22 Montag, 17. April 2000
Ausland
Liechtensteiner Volksblatt
Tausende protestieren
Frühjahrstagung IWF und Weltbank in Washington
Tausende demonstrierten zum Auftakt der Frühjahrstagung von IWF und
Weltbank in Washington. (Bild: Keystone)
WASHINGTON: Begleitet
von mehrheitlich friedlichen,
teilweise lautstarken Demon
strationen und unter scharfen
Sicherheitsvorkehrungen hat
am Sonntag in Washington die
Frühjahrstagung des Interna
tionalen Währungsfonds (IWF)
begonnen.
Protestgruppen zogen eine dichte
Menschenkette um das Gebäude.
Viele der Finanzminister, Noten
bankchefs und Delegierten wurden
in Bussen unter Polizeischutz am
frühen Morgen in die IWF-Zentrale
gebracht. Auf eigene Faust konnte
dort niemand hinein gelangen.
Einer der Betroffenen war Frank
reichs Finanzminister Laurent Fabi-
us. Er wurde von Demonstranten
daran gehinderten den Beratungen
teilzunehmen und musste das Feld
einem Stellvertreter überlassen.
Er habe ruhig mit den Demon
stranten gesprochen und sie darauf
hingewiesen, dass sie einem Miss
verständnis aufsässen, berichtete
der Minister vor der Presse. IWF
und Weltbank arbeiteten doch ge
nau wie sie gegen die Armut in der
Welt. Die verschiedenen Protest
gruppen hatten angekündigt, sie
wollten die Tagung verhindern. Sie
werfen den internationalen Institu
tionen vor, nur die Interessen der
Grossmächte und des Kapitals auf
Kosten der Armen, der Entwick
lungsländer und der Umwelt zu ver
folgen.
Oppositionelle
festgenommen
RANGUN: In Birma sind 36
Mitglieder der grössten Opposi
tionspartei Nationale Liga für
Demokratie (NLD) festgenom
men worden. Wie die Partei, an
deren Spitze die Friedensnobel
preisträgerin Aung San Suu Kyi
steht, am Sonntag mitteilte, gab
die regierende Militärjunta kei
ne Gründe für die Festnahmen
an. Die Oppositionellen seien in
der Nacht vor Beginn des Neu
jahrsfestes am 13. April aus
ihren Wohnungen in Handschel
len abgeführt worden.
Barak nennt
Bedingungen
JERUSALEM: Wenige Wochen vor
dem vereinbarten Stichtag für die
Unterzeichnung eines Rahmenab
kommens zwischen Israel und den
Palästinensern hat Ministerpräsi
dent Ehud Barak am Sonntag die is
raelischen Bedingungen dafür ge
nannt. Israel bestehe darauf, dass ei
ne künftige «politische Einheit» der
Palästinenser entmilitarisiert sein
müsse, sagte Barak am Sonntag.
Ursula Koch
zurückgetreten
BERN: Ursula Koch (Bild) zieht
sich aus dem politischen Leben
zurück. Aus gesundheitlichen Grün
den hat sie per sofort ihren Rück
tritt als SP-Präsidentin und Zürcher
Nationalrätin erklärt. Nach ersten
überraschten und bestürzten Reak
tionen hoffen viele auf einen Neu
anfang. Der Schritt sei unausweich
lich geworden, wenn sie «gesund
heitlich nicht einen dauerhaften
Schaden» erleiden wolle, schreibt
die 58-jährige Koch in einem Brief
zu Händen des SP-Vorstandes, der
am Samstag in Bern tagte.
Putin im
Ausland
MOSKAU: Vor seinem Debüt
im Westen hat der neue russi
sche Präsident Wladimir Putin
am Sonntag seinen engsten
Bündnispartner Weissrussland
besucht. Am Abend reiste Putin
nach London, wo er heute Mon
tag mit Premierminister Blair
zusammentrifft. Nach seinem
Treffen mit dem weissrussischen
Präsidenten erklärte Putin: «Mit
dem Fakt des Besuchs wollten
wir die Bereitschaft Russlands
zeigen, die Beziehungen zu
Weissrussland fortzusetzen.»
Eskalation in
Simbabwe
HARARE: In Simbabwe sind die
Auseinandersetzungen um die Be
setzung von Farmen Weisser durch
Bürgerkriegsveteranen am Wo
chenende eskaliert. Mindestens ein
weisser Farmer wurde nach Anga
ben seines Nachbarn umgebracht.
Präsident Robert Mugabe weigert
sich weiterhin, die Landbesetzer
aufzurufen, die besetzten Farmen zu
verlassen.
Wichtiger Test für D'Alema
Regional- und Kommunalwahlen in Italien
ROM: Fast 44 Millionen Italienerin
nen und Italiener sind am Sonntag
zu Regional- und Kommunalwah-
len aufgerufen. Die Abstimmung
gilt ein Jahr vor der Parlamentswahl
als wichtiger Test für die Mitte-
Links-Regierung von Ministerpräsi
dent D'Alema. Die Wahllokale hat
ten bis um 22 Uhr geöffnet. Ergeb
nisse werden erst für heute Montag
erwartet.
Neben den Regionen wurden am
Sonntag auch in rund 550 Städten
die Bürgermeister gewählt, unter
anderem in Venedig und Catania.
Oppositionschef und Ex-Minis-
terpräsident Silvio Berlusconi for
derte bereits Neuwahlen, falls sein
Wahlbündnis der rechten Mitte wie
erwartet gut abschneiden sollte.
Derzeit verfügt das linke «Ulivo»-
BUndnis in 11 der 15 zur Wahl ste
henden Regionen Uber eine Mehr
heit! Ihr Ziel ist es, in neun Regio
nen auch weiterhin den Regional
präsidenten zu stellen.
Berlusconis «Polo»-Bündnis ist
vor allem im reichen Norden stark.
Es hat sich erneut mit der Lega
Nord von Umberto Bossi verbün
det. Mit besonderer Spannung wer
den die Ergebnisse in den grossen
nördlichen Regionen Piemont,
Lombardei und Venetien erwartet.
Für Regierungschef D'Alema entscheidet sich mit der Wahl möglicherweise
seine politische Zukunft. (Bild: Keystone)