Liechtensteiner Volksblatt
Ausland
Montag, 3. Januar 2000 3LS
Nachrichten
Schwere Kämpfe in Sri
Lanka
COLOMBO: Auch während des Jahreswech
sels haben sich die Kämpfe in Sri Lanka zwi
schen Regierungssoldaten und tamilischen Re
bellen im Norden des Landes mit zunehmenden
Verlusten auf beiden Seiten fortgesetzt. Nach
Militärangaben vom Sonntag bemühten sich
Guerillas von den «Befreiungstigern von Tamil
Eelam» in dritter Woche in Folge, ein strategisch
wichtiges Militärlager am Elefantenpass, 320
Kilometer nordöstlich von Colombo, abzu
schneiden. Das Lager werde weiterhin trotz ei
niger Rückschläge gehalten. Am Samstag wur
den nach Regierungsangaben 13 weitere Solda
ten und mindestens 50 Rebellen getötet.
Papst ruft zum Schutz
der Kinder auf
VATIKAN-STADTi Der Papst hat zum Schutz
der Kinder vor Hunger, Gewalt und Ausbeu
tung aufgerufen. Am Weltkindertag der katholi
schen Kirche verlangte Johannes Paul II. am
Sonntag zudem erneut den Schutz auch des un
geborenen Lebens. Das Kirchenoberhaupt
sprach von den Stufen des Petersdomes zu
Zehntausenden voii Kindern und Jugendlichen,
die vorher Berichte über Gleichaltrige gehört
hatten, die zur Arbeit und sogar zum Kriegs
dienst gezwungen wurden. Der Papst richtete
sich in fünf Sprachen an die Kinder aus rund 40
Ländern. Er lud sie ein, «einen Freund
schaftspakt mit Jesus» zu schliessen. Dem Evan
gelium zu folgen, verlange Opfer, aber es erfül
le auch das Herz mit Freude, sagte er.
Neue gemässigte
Tageszeitung in Iran
TEHERAN: In Iran ist am Sonntag eine neue
gemässigte Tageszeitung erschienen, die dem
Staatschef Mohammed Chatami nahe steht.
Gründer des Blatts mit dem Namen «Moscha-
rekat» (Beteiligung) ist der Bruder des Präsi
denten. Mohammed Resa Chatami ist stellver
tretender Gesundheitsminister. Die Zeitung
wird von dessen Partei Front der Beteiligung
herausgegeben, versteht sich aber nach eigenen
Angaben mit Blick auf die Parlamentswahlen
am 18. Februar vor allem als Sprachrohr für die
gemässigten und reformorientierten Kräfte.
500 Tote bei Unruhen
auf Molukken
JAKARTA: Sechs Tage nach Ausbruch der bis
lang blutigsten Unruhen zwischen Christen und
Moslems auf den ostindonesischen Molukken-
Inseln war die Lage am Samstag weiterhin äus
serst gespannt. Bislang sind nach Militäranga
ben mindestens 500 Menschen bei den religiös
motivierten Ausschreitungen ums Leben ge
kommen. Nachdem sie am Mittwoch die Poli
zeigewalt übernommen hatte, verstärkte die in
donesische Armee ihre Truppen auf der Insel
gruppe um rund 500 Mann. Dort sind nach Me
dienberichten inzwischen rund 9000 Soldaten
stationiert. Die Unruhen waren erneut ausge
brochen, nachdem am Wochenende in der Mo-
lukken-Hauptstadt Ambon ein Christ einen
moslemischen Jungen angefahren hatte. Bei den
Unruhen gingen neben Hunderten von Wohn
häusern und Läden auch Moscheen und Kir
chen in Flammen au£
Österreich übernimmt
OSZE-Vorsitz
WIEN: Österreich hat am Samstag den Vorsitz
der Organisation für Sicherheit und Zusam
menarbeit in Europa (OSZE) von Norwegen
übernommen. Südosteuropa und der Kaukasus
bleiben auch während des österreichischen Vor
sitzes die wichtigsten Aufgabengebiete dieser
Organisation von 55 Staaten, kündigte Aussen-
minister Wolfgang Schüssel an. Die OSZE wer
de im Kosovo, in Bosnien und Tschetschenien
«engstens mit der EU-Präsidentschaft zusam
menarbeiten».
Machtwechsel in Russland
Putin setzt in Tschetschenien auf Härte - Westen bietet Putin Zusammenarbeit an
MOSKAU: Trotz aller interna
tionaler Appelle ist der ge-
schäftsführende russische Prä*
sident Wladimir Putin ent
schlossen, den Krieg in Tschet
schenien zu Ende zu fuhren.
Putin war am Silvestertag von
Boris Jelzin als Interims-Präsi
dent eingesetzt worden.
Putin gilt nun als aussichtsreichster
Kandidat bei der auf den 26. März
vorgezogenen Präsidentenwahl.
Nicht zuletzt wegen seiner unnach
giebigen Haltung im Tschetscheni
en-Krieg geniesst der 47-Jährige
grosse Sympathie in der russischen
Bevölkerung. Nach dem überra
schenden Machtwechsel bot der
Westen Putin eine enge Zusammen
arbeit an.
Historische Rolle Jelzins
gewürdigt
US-Präsident Bill Clinton gratu
lierte Putin am Samstag telefonisch
zu seinen neuen Funktionen. Auch
UNO-Generalsekretär Kofi Annan
und der aussenpolitische EU-Re
präsentant Javier Solana erklärten
ihr Interesse an einer guten Zusam
menarbeit mit Putin.
Staats- und Regierungschefs aus
aller Welt würdigten die historische
Rolle Jelzins beim Übergang zur
Demokratie in Russland. In einer
bewegenden Rücktrittsrede hatte
Jelzin, dessen Amtszeit erst im Au
gust ausgelaufen wäre, die Russen
um Verzeihung für enttäuschte
Hoffnungen gebeten.
Eine der ersten Amtshandlungen
Putins war die Unterzeichnung ei
nes Erlasses, mit dem Jelzin Immu
nität vor eventueller Strafverfol
gung gewährt wird. Zudem wurden
dem Ex-Präsidenten und seiner Fa
milie auf Lebenszeit eine Rente, ei
ne Residenz, und eine Leibwache
auf Kosten des Staates zugesagt.
Am Neujahrstag besuchte der frisch
gekürte Interimspräsident russische
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Der neue interimistische russische Staatspräsident Wladimir Putin verabschiedet kurz nach der Machtübernahme
seinen Vorgänger Boris Jelzin. Um vor Strafverfolgungen geschützt zu sein, erhielt Jelzin lebenslange Immunität.
Truppen in Tschetschenien. «Es
geht hier nicht um die Ehre», sagte
er in der zweitgrössten tschetscheni
schen Stadt Gudermes. «Es geht
darum, dem Zerfall Russlands ein
Ende zu setzen - das ist die Haupt
sache.»
Für die Einnahme der tschet
schenischen Hauptstadt Grosny be
stehe keine zeitliche Vorgabe. Es
solle so vorgegangen werden, dass
es möglichst geringe Verluste auf
der eigenen. Seite und keine unter
den in der Stadt verbliebenen Zivi
listen gebe.
Die russische Militärführung warf
den tschetschenischen Rebellen am
Sonntag erneut vor, beim Kampf
um Grosny Giftstoffe einzusetzen.
Über der Stadt schwebe eine grünli
che Wolke, die entstanden sei, als
die Rebellen in der Nacht und am
Morgen mehrere mit Chlor und
Ammoniak gefüllte Bomben gezün
det hätten. Dies meldete die Nach
richtenagentur Itar-Tass unter Be
rufung auf das regionale russische
Militärhauptquartier.
Die Bomben seien in der Nähe
russischer Stellungen im Osten der
Stadt gezündet worden, der Wind
habe die Wolke jedoch auf das von
den Rebellen gehaltene Stadtzent
rum zugetrieben.
Russische Truppen seien nicht ge
fährdet. Sie seien so ausgerüstet,
dass sie sich gegen chemische An
griffe schützen könnten. Die Gas
wolke könne aber zu einer Gefähr
dung für die Zivilisten werden.
Erneute Angriffe im Süden
Nach einer Meldung von Interfax
setzte die russische Armee auf ihre
Angriffe in den südlichen Gebirgs-
regionen fort. Die Bodentruppen
seien beim Kampf gegen die Rebel
len dort auch aus der Luft unter
stützt worden.
Russische Kämpfflugzeuge hät
ten am Wochenende mehr als 100
Angriffe geflogen.
Rebellenstellungen in der Nähe
der Ortschaften Dubai-Jurt,
Tschischki, Itum-Kale, Schalaschi,
Orechowo und Malije seien bom
bardiert worden.
US-Pilot wirft Anti-Castro-Flugblätter
über Havanna ab
Verletzung des kubanischen Luftraums glimpflich abgegangen
HAVANNA/MIAMI: Ein US-Pilot
vietnamesischer Herkunft ist am
Neujahrstag an Bord eines Klein
flugzeugs in den kubanischen Luft
raum eingedrungen und hat über
der Hauptstadt Havanna gegen
Staatschef Fidel Castro gerichtete
Flugblätter abgeworfen.
Wie die Zeitung «Miami Herald»
am Sonntag berichtete, stiegen zwei
kubanische MiG-Jäger unlT von
einer US-Basis in Florida ein F-16-
Bomber auf, um das Flugzeug
zurück in die USA zu dirigieren.
Nach seiner Rückkehr nach Flori
da wurde dem 51-jährigen Ly Tong
seinen erst vor zwei Wochen erwor
benen Pilotenschein abgenommen.
Er blieb aber in Freiheit.
Im Februar 1996 hatten kubani
sche Kampfjets zwei Flugzeuge der
in Miami ansässigen exilkubani
schen Gruppe «Brüder zur Ret
tung» abgeschossen. Dabei waren
vier aus Kuba stammende Piloten
ums Leben gekommen. In den von
Tong abgeworfenen Flugzetteln
wird zu Strassendemonstrationen
und zu einem Generalstreik für die
Einhaltung der Menschenrechte,
zur Besetzung von Radio- und Fern
sehstationen sowie zum Sturz von
Castro aufgerufen.
Unterzeichnet waren die Flug
blätter mit «Kommandant der revo
lutionären Anti-Kommunistischen
Einheiten der Welt». Dem «Miami
Herald» zufolge mietete Tong das
Flugzeug in Key West auf der Kuba
gegenüber gelegenen Westküste
Floridas.
Die Aktion fiel mit dem 41. Jah
restag der kubanischen Revolution
am 1.Januar 1959 und dem Einzug
Castros und seiner Kampfgenossen
in Havanna zusammen.
Augenzeugen zufolge flog die
doppelmotorige Maschine über Ha
vanna, als die Mehrzahl der Kuba
ner nach den Silvesterfeiern noch
schlief.
Kroatien
Parlamentswahlen
Einen Tag vor den filr heute Mon
tag vorgesehenen Parlamentswahlen
in Kroatien sind die im Ausland le
benden Kroaten bereits gestern zu
den Urnen gegangen. Für die mehr
als 350 000 Auslandskroaten sind
am Sonntag und Montag insgesamt
152 Wahlbüros geöffnet. Der Gross
teil davon steht in Bosnien-Herze
gowina, Deutschland, Australien
und Österreich. In das bisherige
Parlament hatte die kroatische
Diaspora insgesamt zwölf Abgeord
nete entsandt, die alle der regieren
den Kroatischen Demokratischen
Gemeinschaft (HDZ) angehörten.
Laut kroatischem Wahlgesetz hat
die Diaspore ein Anrecht auf höchs
tens 15 Mandate. Am 24. Januar soll
in Wahlen über die Nachfolge des
gestorbenen Präsidenten Franjo
Tttdjmgn entschieden werden.
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