Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
Inland 
Montag, 3. April 2000 3 
Bildung geht uns alle an! 
Am Parteitag vom 20. März stell 
te die FßPL-Landtagsfraktion ei 
ne Broschüre vor, in welcher sich 
die Landtagsabgeordneten mit 
Aktualitäten der Landespolitik 
auseinandersetzten. Nachfolgend 
veröffentlichen wir die Stellung 
nahme von Alois Beek zur Bil 
dungspolitik. 
Liechtenstein ist ein reiches Land. Wir 
leben in einem der wenigen Staaten, 
die jährlich schwarze Zahlen schreiben 
und zudem über Reserven verfügen, 
die ein Jahresbudget bei weitem über 
steigen. Liechtenstein hat einen sehr 
hohen Lebensstandard und verfügt 
über ein gut ausgebautes Sozialsystem. 
Wir können und müssen uns das beste 
Bildungssystem leisten, denn Bildung 
auf hohem Niveau kann den sozialen 
Ausgleich gewährleisten und Bildung 
ist in einem rohstoffarmen Land - wie 
Liechtenstein - die wichtigste Ressour 
ce. Bildung erschliesst nicht zuletzt 
auch den Zugang zum Arbeitsmarkt 
und beugt Arbeitslosigkeit vor. 
Heute steht eine Reform der Se 
kundarstufe zur Diskussion,die meiner 
Meinung nach zuwenig durchdacht ist. 
Obwohl es um eine der grossen Zu 
kunftsfragen unseres Staates geht, wur 
de nie ernsthaft untersucht, welche 
Stärken und Schwächen das heutige 
Bildungssystem aufweist und welche 
Schlussfolgerungen daraus zu ziehen 
sind. Meine Hauptkritik gilt dem Fak 
tum, dass bei den derzeitigen Reform 
bestrebungen nicht - wie dies eigent 
lich zu erwarten wäre - die Schülerin 
nen und Schüler ins Zentrum gestellt 
werden. Meiner Meinung nach müssen 
im Bildungsprozess stehende Kinder 
und Jugendliche in den Genuss einer 
ihren persönlichen Voraussetzungen 
entsprechenden Förderung und Unter 
stützung kommen. Darunter verstehe 
ich nicht «Gleichmachen» resp. die 
Schaffung eines Einheitsbreis. Men 
schen sind Individuen und auch als sol 
che zu behandeln. Es gibt unterschied 
liche Begabungen und Neigungen. 
Dort, wo es möglich ist. müssen wir in 
tegrieren. Wo es aber, nötig ist, müssen 
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wir auch den Mut haben, zu differen 
zieren. 
Die Forderung nach mehr Flexibi 
lität und Durchlässigkeit ist gerechtfer 
tigt. Insbesondere die Oberschule lei 
det an ihrer derzeitigen Situation. 
Trotzdem bin ich überzeugt, dass das 
heutige Bildungssystem unter Beibe 
haltung der Struktur verbesserungs 
fähig ist. Ein erster Schritt in die richti 
ge Richtung wurde gemacht: Unter 
Einbezug der Lehrkräfte aller Schular 
ten wurde ein neuer Lehrplan ausgear 
beitet, welcher über alle Schulstufen 
hinweg verbindlich ist. Damit wird end 
lich wieder gewährleistet, dass Über 
tritte aufgrund des einheitlichen 
Fächerkatalogs möglich sind. Zusätz 
lich zur Einführung des neuen Lehr 
plans laufen auf verschiedenen Stufen 
Schulversuche, die noch nicht abge 
schlossen sind. 
Auch in der Schweiz wurden Refor 
men der Sekundärschulen in Angriff 
genommen. Einige wurden wissen 
schaftlich begleitet und erste ernüch 
ternde Restultate liegen vor. Diese Un 
tersuchungen und Erkenntnisse dürfen 
wir nicht einfach ignorieren. Im Bil 
dungssystem kommt es in erster Linie 
auf einen allgemein verbindlichen 
Lehrplan und weniger auf die Schul 
struktur an. 
Den Beleg dafür, dass die angestreb 
te Strukturreform noch nicht das Gelbe 
vom Ei ist, liefert die Regierung im Be 
richt und Antrag betreffend die Re 
form der Sekundarstufe, Nr. 148/1999. 
S. 51, gleich selbst: «Ein offenes, durch 
die Reform der Sekundarstufe I nicht 
zu lösendes Problem bleibt die Integra 
tion von leistungsschwachen Schülerin 
nen und Schülern in die Berufswelt». 
War denn nicht gerade die bessere In 
tegration der heutigen Oberschülerin 
nen und Oberschüler ein erklärtes 
Ziel? Welche Ziele werden mit der Re 
form wirklich verfolgt? 
Bildung nimmt eine zentrale Stel 
lung ein: Sie beeinflusst das gesell 
schaftliche Leben, die soziale Stellung, 
die Wirtschaft etc. Sie ist das Kapital, 
das wir in die Zukunft investieren. Bil 
dung geht uns alle an! 
Broschüre der FBPL-Landtagsfraktion - 10. Teil: Alois Beck zur Bildungspolitik 
Alois Beck: «Bildung nimmt eine zentrale Stellung ein: Sie beeinflusst das gesellschaftliche Leben, die soziale Stellung, die Wirt 
schaft etc. Sie ist das Kapital, das wir in die Zukunft investieren. Bildung geht uns alle an! 
Antworten zum abgeänderten Krankenversicherungsgesetz 
Zweite Staffel der Antworten zu den Fragen der Leserinnen und Leser des Volksblattes zum neuen KVG - 2.Teil 
Vor einiger Zeit veröffentlichte das 
Volksblatt einen Coupon, mit welchem 
die Leserinnen und Leser Fragen zum 
abgeänderten Krankenversicherungs 
gesetz stellen konnten. In der Zwi 
schenzeit erreichten uns immer wieder 
Fragen zu dieser Problematik. Nachste 
hend veröffentlichen wir weitere Ant 
worten. 
Schaffen wir mit dem Hausarztmodell 
nicht ein «Zwei-Klassen-System»? 
In Bezug auf die obligatorische Kos 
tenbeteiligung sicher: die Versicherten 
mit freier Arztwahl werden höhere 
Kosten auf sich nehmen müssen. Hinge 
gen glaube ich nicht, dass Versicherte 
im Hausarztsystem Abstriche in der 
Qualität der medizinischen Versorgung 
befürchten müssen. 
Bis anhin wurde die Gebühr von 30 
Franken für den Krankenschein 
frühesten 1/2 Jahr nach dem Arztbe 
such zugestellt. Wer übernimmt die 
Franchise der Saisoniers/Jahresauf- 
enhalter, wenn diese bereits abgereist 
sind? 
Diese Frage ist berechtigt. Die Kos 
tenbeteiligung kann dem Versicherten 
ja erst aufgrund der Arzt- oder Spital 
leistung belastet werden. Dies ist ein 
Problem, mit dem sich die Krankenver 
sicherer auseinander setzen müssen. 
Wird wohl die Regierung die entgange 
nen Gelder ersetzen? Oder werden wir 
alle über die Prämien zur Kasse gebe 
ten? 
Warum wurde an der letzten Presse 
konferenz vom Regierungschef bez. 
Stellvertreter behauptet, die Kranken 
kassen haben in Liechtenstein seit 30 
Monaten keine Prämienerhöhung 
getätigt. Siehe Artikel LiWo, Vaterland 
vom 26.2.2000. Die CSS und Konkor 
dia haben in den letzten 24 Monaten 
massiv aufgeschlagen auch in der 
Grundversorgung. 
Warum wird falsch geschrieben oder 
gelogen? 
Fragen Sie das die verantwortlichen 
Zeitungsleute. Vielleicht sind sie 
zu leichtgläubig der Propaganda der 
Regierung aufgesessen. Oder fragen 
Sie die Regierung selbst, ob sie zu die 
ser Aussage stehe? Ich kenne jeden 
falls auch eine Kasse, die noch Anfang 
1998 ihre Prämien um über 15 % er 
höht hat. Ein Jahr zuvor hatte bei 
dieser Kasse der Prämienzuschlag 
über 29 % betragen. Die Verantwortli 
chen glauben wohl, die Bürger würden 
schnell vergessen und solche Aussagen 
nicht hinterfragen. Man will uns 
wohl glauben machen, die Prämiener 
höhungen vom 1. 4. 2000 seien nicht 
durch das neue KVG verursacht, son 
dern durch den «Stau» in den letzten 
Jahren?! 
Wie lange muss ich mich beim Haus 
arzt verpflichten (Arztwechsel?)? 
Ihren Hausarzt können Sie jederzeit 
auf das Ende eines Monats wechseln. 
Sie müssen nur ihren bisherigen Haus 
arzt und die Krankenversicherung be 
nachrichtigen. 
Wann kann ich das Hausarztsystem 
verlassen, ohne den Versicherungs 
schutz zu verlieren? 
Das Hausarztsystem können Sie je 
derzeit auf Ende eines Kalenderjahres 
verlassen. Sie sind dann nach dem Sys 
tem der freien Arztwahl versichert. 
Ihren Versicherungsschutz verlieren Sie 
nicht. 
Wenn Sie sich im Verlauf des Jahres 
nicht an die Bedingungen des Hausarzt 
systems halten, werden Sie schlimm 
stenfalls direkt in die freie Arztwahl ent 
lassen und müssen sich die höhere Kos 
tenbeteiligung berechnen lassen. 
Die Concordia hat uns vor ein paar 
Tagen die Prämienrechnung für die 
Monate April bis Juni zugestellt. Der 
Betrag entspricht auf den Rappen ge 
nau unseren bisherigen Prämienrech 
nungen. Auch für das Kind, das noch 
nicht 16 Jahren alt ist, wurde die sel 
be Prämie wie bisher verrechnet. Da 
bei haben wir uns alle für das Haus 
arztsystem entschieden. Müssen wir 
jetzt diese Priimienrechnung bezah 
len? 
Da scheint offenbar auch bei der 
Krankenkasse Concordia noch einiges 
unklar zu sein! Die Prämien nach revi 
diertem KVG wurden in diesen Tagen 
einzelnen Versicherten mitgeteilt. Sie 
ist offenbar für Erwachsene im Haus 
arztsystem etwas höher als bisher. Für 
Kinder unter 16 Jahren dürften aber je 
denfalls keine Prämien berechnet wer 
den! 
Am besten wenden Sie sich direkt an 
die Concordia und verlangen eine neue 
Prämienrechnung! 
Die sinnvolle Alternative. 
Eine Information der Regierung zum 
Gesundheits-Netz Liechtenstein. 
Die Broschüre zum Gesundheits-Netz Liechtenstein. Immer noch sind in der Bevölkerung viele Unklarheiten vorhanden.
	        

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