezüglich den Hebel 
ansetzen müsse. Des Weiteren verwiese 
sie auf die Ausbildung für diese Berufe, 
die qualitativ hoch einzuschätzen sei. 
Als weiterer Punkt nannte Cornelia 
Gassner die günstigen rechtlichen Vor 
aussetzungen. Im Speziellen betonte sie 
das Gesellschaftsrecht, die Steuerge 
setzgebung und das Bankenrecht mit 
dem starken Bankgeheimnis. Beson 
ders der Verstoss gegen das Bankge 
heimnis sei mit Geldstrafe bis Freiheits 
strafe sanktioniert, was einem starken 
Bankgeheimnis entgegenkomme. Des 
Weiteren nannte die ehemalige Regie- 
rungsrätin die Punkte funktionierendes 
de, führte Hubert Büchel aus. Des Wei 
teren verglich er die Entwicklung der 
Banken in den letzten 25 Jahren. Dies 
bezüglich betonte er, dass die Bankbi 
lanzen in den letzten 25 Jahren um das 
16-fache gestiegen seien. Während die 
Bilanzsumme der Banken im Jahre 
1973 gerade mal zwei Milliarden 
Franken betragen hätte, sei sie im Jah 
re 1998 auf 31 Milliarden Franken an 
gewachsen. Das gesamte Kundenver 
mögen betrage heute rund 90 Milliar 
den Franken. Zudem ging Hubert 
Büchel auf diejenigen Steuern ein, die 
jährlich über 100 Millionen Franken in 
den Staatshaushalt bringen würden. 
heisst: Die wesentlichen Stützen des Fi 
nanzplatzes hätten die geringsten 
Nachteile zu erwarten, da sie im Aus 
land neue Möglichkeiten erhalten wür 
den. Bernhard Lampert betonte diesbe 
züglich: «Falls der Finanzplatz unter 
geht, trifft es vor allem den <normalen 
Einwohnen.» Des Weiteren sprach er 
sich für eine verbesserte Kontrolle des 
Finanzplatzes aus. Diesbezüglich unter- 
Alt-Parteipräsident Hansjörg Marxerging aus der Sichtweise eines Aussenstehenden 
auf den Finanzplatz Liechtenstein ein. (Bilder: Dietmar Stiplovsek) 
Rechtssystem, Anonymität, den 
Währungsvertrag mit der Schweiz, die 
günstige geographische und infrastruk 
turelle Erschliessung unseres Landes 
sowie die politische-, wirtschaftliche- 
und soziale Stabilität unseres Landes 
mit den zahlreichen internationalen 
Verbindungen als Vorteile für unseren 
Finanzplatz. Cornelia Gassner verwies 
auch auf die Nachteile, die sie 
hauptsächlich in den relativ hohen 
Kosten gegenüber anderen Off-Shore 
Platzen und bei den Verwaltungsrats 
honoraren sieht. 
Volkswirtschaftliche Zahlen 
Hubert Büchel, Leiter des Amtes 
für Volkswirtschaft, ging in seinem 
Referat auf die ausgewiesenen Zahlen 
seines Amtes zum Finanzplatz ein. 
Hierbei führte er aus, dass über 50 Pro 
zent der Steuereinnahmen aus dem Fi 
nanzdienstleistungssektor stammen. Es 
sei aber zu einfach gerechnet, wenn 
man davon ausgehe, dass man die Steu 
ern einfach verdoppeln müsste, falls es 
den Finanzplatz nicht mehr geben wür- 
Hierbei nannte er die Gesellschafts 
steuer, die rund 1/3 der ganzen Steuer 
erträge ausmachen würde. Zudem 
gehöre die Mehrwertsteuer und die 
Vermögens- und Erwerbssteuer in die 
se Kategorie. 
Politische momentane Situation 
FBPL-Parteipräsident Ernst Walch 
ging in seinen Ausführungen zum einen 
auf den Finanzplatz Liechtenstein im 
internationalen Umfeld und auf die 
momentane Situation in unserem Land 
ein (Seiten 4 und 5). Bezüglich Liech 
tenstein im internationalen Umfeld 
führte er aus: «Das liechtensteinische 
Geldwäschereigesetz entspricht übri 
gens zu 100 Prozent der österreichi 
schen Regelung.» In seinen Ausführun 
gen ging er auf ein Gutachten ein, wel 
ches eine liechtensteinische Bank vor 
kurzem in Auftrag gegeben hat. Das Er 
gebnis fasste er mit den Worten zusam 
men: « Nach dem Gesamtergebnis des 
Gutachtens wird Liechtenstein emp 
fohlen, an der bisherigen Regelung fest 
zuhalten.» 
Parteipräsident Ernst Walch führte in seinem Referat aus, dass unser Geldwäsche 
reigesetz zu 100 Prozent der österreichischen Regelung entspreche.
	        

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