Volltext: Liechtensteiner Volksblatt (2000)


Liechtensteiner Volksblatt 
Ausland 
Donnerstag, 17. Februar 2000 31 
Nachrichten 
Kampf gegen 
Rassismus im Internet 
GENF: Der Rassismus im Internet soll mit ei 
nem internationalen Verhaltenskodex 
bekämpft werden. Dies schlug der Schweizer 
Jurist David Rosenthal am Mittwoch an einem 
Expertentreffen der UNO zum Thema Internet 
und Rassismus in Genf vor. UNO-Menschen- 
rechtskommissarin Mary Robinson verlangte 
einen besseren Zugang zu Gerichten für Rassis 
mus-Opfer. Sie schlug zudem ein Inventar rassi 
stischer Organisationen und Personen vor. Der 
Verhaltenskodex müsse weltweit von allen In 
ternet-Anbietern und Telekommunikationsfir 
men eingehalten werden, forderte Rosenthal 
am dreitägigen UNO-Treffen in der Rhone 
stadt. Eines der Hauptprobleme sei die grosszü- 
gige Interpretation der Meinungsfreiheit in den 
USA bezüglich des Internets. Rosenthal schlug 
in seinem Bericht vor, die Konzernchefs ameri 
kanischer Internet-Provider vor europäischen 
Gerichten anzuklagen. Diese könnten zwar we 
gen der Straflosigkeit im US-Recht nicht ge 
zwungen werden, vor Gericht zu erscheinen. 
Die US-Firmen müssen jedoch bei solchen An 
klagen in Europa einen massiven Image-Scha 
den befürchten. 
Krisengespräche 
abgebrochen 
LONDON: Die Krisengespräche der britischen 
Regierung über die Rettung des Friedenspro 
zesses in Nordirland sind am Mittwochabend in 
London ohne Ergebnis abgebrochen worden. 
Der britische Premierminister Tony Blair 
sprach anschliessend von einem «Rückschlag». 
Neustart für die CDU 
Blair forderte die nordirische Untergrundorga 
nisation IRA auf, in der Frage der Waffenüber 
gabe «Klarheit» zu schaffen. «Ich kann einfach 
nicht glauben, dass wir, nach allem was bisher 
erreicht wurde, diese Chance aus den Fingern 
gleiten lassen», sagte Blair. Zuvor hatte Sinn 
Fein-Präsident Gerry Adams mitgeteilt, Blair 
habe es strikt abgelehnt, die am vergangenen 
Freitag suspendierten Nordirland-Institutionen 
wieder einzusetzen. Auch eine neue Verabre 
dung zu Gesprächen über die Rettung des Frie 
densprozesses habe es nicht gegeben. An den 
zweistündigen Gesprächen hatten auch der iri 
sche Ministerpräsident Bertie Ahern und der 
Vorsitzende der nordirischen sozialdemokrati 
schen SDLP, John Hume, teilgenommen. 

REKLAME 
UCMtlMHMM 
Lebensrettende Sofortmassnahmen 
Diese Kenntnisse sind ein Muss für alle an 
gehenden Autofahrer und alle, die für den Not 
fall gewappnet sein wollen. 
Sie wollen Ihre Kenntnisse in der Nothilfe 
erweitern und sind interessiert an der 
Herz-Lungen-Wiederbelebung? 
Der Verband Liechtensteiner Samaritervereine 
VLS bietet Ihnen im März 2000 folgende Kurse an: 
Herz-Lungen-Wiederbelebung 
Repetitionskurs CPRR 
02. März 2000 -1 Abend (DO), CHF 50,— 
Samariterheim Exerzierplatz 1, Vaduz 
Kursleitung: Helen Nigg 
Anmeldung: Helen Nigg, 232 53 02 
Samariterverein Vaduz 
Herz-Lungen-Wiederbelebung Grundkurs CPR 
13. März 2000 (2-3 Abende Mo/Do/Mo), CHF 90,— 
Samariterheim Exerzierplatz 1, Vaduz 
Kursleitung: Helen Nigg 
Anmeldung: Helen Nigg, 232 53 02 
Samariterverein Vaduz 
Nothilfekurs NHK 
14. März 2000 (5 Abende Di/Do), (CHF 100,—) 
Mehrzweckgebäude Balzers 
Kursleitung: Luzia Vogt 
Anmeldung: Luzia Vogt, 384 25 85 
Samariterverein Balzers 
Krisenmanager Wolfgang Schäuble wurde fallengelassen 
BERLIN: Gegen Helmut 
Kohl, den Vater der Spenden 
affäre, hatte die CDU nicht re 
belliert. Den Krisenmanager 
Wolfgang Schäuble liess sie 
nun fallen. Vierzehn Wochen 
lang hatte die Union versucht, 
zunächst ohne grosse personel 
le Veränderung aus der Krise 
zu kommen. 
Susanne Höll 
Vergeblich, wie nun alle in der CDU 
unisono klagen. «Das Elend kann so 
nicht weitergehen», beschrieb der 
zur NRW-Putsch-Truppe gezählte 
CDU-Abgeordnete Norbert Rött 
gen die Lage. Und redet wie alle 
vom Neuanfang. Doch damit tut 
sich die CDU weiterhin schwer-sie 
tritt erst einmal nicht aufs Gaspe 
dal, sondern schleppt sich hin zum 
Neustart. 
Zwar ist mit Friedrich Merz ein 
frisches Gesicht an der Spitze der 
Unionsfraktion in Sicht. Bei der 
Partei ist das aber anders. Glaubt 
man CDU-Insidern, hat der Old- 
timer und thüringische Ministerprä 
sident Bernhard Vogel inzwischen 
gute Chancen, Schäuble an der 
Parteispitze abzulösen - zumindest 
vorübergehend. 
Kommt Angela Merkel? 
Vogel ist 67, ein Jahrzehnt älter 
als Schäuble, und gilt trotz aller sei 
ner Verdienste intern nicht als Ga 
rant für frischen Wind. Dass er als 
Übergangskandidat im Gespräch 
ist, hat er vor allem Angela Merkel 
Nach 14 Wochen Krisenmanagement räumt nun der CD U-Parteivorsitzende 
Wolfgang Schäuble das Feld. (Bild: Keystone) 
zu verdanken, der Frau, die bei 
manchen CDU-Mitgliedern derzeit 
als der einzige «Mann» in der 
Führungstruppe und als ideale Par 
teichefin gilt. 
«Merkel wäre die perfekte Vorsit 
zende», sagt einer von ihnen. Doch 
viele, insbesondere in der West- 
CDU und der Schwesterpartei in 
Bayern,sehen das anders. Im «Män 
ner-Kader CSU» sorge die Vorstel 
lung einer Ost-Frau an der CDU- 
Spitze für Schauer, ebenso wie in 
vielen westdeutschen CDU-Lan- 
desverbänden, heisst es. 
Und so kommen selbst Merkel- 
Befürworter zu dem Schluss, dass 
eine Übergangszeit unter Vogel der 
Partei und auch die politische Zu 
kunft der heutigen Generalse 
kretärin durchaus zuträglich sein 
könnten. Denn neuen Ärger in den 
eigenen Reihen braucht die CDU 
derzeit ebenso wenig wie Streit mit 
der CSU. 
CSU nicht begeistert 
Die CSU ist vom Putsch gegen 
Schäuble ohnehin nicht sonderlich 
begeistert. Ex-Gesundheitsminister 
Horst Seehofer (CSU) stand nach 
der nächtlichen Krisensitzung Fas 
sungslosigkeit im Gesicht geschrie 
ben. «Mir hat's die Sprache ver 
schlagen», bekannte er. 
Mit einem Neuanfang tut sich 
auch die Hessen-CDU schwer. De 
ren angeschlagener Landeschef und 
Ministerpräsident Roland Koch 
hält trotz allen Drucks der FDP 
auch nach dem Schäuble-Rückzug 
an seinem Regierungsposten fest. 
Zwar legt ihm mancher auch aus 
den eigenen Reihen inzwischen na 
he, dem Beispiel Schäubles zu fol 
gen. Doch Koch gab sich trotzig: 
«Ich denke, so alt bin ich noch 
nicht», sagte er auf die Frage, ob 
Schäubles Forderung nach einem 
personellen Neuanfang auch auf ihn 
zurückschlage. 
Neuanfang erschwert 
Auf Bundes- aber auch auf Län 
derebene werden die finanziellen 
Folgen des Spendenskandals der 
CDU einen Neuanfang erschweren. 
Selbst wenn die Gerichte zu dem 
Schluss kommen sollten, dass die 
CDU die 41-Millionen-Mark-Busse 
nicht zahlen muss, stehen der Partei 
wegen der schwarzen Kassen noch 
Strafrechnungen in Höhe von bis zu 
mehr als 30 Millionen Mark ins 
Haus. 
Ohne Geld lässt sich schwer 
Wahlkampf machen - und bei man 
chen Landesverbänden herrscht 
Unmut, dass man jetzt vermutlich 
für Fehlverhalten alter CDU-Gran 
den wie Kohl und Ex-Innenminister 
Manfred Kanther zur Kasse gebe 
ten wird. 
Tauwetter abwischen den Grossmächten 
Russland und NATO nehmen Beziehungen wieder auf 
MOSKAU: Russland und die NA 
TO haben sich auf eine Wiederauf 
nahme ihrer seit Monaten eingefro 
renen Beziehungen geeinigt. Beide 
Seiten würden sich als strategische 
Partner betrachten, welche die Si 
cherheit in Europa und der Welt ga 
rantierten. 
Das erklärte der russische Aussen- 
minister Igor Iwanow am Mittwoch 
nach einer Unterredung zwischen 
NATO-Generalsekretär George 
Robertson und dem amtierenden 
russischen Präsidenten Wladimir 
Putin in Moskau. 
«Die Vertrauenskrise zwischen 
Russland und der NATO ist über 
wunden», zitierte die Nachrichten 
agentur ;Interfax Iwanow. Zugleich 
erneuerte Robertson jedoch die 
Kritik der NATO an Russlands 
Kriegsführung in Tschetschenien. 
In einer gemeinsamen Erklärung 
zeigten sich Moskau und die NATO 
bereit, das Statut der Vereinten Na 
tionen und internationales Recht 
sowie die Helsinki-Schlussakte der 
OSZE) einzuhalten. Der Text des 
Dokuments war umstritten, da Mos 
kau von der NATO ein Eingeständ 
nis wollte, mit den Luftangriffen ge 
gen Jugoslawien gegen die UNO- 
Charta Verstössen zu haben. 
Zudem vereinbarten beide Seiten 
die weitere Zusammenarbeit in der 
Kosovo-Friedenstruppe KFOR. 
Robertson und Iwanow erklärten, 
sie wollten das Vertrauen zwischen 
Russland und der NATO besonders 
durch die Zusammenarbeit im NA- 
TO-Russland-Rat stärken, in dem 
Vertreter Russlands und der einzel 
nen NATO-Länder vertreten sind. 
Robertson sagte, er habe fünf 
Stunden lang sehr offene Ge 
spräche geführt. Sein Besuch in 
Moskau, der erste seit seinem Amts 
antritt im Oktober, könne als Wen 
depunkt gesehen werden. Man habe 
sich von Dauerfrost auf weicheren 
Boden fortbewegt. 
Bitte um Vergebung 
Besuch des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau in Israel 
JERUSALEM: In einer histori 
schen Rede hat der deutsche Bun 
despräsident Johannes Rau am 
Mittwoch vor der Knesset um Ver 
gebung für die Verbrechen der Na 
tionalsozialisten gebeten. Sein Be 
such stiess in Israel auf grosse Auf 
merksamkeit. 
«Ich bitte um Vergebung für das, 
was Deutsche getan haben, für mich 
und meine Generation, um unserer 
Kinder und Kindeskinder willen, 
deren Zukunft ich an der Seite der 
Kinder Israels sehen möchte», sagte 
er auf Deutsch. Es war das erste 
Mal, das sich ein deutsches Staats 
oberhaupt an die Abgeordneten im 
israelischen Parlament wandte. 
«Im Angesicht des Volkes Israel 
verneige ich mich in Demut vor den 
Ermordeten, die keine Gräber ha 
ben, an denen ich sie um Vergebung 
bitten könnte», sagte Rau, der am 
Dienstag im Rahmen einer elftägi 
gen Nahostreise zu einem Staatsbe 
such nach Israel gekommen war. 
Die nachfolgende Generation 
mahnte er, die Erinnerung zu be 
wahren. 

Der deutsche Bundestagspräsident Johannes Rau (links) bei seiner Rede in 
der Knesset. In der Mitte der Parlamentssprecher Avraham Burg und rechts 
Israels Präsident Ezar Weizmann. (Bild: Keystone) 
Die Einladung, als erster deut 
scher Präsident vor der Knesset zu 
sprechen, erfülle ihn mit Dankbar 
keit, sagte Rau. Sein Auftritt vor der 
Knesset und die auf Deutsch gehal 
tene Rede lösten aber auch einige 
Kritik aus. Danny Naveh vom oppo 
sitionellen Likud sagte: «In unserer 
Generation ist noch nicht der Zeit 
punkt gekommen, auf dem Redner 
pult der Knesset Deutsch zu spre 
chen». 
Bei der Rede Raus waren etwa 
zwei Drittel der Knesset-Abgeord 
neten im Sitzungssaal. Damit sei das 
Parlamentsplenum normal besetzt 
gewesen, hiess von israelischer Sei 
te anschliessend. 
Gehirnzellen 
geschädigt 
i MADJRID: Chiles Ex-Diktator j 
, AugüsiöiPinochet leidet angeb-' 
UchMier einer fortschreitenden; 
Schäfcjpihg der „ Gehirnzeljen. < 
Pas|]Eiinner^mgsy<jn)jÖgettiaes | 
84-JiÜrigen sei stark beeinträch- < 
1 tigt^.berichteten;$panjdcheMedi- „ 
. eri^lDie spahib^en^ZeituQgqn < 
«A?C» und «Et \fimdo»atier-;j 
ten.am.Mittwoch in^Äuszttfcerif! 
aus dem bislang streng geheimen'' 
^Gutachten, das medizinische Ex- - 
j 1 ; perten in London erstellt hatten. 
'iPinochet könne kompliziertere; 
; Sätze, und Fragen nicht verste- i 
i'-hen. Seine FähigkeiMich ver- ' 
ständlich auszudrücken sei be-, 
; eintxächtigt, ; Auf Grund seines' 
, Geisteszustandes' sej ^Pinochet 
■ nicht in der Lage, an eiriera'Ge- ( 
,richt$£row»j, teilziMiehtueng^ ' 
* Gutachtenimtertejl^ftn^ra^ 
gesundheitlichen Pirobleme in 
; geistige und.körperliche Belan- j 
^ gemein physischer Zj^tandwür- < 
de es ihm zwär im Augenblick er-' 
mögliglm, an einem solchen ^ 
. Verfahreitteilzunehmen. Es sei 
1 • abetlMnut ^sich ; 
i.di^mit.^ii^^nder BeliuM 
berichteten {
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.