Liechtensteiner Volksblatt
Inland
Donnerstag, 16. März 2000 9
Nachrichten
Antennenbau: FBPL und
FL verschonen Vaduzer
»nimm
1
Vaduz
In seiner Sitzung vom 14.
März 2000 hat der Vaduzer
Gemeinderat die Baugesuche
zur Erstellung von drei Mobil-
funksendeanlagcn auf dem
Gemeindegebiet von Vaduz
mit sechs Stimmen der FBPL
und einer Stimme der FL ge
gen sechs Stimmen der VU abgelehnt.
Wie schon das eidgenössische Departement
für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunika
tion in seinem Verordnungsentwurf zum Schutz
von Elektrosmog festhält, wird vermutet, dass
schon bei schwacher nichtionisierender Strah
lung (Elektrosmog) unterhalb der Immissions
grenzwerte biologische Wirkungen auftreten.
Es wird zudem ausgeführt, dass sich aus statisti
schen Untersuchungen ein Verdacht auf krebs
fördernde Wirkung schwacher elektromagneti
scher Felder ergeben hat. Insgesamt würden
diese Ergebnisse und Erfahrungen einen Ver
dacht begründen, dass eine Gesundheitsgefähr
dung bei niedrigen Intensitäten möglich ist, dies
jedoch wissenschaftlich nach heutigem Wissens
stand nicht gesichert sei. Auf jeden Fall ist dar
aus zu schliessen, dass auch bei schwacher elek
tromagnetischer Strahlung eine schädliche Wir
kung auf die Gesundheit der Anwohner nicht
ausgeschlossen werden kann. Die dem Gemein
derat vorgelegten Fakten sind kontrovers und
erlauben derzeit keine abschliessende Beurtei
lung über den Kausalzusammenhang zwischen
gesundheitlicher Beeinträchtigung und elektro
magnetischen Feldern. Vergleiche mit Strah
lungswerten von Haushaltsgeräten, wie sie ver
einfacht dargestellt werden, sind für die Beurtei
lung der Auswirkung von Mobilfunksendeanla-
gen auf die Gesundheit nicht relevant, da einer
seits keine Dauerwirkung besteht, andererseits
die magnetische Flussdichte als auch die elektri
sche Feldstärke bei netzbetriebenen Geräten
des Alltags mit zunehmendem Abstand sehr
stark abnimmt. All die dben genannten Fakten
vermochten die im Gemeinderat anwesenden
Mobilfunkkonzessionäre nicht glaubhaft zu wi
derlegen, was den Gemeinderat zu diesem im
Sinne der Volksgesundheit weitsichtigen und
mutigen Sieben- zu Sechs-Entscheid bewog.
Floh-, Antik- und
Trödelmarkt
VADUZ: Am Samstag, den 18. März von 9 bis
16 Uhr findet in der Spörryhalle in Vaduz der
beliebte Floh-, Antik- und Trödelmarkt statt. Es
warten wiederum Stände mit interessanten An
geboten sowie eine Festwirtschaft auf die Besu
cherinnen und Besucher. (Eing.)
Danke für Blutspende
MAUREN: Der Samariterverein Liecht. Unter
land dankt allen 96 Blutspendern, die bei der
Blutspendeaktion mit dem Blutspendedienst
Feldkirch mitgemacht haben. (Eing-)
Vortrag von Dr. Franz
Köb zum Thema Familie
VADUZ: Am heutigen Donnerstag, den 16.
März um 20 Uhr geht Dr. Franz Köb in der Au
la der Primarschule Ebenholz der Frage nach,
ob die Familie heute wirklich noch Heimat für
Kinder ist. Mag. Dr. Franz Josef Köb ist seit 1975
Mitarbeiter beim ORF-Landesstudio Vorarl
berg, verantwortlich für die Wissenschaftssen
dung «Focus - Themen fürs Leben». Veranstal
tet von der Erwachsenenbildung Stein-Egerta,
ohne Voranmeldung. Abendkasse. (Eing.)
Kommunikation wäre mehr
als nur ein Wort
Mobilfunk-Netze: Informationsveranstaltung der LGU
Die Liechtensteinische Gesell
schaft für Umweltschutz
(LGU) hatte am Dienstag
abend zu einer Informations
veranstaltung geladen. Rund
200 Gäste verfolgten und dis
kutierten die Thematik der
Mobilfunkanlagen. Und etwas
kam dabei besonders zum Aus
druck: Die Unzufriedenheit
über die Informationspolitik
des Amtes für Kommunika
tion.
Iris Frick-Ott
Die LGU organisierte, aufgrund
mehrerer Anfragen aus der Bevöl
kerung, eine Informationsveranstal
tung zu den geplanten Mobilfunk
antennen. Dass die Thematik auf
reges Interesse stösst, zeigte sich in
den zahlreich erschienenen Besu-
cher/-innen sowie in den teilweise
hitzigen Diskussionen. Ausführlich
referierte der Baubiologe Kari Fi
scher über die Strahlenwirkung und
die gesundheitliche Problematik.
Anhand von Beispielen zeigte der
Elektrosmog-Experte, der seit 15
Jahren auf diesem Gebiet tätig ist,
die verschiedenen hochfrequenten
und niederfrequenten Strahlen und
deren mögliche gesundheitliche
Folgen auf.
Zu den «gesetzlichen Grundlagen
aus Umweltsicht» gab Helmut
Kindle vom Amt für Umweltschutz
Informationen ab. Eines wurde da
bei besonders deutlich, nämlich,
dass Liechtenstein in Sachen Geset
zesgrundlagen für elektromagneti
sche Felder noch um einiges hinten
nach hinkt respektive keine solchen
vorhanden sind. Helmut Kindle
ging auf die Immissions- und Anla
gengrenzwerte ein und erklärte:
«Der Anlagengrenzwert ist weder
eine Gefährdungs- noch eine Unbe
denklichkeitsschwelle». Die NISV-
Verordnung regelt die Emissions
grenze elektronischer und magneti
scher Felder. Bei den elektrobiolo-
gischen Vorsorgewerten hält sich
Liechtenstein an die vom BUWAL,
Die Referenten von links: Kari Fischer, Baubiologe, Frank Büchel, Amt filr Kommunikation, Regula Imhof Ge
schäftsführerin LGU, Manfred Gsteu, Hochbauamt, und Helmut Kindle, Amt für Umweltschutz. (Bilder: bak)
herausgegebenen Zahlen, wenn
gleich diese um ein Zehnfaches
höher liegen, als die von den Elek-
trobiologen berechneten und vor
geschlagenen 0,4 V/m (die WHO ist
mit ihren Grenzwerten noch mal
um ein 20-faches höher als das BU
WAL).
Nach den beiden Referenten gab
Moderatorin und LGU-Geschäfts-
führerin Regula Imhof das Wort
den Gästen. «Wo bleibt die Natur,
die Biologie des Menschen? Es
kommt mir vor wie früher, als man
mit 100 Kugeln jemanden totge
schossen hat, später gemerkt hat,
dass 10 Kugeln reichen. Dabei ist
doch eine schon zuviel!», meldete
sich ein Zuhörer zu Wort, der damit
die wechselnden Strahlengrenz
werte ansprach, über die wir noch
viel zu wenig wüssten. «Gibt es denn
überhaupt Studien über die gepul
sten Frequenzen der Mobiltelefo-
nie?», wollte ein anderer Besucher
wissen. «Nein, meines Wissens
nicht. Die WHO hat aber solche ini
tiiert», antwortete Helmut Kindle.
Ja, aber...?
Als Vertreter des Amtes für Kom
munikation versuchte Frank Büchel
«Mobilfunkanlagen», dieses Thema lockte zahlreiche Interessierte in die
Aula der Oberschule; sie war fast bis auf den letzten Platz besetzt-
die Standorte der geplanten Mobil
funk-Anlagen zu erörtern. Mit den
vier Mobil-Netzwerkbetreibern
«Swisscom/Telecom FL», «Tele 2»,
«Mobilkom» und «VIAG» habe
man eine konkurrenzierende Infra
struktur geschaffen, was den gesetz
lichen Grundlagen entspräche.
Frank Büchel musste sich schon
nach kurzem eine Unterbrechung
seines Referates gefallen lassen, als
er auf die Frage der genauen Stand
orte der beiden Richtstrahlanten
nen keine genauen Angaben ma
chen konnte. Weitere Fragen wie
beispielsweise die bereits aufge
stellte Antenne in Schaanwald oder
eine geplante Verdreifachung der
Stromkapazität der Antennen ver
schob man in den anschliessenden
Diskussionsteil.
Bausünder am Werk
Manfred Gsteu vom Hochbau
amt nahm als erstes zur Antenne in
Schaanwald Stellung: «Bisher gibt
es keine Baugenehmigungen für die
neuen Antennen». Diejenige in
Schaanwald bezeichnete Manfred
Gsteu als Bausünde. «Die sechs be
reits bestehenden Anlagen wurden
genehmigt und gebaut, als von
Strahlenbelastung noch keine Rede
war», erklärte er. Im Weiteren ging
der Referent auf die Einspra
chemöglichkeiten ein und bedauer
te,dass die Distanzen von Antennen
zu Wohngebieten gesetzlich leider
nicht geregelt seien. Vermutlich
brauche es erneute Messungen.
Derzeit gingen die Gemeinden von
einer Distanz von 100 Metern aus.
Anzahl der Antennen?
Eines ist klar: Je mehr Daten über
das Mobilfunknetz tickern, umso
mehr Antennen brauchts. «Doch
wie viele Antennen sind denn ei
gentlich geplant?», wollte eine
Zuhörerin wissen. Die Zahl 22 ist
dabei irreführend, denn sie bezeich
ne Präsidentin der LGU, Silvy
Frick-Tanner begriisste das Publi
kum.
net nur die Anzahl Masten. Dass
aber pro Mast und pro Mobilfunk
betreiber - vier an der Zahl - drei
Antennen angebracht werden sol
len, davon hatten die meisten der
Gäste bisher noch nichts gehört.
Mathematisch bedeutet das rund
240 Antennen für Liechtenstein. Ih
re Sorgen um die Gesundheit und
um die Art der Kommunikation
zeigte sich in weiteren Voten. So zi
tierte ein Besucher Textpassagen
von Seiten der Regierung: «Die
Strahlenschutzproblematik sei
nicht Sache der Gemeinden» oder
«Schaut ihr, dass die Masten nicht
zu hoch werden, alles andere wurde
bereits geprüft». Und einer der Gäs
te machte auf die gesundheitlichen
Risiken aufmerksam, indem er auf
die deutliche Häufung von Gehirn
tumoren und Herzinfarkten im
Nahbereich von Sendern anderer
Länder verwies...
Kurz nach 23 Uhr beendete Re
gula Imhof die Veranstaltung, bei
der sich vor allem eines zeigte: Kla
re Information tut dringend Not,
damit sowohl eine praktikable Lö
sung gefunden als auch Ängste ab
gebaut werden können.
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