Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Samstag, 25. März 2000 7
«Eine weitere Massnahme
zur Milderung der Arbeitslosigkeit»
Broschüre der FBPL-Landtagsfraktion - 5.Teil: Klaus Wanger zur erleichterten Frühpensionierung
Am Parteitag vom letzten Montag
veröffentlichte die FBPL-Frakti-
on eine Broschüre zu den wichtig
sten innenpolitischen Themen.
Nachfolgend veröffentlichen wir
die Stellungnahme des Abgeord
neten Klaus Wanger zur Frühpen
sionierung.
Vor mehr als einem Jahr, an der Eröff
nungssitzung des Landtages vom 3. 2.
1999, sprach ich mich in meiner Rede
als Alterspräsident u. a. für die Erleich
terung der Frühpensionierung aus. Ich
begründete meinen Vorschlag wie
folgt:
«Eine weitere Massnahme zur Mil
derung der Arbeitslosigkeit, die kurz
fristig umgesetzt werden könnte, sehe
ich in der Erleichterung der Frühpen
sionierung. Die heutige Regelung der
Liechtensteinischen Alters- und Hin-
terlassenenversicherung (AHV) er
laubt einen Vorbezug der Altersrente
um zwei Jahre. Der Kürzungssatz beim
Rentenvorbezug beträgt 6.8 Prozent
pro Jahr, d. h. bei einem Rentenvorbe
zug von zwei Jahren wird die AHV-
Rente um 13.6 Prozent gekürzt. Die
überwiegende Zahl der betrieblichen
Personalvorsorgeeinrichtungen erlau
ben eine Vorverlegung des Pensionsal
ters bereits heute auf das 60. Altersjahr
bei einem jährlichen Kürzungssatz der
Leistung um 6 - 7 Prozent. Der Vorbe
zug der Altersrente der AHV um ledig
lich zwei Jahre einerseits und die be
achtliche Reduktion der AHV- und
Personalvorsorgeleistungen bei einer
vorzeitig gewünschten Pensionierung
verunmöglichen den meisten Arbeit
nehmerinnen und Arbeitnehmern mit
kleinen und mittleren Einkommen
heute eine Frühpensionierung. Dies
hat zur Folge, dass oft Arbeitsverhält
nisse aufrecht erhalten werden müssen,
die sowohl im Interesse des Arbeitneh
mers als auch des Arbeitgebers been
det werden sollten. Dieser Umstand
führt in vielen Fällen zu gegenseitiger
Unzufriedenheit und für den betroffe
nen Mitarbeiter zu physischem und /
oder psychischem Stress mit allen da
raus resultierenden Folgeerscheinun
gen.
Grossen Anliegen
Aus meiner beruflichen Tätigkeit
weiss ich, dass es für viele Beschäftigte
ein grosses Anliegen ist, die Möglich
keit der individuellen Frühpensionie
rung ab dem 60. Altersjahr zu nutzen,
sofern es mit verkraftbaren finanziel
len Einbussen möglich wäre. Ich bin
überzeugt, dass es auf Grund der aus
gezeichneten wirtschaftlichen Situati
on unserer AHV möglich sein sollte,
die Flexibilisierung der Frühpensionie
rung gemeinsam mit dem Arbeitgeber
und dem Betroffenen in den meisten
Fällen zu realisieren. So könnte ich mir
konkret einen Vorbezug der Altersren
te bei der AHV analog der meisten be
trieblichen Personalvorsorgeeinrich-
tungen ab dem 60. Altersjahr bei einem
reduzierten Kürzungssatz von lediglich
3 Prozent pro Jahr vorstellen.
Ausserdem erachte ich zusätzlich ei
ne einkommensabhängige Reduktion
des Kürzungssatzes bei der Personal
vorsorgeeinrichtung für möglich und
verkraftbar. Dies würde besonders
die unteren und mittleren Einkom-
mensschichten begünstigen. Die dar
aus resultierenden Kosten sollten von
der Personalvorsorgeeinrichtung bzw.
vom Arbeitgeber übernommen wer
den. Somit könnten, und davon bin
ich überzeugt, viele Probleme der Ar
beitnehmer wie auch Arbeitgeber
gelöst und neue Arbeitsplätze für
unsere Jugend geschaffen werden.»
(Ende Zitat)
Nachdem nun die Regierung meinen
Vorschlag weitestgehend übernommen
und vor kurzem einen Vernehmlas-
sungsbericht an alle interessierten
Kreise zugestellt hat, bin ich zuver
sichtlich, dass noch in diesem Jahr der
Landtag die gesetzliche Grundlage für
die «Erleichterte Frühpensionierung»
verabschiedet und diese ab 1.1.2001 in
Kraft treten könnte.
Klaus Wanger: «Nachdem nun die Regierung meinen Vorschlag weitestgehend übernommen und vor kurzem einen Vernehm-
lassungsbericlit an alle interessierten Kreise zugestellt hat, bin ich zuversichtlich, dass noch in diesem Jahr der Landtag die ge
setzliche Grundlage für die erleichterte Frühpensionierung verabschiedet und diese ab 1.1.2001 in Kraft treten könnte.»
«Nicht nur politische Uhren vergleichen,
sondern in die Zukunft blicken»
S.E.Vladimir Petrovsky, Generaldirektor der UNO in Genf weilte zu einem Besuch in Vaduz - Treffen mit Landesfürst und Regierung
Höflichkeitsbesuch von UNO-Generuldirektor Vladimir Petrovsky bei Regierungs- Mit Aussenministerin Andrea Willi traf sich Vladimir Petrovsky zu einem intensiven
chef Mario Frick. (Bilder: vado) Arbeitsgespräch. Sie haben Erfahrungen ausgetauscht und in die Zukunft geblickt.
Hoher Besuch weilte gestern in
Vaduz: UNO-Generaldirektor
Vladimir Petrovsky stattete ges
tern unserem Land einen Besuch
ab. Er nutzte die Gelegenheit zu
einem Treffen mit dem Landes
fürsten, ebenso fand ein Höflich
keitsbesuch bei Regierungschef
Mario Frick und ein Arbeitstref
fen mit Aussenministerin Andrea
Willi statt.
Peter Kindle
Vladimir Petrovsky hat sich in seiner
langen diplomatischen Karriere immer
für den Frieden eingesetzt. Bereits als
Stellvertretender Aussenminister der
ehemaligen Sowjetunion nahm er als
Leiter der russischen Delegation an vie
len internationalen Konferenzen sowie
an Sessionen der UN-Generalver-
sammlung teil. Der heutige UNO-Ge
neraldirektor erinnerte sich aber an der
gestrigen Medienkonferenz an andere
Zeiten, die glücklicherweise der Ver
gangenheit angehören. «Zu Zeiten des
Kalten Krieges war Diplomatie über
haupt nicht gefragt», erzählte er von
früheren Zeiten. «Heute hat sich dies
verändert. Das Jahr 2001 will die UNO
beispielsweise unter das Motto des Dia
loges zwischen den Zivilisationen stel
len». Dieses Thema könne auch für das
kleine Mitgliedsland Liechtenstein ak
tuell sein. Er lud das Fürstentum ein,
sich aktiv an diesem Dialog zu beteili
gen.
Liechtensteins Rolle ist wichtig
Liechtensteins Rolle in der UNO sei
sehr wichtig. Als kleines Land könne
man mit den Grossen auf supranationa
ler Ebene mithalten, denn in der UNO
besitze jedes Land eine Stimme, egal wie
gross, oder eben wie klein, betonte
Vladimir Petrovsky. Es habe auch in
der UNO viele Änderungen gegeben.
Herrschten zu früheren Zeiten noch
Blockallianzen, welche noch vom Kal
ten Krieg herrührten, so werde heute in
nerhalb der Vereinten Nationen Demo
kratie und Globalisierung gelebt. «Ein
Sitz in der UNO bringt nicht nur für
Liechtenstein Vorteile, sondern auch für
alle 190 Mitgliedsstaaten der Gemein
schaft», führte Vladimir Petrovsky aus.
Intensives Arbeitsgespräch mit
Andrea Willi
Sowohl UNO-Generaldirektor Pe
trovsky und auch Aussenministerin
Andrea Willi konnten sich in einem in
tensiven Arbeitsgespräch über ihre Er
fahrungen austauschen. Auch hier be
tonte Petrovsky, dass die Arbeit Liech
tensteins sehr geschätzt werde. Andrea
Willi nutzte das Treffen vor allem dazu,
die Prioritäten Liechtensteins aufzuzei
gen. Humanitäre Hilfe, Völker- und
Selbstbestimmungsrecht sind die zen
tralen UNO-Themen, mit welchen sich
unser Land beschäftigt. Vladimir Petro
vsky lobte die Arbeit und Bemühungen
Liechtensteins: «Liechtenstein hat ein
eigenes Gesicht gebunden und steht als
Beispiel da, wie aus nationalem Wachs
tum auch globales Wachstum entstehen
kann». Der Besuch sollte, so Vladimir
Petrovsky, nicht nur ein Vergleich der
politischen Uhren sein, sondern auch
einen Blick in die Zukunft darstellen.
Zur Sprache kam auch eine Liech
tensteinische UNO-Initiative zum
Selbstbestimmungsrecht. Die Initiative,
finanziell unterstützt von S.D. dem Lan
desfürsten, befinde sich zur Zeit an der
«Princeton University» noch auf akade
mischer Ebene, führte Aussenministe
rin Andrea Willi aus. Sobald die Zeit
aber reif sei, werde diese Initiative wie
der auf dem politischen Parkett aktuell.
Zum sogenannten «Liechtenstein Re
search Programm» finden auch zahlrei
che Seminare und Kolloquien statt.
fl!
P
Letztes Jahr wurde in Triesenberg ein
solches Kolloquium abgehalten. Daraus
resultierte ein Papier, welches auch der
UNO als Institution zugänglich ge
macht wurde.
«Nährhaftes Gespräch» mit
dem Landesfürsten
UNO-Generaldirektor Vladimir Pe
trovsky traf sich anlässlich seines gestri
gen ersten offiziellen Liechtenstein-Be
suches auch mit S.D. Fürst Hans Adam.
Das Gespräch sei sehr gut und nähr-
haft gewesen, betonte Vladimir Petrov
sky. Im Gespräch habe die philosophi
sche Komponente im Vordergrund ge
standen.