Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

4 Samstag, 25. März 2000 
Inland 
Liechtensteiner Volksblatt 
«Ein konfessioneller Religionsunterricht 
ist für mich eine wünschenswerte Form» 
Interview mit Dr. Stefan Hirschlehner zum Entzug der Missio Canonica 
Forlsetzung von Seile 3 
fett bezüglich Lehrmittel und die An 
stellung von Religionslehrer? 
Jede Zusammenarbeit kann verbes 
sert werden. Zu den einzelnen Vorwür 
fen kann ich Folgendes sagen: 
Bezüglich der Fortbildung: Seit 1985 
organisiere ich die Weiterbildung für die 
Religionslehrerinnen und Religionsleh 
rer. Alle Veranstaltungen wurden im 
Fortbildungsprogramm des Schulamts 
veröffentlicht. Die Religionslehrkräfte 
wie auch die Pfarrer hatten immer auch 
die Möglichkeit, Vorschläge einzubrin 
gen. Pro Schuljahr wurden mindestens 6 
Veranstaltungen angeboten, insgesamt 
sind das bisher also zwischen 90 und 100 
Veranstaltungen gewesen. Bis zur Er 
richtung der Erzdiözese sind auch die 
Pfarrherrn immer gerne zu diesen Ver 
anstaltungen gekommen. Die Veranstal 
tungen hatten theologische, metho- 
disch-didaktische und spirituelle The 
men zum Inhalt. Referenten wurden 
eingeladen aus den umgebenden Hoch 
schulen der Schweiz, Deutschlands und 
Österreichs und aus den religions 
pädagogischen Arbeitsstellen. 
Bezüglich der Lehrmittel: Die Lehr 
mittelliste für den katholischen Religi- 
i 
Mit der 
Argumentation des 
Generalvikars hat 
eigentlich kein 
Religionslehrer mehr 
eine gültige Missio 
Canonica 
onsunterricht wird von der Pädagogi 
schen Kommission Religionsunterricht 
erstellt und von der Regierung zugelas 
sen. Das heisst: Ohne Zustimmung der 
Regierung wird kein Lehrmittel zugelas 
sen. Dieser Vorgang war immer völlig 
transparent. Wenn Generalvikar Walser 
kritisiert, dass es auf dieser Lehrmittel 
liste keine liechtensteinischen Lehrmittel 
gäbe, dann deswegen, weil es für den Re 
ligionsunterricht wie für fast alle Schul 
fächer kein liechtensteinisches Lehrmit 
tel gibt. Die Erarbeitung eines Lehrmit 
tels ist sowohl kosten- als auch personal- 
v*? 5 
j. * i'y' ' , 
Stefan Hirschlehner:« Über die Zeichen der Solidarität, die ich persönlich erfahren habe, habe ich mich gefreut und möchte mich 
dafür auch herzlich bedanken. Ich persönlich habe sehr viele Anrufe und Briefe erhalten. Es geht in dieser Frage jedoch nicht 
um meine Person, sondern vor allem um die Kinder und Jugendlichen und um den Religionsunterricht der Zukunft.» 
intensiv. Der Vorwurf, die Geistlichen 
hätten nicht mitbestimmen dürfen, wel 
che Lehrmittel auf die Lehrmittelliste 
kommen, ist zurückzuweisen. In den 
letzten 15 Jahren hat kein einziges Mal 
ein Geistlicher einen Antrag zur Auf 
nahme eines neuen Lehrmittels auf die 
Lehrmittelliste gestellt. 
Wie stehen Sie zum Vorwurf, es seien 
Religionslehrer angestellt worden ohne 
Wissen des zuständigen Pfarrers? 
Auch dieser Vorwurf entbehrt jegli 
cher Grundlage. Auf der Primarschul 
ebene werden die Religionslehrkräfte 
von der Gemeinde angestellt und zu 
100 % bezahlt. Vorgeschlagen werden 
die betreffenden Personen vom Pfarrer. 
Ich bin immer nur dann eingeschaltet 
worden, wenn ein Pfarrer keine geeig 
nete Religionslehrperson gefunden hat. 
Der Vorwurf, den der General vikar hier 
erhebt, kann;sich meines Wissens nur 
aufTriesen beziehen. Der Hintergrund 
ist hier Folgender: Im September dieses 
Schuljahrs hat mich die Gemeinde Trie- 
sen ersucht, Religionslehrkräfte für die 
Primarschule Triesen zu suchen. Dem 
Kaplan von Triesen wurde nämlich eine 
Anstellung mit der Auflage gegeben, 
dass er keinen Religionsunterricht er 
teilt. Nachdem derTriesner Pfarrer die 
Religionsstunden des Kaplans selber 
nicht übernommen hat, habe ich Aus 
hilfslehrer für das laufende Schuljahr 
gesucht. Ich konnte in einer schwierigen 
Situation - das Schuljahr war schon ei 
nige Wochen alt, die Stundenpläne wa 
ren längst gemacht und die Lehrperso 
nen hatten ihre Pensen - zwei erfahre 
ne Lehrkräfte für die Primarschule 
Triesen gewinnen und der Gemeinde 
Triesen zur Anstellung vorschlagen. 
Dass der Ortspfarrer keinen Kontakt zu 
diesen Lehrern aufgenommen hat, ist 
seine persönliche Angelegenheit und 
soll nicht als Vorwurf an das Schulamt 
gerichtet werden. 
Die Reaktionen auf den Entzug bzw. 
Ablauf der Missio Canonica (je nach 
Sichtweise) waren beträchtlich. Wie 
beurteilen Sie diese Vielzahl von Reak 
tionen? 
Über die vielen Zeichen der Solida 
rität, die ich persönlich erfahren habe, 
habe ich mich gefreut und möchte 
mich dafür auch herzlich bedanken. 
Ich persönlich habe sehr viele Anrufe 
und Briefe erhalten. Es geht aber in 
dieser Frage nicht nur um meine Per 
son, sondern vor allem um die Kinder 
und Jugendlichen und um den Reli 
gionsunterricht der Zukunft. Die 
Reaktionen zeigen, dass es vielen 
Ich bin gerne bereit 
einen Antrag zu 
stellen, damit die 
Missio Canonica 
wieder angepasst 
wird 
Eltern alles andere als gleichgültig ist, 
was im Religionsunterricht passiert. 
Sie haben ein Interesse daran, wie 
ihren Kindern der Glaube vermittelt 
wird. Darüber sollte sich die Kirche 
eigentlich freuen. Interessant ist 
zudem, dass sehr viele unterschiedliche 
Leute Stellung bezogen haben. 
Generalvikar Walser sprach von Ge 
sprächen, die zwischen Schulamt und 
Erzbistum geführt werden sollten. Wie 
soll es nun welter gehen? 
Von der Regierung hat das Schulamt 
den Auftrag erhalten, alle Fragen in 
Bezug auf den Religionsunterricht zu 
sichten, die verschiedenen denkbaren 
Modelle objektiv darzustellen und auf 
ihre Vor- und Nachteile hin abzuwä 
gen. Die Entscheidung über die 
zukünftige Ausrichtung des Religions 
unterrichtes ist aber nicht Sache des 
Schulamts. Mir als den Referenten für 
den Religionsunterricht ist es selbst 
verständlich wichtig, dass dabei neben 
den Vorstellungen der Kirche auch die 
Argumente der Religionspädagogik, 
der Religionslehrerinnen und Reli 
gionslehrer sowie der Eltern gehört 
werden. 
Zahlreiche Beschwerden gegen Mobilantennen 
Regierung verschickt Faltblatt zu den Mobilantennen und verteidigt ihre Politik 
Heute ergeht es an alle Haushalte 
Liechtensteins: Das Faltblatt der Regie 
rung zu der Standortkoordination und 
zum Strahlenschutz in Sachen Anten 
nen für die Mobil-Telefonie. An der 
gestrigen Pressekonferenz verteidigte 
Regierungschef Mario Frick nochmals 
die Regierungspolitik in Sachen Mobil- 
Telefonie. Mario Frick betonte ein 
weiteres Mal, dass Liechtenstein wie die 
Schweiz die weltweit strengsten Strah- 
lenschutzwerte habe. 
Alexander Ball iiier 
Gestern stellte Regierungschef Mario 
Frick das Faltblatt zu den Antennen für 
die Mobil-Telefonie vor, welches heute 
in allen Briefkästen unseres Landes zu 
finden sein sollte. Damit möchte die 
Regierung auf verschiedene Punkte 
dieser Problematik aufmerksam ma 
chen. Zum einen will die Regierung 
nochmals darauf hinweisen, dass Liech 
tenstein die weltweit niedrigsten Strah- 
lenschutzwerte habe. Die Grenzwerte 
würden 90 Prozent unter den von der 
Weltgesundheitsorganisation (WHO) 
empfohlenen Werte liegen. Zum ande 
ren macht die Regierung in ihrem Falt 
blatt darauf aufmerksam, dass die lan 
desweite Standortkoordination erfolg 
reich umgesetzt worden sei. Mario 
Frick betonte, dass er die Ängste der 
Bevölkerung verstehen würde und die 
se auch ernst nehme. Die Gesundheits- 
aspekte seien aber berücksichtigt wor 
den. Wenn man aber die Grenzwerte 
noch mehr drosseln würde, wären mehr 
Antennenstandorte notwendig. Zudem 
müsse man beachten, dass die Anzahl 
der Betreiber keine Bedeutung auf die 
Grenzwerte habe. Man wolle in Liech 
tenstein einen neuen Wirtschaftssektor 
aufbauen, der auch wachsen könne. 
Deshalb seien die Antennen von Wich 
tigkeit. 
Einsprachen 
Mario Frick betonte zudem, dass 
sehr viele Einsprachen eingegangen 
seien. Dies würde zu Verzögerungen 
für die Betreiber Viag und Mobilkom 
Austria führen. Des Weiteren komme 
hinzu, dass einige Gemeinderäte die 
Baubewilligung nicht erteilten. Hierzu 
führte Mario Frick aus: «Die Zustän 
digkeit zur Beurteilung der eingereich 
ten Baugesuche für die Errichtung von 
Mobilfunkstandorten liegt gemäss 
Baugesetz bei den Gemeinden. Im 
Bauverfahren haben die Gemeinden 
die Einhaltung der Anforderungen des 
Regierungschef Mario Frick (rechts) und Frank Büchel, Amtsleiter-Stellvertreter des 
Amtes für Kommunikation, stellten die Broschüre vor. (Bild: I. D.) 
Baugesetzes - und nur dies - zu prüfen 
... Nur in die Kompetenz der Gemein 
den fällt die Überprüfung der Gesamt 
koordination auf Landesebene sowie 
die Überprüfung der Einhaltung 
der von der Regierung landesweit 
festgelegten Strahlenschutzgrenzwer- 
te. Eine einheitliche Festlegung und 
Gewährleistung der Einhaltung der 
Strahlenschutzwerte erfolgt durch das 
Amt für Kommunikation, in Zusam 
menarbeit mit anderen Amtsstellen. 
Die Beurteilung dieser bereits auf 
Landesebene geprüften Fragen fällt 
deshalb nicht in die Kompetenz der 
Gemeinden.» 
Rechtsmittelzug 
Regierungschef Mario Frick ging 
auch auf die möglichen Szenarien ein. 
Er führte aus, dass es nur zwei Möglich 
keiten gäbe. Entweder lehne der Ge 
meinderat das Gesuch ab oder der Ge 
meinderat sage Ja und dann könnten 
Anstösser Beschwerde einlegen. Es 
würden heute schon zahlreiche Be 
schwerden vorliegen. Mario Frick führ 
te dann aber aus, dass nur baugesetzli 
che Gründe akzeptabel seien. Wenn je 
doch das Baugesetz eingehalten wor 
den sei, dann seien die Baugesuche zu 
erteilen.
	        

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