Liechtensteiner Volksblatt
Land und Leute
Samstag, 11. März 2000 9
Mit Feuerzauber gegen Wintergeister
Zu Besuch bei der Schaaner Funkenzunft auf Dux
«Bördile, Bördile, Törkestroh...»,
schrien früher die Kinder, wenn
für den Funkensonntag Holz,
Äste und die dürren Christbäume
eingesammelt wurden. Morgen ist
es wieder soweit, die Funken ste
hen und gegen 20 Uhr werden mit
Feuerzauber die Wintergeister
vertrieben. Wir haben am vergan
genen Dienstag die Funkenzunft
Schaan auf Dux besucht und uns
über den Stand der Dinge infor
miert.
Iris Frick-Ott
Der Ursprung des Funken- und Küech-
lesonntags, so ist im Brauchtumsbuch
von Adulf Peter Goop nachzulesen,
wird nicht einheitlich gesehen. Fest
steht, dass der Funken- und Küechle-
sonntag jeweils am ersten Sonntag der
Fastenzeit stattfindet. Doch die Arbeit
der Funkner für den «lichterlohen»
Sonntag beginnt schon einige Monate
davor.
Als wir am letzten Dienstag beim
Schaaner Funken zu Besuch waren, hat
uns Funkenmeister Urs Hilti gemein
sam mit einigen der Schaaner Funken-
zünftler übers «Bördala», den Aufbau
Die Funkenhexe, von Stasi Hansen-
Frick hergestellt, zieht heute um und fin
det ihren endgültigen Platz.
und die Arbeiten rund um den Funken
einiges erzählt, Die letzten Handstrei
che werden heute getätigt, doch bereits
im letzten Spätsommer wurde damit
begonnen, die rund 600 «Bördile» zu
binden - vier Tage sind insgesamt dafür
aufgewendet worden. Als nächstes
stand das Einsammeln der Christbäu
me in Schaan auf dem Programm: Wäh-
Die Funkenzunft Schaan freut sich auf viele Besucher auf dem Duxplatz.
rend zweier Samstage haben die Schaa
ner Funkner die rund 1000 Nadelbäu
me aufgeladen und sie auf Dux depo
niert.
Funkenstangen und Co.
Traditionsgemäss sind bereits vor ei
nem Monat die fünf frisch gefällten
Tannen, die Funkenstangen, aufgestellt
worden. Die Grundlage des Funkens
bildet ein Holzrost, auf dem die Äste
und die «Bördile» aufgeschichtet wer
den. Die Funken in den Gemeinden
Liechtensteins hätten unterschiedliche
Formen, so erklären und die Schaaner,
der ihrige ist viereckig, 4x4 Meter und
hätte zum Schluss jeweils eine Höhe
von zehn bis zwölf Metern. Wichtig
beim Aufstellen des Funkens ist natür
lich die Stabilität, deshalb muss bei der
Aufschichtung des Materials besonders
darauf geachtet werden. Denn des Funk
ners Ehre ist, «dass der Funke nicht um
fällt und möglichst lange brennt», er
klärt das Zunftmitglied Werner Thöny.
Funkenhexe zieht um
Den krönenden Abschluss ganz zu
oberst bildet die Funkenhexe. Die Pup
pe aus Stroh, Reisig und Stecken wird
schon seit Jahren von Stasi Hansen-
Frick hergestellt. Die Hexe zierte bis
heute das Schaufenster des Schuhauses
Fehr und zieht nun Richtung Duxplatz,
wo sie mit Donnerschlägen und Böllern
gefüllt, auf dem Funken ihre endgültige
Position findet. Hat die Hexe erst mal
ihren Platz eingenommen, muss der
Funken bewacht werden - so ist es
Brauch. Die Funkenwache dauert die
ganze Nacht, und die Funkner sind froh,
wenn sie jeweils am darauffolgenden
Morgen von Resi Hilti ein währschaftes
Frühstück angeliefert bekommen. .
Die Funkenzünfte des Landes hätten
untereinander ein gutes, kollegiales
Verhältnis, erklären die Schaaner Funk
ner, man zünde sich gegenseitig die
Funken nicht an. Auch das gegenseitige
Stehlen der Hexe gehöre der Vergan
genheit an. Doch gäbe es andere, richti
ge «Lausbuben», die während der
Nacht zum Sonntag versuchen, sich am
Funken schaffen zu machen.
«Schaffa, schaffa,
Küechle backa...»
Eine besondere Gaumenfreude bei
Alt und Jung sind die Funken-Küechle.
Neun Frauen und ein Mann verarbeiten
12 Kilogramm Teig zu luftig-leckeren
Küechle. An einem Vorbereitungs
abend werden die,Aufgaben verteilt
und protokolliert und am Vorabend des
(Bilder: bak)
Funkensonntags machen sich drei Frau
en an die Zubereitung von je vier Kilo
gramm Teig. Um neun Uhr treffen sich
die «Küechlefrauen» dann am Sonntag
in der Reschküche. Der Teig wird aus
gewallt, zerteilt und jedes einzelne
Stück von Hand gezogen - damit sie
möglichst dünn werden. «Da sieht jedes
Küechle ein bisschen anders aus», er
zählt uns Brigitte Jehle, eine der Küech
lefrauen, «so um die Mittagszeit sind
wir dann fertig und bringen einen Korb
ins Wohnheim Resch und einen in die
<Alte Sennerei>. Am besten schmecken
die Küechle natürlich, wenn sie noch
warm sind. Deshalb kommen auch im
mer einige Funkner zum Vorkosten in
die Reschküche.» 1993 haben sich die
Küechlefrauen gefunden und erfreuen
seither die zahlreichen Gäste am Fun
kensonntag.
Funkenbesuche erwünscht
Seit heute Vormittag arbeiten die 17
Zunftmitglieder an den letzten Vorbe
reitungen. Die Tribüne für die Verpfle
gung der Besucher steht schon seit län
gerem und die Funkner freuen sich,
wenn bereits heute Spaziergänger und
Funkenfreunde den Weg auf den Dux
platz unter die Füsse nehmen. Aber
auch am Sonntag sind die Gäste schon
während des Tages herzlich willkom
men - einige Funkenküechle gibts dann
nämlich auch schon zum Probieren.
An die jungen Funkenbesucher werden
ab 19.00 Uhr beim Reschparkplatz wie
der Wachsfackeln verteilt, bevor sich
der Fackelzug um halb acht Richtung
Funken bewegt. Am grossen Vorfeuer
werden die Kiefer-Fackeln angezündet,
geschwenkt und der Funken entfacht.
Für die mitgebrachten Feuerwerkskör
per steht übrigens wiederum ein sepa
rater, abgesperrter Bereich zur Verfü
gung. Und dann bleibt nur noch zu hof
fen, dass der Funken möglichst lange
brennt, die Hexe ihren Kopf nicht zu
früh verliert, damit wir uns auf einen
langen Sommer freuen können.
Rezept
Funke-Küechle
12 kg Weissmehl
48 Eier
2 Liter Rahm oder Halbrahm
21itferBier * '
1 Liter Milch ,
Salz ■
Zuckör oder Puderzucker zum Be
streuen der Küechle.
Funkenmeister Urs Hilti beim Begutachten der Stabilität des Funkens.
Die Funkenplätze im Überblick
Balzers
Sonntag. 12.3.00
Mälsner Allmein
Balzner Allmein
ab 19.30 Uhr
Verkauf Küchle, Rötele
Ramschwagwcg Balzers
Brückle Mäls ab 19.00 Uhr
Triesenberg Samstag, 11.3.00
Sonntag, 12.3.00
Lavadina - Funkenzunft:
Lattawald, 20.00 Uhr
Wangerberg
20.00 Uhr
Festwirtschaft
Fackeln
t
Vaduz
Sfanatag!l2,3.0Q:
Haberfeld
49.30 Wir
J
in ri ' iV i f iif--'
'WiiiiiÄ
Schaan
Sonntag, 12.3.00 Duxplatz 20.00 Uhr
19.30 Fackelzug Resch - Funkenplatz - Festwirtschaft
' . Planken
<• ' * t
<!&
-.(Sönntag, 133.00 'jvprFeuenvehrdepot
v <•. "
Gamprin Samstag, 11.3.00
."V Bendern < f-f|soantag,_123.00
' , t .3V ti f> S '*
.^fSaojstag.l^.OQ.
Jedergass
ca. 19.30 Uhr
Fackelzug ab Gemeindehaus Gamprin
mit einigen Musikanten, Festwirtschaft
1 . !
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Schellenberg Sonntag, 12.3.00
Unterhalb Kirche
Franz-Sales-Weg, 20.00 Uhr
Gratisabgabe von Krapfen und Glühwein
■Eschen: -
. Samstag, U3.O0 ' ;f-
1 Sb^ntag. 123.00'
' /-C f Samstag, 113.00 )
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'fi
Mauren:
Ruggell
Sonntag, 12.3.00
Samstag, 11.3.00
Werth 20.00 Uhr
Heraböhcl 20.00 Uhr
BUel-Kappele, 19.30 Uhr
Sonntag, 12.3.00 Wieslegass, 19.00 Uhr
Festwirtschaft
Festwirtschaft
Festwirtschaft
Festwirtschaft