Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)

pp/Journal 
AZ FL-9494 Schaan 
ßiecbtettfteirat 
Montag, 
. Februar 2000/ Fr. 1.- 
Amtliches Publikationsorgan ■ 122. Jahrgang, Nr. 41 
VBauHDisüDosnaimz 
M O NTAG 
BND erhebt neue 
Vorwürfe 
VADUZ: Der deutsche Bundesnachrichten 
dienst .(BND) soll gemäss Nachrichtenmagazin 
«Focus» von heute neue Vorwürfe gegen unser 
Land erheben. Demnach soll der Kauf von Mas 
senvernichtungswaffen für den Irak über Liech 
tenstein finanziert worden sein. Zudem hätten 
mehrere Informanten engste Verbindungen 
zwischen Mafiosi und Treuhändern bestätigt. 
Zudem würden Liechtenstein ab Herbst emp 
findliche Massnahmen drohen. Seite 3 
Wird Liechtenstein ein 
Strahlendorf? 
VADUZ: Derzeit durchstreift ein Tross von 20 
Technikern, Ingenieuren und Bauleuten unser 
Land. Sie halten Ausschau nach Objekten, die in 
den Himmel ragen: Industriebauten, Futtersilos, 
Leuchtmasten, Kirchentürme usw. Was die Her 
ren suchen, sind Antennenstandorte fUrdie Mo- 
bilfunktelefonie. An 35 Standorten in allen Ge 
meinden Liechtensteins sollen Antennen bis zu 
50 Metern Höhe aufgepflanzt werden, vorzugs 
weise auf öffentlichen Bauten, in Industriezo 
nen, auf Sportplätzen und an Verkehrswegen, 
aber auch in unmittelbarer Nähe zu Wohnbau 
ten. Die Freie Liste nimmt Stellung. Seite 3 
Fasnachtsbälle gut 
besucht 
SCHAAN/ESCHEN/GAMPRIN: So langsam 
kommt die Fasnacht bei uns richtig in Fahrt. Am 
Wochenende fanden im Land drei Maskenbälle 
statt, überall waren die Säle zum Bersten voll. 
«Auf in den wilden Westen!» hiess es am 
Samstagnachmittag im Schaaner Rathaussaal. 
Die Narrenzunft Schaan lud zum traditionel 
len Kindermaskenball. Der Maskenball der 
Feuerwehr Eschen war ebenfalls ein voller Er 
folg, und am Sonntagnachmittag lud die Busch 
Narra Zunft in Gamprin zum grossen Kinder 
maskenball. Seiten 5 und 7 
Stephan Kunz guter 11. 
LANGLAUF: Rund 
57 km lang gehörte 
Stephan Kunz (Bild) 
in der Transjurassien- 
ne der Spitzengruppe 
an. Dann erhielt der 
Triesenberger einen 
Schlag vom Hammer 
mann, der ihn letzt 
lich auf den 11. Rang 
zurückwarf. In der 
Weltcup-Zwischen- 
wertung belegt Kunz 
aber noch immer den 
ausgezeichneten 5. 
Rang. Johann Mühlegg hat im französischen Ju 
ra zum dritten Mal nach 1995 und 1998 den zum 
Weltcup zählenden Bewerb für sich entschie 
den. Der gebürtige Deutsche, der seit letztem 
Jahr den spanischen Pass besitzt, benötigte für 
die 72 km von Lamoura nach Mouthe 3:12:15 
Stunden und distanzierte bei seinem Start-Ziel- 
Sieg den zweitplatzierten Peer Elofsson (Sd) 
um Uber vier Minuten. Seite 11 
Grossdemonstration 
in Wien 
WIEN: Mehr als 150 000 Menschen haben am 
Samstag in Wien gegen die neue rechtskonser 
vative österreichische Regiefung demonstriert. 
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen ORF 
sprach von der «grössten Demonstration gegen 
eine Regierung seit dem Krieg». «Die Protest 
welle hat eindeutig ihren Höhepunkt erlebt. 
Mehr lässt sich nicht auf die Beine stellen», 
schrieb der «Kurier» am Sonntag. Seite 19 
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CSS erklärt Rückzug 
Nun ist es definitiv: Die CSS wird Liechtenstein am 31- März verlassen 
Was lange vermutet wurde, ist 
nun definitiv: Die Kranken 
kasse CSS wird am 3i. März 
Liechtenstein den Rücken 
kehren. Dies hat der Mitglie 
derrat der CSS am Samstag be 
schlossen. Zudem übt die CSS 
in ihrer Pressemitteilung hefti 
ge Kritik am neuen Kranken 
versicherungsgesetz unseres 
Landes. Die 8500 Versicherten, 
so die CSS, würden ohne Ein 
schränkungen in die Concor- 
dia überführt. 
Alexander Batliner 
Das neue Krankenversicherungs 
gesetz hat einen ersten negativen 
Höhepunkt: Die CSS wird auf den 
31. März 2000 Liechtenstein den 
Rücken kehren und ihre Filiale in 
Vaduz schliessen. Die Gründe, wel 
che die CSS nennt, bedeuten zu 
gleich eine heftige Kritik am neuen 
Gesetz. Die CSS betont: «Das neue 
Gesundheitsgesetz des Fürsten 
tums Liechtenstein, das per 1. April 
2000 in Kraft tritt, unterscheidet 
sich in wesentlichen Punkten so 
wohl vom bisherigen Gesundheits 
gesetz des Fürstentums als auch 
vom schweizerischen Krankenver 
sicherungsgesetz. Den Kranken 
versicherern weist das neue Gesetz 
eine ganz andere Funktion zu als 
bisher. Sie werden nur noch Zahl 
stellen des Gesundheitswesens sein 
und verlieren ihren Einfluss auf die 
Entwicklung der Gesundheitskos 
ten. Die Umsetzung des neuen 
Gesetzes hätte beträchtliche Mehr 
aufwendungen in den Bereichen 
Produkte, Sachmittel, Führung, 
Schulung, Controlling, Rechnungs 
wesen und Informatik-Lösungen 
Die 8500*Versicherten der CSS werden ab 1. April eine neue Krankenkasse 
braucheiLDie CSS erklärte auf dieses Datum hin ihren Rückzug aus Liech 
tenstein ' (Archivbild) 
zur Folge. Dies würde unweigerlich 
zu hohen Prämiensteigerungen in 
Liechtenstein führen. Die CSS hat 
im Rahden, des Gesetzgebungs- 
pcozessesitf.-Fürstentum Liechten 
stein erfolglos-: auf die kritischen 
Folgen für die CSS und ihre Versi 
cherten hingewiesen. Eine Quer- 
subventiön , der hohen Durch- 
führungskosten durch die Schwei 
zer Versicherten kommt für die 
CSS nicht in Frage.» 
' <•'' 
Concordia erbt 
Alle Versicherten der CSS wer 
den ohne Einschränkungen, so die 
CSS, per'l. (April in die Concordia 
überführt. Den (Kunden der CSS 
wi\rde aberauclj die Wahl bleiben, 
entweder zur LKK oder zur Frei 
willigen Krankenkasse Balzers 
(FKB) zu wechseln. Die CSS führt 
aus: «Alle Versicherten der CSS 
werden ohne Einschränkungen 
per 1. April in die Concordia über 
führt. Sie ist bereit, die CSS-Versi 
cherten unter Anrechnung der 
Mitgliedschaftsjahre und mit Ge 
währung der vollen Freizügigkeit 
in die Grund- und Zusatzversiche 
rungen aufzunehmen. Die CSS- 
Versicherten haben Wahlfreiheit. 
Wer mit einem Übertritt zur Con 
cordia nicht einverstanden ist, 
kann auch zur LKK oder zur FKB 
wechseln. Die Versicherten müs 
sen lediglich ein ihnen zugestelltes 
Formular ausfüllen, alle weiteren 
Schritte leitet die CSS in die Wege. 
Aus der Aufgabe der Geschäfts 
tätigkeit zieht die CSS keine finan 
ziellen Vorteile. Sie gibt sämtliche 
Reserven im Fürstentum Liech 
tenstein im Verhältnis der Anzahl 
Übertritte an die neuen Versiche 
rer ab.» 
Fürst kündigt Milliardenklage an 
Staatsoberhaupt verklagt Deutschland 
Der Fürst von Liechtenstein hat 
eine Milliarden-Klage gegen die 
Bundesrepublik Deutschland an 
gekündigt. Hans-Adam II. verlangt 
Schadenersatz für seine konfiszier 
ten Besitzungen in Böhmen und 
Mähren, die von Prag zur Zahlung 
von deutschen Kriegsschulden ver 
rechnet worden waren. «Es bleibt 
uns nichts anderes übrig als zu 
klagen», sagte der Fürst in einem 
Gespräch mit der Deutschen Presse 
agentur. «Wir haben versucht, das 
in einem Gespräch mit Deutschland 
zu regeln. Das ist leider nicht zu 
Stande gekommen.» Nach Angaben 
des Fürsten handelt es sich mindes 
tens um dreistellige Millionenbe 
träge, wahrscheinlich eher Milliar 
denbeträge. Die Klage soll in den 
nächsten Monaten vor dem Interna 
tionalen Gerichtshof eingereicht 
werden. Die Tschechoslowakei hatte 
nach dem Zweiten Weltkrieg rund 
1600 Quadratkilometer Land mit 
Schlössern, Gütern, Weinbergen 
und Parks, die dem Fürsten von 
Liechtenstein gehörten, als deut 
schen Besitz konfisziert. Der Pro 
test des Fürsten blieb unbeachtet. 
Familien-Extra 
Günstige 
Familienferien 
Was darf es 'maximal kosten? 
Das ist die Frage,die für viele Fa 
milien mit nur einem Einkom 
men entscheidend ist. Seite 10 
Kommentar 
Nun ist es also so weit: Die CSS 
verlässt unser Land. Diese 
Ankündigung ist keine Überra 
schung und war CSS-intern nur 
noch Formsache. Damit werden 
die 8500 Versicherten der CSS zur 
Concordia wechseln - es sei denn, 
ein Versicherter äussert explizit, 
dass er nicht zur Concordia 
möchte. Die Brisanz dieser Nach 
richt liegt nicht in der Ankündi 
gung des Rückzugs, der ja von al 
len erwartet wurde. Die Brisanz 
der Ankündigung liegt vielmehr 
in der Begründung und in den 
Folgen des Rückzugs. Dies be 
sonders, wenn man die Aussagen 
der CSS mit jenen des Regierungs 
chefs im Volksblatt-Interview 
vom 4. Februar vergleicht. Da tun 
sich nämlich Widersprüche auf. 
Brisante 
Begründung 
Der Regierungschef betonte da 
mals in Bezug auf den VU- Partei 
präsidenten Oswald Kranz, der 
auch ein hochrangiger Angestellter 
der Concordia ist: «Ich weiss auch, 
dass Herr Kranz daran interessiert 
ist, die 8500 Versicherten der CSS 
vernünftig aufzuteilen.» Da VU- 
Parteipräsident Oswald Kranz die 
Aufgabe übernahm, die 8500 Ver 
sicherten der CSS aufzuteilen, stellt 
sich die Frage: Sieht eine vernünfti 
ge Aufteilung also so aus, dass alle 
8500 Versicherten zur Concordia 
und somit zu Oswald Kranz wech 
seln, es sei denn, man betont expli 
zit, dass man dies nicht wolle? 
Die Begründung der CSS wirft 
zudem einige Fragen im Zusam 
menhang mit dem neuen Kran 
kenversicherungsgesetz, also der 
Gesundheitsreform der Regie 
rung auf. Die CSS führt in ihrer 
Begründung aus: «Die CSS hat 
im Rahmen des Gesetzgebungs 
prozesses im Fürstentum Liech 
tenstein erfolglos auf die kriti 
schen Folgen für die CSS und 
ihre Versicherten hingewiesen.» 
Der Regierungschef betonte am 
4. Februar im Volksblatt: «Als wir 
die Reform diskutierten, habe ich 
mir keine grossen Gedanken ge 
macht, welche Auswirkungen das 
neue KVG auf ausländische Ver 
sicherungen hat.» Wie kann sich 
der Regierungschef keine Gedan 
ken zu den Folgen machen, wenn 
die CSS auf die Folgen hingewie 
sen hat? Hier stellt sich die Frage: 
Wer spricht die Unwahrheit? 
Wenn die CSS die Wahrheit äus 
sert, bedeutet dies, dass die Regie 
rung bewusst in Kauf nahm, dass 
die CSS und andere ausländische 
Krankenkassen unser Land ver 
lassen. Die Regierung prokla 
miert immer wieder, dass sie in al 
len Bereichen einen Markt spielen 
lassen möchte. Das hebst: Die Po 
litik der Regierung im Gesund 
heitswesen widerspricht der 
grundlegenden Ausrichtung der 
Regierungspolitik. Im Gesund 
heitswesen hat sie nämlich den 
Markt vernichtet. Es stellt sich nun 
die Frage nach dem Warum. 
Könnte die Antwort etwas mit der 
Concordia und mitVU-Parteiprä- 
sident Oswald Kranz zu tun ha 
ben? Alexander Batliner
	        

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