Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

Liechtensteiner Volksblatt 
KU LTU R 
Montag, 20. März 2000 9 
Nachrichten 
Sir Peter Ustinov 
kommt ins TaK 
SCHAAN: Am Don 
nerstag, den 30. März 
um 20.09 Uhr kommt 
Sir Peter Ustinov (Bild) 
exklusiv insTaK. Schau 
spieler, Autor, UNI- 
CEF-Beauftragter, 
Schauspiel- und Opern 
regisseur, Karikaturist 
und und und... Als 
wortgewandter Welt- 
biirger.der in vielen Sprachen zum Inbegriff des 
Humors wurde, ist Ustinov im Grunde ein ern 
ster Mensch. Seine Kreativität lebt von überra 
schenden Widersprüchen. Zusammen mit Feli 
zitas von Schönborn kommt das Universalgenie 
zu einem Gespräch nach Liechtenstein.Themen 
werden Weltpolitik ebenso wie Chaplin-Filme, 
gesellschaftspolitische Fragen wie Medienpoli 
tische sein. Anlässlich Ustinovs Aufnahme in 
die «Academie Fran?aise» 1989 schrieb Ger 
hard Koch in der FAZ: «Die Zeiten, in denen 
Ustinov primär als nicht ganz dingfest zu ma 
chende komische Person, als allenfalls halbse 
riöses Vier-Fünftel-Genie galt, dürften vorbei 
sein. Wer die gagverliebten, auch kalauernden 
Theaterstückchen nicht mag, wird vor allem den 
Filmschauspieler Ustinov schätzen. Und wem 
Ustinovs unverwüstliche Selbstdarstellerei auf 
die Dauer eindimensional vorkommt, der kann 
am Ende dem Schriftsteller etwas abgewinnen. 
Und den Alleinunterhalter und Talkmaster gibt 
es schliesslich auch noch. Kurzum: Der Mann ist 
nicht zu fassen.» Fazit: Der Abend im Tak ist 
einfach ein Pflichttermin! Vorverkauf: Montag 
bis Freitag von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, 
Telefon (00423) 237 59 69. . (TaK) 
Ein Joghurt für zwei 
SCHAAN: Am Don 
nerstag, den 23. und 
Freitag, den 24. März 
2000 kommt Jörg 
Schneider (Bild) um 
20.09 Uhr mit «Ein Jo 
ghurt für zwei» 
nochmals insTaK. Wäh 
rend es für die Auf 
führung am Donnerstag 
noch einige Karten gibt, 
ist die Freitags-Aufführung bereits restlos aus 
verkauft. «Wer zu spät kommt, den bestraft das 
Leben». Dieser sinnige Satz gilt auch einmal 
mehr im TaK. Denn für die Aufführung des Co- 
medy-Stars gibt es nur noch einige Restkarten. 
Für den reichen Immobilienhändler Fredy Fi 
scher ist es wirklich nicht einfach, sich in einer 
Klinik ausgerechnet einer Joghurt-Diät zu un 
terziehen. Als er von einem kriminellen Subjekt 
dazu erpresst wird, ebendieses in seinem Zim 
mer zu verstecken (und die spärliche Essration 
da auch noch zu teilen) wird die Geschichte pro 
blematisch. Auch dass Fischer versucht, mit der 
Pflegerin Silvia anzubandeln,obwohl seine Gat 
tin Jolanda ihn genauestens beobachtet, macht 
die Kur nicht unkomplizierter. Völlig chaotisch 
wirds dann aber, als Gattin Jolanda und In 
spektor Koller auftauchen - der arme Immo 
bilienhändler muss Verbrecher und Pflegerin 
vor allzu wissbegierigen und ungebetenen Gäs 
ten verstecken... Nach den • tollen Erfolgen 
«Rente gut - Alles gut» und «Alles uf 
Chrankeschii» kommt erneut ein Lachschlager 
mit Jörg Schneider ins TaK. Bestrafen Sie sich 
nicht selbst, sondern rufen Sie schnell beim 
TaK Vorverkauf an! Vorverkauf: Montag bis 
Freitag von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr,Telefon 
(00423) 237 59 69. (TaK) 
Marokko 
SCHAAN: Am Donnerstag, den 23. März lädt 
die Erwachsenenbildung um 20.15 Uhr zu einer 
Dia-Reise durch Marokko ins Haus Stein-Eger- 
ta nach Schaan ein. In dieser Diaschau begleiten 
wir den Autor auf einer frühlingshaften Reise 
durch das exotische Land. Im Rahmen der Rund 
reise wurden nicht nur die vier Königsstädte 
Marrakesch, Fds, Meknes und die Hauptstadt 
Rabat, sondern auch die herrliche Moschee 
Hassan II. in Casablanca sowie die Römerstadt 
Volubilis und der Süden des Landes besucht, 
(Hoher Atlas,. Quarzazate, Erfoud, To 
draschlucht usw.). Neben einmaligen Land 
schaftsaufnahmen, auch mit Bildern aus der Sa 
hara, zeigt der Vortrag besonders die Menschen 
dieses afrikanischen Landes. Der Referent, 
Mag. Dr. Alois Reutterer, unterrichtete Biolo 
gie, Psychologie und Philosophie am Bundes 
gymnasium in Bludenz. Daneben verfasste er 
mehrere Bücher. Abendkasse. (Eing.) 
Die grosse Liebe zur Kunst 
«Der andere Blick»: Robert Altmann - Verleger, Sammler, Künstlerfreund 
In der Liechtensteinischen 
Staatlichen Kunstsammlung 
wurde am Freitag eine Ausstel 
lung eröffnet, die dem Wirken 
Robert Altmanns gewidmet ist. 
Anlass dazu gaben zwei Pub 
likationen: Robert Altmanns 
«Memoiren» und das Gesamt 
verzeichnis der Ausgaben, die 
Robert Altmann als Kunstver 
leger herausgebracht hatte. 
Gerolf Häuser 
Es sei keine Ausstellung im kunsthi 
storischen Sinne, führte Friede 
mann Malsch, Konservator der 
Staatlichen Kunstsammlung, aus, 
sondern der Versuch, die verschie 
denen Tätigkeits- und Interessen 
felder Robert Altmanns darzustel 
len. «Im Besonderen wird aufge 
zeigt die Brücke zwischen Bilden 
der Kunst und Literatur, die Robert 
Altmann zeit seines Lebens ge 
schlagen hat.» Ein wichtiger Aspekt 
sei das persönliche Engagement, die 
persönliche Beziehung, die hinter 
jedem Kunstwerk, jedem Doku 
ment steckt. «Ich möchte Robert 
Altmann danken für diese Liebe zur 
Kunst, die mir in der Kunstwelt oft 
ein wenig verloren gegangen 
scheint.» 
In seiner Vernissagerede bezog 
sich Norbert Haas vor allem auf die 
Memoiren, die von einem der Kunst 
gewidmeten Leben zeugen, die Ein 
blicke geben in das intellektuelle 
und künstlerische Klima der Kunst 
welt der 30er- bis 70er-Jahre: «Ihr 
Memoirenbuch ist reich an Abbil 
dungen. Objekte, Blätter aus Ihren 
Mappenwerken, Titelseiten von 
Büchern und Zeitschriften, private 
Fotografien: Hinweise und Korres- 
Roberto Altmann, Sohn des Ausstellers, Evi Klienwnd, Robert Altmann mit seiner Gattin und Norbert Haas (von 
links) anlässlich der Vernissage in der Staatlichen Kunstsammlung in Vaduz. (Bild: bak) 
pondenzen. Es entsteht ein dichtes 
Geflecht von Beziehungen. Es ist, 
als sagten Sie: Findet euch zurecht 
oder verliert euch in diesen Hun 
derten von Geschichten über Be 
gegnungen, in denen Sie als Anre 
ger und Förderer, als Atelierbesu 
cher und Galeriegänger, als Geben 
der und Nehmender auftreten... Im 
August 1968 haben Sic in Vaduz ei 
ne Ausstellung mit dem Titel «Das 
Buch als Kunst» organisiert, mit der 
Sie, einmal, indem Sie Ihre verlege 
rische Arbeit vorstellten,zum ande 
ren, indem Sie Paul Celan für eine 
Lesung in der Vaduzer Realschule 
gewonnen haben, etwas bewirkten, 
das in seiner Bedeutung erst mit den 
Jahren erfassbar geworden ist. Sie 
haben mit diesem Ereignis eine my 
thische Landmarke gesetzt. Nie 
mand konnte damals wissen, was 30 
Jahre danach wie aus dem Nichts 
kommen sollte: Eine Literatur von 
Rang, geschrieben von Landeskin 
dern... Das Bild spricht davon, dass 
Sie stets mit den Besten zusammen 
waren: Um einige zu nennen: Paul 
Celan, Michel Butor, Julio Cortazar 
und Jose Lezama Lima für die Dich 
ter; Wifredo Lam, Max Ernst, Joan 
Miro, Andrö Masson, Victor Brau 
ner, Jean Heiion, Fernand Leger für 
die Maler. Dass Sie stets Ihre Auf 
merksamkeit auch jungen Talenten 
geschenkt haben: Im Land waren es 
damals Evi Kliemand und Martin 
Frommelt. Und dass um Sie herum, 
bei all Ihrer Verankerung in der Tra 
dition, die Sie in Ihrem Buch her 
vorheben, immer auch Revolte war 
und Wagnis... Der Architekt der 
Ausstellung, Ricardo Porro, sollte in 
den darauffolgenden Jahren für Sie 
und für uns im Herzen von Vaduz 
dieses zauberhafte «Centrum für 
Kunst und Communication» bauen, 
das manche heute immer noch «um 
stritten» nennen, wie man unser 
neues Kunsthaus «umstritten» nen 
nen wird oder den künftigen Bau 
mit dem wunderbar geschwunge 
nen Dach im Heiligkreuz von Hans 
Hollein. Wir sind halt vorsichtige 
Leut und halten uns gern bedeckt, 
wo andere vorausgehen... Und hät 
ten doch gerade heute als Bürgerli 
che das Wort zu ergreifen und eini 
ges zu riskieren, auch in der Kunst.» 
Robert Altmanns «Memoiren» 
und «Gesamtverzeichnis der Bru- 
nidor Editionen», herausgegeben 
von Evi Kliemand. Ausstellung «Der 
andere Blick» bis 18. Juni im Englän 
derbau, Vaduz. Täglich von 10 bis 12 
und 13.30 bis 17.30 Uhr geöffnet. 
Die zwei Seiten des Menschen 
Premiere der Breitbach-Uraufführung «Zweierlei Helden» im TaK 
Da ist nichts Spektakuläres, kein 
Liebäugeln mit den jeden Fernseh 
krimi beherrschenden Regietricks - 
da ist Janusköpflgkeit, sind «nur» 
die dunklen und lichten Seiten des 
Menschen, das Manipulieren und 
die Fremdsteuerung, die Gier nach 
Macht, die jedes Mittel rechtfertigt 
und das tief im Verborgenen leben 
de Gewissen. 
Gerolf Hauser 
Wie Regisseur Peter Carp, wie die 
Darsteller Elisabeth Kopp, Franz 
Josef Steffens, Christoph Künzler 
und Henry Meyer im Bühnenbild 
von Manuela Freigang diese Seelen 
regungen zeigen, kleinste Gesten 
und Mimik in zum Teil grossem 
Schweigen wirken lassen, ist gross 
artig. Dass diese leisen Töne nicht 
bei jeder/m ankommen... Vielleicht 
sind wir immer unfähiger sie wahr 
zunehmen? Vielleicht können wir 
nur noch jenen «action»-Produktio- 
nen folgen, die von schnellen 
Schnitten leben und nachdenkliche 
Momente verhindern. 
Blick ins Hinterzimmer 
Wie Joseph Breitbach die Ge 
schichte um die Ermordung des 
letzten serbischen Königs 1934 in 
Marseille aufbaut, wie man die 
draussen stattfindenden Attentats 
ereignisse nur durch die im Zimmer 
des Präfekten Handelnden nach- 
vollziehen kann, ist dramaturgisch 
interessant und gleicht ein wenig die 
einfache Sprache und die Länge des 
Stückes aus. «Man schaut in das 
Hinterzimmer, dorthin, wo das ei 
gentliche Geschehen stattfindet», 
sagt der Regisseur. In doppeltem 
Sinn. «Zweierlei Helden» zeigt, in 
Umkehrung der Fernsehberichter 
stattung; nicht die Kulisse des spek 
takulären äusseren Ereignisses,son 
dern die «im Hinterzimmer» agie 
renden Drahtzieher - und «die Hin- 
terzimnier» der Menschen, ihre see 
lische Befindlichkeit. Ja, das Stück 
hat Längen lind steht, sprachlich ge 
sehen, nicht immer auf höchstem 
Niveau. H?er wiiTe durch Kürzen, al 
so durch weniger mehr erreicht 
worden.-A'ber cfie sich abwechseln 
den Streifen von Licht und Dunkel 
heit auf'der Bühne, hervorgerufen 
durch die heruntergezogenen Jalou 
sien, unterstreichen das Zwiespälti 
ge; die Spinnweben, die zerbroche 
ne Vase, das Ungepflegte, das Ver 
nachlässigen deS Schönen - nur das 
Funktionelle ist in Ordnung, der 
Schreibtisch, di,e Telefone - unter 
streichen das Morbide, den Zerfall 
des Menschlichen. Peter Carp, ein 
Meister der leisen Töne, hat den 
«Hinterzimmer-Gedanken» durch 
inszeniert. Er zeigt die Befindlich 
keit der Menschen auch dann, wenn 
sie nicht im Vordergrund agieren, 
z.B. wenn während der Rede des 
Präfekten, auf die sich alle Konzen 
tration richtet, Cdcile und Berger im 
Hintergrund durch leiseste Bewe 
gung Annäherung suchen. 
Grossartige Schauspieler 
Franz Josef Steffens als Minister 
des Äusseren glänzt mit beein 
druckender Stimme und mit seiner 
«Janusköpfigkeit» - nach aussen die 
Steifheit des Cut, das Drinnen in 
Gestik und Sätzen zeigend wie: «Ich 
habe es hingenommen, dass Sie ein 
zig moralische Massstäbe anlegen... 
etwas Unmögliches im diplomati 
schen Verkehr. Aber die Vorteile 
dieser Nachteile Ihres Charakters 
taten meinem alten Herzen wohl.» 
Elisabeth Kopp spielt hervorragend 
C£cile,die raffinierte Nichte des Mi 
nisters, die ihre Lügen und Intrigen, 
ihr Leben in Luxus damit rechtfer 
tigt, dass sie sagt: «Ich bin mir be- 
wusst, dass ich im Lager der Aus 
beuter des Volkes schmarotze.» 
Christoph Künzler spielt nicht nur. 
er ist der Präfekt. der wie ein 
Chamäleon seine Farben wechselt, 
um von allen Seiten Vorteile zu er 
halten, der zielsicher spürt, wann er 
wem schmeicheln und wem er wann 
in den Rücken fallen kann. Und 
mitten drin überzeugt Henry Meyer 
als Guy Berger. die rechte Hand des 
Ministers, jener vielleicht einzig 
Aufrichtige, der, Verantwortung 
und Schuld spürend, als Ausweg nur 
noch den Selbstmord sieht. 
«Zweierlei Helden», 25. bis 27.3., 
jeweils 20.09 Uhr im TaK. Vorver 
kauf unter Tel: 237 59 69. 
Am Freitag feierte die Breitbach-Uraufführung «Zweierlei Helden»im TaK Premiere. 
(Bild: gh)
	        

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