Liechtensteiner Volksblatt
Religion
Dienstag, 29. Februar 2000 23
Blickpunkt Religion
TV-Tipp
Die Befreiung der
Männer
Ein Gespräch mit dem katholischen Pastoral
theologen Paul M. Zulehner. Lange Zeit galt ei
ne Karriere in Beruf und Politik als Privileg der
Männer; für Haushalt, Kindererziehung und die
Pflege des Religiösen hingegen waren die Frau
en zuständig. Diese wehren sich seit langem
schon gegen eine solch sture Rollenzuteilung.
Neuerdings setzt aber auch bei den Männern
ein Umdenken ein. Kirchen reagieren auf die
sen gesellschaftlichen Wandel auf ihre Art: mit
einer Befreiungstheologie für Männer.
Sternstunde Religion, «Die Befreiung der Män
ner», Sonntag, 5. März, 10 Uhr SF DRS.
Buch-Tipp
Gedanken zum Tag
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Augenßlicke
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Besinnliche Tex
te über Liebe,
Freude, Gebor
genheit und Be
ziehungen zu sich
selbst und zu an
deren . . . Wolf
gang Küpper lässt
in seinem Buch
«AugenBlicke -
Gedanken zum
Tag» (Bild) Autoren und Autorinnen zu wesent
lichen Bereichen unseres menschlichen Erle
bens zu Wort kommen. Erschienen ist das Buch
im Rosenheimer-Verlag. Ein Auszug:
«In der Ruhe liegt die Kraft»
Auf dem Mailänder Bahnhof erlebte Altiino
Luciani, der spätere Papst Johannes Paul I., ein
mal einen Gepäckträger, den er dann nicht
mehr vergessen hat. «Er lag mit dem Kopf auf
einem Sack Kohlen an einem Pfeiler und schlief
selig. Züge fuhren mit schrillen Pfiffen los, an
dere rollten mit quietschenden Bremsen ein;
durch die Lautsprecher kamen dauernd Durch
sagen; die Leute kamen und gingen mit Lärm
und Krach. Er aber schlief weiter, als ob er sa
gen wollte: <Macht, was ihr wollt, ich brauche
Ruhe>. Dieser Mann war für mich eine Mah
nung: Mitten im Lärm und in der Hetze der Welt
bleibe, der du bist. Lass dich nicht zum blossen
Werkzeug machen, werde nicht zum Sklaven
von Meinungen und Moden. Verschaff dir ein
bisschen Stille ...»
Wie es mit dieser Ruhe bereits vor etwa hundert
Jahren bestellt war, erfahren wir durch Dostoje
wski, der in seinem Tagebuch schreibt: «Nur die
Ruhe ist die Quelle jeder grossen Kraft (...)
Dem schenkt man aber bei uns gar keine Auf
merksamkeit (...) In den Köpfen ist keine Ru
he, und zwar in allen Schichten, und so haben
wir auch keine Festigkeit, weder in unseren
Überzeugungen noch in unseren Ansichten, un
seren Nerven, und zu guter Letzt auch nicht in
unseren Ansprüchen.» Ob also damals oder
heute: Jeder Mensch braucht mitten im Lärm ei
ne Insel, auf der er zur Ruhe kommt, auf der er
die Stille erfährt.
Veranstaltung
«Kirche im Dorf - Tränen lachen»
Ein bissig-heiteres Programm über Geistliches
und andere Spirituosen. Das «Duo FROH(e)
LOCKEN» singt, schwatzt, lockt und lädt ein zu
einer heillos-frommen Berg- und Talarfahrt.
Das Duo sind Felix Wicki (Ref. Pfarrer) und Re
gula Pavelka (Komikerin). Montag, 28. Februar,
19.30 Uhr im Haus Gutenberg, Balzers.
Keine Lehrerlaubnis
AUGSBURG: Die Ernennung der Frankfurter
Theologin Regina Ammicht-Quinn zur Lehr
stuhlinhaberin für Moraltheologie der Katho
lisch-Theologischen Fakultät Augsburg ist vom
Vatikan abgelehnt worden. Zuvor war bereits
die BonnerTheologin Verena Lenzen abgelehnt
worden, so dass der zuständige Diözesanbischof
Viktor Dammertz jetzt bei der Neuausschrei
bung nur noch einen Priester als Lehrstuhlinha
ber akzeptieren will.
Zu guter Letzt!
«Gib dir jeden Tag eine Stunde Zeit zur Stille,
ausser wenn du viel zu tun hast, dann gib dir
zwei.» Mit dieser Aufforderung des Heiligen
Franz von Sales rufen die Hilfswerke zu einem
nationalen «Time-out-Tag» auf und schlagen
dafür den 29. Februar vor. (kipa)
«Talita kum! - Junge Frau,
; steh auf»!
f
Weltgebetstag der Frauen,am Freitag, 3. März in der Evangelischen Kirche Vaduz-Ebenholz
Der diesjährige Weltgebetstag
der Frauen steht unter dem
Motto «Talita kum - Junge
Frau, steh auf!». Die Liturgie
wurde von Flauen aus Indone
sien verfasst. Der ökumenische
Weltgebetstag der Frauen
wird am Freitag, 3. März 2000
um 19 Uhr in der Evangeli
schen Kirche Vaduz-Ebenholz
mit einem Gottesdienst began
gen.
Anita Panzer
Die Liturgie, von Frauen aus Indo
nesien erarbeitet, beginnt mit einer
«dramatischen Darstellung». Mit
diesem Gestaltungselement wollen
die Verfasserinnen darauf hinwei
sen, dass das, was sie zur Zeit erle
ben, ein Drama ist. Ihre Welt ist dra
matisch durcheinander geraten. Die
traditionellen Werte Indonesiens
zerbröckeln, und die moderne Zivi
lisation hat noch nichts Gleichwerti
ges hervorgebracht. In dieser poli
tisch, wirtschaftlich und gesell
schaftlich sehr schwierigen Situati
on haben die Frauen hohe Erwar
tungen an die Kirche. Doch gerade
dort, wo die Botschaft der Befrei
ung gepredigt wird, sind sie selbst
nicht zum eigenständigen Handeln
befreit worden. Was ihnen für die
Zukunft Hoffnung gibt, ist die gött
liche Kraft, die aus dem Tod ins Le
ben führt.
In der Kirche gehört werden
Die Zukunft ist im Thema ange
legt: «Junge Frau, steh auf!» (Mar
kus 5). Den jungen Menschen
gehört die Zukunft, also müssen sie
diese mitgestalten. Das Ergebnis
aus dieser Zusammenarbeit über
die Generationen wird auch in der
Liturgie des Weltgebetstages der
Frauen ersichtlich: Eine junge Frau,
eine Frau mittleren Alters und eine
alte Frau erhalten in der Liturgie
die Aufgabe zu sprechen. Mit dieser
Gestaltungsform verwirklichen die
Verfasserinnen zeichenhaft, was sie
«Talita kum -Junge Frau, stell auf!» Jesu Ruf und Ermächtigung zum Leben.
selbst in ihren Kirchen schmerzhaft
vermissen: dass Frauen aus ihrer Er
fahrung heraus sprechen können
und gehört werden.
Frauen in Indonesien
In Indotifesieh gibt es zwar mehr
Frauen als Männer, sie sind aber we
niger geachtet. Ihr Platz ist meist auf
das Familienleben beschränkt und
oft werden sie nur als Trägerinnen
der neuen Generation gesehen.
Wenn es einer Frau nicht gelingt, ei
nen Sohn zu gebären, hat die Fami
lie ihres Mannes das Recht, sie weg
zuschicken und für ihren Sohn eine
andere Frau zu suchen.
Durch die zum Teil sehr teure
Mitgift, die für die Frau bezahlt
wird, hat der Mann das Gefühl, er
könne mit ihr machen, was er wolle.
In ländlichen Gegenden arbeiten
Frauen durchwegs härter als Män
ner. Trotz eines 18-Stunden-Ar-
beitstages werden sie kaum ge
schätzt. Knaben erhalten zuerst eine
Ausbildung.
In vielen Grossstädten dieser
Welt trifft man auf Gastarbeiterin
nen aus Indonesien. Im Mittleren
Osten, in Hongkong, Malaysia usw.
arbeiten Hunderttausende als Haus
angestellte. Sie verlassen Kinder
und Familie, um Geld zu verdienen
und ihnen ein besseres Leben zu er
möglichen. Indonesien steht an
zweiter Stelle in Asien in der Reihe
der Länder, die ihre Frauen als
Gastarbeiterinnen ins Ausland
schicken. Nicht selten werden sie
auch sexuell ausgebeutet und miss-
handclt.
Verbundenheit
Auch die Kollekte ist ein wichti
ger Bestandteil jeder Weltgebets-
tagsfeier. Sie ist ein sichtbares Zei
chen der Verbundenheit. Mit der
Kollekte werden Frauen im Her
kunftsland der Liturgie (dieses Jahr
also Indonesien) und in anderen be
nachteiligten Ländern unterstützt
mit dem Ziel, ihre Situation in Be
zug auf Existenzsicherung, Gesund
heit, Bildung, Bürgerinnenrechte
usw. zu verbessern.
Blickpunkt
Indonesien^
Der Name Indonesien kommt
von den griechischen ',Wörtern
Indos (Indien) und Nesosv (In- ,
sei). In der Tat erstrecken sich ,,
mehrals 17 000 Inseln beidseitig
des Äquators von der/Malai
ischen Halbinsel bis nach Neu
guinea. Das " Reich ist 46 Mal
grösser als dievSchWeizUfiber
200 Millionen MerischeS;, aus,
über 3Ö0 verschiedenen.,yolks-;
puppen lefeen aurübei^itöÖOO \
• Inseln; Der grösste Teil der Be- :
: völkerung Indonesiens bekennt
. sich zum Islam-, sunnitischer >
Richtung, er ist der grösste mus
limische Staat der Welt. Minder- -
heiten bilden Christen, Hindus ;
und Buddhisten. Immer wieder
kommt es zu Spannungen- und
gewaltvollen Ausschreitungen.
' Das Land ist reich an natürii-,
chen. Ressourcen: Öl, Erdgas,
Nickel, Aluminium. Die wichtige ;
sten Exportgütersind Edelhöl
zer, Kakao, Kokosnüsse, Kaffee,
Palmöl, Käutschuk.Gewürze, ]
Tee und Tfcbak; X>ie;. vulkani- '■
sehen Böden ermöglichen'eine «
intensive Nutzung durch die
- Landwirtschaft, in welcher mehr 5
als die Hälfte der^Erwerbstäti- j
gen beschäftigt sind. Eio relativ..
• kleiner Teil der Bevölkerung ist
in der Industrie beschäftigt*
Verfeinerung der Sinne erleben mit Fasten
Fasten zuhause und in Begleitung, ein ambulanter Fastenkurs - Information vom Haus Gutenberg
Es ist gewiss schwieriger, zuhause zu
fasten, als sich für die Fastentage
zurückzuziehen in ein Bildungshaus
oder in ein Fastenhotel. Doch wir
wissen alle, wie leicht wir schlechte
Gewohnheiten uns gerade zuhause
aneignen, die wir am besten dort
aufgeben, wo wir sie «gepflegt» ha
ben.
Es geht beim Fasten weniger um ei
ne Askese des Verzichtes als um ei
ne Askese der Entfaltung und des
bewussten Lebens. Das Fasten ist so
segensreich, dass es nicht zu einer
reinen Gewichtabnahme «verkom
men» darf. Im Fasten können wir
die Verfeinerung unserer Sinne er
leben und eine tiefere Verbunden
heit mit der Schöpfung erfahren,
wie sie uns im Alltag meist nicht so
zugänglich ist. Vielen gab das Fasten
auch neue Impulse für ihr soziales
und gesellschaftspolitisches Enga
gement. Da Fasten und Beten einen
wesentlichen Bestandteil für innere
Prozesse in der Tradition aller Reli
gionen sind, möchten wir auch die
sen Aspekt in unserem Programm
berücksichtigen.
Zeit des Fastens erleichtern
Unsere Abende beginnen jeweils
mit einer Rückbesinnung auf den
vergangenen Tag und geben einen
Miteinander fasten im Haus Gutenberg ab Freitag 31. März 2000.
Impuls zum seelischen und körper
lichen Wohlergehen.
Mehr als sonst sollten Sie sich et
was Zeit für sich nehmen: sich etwas
zu erholen an der frischen Luft, sich
gelegentlich hinlegen und abschal
ten, meditieren, malen oder im Ta
gebuch schreiben.
In dieser Zeit sollten Sie sich von
unnötigen beruflichen Verpflich
tungen befreien. Wir erwarten auch,
dass Sie an den abendlichen Aus
sprache- und Impulsrunden dabei
sind. Hilfen,'die die Fastenbegleiter
Manfred Wilhelmi und P. Ludwig
Zink Ihnen bieten, sind: Informatio
nen über das, was im Körper und in
der Seele beim Fasten geschieht;Im-
pulse und Anregungen, dass Sie die
se Zeit als eine «besondere» Zeit in
Ihrem Jahreskreis erleben.
Fastenwoche auf einen Blick
Freitag, 31. März bis Freitag, 7.
April 2000, jeweils von 19.30 Uhr bis
21.30 Uhr
Freitag, 31. März:
Besinnlicher Einstieg, dann Infos,
was es beim Fasten zu beachten gilt.
Samstag, 1. April:
Erfahrungsaustausch - Übungen
zum körperlichen Wohlbefinden
und Einführung in den provokati-
ven Humor.
Sonntag, 2. April:
Erfahrungsaustausch und ge
meinsamer Gottesdienst.
Montag, 3. April:
Erfahrungsaustausch - Tiefen
entspannung und meditative
Tänze.
Dienstag, 4. April:
Erfahrungsaustausch - Ein
führung in die Meditation - Tiefen
entspannung.
Mittwoch, 5. April:
Erfahrungsaustausch -Tiefenent
spannung und Träume.
Donnerstag, 6. April:
Erfahrungsaustausch - Fasten
brechen - Aufbautage.
Freitag, 7. April:
Erfahrungsaustausch - Ernäh
rung nach dem Fasten, neuer
Lebensstil und besinnlicher Aus
klang.
Weitere Informationen beim
Sekretariat des Hauses Gutenberg
in Balzers, Telefon: 388 II 33, An
meldung bis 17. März.