Liechtensteiner Volksblatt
KU LTU R
Donnerstag, 30. März 2000 27
Nachrichten
Bilder von Anni und
Nikiaus Gantenbein
GRABS: Unter dem Motto «Raiffeisen unter
stützt Werdenberger Künstler» beginnt am
Donnerstag, den 6. April, in den Räumlichkei
ten der Raiffeisenbank Grabs bereits die siebte
Ausstellung in diesem Zyklus. Ausgestellt sind
Bilder des Ehepaars Anni und Nikiaus Ganten
bein aus Grabs. Noch sind beide erst wenige
Jahre künstlerisch tätig. Anni Gantenbein be
gann 1990 mit Aquarellmalen, ihr Mann Nikiaus
1997. ihre Werke zum ersten Mal ausgestellt hat
Anni Gantenbein 1994, als sich Grabser Kunst
schaffende an der Gwerb-Usstellig Grabs
(GUG) präsentierten, Nikiaus Gantenbein erst
mals im vergangenen Jahr, als beide zusammen
im Haus Nr. 7 im Städtchen Werdenberg ihre
Bilder zeigten. Die Werke der beiden sind meis
tens Aquarellbilder, vorwiegend in der Lasur
technik. Anni Gantenbeins Vorliebe in der Ma
lerei gilt der Architektur. Dorfansichten von
Grabs, Garns. Werdenberg, Fontnas oder Az-
moos wird sie in dieser Ausstellung zeigen. Im
Gegensatz dazu wird der Betrachter auch Moti
ve mit Elefanten oder Nashörnern zu sehen be
kommen. Landschaften, Dorfansichten und
Häusergruppen aus dem Werdenberg, derTos-
cana. aus Südfrankreich und Andalusien prä
sentiert Nikiaus Gantenbein an dieser Ausstel
lung. Die Ausstellung wird am Donnerstag, den
6. April um 18 Uhr mit der Vernissage eröffnet.
Die einführenden Worte spricht der Sohn des
Künstlerpaares, Urs Gantenbein aus Wildhaus.
Ausgestellt sind die Bilder bis Ende Juni. Zu
gänglich ist die Ausstellung zu den Schalteröff
nungszeiten. (Eing.)
«Kultur in Blumenegg»
THÜRINGEN: Hugo Por
tisch (Bild) öffnet mit sei
nem Vortrag «Die Jahrtau
sendwende - Was kommt
da auf uns zu» am 31. März
um 20 Uhr in der Haupt
schule Thüringen die Kul
turreihe «Kultur in Blumen
egg», die heuer insgesamt
16 Veranstaltungen um-
fasst. Die Begrüssung wird Landeshauptmann Dr.
Herbert Sausgruber vornehmen. Hugo Portisch,
der zur Zeit seine Dokumentationsserie «Schau
plätze der Zukunft» im ORF präsentiert, wird in
seinem Vortrag auf künftige Entwicklungen ein
gehen, die Einfluss auf unser Land haben. Por-.
tisch spricht dabei von einer dreifachen Heraus
forderung: Österreichs Weg in die Zukunft, ab
geleitet vom Verständnis für seine Vergangen
heit, Österreichs Aufgaben und Pflichten ge
genüber seinen Nachbarn, die einst seine Lands
leute waren und auch Österreichs Befinden in
einer Staatengemeinschaft, die wir offenbar im
mer noch nicht ganz als die unsere empfinden.
Die Erlöse der Veranstaltungsreihe werden, wie
in den vergangenen Jahren, dem Caritas-Projekt
für HIV-positive Waisenkinder und Strassenkin-
der in Rumänien zur Verfügung gestellt. Karten
für den Vortrag sind in allen Hypobankfilialen,
den Gemeindeämtern Thüringen und Thürin
gerberg sowie an der Abendkasse erhältlich.
(Eing.)
«du» im April 2000
KOREA: Ein Volk in zwei Staaten und Kriegs
zustand seit einem halben Jahrhundert, Nach
barschaft von beispiellosem Misserfolg und bei
spiellosem Erfolg. Korea: vor allem ganz anders
als alles von anderswo Bekannte. Nord und Süd
ist dabei eines gemeinsam: das Extrem. Das
«du» vom April nimmt ein Auge voll koreani
scher Gegenwart. Die junge Fotografin Cho Sun
Hee zeigt uns Gesichter ihrer Generation, Ge
sichter aus dem Young Urban Seoul. Die Korea-
nistin Martina Deuchler lehrt uns das koreani
sche Alphabet. Ein Entwicklungshelfer in
Nordkorea gewährt uns Einblick in sein Tage
buch. Das neue «du» ist ab 29. März 2000 er
hältlich im Buchhandel oder am Kiosk
(www.dumag.ch). (Eing.)
öS«
REKLAME
REKLAME
EL
wwv^arlberg.net,
om Artbarg
12000
I
*
«Keine Ehrfurcht bitte!
Ein Gespräch mit Sir Peter Ustinov über G-O-T-T und die Welt
»
Es war ein Genuss, mit Sir Pe
ter Alexander Ustinov zu spre
chen, dem «Meister des poly
glotten Humors», wie man ihn
einmal nannte - in deutscher
Sprache natürlich, die Sir Usti
nov ausgezeichnet spricht.
Auch wenn er, nach einer Un
terbrechung des Gesprächs
(als seine Tochter hereinkam,
sprachen sie englisch miteinan
der. Sie: «I come back in half an
hour.» Er: «Lovely»), sagte:
«Jetzt kann ich wieder deutsch
sprechen, wenn auch nur müh
sam. Ich habe das Englische im
Ohr, da ich gerade mein neues
Buch auf Schallplatte in eng
lisch spreche.» Neben und mit
diesem Humor lebt in diesem
Meisterschauspieler, -regisseur
(auch für Opern) und -schrift
steiler eine tiefe Menschlich
keit, die sich in seinem intensi
ven Einsatz für Kinder als Son
derbotschafter der UNICEF
zeigt.
Das Gespräch führte Gerolf Hauser
VOLKSBLATT: In Liechtenstein
wird der Fürst mit S.D. angespro
chen. Wie muss ich Sie ansprechen?
Mit S.U., Sir Ustinov?
p. Ustinov: (lachend) Nein, nein,
keine Ehrfurcht bitte.
Sind Sie ein politischer Mensch?
Ein politisch interessierter
Mensch. Zu meinem Beruf würde
ich das nie machen; es ist zu an
strengend, die ganze Zeit Recht zu
haben. Da ich die ganze Zeit nicht
Recht habe, wäre ich ein schlechter
Politiker.
Sie haben sich im Ost-West-Kon-
flikt engagiert. Da waren Sie poli
tisch.
Man hatte vergessen, dass,
gleichgültig ob in Ost oder West,
Menschen leben. Manchmal werden
die Ideen von politischen Systemen
zu wichtig, ziehen die Menschen in
die eine oder andere Richtung. Da
gegen habe ich immer gekämpft.
Jetzt z.B. höre ich, man müsse Putin
fürchten wegen seiner früheren
Tätigkeit für den KGB. Dabei war
das vielleicht ein gutes Training für
seinen jetzigen Job. Er versteht die
Lage, hat andere Ideen - er kommt
aus einer anderen Generation, als
die bisherigen Politiker, ist mit der
Vergangenheit nicht so eng verbun
den. Warum macht man aus seiner
KGB-Vergangenheit eine so grosse
Sache? Als George Bush Präsident
wurde, sprach kein Mensch über sei
ne CIA-Vergangenheit - und man
muss schon sehr naiv sein, zu glau
ben, CIA und KGB seien sehr un
terschiedlich.
Könnten Sie sich dem Boykott ge
gen Österreich anschliessen?
Nein; das bedeutet aber kein kri
tikloses Gutheissen dessen, was ge
schieht. Darüber habe ich mich be
reits öffentlich geäussert. Es wurden
und werden viele Unwahrheiten
verbreitet. Bei der Geschichte da
mals mit Waldheim, wollte ein FBI-
Mann ein Buch veröffentlichen, das
zeigte, dass man nichts gegen Wald
heim in der Hand hatte. Er durfte es
nicht veröffentlichen. Waldheim
war früher Leutnant in der Armee.
Ich war lange genug Soldat, um zu
wissen, dass ein Leutnant, selbst ein
Oberleutnant, nicht sehr viel Ein
fluss hat. Ich kenne Waldheim seit er
österreichischer Botschafter war.
Einmal erzählte er mir eine Ge
schichte von einem afrikanischen
Land, einer früheren deutschen Ko
lonie. Ich fragte, ob er Togo meine.
Er aber wollte keinen Namen nen
nen, um niemanden zu beleidigen.
UNICEF-Botschafter Sir Peter Ustinov:« Wenn Menschen Kinder als Solda
ten benützen oder sie Opfer von Landminen werden - das ist für mich uner
träglich.»
Waldheims Schuld war, dass er zu
diplomatisch war, zu viel nicht sagte.
Er konnte nicht mit einer gewissen
Frechheit sprechen, wie Franz Josef
Strauss, der zu mir sagte: (er ahmt
die Stimme von Strauss nach): «Ich
sah gerade Breschnew. Er hat mich
gefragt, ob ich einmal in Moskau
war. Ich habe ihm geantwortet: «Vor
40 Jahren war ich vor Moskau, aber
damals dachte ich, es sei zu früh,
hineinzugehen.» Mit einer gewissen
Frechheit kann man alles sagen, was
man will. Das konnte Waldheim
nicht.
Ist es Frechheit, wenn Sie sagen, es
gebe manchmal keinen anderen
Weg, als Kaviar zu essen, um tod
kranken Kindern zu helfen. Wie
kommen Sie mit der High-Snobiety
zurecht?
Ich fühle mich in solchen Krei
sen eigentlich nicht gemütlich. Es ist
paradox, dass es bei Empfängen, wo
es um das Zusammentragen von
Geld geht, um damit Kindern in Not
zu helfen, Kaviar und Sekt gibt.
Oder, dass in Basel gerade die bes
ten Schmuckdesigns prämiiert
wurden, die später auf einer Aukti
on bei Christies versteigert werden,
und der Erlös zugunsten von Kin
dern in Entwicklungsländern geht.
Wie gelingt es Ihnen, z.B. in Ihren
Büchern, trotz Teilnahme an den
grossen Dingen dieser Welt, das
Alltägliche noch zu sehen?
Das Alltägliche ist wichtig. Ich
hasse literarische «Affektationen».
Man darf beim Schreiben keine
Angst haben vor den sogenannten
einfachen Dingen, vor einfachen
Methoden, mit denen man Men
schen beschreiben kann. Für mich
ist alles das Literatur, was gut beob
achtet ist. Ich glaube, man muss
nicht eine parfümierte Prosa haben,
um Literatur zu schreiben. In mei
nem Buch «Der Alte Mann und Mr.
Smith» sagt der Teufel: «Nach all
Abheben mit Sir Peter
und Rheintalflug
Flugreise nach Wien zu gewinnen
Sir Peter Ustinov ist dafür be
kannt, dass er den Überblick
behält, selbst wenn es hoch her
geht. In Zusammenarbeit mit der
Rheintal-Flug gibt dasTaK seinen
Gästen die Chance, auch einmal
alles von einer höheren Warte zu
beschauen: Ihre Eintrittskarten
kommen in eine Tombola, zu ge
winnen sind zwei Freiflüge Alten
rhein-Wien und zurück. Renate
Moser, die Prokuristin der Rhein-
tal-Flug, wird die Glücksfee sein.
Der Flugtermin ist frei wählbar.
Das einzige Datum, an das Sie
sich halten müssen, ist der heutige
Donnerstag: nur die Karten zur
Veranstaltung mit Sir Peter Usti
nov gelten für die Verlosung der
Rheintal-Flug. Kommen sie also
um 20.09 Uhr ins TaK: sollte
Fortuna Sie nicht bedenken, ha
ben Sie immerhin das Glück, den
Schauspieler, Autor, UNICEF-Be-
auftragten, Schauspiel- und
Opernregisseur, Karikaturist und
und und... im Gespräch mit Felizi
tas Gräfin von Schönborn kennen
zulernen.
Vorverkauf: von 10 bis 12 und 15
bis 18 Uhr,Telefon (00423) 237 59
69.
den Äonen bin ich sehr schockiert,
wie viele Menschen für ihre Ideen
gefoltert und getötet wurden und
wie wenige für das, was sie gemacht
haben.» Es ist ja interessant, wie
Menschen, die die Möglichkeit ha
ben, Böses zu tun, dies tun können,
ohne sofort eine Reaktion darauf zu
erleben, wie z.B. Hitler und Stalin
und solche Leute. Was die Men
schen glauben, ist ihre Sache. Wobei
ich mehr Vertrauen zu einem Athe
isten habe, der einer alten Dame
über die Strasse hilft, als zu einem
Christen, der die alte Dame auch
sieht, ihr aber nicht hilft, weil er
sonst zu spät zur Messe kommt. In
meinem Buch sagt Gott, den ich so
buchstabiere: G-O-T-T: «Mir ist es
gleich, wenn Menschen beten zu ei
nem Baum, oder Berg, oder zur
Sonne, denn sie beten immer zu
mir.» Ich glaube, das Wichtige ist
das Beten an und für sich, auch
wenn es an eine «falsche» Adresse
gerichtet ist. Denn das Beten schafft
die richtigen Proportionen zwi
schen der Grösse des Universums
und dem relativ kleinen menschli
chen Individuum.
Resultiert Ihr Engagement für Kin
der als UNICEF-Botschafter aus
dem Schmerz, der daraus erwächst,
dass wir Erwachsenen aus dieser
Kleinheit heraus den Kindern Leid
antun?
Genau. Das ist das wirklich
Schockierende. Dass es Naturkata
strophen gibt, wie z.B. jetzt in
Mozambique, ist tragisch. Dafür ei
nen Menschen zur Rechenschaft zu
ziehen, geht nicht. Aber wenn Men
schen Kinder als Soldaten benützen
oder sie Opfer von Landminen wer
den - das ist für mich unerträglich.
Siesollen, so ging es durch die Pres
se, erklärt haben, dass Sie sich
zurückziehen, eine Verschnaufpau
se machen wollen.
Nein, das habe ich niemals ge
sagt. Vielleicht hoffte das jemand.
Man darf mich und meine Tätigkei
ten noch öfter wahrnehmen. Das
freut mich und hoffentlich auch
meine Zuschauerinnen. Alles Neue
und Unerwartete interessiert mich.
Ich freue mich auch auf das Ge
spräch mit Felizitas v. Schönborn im
TaK, gerade auch deshalb, weil ich
nicht weiss, was aus diesem Ge
spräch heraus entstehen wird. Aber
das ist es ja, was das Ganze lebendig
macht.
Sir Peter Ustinov im Gespräch
mit Felizitas von Schönborn: Heute,
Donnerstagabend, 20.09 Uhr im
TaK. Kartenbestellungen unter Tel:
237 59 69.
REKLAME
März/April 2000
' lOVf'Mfn
»jroaScIiJobora
^Tak.'i
ifal
2Ö.0$F(fTäK^;
,—jmm
dimonicfii
Ottllll
W*I9|46 Ülfpflj
5c
thcatcrIQfO am kirchplatz