Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

14 Samstag, 15. April 2000 
Inserat 
Liechtensteiner Volksblatt 
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Wenn sich Inkompetenz und Arroganz die Hand geben, dann, ja dann ... 
Nach 70 Jahren erfolgreicher Tätigkeit im öffentlichen Verkehr in Liechtenstein, ist es nun Tatsache, dass die Firma Otto Frommelt Anstalt auf die Eingabe eines Ange 
bots analog der Ausschreibung der Liechtenstein Bus Anstalt verzichtet. Dies als letzte Konsequenz der FL-Verkehrspolitik. 
Wettbewerb und kalte Verstaatlichung 
Es ist uns sehr wichtig, dass Sie wissen, dass wir uns wirklich sehr gerne dem fairen Wettbewerb gestellt hätten. Doch mit dieser unprofessionellen Form der Ausschrei 
bung für den öffentlichen Verkehr in Liechtenstein sind wir absolut nicht einverstanden, es wäre der menschliche und finanzielle Ruin, diesem Angebot, erstellt und ge 
billigt durch den LBA Verwaltungsrat und die LBA Geschäftsleitung, die Hand zu reichen. Klar ersichtlich ist, dass im Prinzip keine Liberalisierung des Öffentlichen Ver 
kehrs erfolgt, sondern es kommt einer kalten Verstaatlichung gleich, wie es früher die Planwirtschaft im Ostblock war. Die unternehmerischen Perspektiven in dieser Aus 
schreibung sind gleich Null. Nur Pflichten und Vorschriften , teilweise fragwürdig und dilletantisch, überdetailliert und so unsinnig, dass wir die Verantwortung nicht 
mehr weitertragen können und unter dieser Leitung der LBA auch nicht mehr wollen. 
Parallelen zur Telefonie „ k n > 
In all den 70 Jahren wurden die Kontakte auf geschäftlicher und zwischenmenschlicher Ebene gleichmässig gepflegt, das Klima war immer freundlich und konstruktiv. 
Leider können wir dies zum heutigen Zeitpunkt nicht mehr bestätigen. Auch einfachste Dinge sind inzwischen höchst kompliziert, und das schlägt auch auf die Moral 
der Mitarbeiter und Buschauffeure nieder. Nie gekannte Motivationsprobleme und Existenzängste der Mitarbeiter sind inzwischen Alltag und behindern den ordentlichen 
Geschäftsverlauf entscheidend. Dies steht im krassen Widerspruch zu dem Selbstverständnis, das die Liechtenstein Bus Anstalt publiziert hat. Auch in punkto Ausschrei 
bung setzen sich diese Erkenntnisse fort. Trotz Verpflichtung der LBA anfallende Fragen zu beantworten, ist dies nur teilweise und dann nur oberflächlich geschehen. 
Teilweise ist auf die gestellten Fragen überhaupt nicht eingegangen worden. In dieser Form müssen wir die Verantwortung für den Öffentlichen Verkehr ablehnen, da 
Missstände, wie sie bei der Telefonie herrschen, jetzt schon abzusehen sind. Es wäre dringend an der Zeit, den Verwaltungsrat und die Geschäftsführung mit herrschen 
der Arroganz, gegen Personal mit sachlicher Fachkompetenz auszutauschen. 
Nicht geplante Millionenbudgets kommen auf den Landtag zu 
In heutiger Form ist die LBA ein überdimensionaler Wasserkopf, der dem Land Liechtenstein mindestens CHF 1,2 Millionen kostet, keine einzige Verbesserung bringt und 
ausschliesslich eine Oberwachungsfunktion hat. Denn bisher hat der Öffentliche Verkehr einwandfrei funktioniert. Somit gibt es auch keinen Anlass, Kundenbeiräte ein 
zusetzen, deren Aufgabe es ist, unter anderem die Buschauffeure letztendlich für ihre Erfolgsanteile positiv oder negativ zu beurteilen. Alle bisher von der LBA reklamier 
ten Leistungen beruhen auf der Basis der vergangenen Jahre oder wurden von den Unternehmungen des öffentlichen Verkehrs, der auch die Otto Frommelt Anstalt an 
gehört, eingebracht. 
Expertenmeinung 
Des Weiteren ist es Faktum, dass wir die Ausschreibung von anerkannten internationalen Spezialisten und Fachleuten überprüfen Hessen. Das Ergebnis dieser Ausschrei 
bung ist eine Verteuerung des öffentlichen Verkehrs um mindestens 40 % jährlich. Das können wir nicht nachvollziehen, da die LBA doch eine Kostenreduktion erwirken 
sollte. Abgesehen von den unternehmerischen Perspektiven ist das langfristige Überleben aus kaufmännischer Sicht mit der LBA in der derzeitigen Form nicht gewähr 
leistet, da das zur Anwendung kommende Bonus-Malus-System jederzeit willkürlich eingesetzt werden kann. 
Eine weitere enorme Kostenwalze kommt mit der Errichtung einer Erdgastankstelle auf die liechtensteinische Bevölkerung zu. Nach einer Studie der Mercedes Werke ist 
ein Erdgasbus weder wirtschaftlich interessant, noch umweltfreundlicher als ein herkömmlicher Bus, da der Kraftstoffverbrauch um circa 20 % höher ist. 
Verunsicherung und Abwertung des Personals 
Die Anforderungen an das Fahrpersonal in der Ausschreibung sind stark gegensätzlich. Die Chauffeure erhalten Vorschriften, die schlichtweg nicht zu erfüllen sind. 
Überall gibt es Geldstrafen nach dem Ermessen der LBA oder des Kundenbeirates. Gesetzliche Ruhepausen wurden einfach nicht berücksichtigt oder vergessen, Diäten 
wurden teilweise gekürzt und gestrichen. • , 
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Grundlegende kaufmännische Mängel der LBA 
Wo in der Ausschreibung noch von Netto-Verkaufserlösen die Rede ist, wird in der Fragebeantwortung plötzlich von Netto-Verkaufsgewinn gesprochen. Dazwischen 
liegen kaufmännische Welten. Bei soviel Fachkompetenz kann es sich die Otto Frommelt Anstalt einfach nicht leisten, künftig der Buhmann der liechtensteinischen 
Bevölkerung zu werden, obwohl die Unfähigheit klar der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat der LBA zuzuordnen ist. 
Danke an Kunden und Partner 
In diesem Sinne kann sich die Otto Frommelt Anstalt nur durch Rückzug vor solchen Machenschaften schützen. Schweren Herzens und mit jahrzehntelangem Know-how 
war dies keine leichte Entscheidung. So möchten wir es an dieser Stelle nicht verabsäumen, allen Fahrgästen, Kunden, Mitarbeitern und Partnern für die bisherige gute 
und langjährige Zusammenarbeit zu danken. 
Mit freundlichen Grössen 
Otto Frommelt Anstalt
	        

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