Liechtensteiner Volksblatt
Wirtschaft
Dienstag, 11. Januar 2000 9
Nachrichten
BASF und Akzo planen
Joint Venture
MÜNSTER/ARNHEIM: Der BASF-Bereich
Coatings und der niederländische Chemiekon-
zem Akzo Nobel NV wollen gemeinsam in Aus
tralien Autolacke herstellen. Die beiden Unter
nehmen teilten am Montag mit, sie hätten eine
Absichtserklärung zur Prüfungeines möglichen
Joint Venture für die Verwirklichung des Vorha
bens unterzeichnet. Die Prüfung solle bis Ende
Februar abgeschlossen sein. Das Gemein
schaftsunternehmen, das Marketing, Vertrieb
und technischen Service fUr Fahrzeuglacke um
fasse, könnte seinen Betrieb in der ersten Jah
reshälfte 2000 aufnehmen. Der Sitz des Joint
Venture werde voraussichtlich Melbourne sein,
hiess es. Über die mögliche Höhe der Beteili
gungen machten die Unternehmen keine Anga
ben. Mit dem Joint Venture wolle BASF Coa
tings ihre Aktivitäten in Australien, wo die'
BASF-Fahrzeugserienlacke derzeit unter Li
zenz verkauft werden, weiter ausbauen, erklär
te das Unternehmen. Ziel sei eine deutliche
Stärkung der Marktposition der BASF-Sparte
in Asien.
Ex Libris steigert
Umsatz um 12,3 %
DIETIKON (ZH): Die Migros-Tochter Ex Lib
ris hat ihren Flächenumsatz 1999 um 12,3 Pro
zent auf 126,7 Mio. Fr. gesteigert. Flächen- und
expansionsbereinigt sei der Umsatz um 10,3
Prozent gestiegen, teilte das Unternehmen am
Montag mit. In allen Produktbereichen - Musik,
Buch, Video und PC-Software - seien markante
Umsatz- und Marktanteilsgewinne erzielt wor
den, hiess es in der Mitteilung weiter. Ex Libris
habe zudem im letzten Jahr fünf neue Filialen
eröffnet und verfüge nun über 112 Läden.
EU: Im Januar über
Holzmann entscheiden
BRÜSSEL: Die Kommission der Europäische
Union (EU) will nach Angaben eines Sprechers
voraussichtlich am 18. Januar über die Bundes
hilfen für den Baukonzern Philipp Holzmann
entscheiden. Dann werde die Kommission be
finden, ob ein förmliches Prüfverfahren wegen
der staatlichen Beihilfen eingeleitet werde oder
ob diese sofort freigegeben würden, sagte ein
Kommissionssprecher am Montag in Brüssel.
Darüber hinaus wolle er keinen Kommentar ab
geben. Die «Süddeutsche Zeitung» hatte zuvor
berichtet, die Kommission wolle ein volles Prüf
verfahren einleiten. Es gebe in der EU- Wettbe
werbsbehörde Bedenken gegen die Beihilfen.
Das von Bundeskanzler Gerhard Schröder
(SPD) geschnürte Hilfspaket für Holzmann be
inhaltet öffentliche Beihilfen in Höhe von 250
Mio. DM. Es ist Bestandteil eines insgesamt
mehr als vier Mrd. DM teuren Sanierungskon
zeptes für den verschuldeten Baukonzern. Das
Hilfspaket war Mitte Dezember in Brüssel zur
Genehmigung vorgelegt worden. Eine förmli
che Untersuchung der Beihilfen könnte zwi
schen sechs und 18 Monaten dauern.
OPEC-Öl billiger
WIEN: Der Preis für öl der Organisation Erdöl
exportierender Länder (OPEC) ist deutlich
zurückgegangen. Ein Barrel (159 Liter) OPEC-
Öl habe in der vergangenen Woche 23,22 Dollar
gegenüber 24,57 Dollar in der Woche zuvor ge
kostet. Dies berichtete das OPEC-Sekretariat
am Montag in Wien. Im Dezember kostete ein
Barrel im Schnitt 24,77 Dollar, im November
23,75 Dollar. Die OPEC strebt einen Richtpreis
von 21 Dollar an. Im vergangenen Februar hat
te OPEC-Öl weniger als zehn Dollar gekostet.
Asiens Börsen
schlössen freundlich
SINGAPUR: Angetrieben von guten Vorgaben
aus den USA haben Asiens Börsen ihren Auf
wärtstrend am Montag fortgesetzt und aus
nahmslos freundlich geschlossen. Vor allem in
Seoul zeigte das Aktienbarometer deutlich nach
oben und liess den Sammelindex um 4,1 Prozent
auf987,24 Punkte klettern. Auch in Taiwan, Hong
kong und Manila legten die Indices nach kräfti
gen Verlusten in der Vorwoche teilweise mehr als
zwei Prozent zu. Die Aktienmärkte in Tokio,
Kuala Lumpur und Jakarta waren am Montag
wegen Feiertagen geschlossen. InTaipeh verbes
serte sich die Börse um 2,9 Prozent. Der Hong
konger Hang-Seng-Index blieb knapp dahinter
und schloss mit einem Plus von 2,87 Prozent auf
15 848,15 Zähler. Händlern zufolge hat Hong
kong damit die schweren Einbussen der vergan
genen Woche wieder so gut wie wettgemacht.
Swiss Re postet in den USA
Akquisition von zwei Gesellschaften für 260 Mio. Dollar geplant
ZÜRICH: Die Rückversiche-
rungsgesellschaft Swiss Re be
findet sich in den USA auf Ein
kaufstour. Sie hat eine Verein
barung für den Erwerb aller
Aktien der beiden Gesell
schaften Southwestem Life In
surance Company und Security
Life & Trust Company in Dal-
lasflTexas unterzeichnet.
Der Übernahmepreis betrage 260
Mio. Dollar, umgerechnet rund 390
Mio. Fr. in bar, wie die Swiss Re am
Montag mitteilte. Die beiden Un
ternehmen seien lOOprozentige
Tochtergesellschaften der Penn-
Corp Financial Group. Diese befin
det sich in finanziellen Schwierig
keiten. Die Transaktion bedarf noch
der Zustimmung der Behörden so
wie weiterer Stellen im Zusammen
hang mit dem Gläubigerschutz. Der
Deal erfolgt gemäss Swiss-Re-Spre-
cher Roger Trüb im Rahmen des
Administrativ-Reinsurance-Ge-
schäftes. Dabei handelt es sich um
Finanzdienstleistungen für Lebens
versicherungsgesellschaften.
Swiss Re kauft die beiden Gesell
schaften Southwestem Life Insu
rance Company und Security Life &
Trust Company, um sie später mit ei
nem laut Mitteilung «renommierten
Lebensversicherungskunden» in
ein strategisches Joint Venture ein
zubringen.
Mit diesem Kunden sei man der
zeit noch in Verhandlung, erklärte
Trüb. Er rechnet damit, dass diese
Vereinbarung innerhalb des ersten
Quartals dieses Jahres abgeschlos
sen sein wird. Im Rahmen dieses
Gemeinschaftsunternehmens wird
Southwestem Life Insurance wei
terhin Policen auf eigene Rechnung
vermarkten. Ein Teil dieser Policen
soll von Swiss Re rückversichert
werden. Gemäss Trüb verhelfe die
Übernahme der beiden Gesell
schaften der finanziell angeschla
genen PennCorp zu Liquidität.
Southwestem Life Insurance
Company und Security Life & Trust
Company erwirtschafteten im Ge
schäftsjahr 1998 kombinierte Netto
prämien von 272 Mio. Dollar. Sie er
rechten rund 400 000 aktive Policen.
Die beiden Gesellschaften sind in
der Lebensversicherung und im
Rentenbereich tätig. Zusammen
sind 350 Mitarbeiterinnen und Mit
arbeiter beschäftigt.
Mit der Akquisition von Sout
hwestem Life Insurance Company
und Security Life & Trust Company
erhöhe sich die Aktiven des Admi-
nistrative-Reinsurance-Portefolios
auf insgesamt 8,5 Mrd. Dollar, wird
Jacques E. Dubois, Chef der Swiss
Re Life & Health America zitiert.
Die jährlichen Erträge aus diesem
Geschäftszweig stiegen auf mehr als
U Mrd. Dollar.
Das angestrebte Gemeinschafts
unternehmen erlaube es zudem,den
Wert des Distributionssystems von
Southwestem Life zu erhalten und
ermögliche der Gesellschaft gleich
zeitig den Ausbau des bestehenden
Vertriebssystems, sagte Dubois.
Swiss Re Life & Health America
ist gemäss Angaben der grösste
nordamerikanische Anbieter von
Leben- und Krankenrückversiche
rungsprodukten. Die Gesellschaft
verfüge über ein Leben-Portfolio im
Volumen von mehr als 500 Mrd.
Dollar und biete traditionelle Le
bensrückversicherung und Admini
strative Reinsurance an.
Rey bleibt in Haft
Auch drittes Haftentlassungsgesuch abgelehnt
BERN: Der gescheiterte Financier
Wemer K. Rey bleibt weiter in Si
cherheitshaft. Ein drittes Haftenlas-
sungsgesuch von Reys Anwalt Ste
fan Suter ist abgewiesen worden.
Mit dem Entscheid des Haflgerich-
tes Bern befasst sich nun das Bun
desgericht.
Wemer K. Reys Chancen auf eine
Haftentlassung vor dem 27. März
schwinden zusehends. Der Anwalt
des gescheiterten Financiers, Stefan
Suter, ist auch mit seinem dritten
Haftentlassungsgesuch beim Haft
gericht Bern Mittelland abgeblitzt.
Bereits im vergangenen Dezem
ber lehnte das Bundesgericht ein
zweites Haftentlassungsgesuch von
Wemer K. Rey ab. Anwalt Suter will
bei einem allfälligen weiteren nega
tiven Entscheid des Bundesgerich
tes den Fall vor den europäischen
Gerichtshof in Strassburg bringen.
Ob Rey Ende März nach Verbüs-
sung des erstinstanzlichen Urteils
tatsächlich freigelassen wird, hängt
vom Kassationshof des Kantons
Bern ab. Dieser muss sich als zweite
Instanz in diesem Frühjahr mit dem
Fall Rey befassen.
Gegen das Urteil des Berner
Wirtschaftsstrafgerichtes vom 8. Ju
li 1999 haben sowohl die Verteidi
gung wie die Staatsanwaltschaft an
den Kassationshof als zweite In
stanz appeliert. Laut Auskunft von
Oberrichter Hansjörg Steiner sind
die Begründungen der Appelation
gegen das schriftlich vorliegend Ur
teil noch nicht eingegangen.
Die ursprünglich auf den 17. Ja
nuar gelegte Frist zur Eingabe sei
um eine Woche auf den 24. Januar
verlängert worden, sagte ein Spre
cher des Kassationshofes. Erst wenn
diese Begründungen bekannt seien,
könne.man den Termin des zweiten
Prozesses festlegen. Am 8. Juli 1999
verurteilte das Wirtschaftsstrafge
richt des Kantons Bern Werner K.
Rey zu vier Jahren Zuchthaus.
Rendite verdoppelt
BEC verdoppelt Eigenkapitalrendite
GENF: Die Banque Edouard Con-
stant (BEC) hat 1999 die Eigenka
pitalrendite von 7 auf 15 Prozent
mehr als verdoppelt. Die BEC ver
steht sich als Eckpfeiler der Sandoz
FF Holding Bancaire et Financiere
SA, der Vermögensverwaltungs-
Holding der Sandoz- Stiftung.
Die Sandoz FF Holding werde bald
operationeil sein, erklärte Stephane
Garelli, Verwaltungsratspräsident der
neuen Holding, in einem Interview
mit der Westschweizer Zeitung «Le
Temps». Die BEC selber weise für das
Jahr 1999 zweistellige Wachstumsra
ten bei Cash- flow und Reingewinn
aus. Genaue Zahlen nannte er nicht.
Die Sandoz-Familienstiftung hat
te im vergangenen September für
die Neuordnung ihres Bank- und Fi
nanzdienstleistungsbereichs die
Sandoz FF Holding Bancaire et R-
nancifere SA mit Sitz in Pully VD ge
gründet. In die neue Holding wur
den alle direkten und indirekten
Minder- und Mehrheitsbeteiligun
gen der Stiftung eingebracht. Die
sich vollständig im Besitz der Stif
tung befindliche Banque Edouard
Constant (BEC) wurde zum Eck
pfeiler der Aktivitäten der Stiftung
im Bankenbereich bestimmt. Dazu
hatte die Stiftung nach eigenen An
gaben 60 Mio. Fr. in die Konsolidie
rung der Bank investiert.
Damit habe die Stiftung auch ihr
langfristiges Engagement bei der
BEC demonstriert, erklärte Wirt
schaftsprofessor Garelli im Inter
view weiter. Die BEC sei gleichzei
tig neu strukturiert und auf drei
operative Einheiten ausgerichtet
worden. Die Divisionen heissen
«Client£le», «Investissement» und
«Services/Supports».
Die Sandoz-Familienstiftung mit
Sitz in Pully ist 1964 von Edouard
Marcel Sandoz, Sohn des Gründers
des damaligen Pharma- und Che
miekonzems Sandoz, gegründet
worden.
Sicherheitsaufwand wie noch nie
Weltwirtschaftsforum Davos: Bündner Regierung will Armee einsetzen
DAVOS: Die Bündner Regierung
will am diesjährigen World Econo
mic Forum (WEF) in Davos Ar
meeeinheiten zur Sicherheit der
Teilnehmer einsetzen. Der Bundes
rat zögert noch. In Davos erwartet
wird auch US-Präsident Bill Clin
ton.
Der Bundesrat habe eine erste An
frage über einen Armeeeinsatz
zurückhaltend beantwortet. In Ge
sprächen habe die Bündner Regie
rung aber auf die spezielle Situation
mit dem Besuch Clintons hingewie
sen, sagte Regierungspräsident Pe
ter Aliesch am Montag vor Medien
leuten in Chur.
Er habe deshalb die «begründete
Hoffnung», dass die Armee aufge
boten werden könne, so Aliesch.
Die Soldaten sollen vor allem Infra
struktur-Anlagen wie Tbnnels,
Brücken und Stromleitungen bewa
chen.
Die Bündner Regierung befürch
tet, dass. die Demonstrationen von
Mitte Dezember beim Treffen der
Mitgliedländer der Welthandelsör-
ganisation (WTO) in Seattle in Da
vos fortgesetzt werden könnten.
Beim Bund wird ein Einsatz der
Armee in drei Departementen dis
kutiert. Involviert sind das Eidg.
Justiz- und Polizeidepartement
(EJPD), das Departement für aus
wärtige Angelegenheiten (EDA)
sowie das Departement für Vertei
digung, Bevölkerungsschutz und
Sport (VBS). Diese Departemente
stehen in Kontakt mit der Kantons
polizei Graubünden, die das Sicher
heitsdispositiv aufzieht. Über die
Gespräche soll demnächst orien
tiert werden, wie VBS-Pressespre-
cher Oswald Sigg am Montag er
klärte.
Auch ohne Armee ist der Sicher
heitsaufwand beispiellos in der Ge
schichte des WEF. Die Bündner
Kantonspolizei wird nicht nur un
terstützt durch Kontingente aus
dem Ostschweizerischen Pölizei-
konkordat. Im Einsatz stehen über
dies Polizisten der Stadt und des
Kantons Zürich, aus der Inner- und
der Nordwestschweiz.
Der massive Sicherheitsaufwand
wurde veranlasst, weil am 29. Januar
US-Präsident Clinton erwartet wird
und gleichen Tags die Anti-WTO-
Koordination in Bern zu einer De
monstration aufgerufen hat. Die
Am Weltwirtschaftsforum in Davos werden höchste Sicherheitsmassnahmen
eingehalten. (Bild: Keystone)
letztjährige Demo war von einem
Grossaufgebot an Polizisten zurück
gedrängt worden.
Ein Gesuch der Berner Anti-
WTO-Koordination um die Durch
führung einer Demo am diesjähri
gen WEF wurde im Dezember an
die Gemeinde Davos gerichtet. Ein
Beschluss dör Davoser Regierung
sei noch nicht gefallen, hiess am
Montag auf der Gemeindeverwal
tung. Die Gemeinde steht vor einem
heiklen Entscheid.
Das Demo-Verbot vom letzten
Jahr war laut einem' Urteil des
Bündner Verwaltungsgerichts nicht
haltbar, weil es gegen das verfas
sungsmässig garantierte Recht auf
freie Meinungsäusserung verstiess.
Die Davoser Regierung hat jedoch
die Möglichkeit, eine Bewilligung
mit Auflagen zu versehen.
Noch in guter Erinnerung ist zu
dem ein mysteriöser Stromausfall
während des letztjährigen Forums.
Nach der Strassendemo kam es in
Davos Dorf am Abend des 30. Janu
ar zu einem Stromausfall von etwa
10 Minuten. Das Forum im Kon
gresshaus war davon nicht betrof
fen.
Der oder die Täter hatten bei der
Vereinabaustelle in Klosters und
bei Filisur die 50000 Volt starke
Hochmastenleitung mit einem Erd-
schluss ausser Betrieb gesetzt. Ob-
schon die Bundesanwaltschaft ein
geschaltet worden war, wurden die
Urheber nie ermittelt.